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Veröffentlicht am 19.10.2023

Enttäuschend

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
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Nachdem die alleinstehende Florence Butterfield einen Unfall erleidet und an den Rollstuhl gefesselt ist, wird klar, dass sie nicht mehr alleine in ihrem Cottage wohnen kann. Ihre Suche nach einer geeigneten ...

Nachdem die alleinstehende Florence Butterfield einen Unfall erleidet und an den Rollstuhl gefesselt ist, wird klar, dass sie nicht mehr alleine in ihrem Cottage wohnen kann. Ihre Suche nach einer geeigneten Seniorenresidenz ist schließlich erfolgreich. Babbington Hall ähnelt eher einem Herrenhaus mit seinem großen, verwinkelten Garten voller Obstbäume und Wildblumen als einem Altersheim. Hier fühlt sich Florence unglaublich wohl. Doch ihr Glück wird sehr schnell getrübt: Zuerst erleidet ein Bewohner der Seniorenresidenz einen tödlichen Unfall, kurz darauf stürzt Ranata, die Leiterin des Heims, aus dem Fenster. Florence glaubt nicht an einen tragischen Unfall und stellt Nachforschungen an, die sie immer näher an die Wahrheit bringen…

Die Autorin Susan Fletcher war mir bereits durch ihren Vorgängerroman „Das Geheimnis von Shadowbrook“ bekannt und so war ich sehr gespannt auf ihren neuesten Roman, bei dem das Cover als auch der Klappentext mich gleichermaßen angesprochen haben. Doch so sehr ich „Das Geheimnis von Shadowbrook“ mochte, so sehr war ich von „Florence Butterfield und die Nachtschwalbe“ enttäuscht. Während der Vorgängerroman geheimnisvoll, spannend und voller unerwarteter Wendungen war, plätschert die Geschichte des gegenwärtigen Romans gemächlich vor sich hin. Während das Geschehen in „Das Geheimnis von Shadowbrook“ glaubwürdig und schlüssig ist, sind die Handlung und die Begebenheiten in „Florence Butterfield und die Nachtschwalbe“ ziemlich weltfremd, naiv und unglaubwürdig. Während die Figuren in „Das Geheimnis von Shadowbrook“ interessant, vielschichtig und originell waren, sind die Figuren in „Florence Butterfield und die Nachtschwalbe“ uninspiriert, einfältig und flach. In gewisser Weise ist die Auflösung des Kriminalfalls in dem Roman nachvollziehbar, aber die Charaktere, ihr Innenleben und das Romangeschehen haben schon derartig an meinen Nerven gezogen, dass ich einfach nur froh war, den Roman beendet zu haben. So sehr ich gewillt war, den neuesten Roman von Susan Fletcher zu mögen – leider war mir dies nicht möglich. Von Susan Fletchers Gabe, eine Geschichte geheimnisvoll und spannend bis zum Ende erzählen zu können, ist hier leider nichts zu spüren.

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Veröffentlicht am 17.03.2023

Die Miniaturistin

Das Haus an der Herengracht
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„Thea hält in der einen Hand die Puppe von Walter, in der anderen das glänzende Haus. Ein Leben lang ist sie in dieser Stadt angestarrt worden, aber einen Spiegel hat es nie gegeben. Die Amsterdamer gaffen ...

„Thea hält in der einen Hand die Puppe von Walter, in der anderen das glänzende Haus. Ein Leben lang ist sie in dieser Stadt angestarrt worden, aber einen Spiegel hat es nie gegeben. Die Amsterdamer gaffen Thea so lange an, bis sie sich als alles Mögliche, nur nicht als das fühlt, was sie wirklich ist. Aber mit der Aufmerksamkeit, die ihr in Gestalt dieser Miniaturen zuteilwird, verhält es sich anders: Sie gilt tatsächlich ihr, sie bestätigt sie in ihrem Wesen. Es fühlt sich so an, wie Rebecca sagte: als betrachte Thea sich in einem Spiegel.“

Thea ist gerade achtzehn Jahre alt geworden. Sie ist mündig und braucht in Zukunft ihr Verhältnis zu dem Kulissenmaler des Amsterdamer Theaters nicht mehr geheim zu halten. Doch nachdem ihr Vater seine Anstellung verliert, wird es immer schwerer für sie, Otto, ihre Tante und Cornelia, die Köchin. Sie müssen immer mehr vom Mobiliar verkaufen, um über die Runden zu kommen. Dass das nicht lange so weiter gehen kann, ist allen Familienmitgliedern klar. Tante Nella sieht den einzigen Ausweg darin, Thea mit einem reichen Mann zu verheiraten. Auf einem Ball gelingt es ihr, den richtigen Kandidaten an Land zu ziehen. Doch Thea weigert sich hartnäckig gegen eine arrangierte Heirat. Sie möchte aus Liebe heiraten. Als sie eines Tages auf der Treppe vor der Haustür eine Miniaturfigur von Walter findet, fühlt sie sich in ihrem Wunsch bestärkt. Doch warum ist seine Farbpalette leer und nur auf dem Pinsel, den er in der Hand hält, ist leuchtendes Rot zu sehen? Und was haben das goldene Miniaturhaus und die kleine Ananas zu bedeuten, die sie wenig später ebenfalls auf der Treppe findet? Langsam beginnt Thea zu ahnen, dass die Miniaturistin, von der Tante Nella auch einst Minaturen erhielt, hinter den Figuren steckt und dass sie ihr etwas mitzuteilen versucht. Nachdem Thea eine schockierende Erfahrung macht, fällt sie eine folgenschwere Entscheidung.

Jessie Burton war mir bereits mit ihren Romanen „Das Geheimnis der Muse“ und „Die Geheimnisse meiner Mutter“ bekannt, die mir beide recht gut gefallen haben. Mit ihrem neuesten Roman „Das Haus an der Herengracht“ konnte sie mich dagegen überhaupt nicht überzeugen. Die Geschichte ist vorhersehbar und weist eindimensionale, wenig überzeugende Figuren auf. Sie ist in Amsterdam um 1705 angesiedelt und bietet bis auf die Beschreibung der Kleidung, der Hausausstattung und des Alltags einer Köchin kaum Lokalkolorit und historische Authentizität. Thea strebt wie selbstverständlich die Liebesheirat an, die zu dieser Zeit noch nicht einmal ein Begriff war, und auch viele andere Begebenheiten wirken wie aus der Zeit herausgefallen. Die Gespräche und Gedanken der Figuren weisen in keinster Weise auf die Zeit, in der die Geschichte angesiedelt ist, vielmehr scheinen sie aus unserer heutigen Zeit zu kommen. Ganz besonders auf die Nerven ging mir die Figur der Tante Nella: Stets wollte sie entweder etwas zerschmettern oder in Stücke reißen – als ob man als Schriftsteller*in die Gefühle der Romanfiguren nicht auch anders zum Ausdruck bringen kann! Und das einzige Geheimnis, das den Roman ein wenig Leben einhaucht, das Geheimnis um die Miniaturistin, wird nicht aufgeklärt. „Das Haus an der Herengracht“ war alles andere als eine angenehme Lektüre für mich, ich habe mich durch das Buch geradezu gequält. Eine Leseempfehlung gibt es somit von meiner Seite nicht, viel eher die Erkenntnis, dass das Werk eines Autors oder einer Autorin mit dem Alter nicht unbedingt klüger und weiser werden muss. Nein, es kann auch das Gegenteil der Fall sein.

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Veröffentlicht am 23.02.2022

Ein dilettantisches Werk

Das verschlossene Zimmer
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Wir schreiben das Jahr 1939. Marie wohnt, seit sie denken kann, alleine mit ihrem Vater – einem angesehenen Arzt – in Krakau. An ihre Mutter erinnert sie sich kaum noch. Angeblich ging sie fort, als Marie ...

Wir schreiben das Jahr 1939. Marie wohnt, seit sie denken kann, alleine mit ihrem Vater – einem angesehenen Arzt – in Krakau. An ihre Mutter erinnert sie sich kaum noch. Angeblich ging sie fort, als Marie zwei Jahre alt war. Allen Fragen geht der Vater stets aus dem Weg, nicht einmal den Namen ihrer Mutter kennt Marie. Doch nun mit siebzehn Jahren will sie sich nicht mehr unterordnen. Marie möchte um jeden Preis ihre Mutter wiederfinden. Sie ahnt nicht, welches große Geheimnis ihres Vaters, es ihr gelingen wird aufzudecken.

Als ich das geheimnisvolle Cover von „Das verschlossene Zimmer“ gesehen und nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, habe ich eine geheimnis- und spannungsvolle Geschichte von der Art her wie Daphne du Mauriers „Rebecca“ erwartet – eine meisterhaft geschriebene Geschichte, die man bis zum Ende mit angehaltenem Atem verfolgt. Leider wurde ich bitterlich enttäuscht. Bereits nach ein paar Seiten war mir klar, dass ich ein dilettantisches Werk vor mir hatte – und dabei sollte ich mich noch durch über 500 Seiten quälen. Ich hatte das Gefühl ein Buch für Kinder zu lesen, denen das nötige Gefühl für Logik und Plausibilität noch fehlt und die den Roman in Folge dessen vielleicht noch mit Interesse verfolgt hätten. „Das verschlossene Zimmer“ ist voller Plattitüden, pseudo-symbolischer Momente, unlogischer oder unglaubwürdiger Situationen. Die Figuren sind überzeichnet und karikaturhaft. Sie reagieren seltsam und führen unzusammenhängende Gespräche. Ihre Aussagen und Stimmungen stehen oftmals im Widerspruch. Auch die beschreibenden Sätze sind oftmals zusammenhanglos miteinander verwoben und ergeben im Rahmen der Geschichte keinen Sinn. Die Autorin bemüht sich zudem gerade zwanghaft darum, den polnischen Geist in ihrem Roman einzufangen. Leider gelingt ihr auch das mehr schlecht als recht. Das Tüpfelchen auf dem i ist hier die Einführung der Figur Karol Wojtyłas. Dabei hat der zukünftige Papst Johannes Paul II. in dieser Geschichte nun wirklich nichts verloren! Auch das Ende ist extrem unglaubwürdig und unbefriedigend. Mein Fazit? „Das verschlossene Zimmer“ ist ein pathetischer und rührseliger Roman. Lasst besser die Finger davon. Es ist schade um eure Zeit.

Einen Punkt vergebe ich dennoch für das schöne Cover und einen weiteren für die redlichen Bemühungen der Autorin.

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Ganz anders als erwartet

Mr. Crane
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Elisabeth, deren eine Gesichtshälfte aufgrund eines Feuerunglücks entstellt ist, arbeitet als Krankenschwester im Tuberkulose-Sanatorium Badenweiler, wo einst Anton Tschechow Patient war. Im Sommer 1900 ...

Elisabeth, deren eine Gesichtshälfte aufgrund eines Feuerunglücks entstellt ist, arbeitet als Krankenschwester im Tuberkulose-Sanatorium Badenweiler, wo einst Anton Tschechow Patient war. Im Sommer 1900 reist ein weiterer prominenter Schriftsteller im fortgeschrittenen Tuberkulosestadium ein: Stephen Crane. Elisabeth, die alle seine Bücher gelesen hat, fühlt eine große Verbundenheit zu dem Patienten, die dieser auch vom ersten Augenblick an erwidert. Acht intensive Tage folgen… Vierzehn Jahre später, Elisabeth ist mittlerweile Oberschwester, wird ein junger Soldat mit schweren Verletzungen in das Sanatorium gebracht. Er soll wieder gesund gepflegt und an die Front geschickt werden. Doch Elisabeth versucht dies um jeden Preis zu verhindern…

Der Roman „Mr. Crane“ kommt in einer edlen Qualität daher: fester Einband mit Lesebändchen, auf dem Schutzumschlag ist ein Bild des Schriftstellers zu sehen, im Hintergrund sieht man das Profil einer Frau. Auch der Klappentext ist vielversprechend und macht neugierig. Ich lese gerne Romane, in denen reale Personen fiktional verarbeitet werden. Leider war der Roman ganz anders als ich erwartet habe. Ich habe intensive Gespräche zwischen Stephen Crane und Elisabeth erwartet. Eine geistige Verbindung wie sie nur zwischen zwei Menschen, die von Leid gezeichnet sind, entstehen kann. Statt dessen spielt sich bei den beiden die Annäherung hauptsächlich auf der körperlichen Ebene ab. Ungeachtet dessen, dass sich Mr. Crane im Endstadium seiner Tuberkulosekrankheit befindet und somit extrem schwach und außerdem auch äußerst ansteckend ist, kopuliert er mit Elisabeth wann er nur kann. Elisabeths Verhalten ist sogar noch unverständlicher und gewissenloser: Sie weiß, dass sie ihn schwächt, rüttelt ihn oftmals aus dem Schlaf, damit er eine seiner Geschichten zu Ende erzählt und ‚päppelt‘ ihn schließlich mit Whiskey und Zigaretten auf, damit er länger bei Bewusstsein bleibt. Ein besonders schlechtes Gewissen scheint sie deswegen nicht zu haben, „im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt“ scheint ihre Devise zu sein. Gegenüber dem Oberarzt wird sie auch noch aufmüpfig, der ihr mit Verständnis begegnet und ihr sogar eine bessere Position anbietet. Sie hätte eigentlich wegen ihrer Unprofessionalität gefeuert werden sollen, stattdessen ist sie ein paar Jahre später Oberkrankenschwester… Ich frage mich, was die Intention des Autors gewesen ist. Zwar hat Mr. Crane ein paar Geschichten aus seinem Leben zum Besten gegeben, aber als Mensch und Schriftsteller ist er mir persönlich nicht näher gekommen. Die ‚Liebesgeschichte‘ zwischen ihm und Elisabeth ging mir weder nah noch fand ich sie in irgendeiner Form überzeugend. Der zweite Erzählstrang ist meiner Meinung nach besser gelungen: Elisabeth rettet ein Menschenleben, als Wiedergutmachung ihrer Schuld Mr. Crane gegenüber (so meine persönliche Interpretation).

Als Fazit halte ich fest, dass es sich bei „Mr. Crane“ um eine abstruse, wenig überzeugende Geschichte handelt, dem der abgehackte Erzählstil und die oftmals aneinander vorbeiredenden Figuren zusätzlich geschadet haben.

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Veröffentlicht am 13.07.2020

Anders als erwartet

Die Perlenfarm
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„So lag ich da, die ganze Nacht, lauschte dem endlosen Echo und begriff, dass Einsamkeit überall gleich ist.“ (S. 201)

Der neue Roman von Liza Marklund kommt in einem farbenfrohen Cover daher. Ein Strand ...

„So lag ich da, die ganze Nacht, lauschte dem endlosen Echo und begriff, dass Einsamkeit überall gleich ist.“ (S. 201)

Der neue Roman von Liza Marklund kommt in einem farbenfrohen Cover daher. Ein Strand mit Palmen und Blick auf das türkisfarbene Meer. In der Ferne sieht man eine kleine, grüne Insel. In großer sandfarbener Schrift prangt der Titel „Die Perlenfarm“ darüber. Der Umschlagseite eines Reisekatalogs sieht es so ähnlich, dass man nicht umhinkann, als sich dahin zu wünschen – wo auch immer dieser äußerst ansprechend aussehende Ort sein soll. Im Klappentext heißt es, dass „die junge Kiona im Paradies lebt“, auf einer Perlenfarm, an deren Küste eines Tages ein Segelboot mit einem verletzten Mann an Bord strandet. „Kiona pflegt ihn gesund und verliebt sich in ihn“, heißt es weiter, bis Erik eines Tages die Insel fluchtartig verlässt und Kiona sich auf die Suche nach ihm begibt. Klingt spannend, nicht wahr? Und was erwartet man bei diesem Cover, Titel und Klappentext? Genau, einen romantischen Abenteuerroman. Den habe ich jedenfalls erwartet und ich denke, es ging den meisten Lesern so. Es kann wohl niemand leugnen, dass genau diese Erwartungshaltung aufgebaut wird. Aber wozu, frage ich mich. In der Vermarktung dieses Buches ist ziemlich viel falsch gelaufen, würde ich sagen. Ein Abenteuerroman mit Liebesgeschichte und nachfolgendem Roadtrip ist es nämlich keineswegs. Am ehesten würde ich „Die Perlenfarm“ als Politthriller bezeichnen. (Der Titel ist im Original allerdings derselbe und das Cover der schwedischen Ausgabe der deutschen sehr ähnlich, der Klappentext ist aber bei weitem nicht so schnulzig wie der von der vorliegenden deutschen Ausgabe, sondern ist viel nüchterner verfasst. Wie man sieht, ist der Fehler nicht nur dem List-Verlag unterlaufen.)

Zunächst ist die Insel Manihiki, auf der Kiona mit ihrer Familie wohnt, keineswegs als Paradies zu bezeichnen. Recht karge Verhältnisse herrschen auf dieser Insel und Kiona muss auf der Perlenfarm ihrer Familie mithelfen, indem sie mit ihrem Bruder nach Perlenmuscheln taucht, was eine anstrengende und gefährliche Arbeit ist. Wenn sie nicht taucht oder mit dem Öffnen von Muscheln beschäftigt ist, hilft sie ihrer Mutter im Krankenhaus oder im Haushalt. Trotz großem Wissensdurst stehen ihr nur wenige Bücher zur Verfügung. Klingen die beschriebenen Verhältnisse nach einem Paradies? Ich würde eher nein sagen. Die Beschreibungen des Lebens auf der Insel wirken äußerst fade und trostlos, so dass sich der Teil, der auf Manihiki spielt (ungefähr ein Viertel des Romans), sehr in die Länge zieht. Dass der geheimnisvolle Schwede Erik dabei auf der Bildfläche erscheint, ändert auch nicht viel daran. Die angebliche große Liebe, die sich zwischen Kiona und Erik entwickelt (und aus der sogar zwei Kinder entstehen) ist ebenfalls so fade beschrieben, dass an keiner Stelle ein Funke auf den Leser überspringen kann. Die wenigen Gespräche, die sie miteinander führen und die den Leser kalt erwischenden recht unappetitlichen Sexszenen lassen auf keine tiefe Liebe schließen. Umso mehr überrascht dann der weitere Verlauf des Romans, in dem Kionas entbehrungsvolle Suche nach Erik beginnt. Und hier beginnt wirklich eine Handlung, die sich geradezu überschlägt. Zunächst landet Kiona in Los Angeles, wo sie unbedarft wie sie ist (schließlich ist sie noch nie weiter als bis zur Nachbarinsel in ihrem Leben gekommen) in die Hände von vier Kriminellen gerät. Von ihren physischen und psychischen Schäden erhölt sie sich bei einer buntzusammengewürfelten Wohngemeinschaft, deren Oberhaupt Clay (eine Person, die ihre geschlechtliche Identität mehrmals gewechselt hat) darstellt. Weitere Mitglieder sind ein versehrter Kriegsveteran, ein drogenabhängiges Model, ein homosexuelles aidskrankes Pärchen sowie drei Teenagermädchen aus schwierigen familiären Verhältnissen. Wenn sie nicht gerade Zeitschriftenabonnements verkaufen, diskutieren sie leidenschaftlich über den Glauben und die Evolution. Als es zu einer verhängnisvollen Verwicklung kommt, bricht Kiona mit Clay nach London auf und später nach Daressalam. Und hier verwundert bereits sehr, wie gut Kiona zurechtkommt, immer genau weiß, bei welchem Problem sie sich an welche Institution wenden muss und sich außerdem glaubwürdige Geschichten aus dem Stegreif ausdenkt. Bei jemandem, der sein ganzes Leben auf einer Insel verbracht hat und mit der restlichen Welt keinerlei unmittelbaren Kontakt hatte, ist das ein äußerst ungewöhnliches und damit unglaubwürdiges Verhalten. Insgesamt halten einen die geschilderten Geschehnisse ab Los Angeles bis zum Ende allerdings in Atem und lassen einen auf die Lösung des Rätsels mitfiebern. Auf emotionaler Hinsicht bleibt die Geschichte allerding in höchstem Maße farblos. Und so bleibe ich ziemlich ratlos zurück. Der Roman war zugegebenermaßen streckenweiße interessant und spannend, einige Stellen haben einem auch zu denken gegeben, aber insgesamt, weiß ich wirklich nicht, was ich von Liza Marklunds neuestem Werk halten soll. Eine klare Linie konnte ich nicht erkennen.

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