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Veröffentlicht am 10.08.2017

Mystische Welt

Das geheimnisvolle Leben der Pilze
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Der Autor schreibt über Pilze mit einer Begeisterung, die ansteckend ist. Von einem unbekannten Kosmos ist die Rede, von verschlagenen Betrügern, hilfreichen Netzwerkern und berauschenden Verwandlungskünstlern. ...

Der Autor schreibt über Pilze mit einer Begeisterung, die ansteckend ist. Von einem unbekannten Kosmos ist die Rede, von verschlagenen Betrügern, hilfreichen Netzwerkern und berauschenden Verwandlungskünstlern. Gemeint sind in jedem Fall Pilze und dazu gehören viel mehr Formen und Varianten als jene, die wir im Körbchen aus dem Wald nach Hause tragen, oder auch dort stehenlassen. Pilze kommen nahezu überall auf der Welt vor, sogar im Meer und im Süßwasser. Sie reisen in ferne Länder und erobern neue Lebensräume. Beispielsweise sollen Sporen des Tintenfischpilzes mit Schafwolle aus Australien nach Europa gekommen sein, wo der, wie ein rötlicher Krake aussehende und nach Aas riechende Pilz Vergiftungserscheinungen bei Hunden herbeiführte. Überhaupt sind wir Menschen nicht die Einzigen, die gern Pilze verspeisen. Ameisen und Termiten haben schon Pilze gezüchtet, bevor die ersten Menschen unsere Erde bevölkerten. Und sie tun es heute noch. Selbst was Pilz mit Pils, besser gesagt, dem Bier im Allgemeinen, zu tun hat, wird in diesem Buch erklärt. Und ganz nebenbei auch die Theorie des bayrischen Biologieprofessors Joseph Reichholf, die Menschen wären nur sesshaft geworden, um sich genug Körner für die Herstellung des berauschenden Bieres zu verschaffen.
Faszinierende Fakten und Hintergründe über eine Lebensform, die irgendwo zwischen Pflanze und Tier steht, werden auf unterhaltsame Weise präsentiert und wissenschaftlich begründet. Robert Hofrichter hat sein Leben lang mit Pilzen zu tun. Als Kind aß er sie mit Vorliebe, wollte immer mehr darüber wissen und machte schließlich seine Leidenschaft zum Beruf. Dass so ein »Pilzverrückter« sogar den Heiratsantrag mit Hilfe eines bestimmten Pilzes machte (nein, keiner mit berauschender Wirkung!), klingt direkt logisch.
Wer ein Bestimmungsbuch für Pilze sucht, wird von diesem Buch enttäuscht sein, obwohl einige sehr schöne Farbfotos vorhanden sind. Der Autor hat aber auch ein, derzeit leider vergriffenes und nur antiquarisch erhältliches, Pilzbestimmungsbuch geschrieben. Hier in »Das geheimnisvolle Leben der Pilze« vermittelt Hofrichter Erkenntnisse, die den Leser mit anderen Augen durch die Welt gehen lassen. Interessante Pilze sind von nun an nicht mehr nur die leckeren aus dem Wald oder Supermarkt, sondern alle, die mit und auch die ohne Hut.
Fazit: Ein lehrreiches, unterhaltsames Buch. 5*****

Veröffentlicht am 10.08.2017

Spannende Urlaubslektüre

Der Drachen-Klau
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Dies ist bereits der vierte Band der Molly Preston Reihe, und diesmal entführt uns der Cosy Krimi auf die schön Insel Mallorca. Was als gemeinsamer entspannter Urlaub von Molly und ihrem Freund Charles ...

Dies ist bereits der vierte Band der Molly Preston Reihe, und diesmal entführt uns der Cosy Krimi auf die schön Insel Mallorca. Was als gemeinsamer entspannter Urlaub von Molly und ihrem Freund Charles beginnt, entwickelt sich bald zu einer spannenden und zunehmend gefährlichen Verbrecherjagd.
Carine Bernard verknüpft wieder sehr geschickt Mollys interessante Ermittlertätigkeit mit wunderschönen Landschaftsbeschreibungen. Vor allem die kleine Insel Sa Dragonera klingt für mich so verlockend, dass ich am liebsten gleich selbst dorthin reisen möchte. Aber auch andere Orte Mallorcas und die Beschreibung des leckeren Essens machen Lust auf Mallorca. Besonders gefallen haben mir die vielen eingebauten Informationen über die Situation der Gitanes (»Zigeuner«) auf Mallorca. Traurig, dass sie wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Am Beispiel der Figuren Cuio, Mattea und deren Großmutter wird der Konflikt verdeutlicht: Armut, Ausgrenzung und traditionelle Verpflichtung dem Familienclan gegenüber, lassen viele Gitanes den illegalen Weg einschlagen. Sich davon loszusagen, bedeutet den Bruch mit der »Familie«. Und die Großmutter möchte am liebsten alles zusammenhalten.
In diesem Band erfahren wir endlich etwas mehr über Charles. Er ist nicht nur direkt anwesend, sondern wird sogar von Molly in die Ermittlungen mit einbezogen. Auch das Geocaching hat einen Platz in diesem Buch gefunden. Allerdings finde ich es schade, dass Molly mit den Ermittlungen so beschäftigt ist, dass sie den Cache vom Anfang der Geschichte nicht weiter sucht. Da muss sie wohl irgendwann noch einmal zurück nach Sa Dragonera.

Fazit: 5***** Sterne und Empfehlung als Sommer-Urlaubs-Lektüre.

Veröffentlicht am 10.08.2017

Liebe kennt kein Alter

Unsere Seelen bei Nacht
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Addie und Louis sind Nachbarn in einer Kleinstadt in Colorado. Beide jenseits der 70, verwitwet und einsam. "Nachts ist es am schlimmsten", sagt Addie und macht Louis ein ungewöhnliches Angebot: Statt ...

Addie und Louis sind Nachbarn in einer Kleinstadt in Colorado. Beide jenseits der 70, verwitwet und einsam. "Nachts ist es am schlimmsten", sagt Addie und macht Louis ein ungewöhnliches Angebot: Statt einsam nicht schlafen zu können, nebeneinander zu liegen, zu reden und eben nicht allein zu sein. Es geht dabei nicht um Sex, sondern um das Gefühl, jemanden neben sich zu wissen, wenn man einschläft. Aus diesem ungewöhnlichen Vorschlag entwickelt sich eine ebenso ungewöhnliche Beziehung. Interessant und erschreckend zugleich ist, wie das Umfeld der Beiden reagiert. Einige wenige stimmen ihnen zu, offene Ablehnung erfahren Addie und Louis ausgerechnet bei den Menschen, die ihnen am nächsten stehen, den eigenen Kindern.
Mich hat diese Geschichte sehr berührt. Niemand möchte im Alter allein sein, erst recht nicht, wenn man Jahrzehnte einen geliebten oder zumindest vertrauten Menschen neben sich wusste. Ich fand all die kleinen Dinge, die Addie und Louis gemeinsam taten und die weit über das nebeneinander einschlafen hinaus gingen, sehr schön. Die Geschichte nimmt mir tatsächlich ein bisschen die Angst vor dem Altwerden. Denn zumindest haben wir selbst es in der Hand, ob wir dann auch einsam sind oder nicht. Und dabei ist nur wichtig, dass es uns gut geht und nicht, was andere von uns denken.
Ein Buch, dass mich bewegt und nachdenklich zurücklässt.
Fazit: 5*****

Veröffentlicht am 04.08.2017

Berührend und komisch zugleich

Sieh mich an
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Dieses Buch lockte mich zunächst mit dem Cover - »Oh, ein Fuchs!« Die Leseprobe gefiel mir, und das Buch »verschlang« ich an einem Tag. Ein Tag wie ein Jahr ... Denn auch die Handlung des Romans umfasst ...

Dieses Buch lockte mich zunächst mit dem Cover - »Oh, ein Fuchs!« Die Leseprobe gefiel mir, und das Buch »verschlang« ich an einem Tag. Ein Tag wie ein Jahr ... Denn auch die Handlung des Romans umfasst nur einen einzigen Tag im Leben von Katharina. Sie ist Anfang 40, Hausfrau, Mutter mit kleinem Nebenjob, der sie glücklich macht, aber weit entfernt ist, was sie sich als junge Frau mit abgeschlossenem Studium der Musikwissenschaften erträumte. Mit ihrem Mann führt sie seit gut einem Jahr eine Wochenendehe. Alles klingt ganz normal, banal, langweilig, solche Leben werden in unserem Land tausendfach gelebt. Doch seit zwei Wochen weiß nur Katharina, dass ein »Etwas« da ist, das sie in ihrer Brust ertastet hat und das da nicht hingehört. Gedanken um Sinn des Lebens und das, was nach dem Sterben bleibt, beschäftigen sie.

Rückblick, Bestandsaufnahme, Vorausschau und immer wieder ihre heimlich geführten Listen. Das alles beschäftigt Katharina und wird doch immer wieder unterbrochen von dem ganz alltäglichen Chaos und Wahnsinn, der ihr Leben bestimmt. Der Autorin ist eine wundervolle Gratwanderung gelungen zwischen ernsthaften, teilweise fast philosophischen Gedanken und schreiend komischen Situationen. Katharinas Leben ist alles andere als banal und langweilig. Ein pflegeleichter, angepasster Siebzehnjähriger mit Goldkehlchen und eine pummelige, chaotische Elfjährige mit ADHS - unterschiedlicher könnten Kinder nicht sein. Dazu die beiden Nachbarn, die einmal Nachbarinnen waren, ein alter WG-Freund, abenteuerlustige Ratten und Haushaltsgeräte mit Mord- bzw.- Selbstmordabsichten ... Und schließlich das Meer und tatsächlich der Fuchs vom Buchcover. Letzterer ist für mich eine Metapher, denn er lebt sein Leben, ohne dass Katharina sich für ihn verantwortlich fühlen muss. Andere loslassen, zu sich selbst finden, das gelingt ihr im Laufe des Tages immer besser. Dem Ende zu gewinnt die Geschichte an Tiefe, was wohl am Meer liegt, dem Katharina sich endlich wieder zuwendet, auch wenn sie es quasi vor der Haustür hat.

Mir gefällt die Figur der Katharina so gut, weil ich mich an ganz vielen Stellen mit ihr identifizieren kann. Ihr Wunsch nach Perfektion, der oft genug im Chaos endet, die alten, begrabenen Träume, die Wochenendehe, die Flirt-Resistenz. Aber auch die Spontanität, der Mut, aus- und aufzubrechen. Am Ende ist nicht alles gut, aber trotzdem macht mich die Geschichte glücklich. Denn »Glück ist das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.« (Jo Jansen)


Fazit: Leseempfehlung und 5*****

Veröffentlicht am 26.11.2020

Spannend, berührend und zum Nachdenken anregend

Still schweigt der See
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„Still schweigt der See“ ist nach „Schreie im Nebel“, „Die dunkle Seite des Sees“ und „Gewittersee“ der vierte Krimi von Tina Schlegel um Kommissar Paul Sito. Packend und berührend fand ich sie alle, weil ...

„Still schweigt der See“ ist nach „Schreie im Nebel“, „Die dunkle Seite des Sees“ und „Gewittersee“ der vierte Krimi von Tina Schlegel um Kommissar Paul Sito. Packend und berührend fand ich sie alle, weil nicht nur die Ermittlungsarbeit der Polizei und das Privatleben von Paul Sito, Miriam, Roman Enzig und weiteren beschrieben werden. Immer geht es auch um moralische Fragen. Dieser vierte Band hat mich besonders bewegt, weil das Geschehen hochaktuell ist. Demonstrationen, Klimaschutz, rechtes Gedankengut, über diese Themen lesen und hören wir täglich etwas in den Medien. Die Autorin nutzt diese Aktualität als Hintergrund für ein nervenzerrendes Geiseldrama. An der Universität Konstanz wurden fünfzig Personen als Geiseln genommen. Zunächst ist unklar, was die Geiselnehmer bezwecken.

Erschreckend fand ich, wie jede Veränderung der Lage sofort in den sozialen Medien verbreitet wurde. Und auch, wie schnell rohe Gewalt sich breitmacht, selbst an einem friedlichen, dem Lernen dienenden und wegen des Blicks über den Bodensee sogar idyllischen Ort wie der Uni Konstanz. Die persönliche Verstrickung der Hauptfiguren in das Geiseldrama ließen mich beim Lesen mitfiebern und auf eine gute Lösung hoffen. Die moralische Frage, ob man ein Leben opfern darf, um viele zu retten, brachte mich zum Nachdenken. Aber Moral ist nicht erpressbar, Unmoral schon. Zu dieser Aussage sehr passend finde ich das Cover mit dem Foto der Imperia.

Viele Dialoge, einige zeitliche Rückblenden und nicht zuletzt die manchmal unkonventionelle Arbeitsweise von Paul Sito lockern das Geschehen auf. Auch wenn es hier um ernste Themen geht, die zum Nachdenken anregen, so ist „Still schweigt der See“ vor allem eins - ein sehr gut geschriebener, packender Bodenseekrimi, den ich nicht aus der Hand legen mochte, bis ich wusste, wie er ausgeht.

Fazit: Spannend, berührend und zum Nachdenken anregend. 5*****

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