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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.08.2021

Ruhiger und einfühlsamer Roman

Wildtriebe
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Inhalt: Auf dem Betches-Hof, dem größten Bauernhof in Hausen, einem kleinen Ort in Hessen, leben drei Generationen von Frauen unter einem Dach. Für die alte Bäuerin Lisbeth ist der Hof ihr ganzer Lebenssinn, ...

Inhalt: Auf dem Betches-Hof, dem größten Bauernhof in Hausen, einem kleinen Ort in Hessen, leben drei Generationen von Frauen unter einem Dach. Für die alte Bäuerin Lisbeth ist der Hof ihr ganzer Lebenssinn, seit sie ihn von ihren Eltern geerbt hat. Ihre Schwiegertochter Marlies, die keine Bauerstochter ist - so wie von Lisbeth heimlich gewünscht - hat andere Vorstellungen vom Leben als Tag für Tag einen Hof zu bewirtschaften, und ihre Tochter Joanna geht selbstbewusst ihren eigenen Weg . Immer wieder kommt es vor allem zwischen Lisbeth und Marlies zu Konflikten, denn statt miteinander zu reden, tragen sie stille Kämpfe aus. Das einzige Bindeglied der Frauen ist Joanna.

Meine Meinung: Ich brauchte einige Seiten, um mich an den etwas ungewöhnlichen Schreibstil zu gewöhnen. Ute Mank erzählt die Geschichte ruhig und unaufgeregt in kurzen, manchmal sogar nicht beendeten Sätzen, so wie auch in vielen sehr kurzen Abschnitten. Im Wechsel erfährt der Leser aus den Perspektiven von Lisbeth und Marlies von deren Gedanken und Handlungen. Gerade zu Anfang haben mich auch die spontanen Zeitsprünge etwas verwirrt, doch schon bald kam ich gut damit zurecht.
Lisbeth ist nicht glücklich mit ihrer neuen Schwiegertochter, die so anders ist als gewünscht. Marlies dagegen fühlt sich von Lisbeths Anforderungen und Erwartungen unter Druck gesetzt und sucht andere Herausforderungen. Der Hof diktiert das Leben der ganzen Familie und gibt deren Lebensrythmus vor. Über die Arbeitserleichterungen die die Modernisierung mit sich bringt, ist Marlies sehr froh, doch Lisbeth machen sie traurig.
Joanna wird von beiden Frauen geliebt und ist gleichzeitig Streitpunkt, wie auch Verbindung zwischen ihnen. Beide setzen große Hoffnungen in sie. Leider war mir Joanna nicht besonders sympathisch. Lisbeth und Marlies sind mir dagegen im Lauf der Geschichte ziemlich nah gekommen. Ich konnte mich gut in beide hineinversetzen und auch den Generationskonflikt gut nachvollziehen. Ich hatte für beide Verständnis, auch wenn ich Lisbeths Einmischungen und Verhalten gegenüber Marlies nicht richtig fand. Da war ich ganz auf Marlies Seite. Die Männer in dieser Geschichte bleiben eher unauffällige Nebendarsteller, die sich nur ungern in Konflikte einmischen. Trotzdem mochte ich Karl, Lisbeths Mann, sehr gern, denn er verhällt sich Marlies gegen über offener und freundlicher als seine Frau.
Die Autorin beschreibt sehr authentisch das Alltagsleben auf einem Hof. Sie erzählt von der Arbeit und den Traditionen. Vom Klatsch und Tratsch in dem kleinen Dorf, wo jeder jeden kennt. Vom Pflichtbewusstsein der älteren Generation. Vom Druck, Kinder in die Welt setzen zu müssen - je mehr desto besser - um Erben für den Hof zu haben. Und auch von der Veränderung des Frauenbildes und der Modernisierung der Landwirtschaft.

Fazit: Mir hat dieser ruhige und einfühlsame Roman wirklich gut gefallen und ich empfehle ihn gerne weiter.

Veröffentlicht am 30.03.2021

Unterhaltsame Geschichte

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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Inhalt: Berlin 1920. Ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes nimmt die 30-jährige Magda Fuchs eine Stelle als Polizeiärztin in Berlin an. Schnell wird sie mit den Schattenseiten der großen Stadt konfrontiert. ...

Inhalt: Berlin 1920. Ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes nimmt die 30-jährige Magda Fuchs eine Stelle als Polizeiärztin in Berlin an. Schnell wird sie mit den Schattenseiten der großen Stadt konfrontiert. Der 1.Weltkrieg ist überstanden, doch jetzt sind Hunger, Not, Verbrechen und Prostitution in der glitzernden Metropole an der Tagesordnung. Doch es ist auch die Zeit, in der Frauen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.

Meine Meinung: In diesem ersten Teil der Trilogie um die Polizeiärztin Magda Fuchs geht es um Kinderhandel. Kein einfaches Thema und so manches Mal musste ich schwer schlucken, denn die geschilderten Erlebnisse von Magda gehen teilweise unter die Haut. Trotzdem konnten das Autorenduo mich mit der lebendig erzählten Geschichte fesseln und mich für einige Zeit in das Berlin der 20er Jahre entführen.
Magda, die aus dem ruhigen Hildesheim kommt, ist zuerst etwas überfordert mit der Situation in der großen Stadt, doch im Laufe der Zeit wird sie immer selbstbewusster und couragierter. Hilfe bekommt sie dabei von der Fürsorgerin Ina und dem neuen Kommissar Kuno Mehring.
Die gesellschaftlichen Unterschiede werden sehr deutlich beschrieben. Während die einen betteln, stehlen und sich prostituieren um zu überleben, leben die anderen in Saus und Braus.
Ich konnte mich gut in Magda hineinversetzen und sie war mir sofort sympathisch, denn sie zeigt viel Empathie anderen Menschen gegenüber und besonders das Schicksal der Kinder liegt ihr sehr am Herzen. Die 20-jährige Celia, eine andere Protagonistin, ist die Tochter von Magdas Vermieterin. Die verwöhnte Arzttochter ist behütet aufgewachsen, wurde dann aber von ihrer Mutter zur Heirat mit einem wohlhabenden Mann gedrängt. Celia ist unglücklich in ihrer Ehe mit dem 23 Jahre älteren Albert. Viel lieber würde sie Medizin studieren. Auch alle anderen weiblichen Charaktere, ob sympathisch oder unsympathisch, werden sehr vielschichtig und interessant beschrieben. Alle versuchen, sich in der männerdominierenden Gesellschaft zu behaupten.


Fazit: Ein unterhaltsamer historischer Roman mit Krimi-Elementen, der Einblick in die „goldenen“ 20er Jahre in Berlin gibt. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 12.03.2021

Eine magische und spannende Geschichte

Ella Löwenstein - Eine Welt voller Wunder
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Inhalt: Seit Ellas Freundin Hannah mit ihren Eltern in eine andere Stadt gezogen ist, fühlt sich die 10 jährige Ella allein und wird außerdem ständig von der blöden Friederike und deren Clique geärgert. ...

Inhalt: Seit Ellas Freundin Hannah mit ihren Eltern in eine andere Stadt gezogen ist, fühlt sich die 10 jährige Ella allein und wird außerdem ständig von der blöden Friederike und deren Clique geärgert. Keiner von ihnen weiß, dass Ella eine ganz besondere Gabe hat: Sie ist eine Feenflüsterin. Das bedeutet, dass sie die magischen Wesen der Anderwelt sehen und mit ihnen sprechen kann. Eines Tages bittet der kleine Heidekobold Kasimir Ella um Hilfe und eine abenteuerliche und magische Reise beginnt.

Meine Meinung: Das wunderschöne Cover wird sicher viele kleine Mädchen auf das Buch aufmerksam machen. Leider gibt es im Buch nur vier kleine Illustrationen (Heidezweig, Blumentopf, Blitz und Ratte), die sich mehrmals wiederholen. Da war selbst ich als Erwachsene etwas enttäuscht, nicht mehr zu der Geschichte passende Zeichnungen zu finden. Allerdings wird natürlich so die eigene Fantasie mehr angeregt, was natürlich auch sehr positiv ist.
Die abenteuerliche und fantasievolle Geschichte hat mir gut gefallen. Gesa Schwarz schreibt kindgerecht und witzig. Wir begegnen Kobolden, Feen, Trollen und anderen magischen Wesen und einige Passagen sind sogar ziemlich spannend.
Zwar ist das Ende insgesamt positiv, trotzdem hätte ich mir für das Verhältnis zwischen Ella und Friederike eine positivere Lösung gewünscht.
Das Buch wird vom Verlag für Kinder ab 8 Jahren empfohlen. Wahrscheinlich spricht das Cover eher Mädchen an, aber auch für Jungen, die es nicht stört, dass ein Mädchen die Hauptperson ist, ist das Buch wegen der abenteuerlichen Geschichte absolut geeignet.

Veröffentlicht am 16.02.2021

Spannendes Familiendrama

Unter Wasser Nacht
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Inhalt: Zwei eng befreundete Paare teilen sich in den idyllischen Elbauen im Wendland Hof, Scheune und Garten. Das Zusammenleben klappte scheinbar perfekt, bis vor 13 Monaten Aaron, das einzige Kind von ...

Inhalt: Zwei eng befreundete Paare teilen sich in den idyllischen Elbauen im Wendland Hof, Scheune und Garten. Das Zusammenleben klappte scheinbar perfekt, bis vor 13 Monaten Aaron, das einzige Kind von Sophie und Thies ertrank. Die ungeklärten Umstände seines Todes zermürben das Paar. Während Sophie sich mit ihrer Arbeit ablenkt, sitzt Thies stundenlang auf einem Findling an der Elbe. In ihrer Ehe kriselt es. Für beide ist es unerträglich, täglich das scheinbar perfekte Familienglück ihrer Nachbarn Inga und Bodo mit ihren zwei Kindern mitansehen zu müssen und sie ziehen sich von ihren Freunden zurück.
Dann kommt eines Tages eine fremde Frau in den Ort und nach und nach kommen Geheimnisse ans Licht.

Meine Meinung: Von Anfang an hat mich dieser Roman - schon wegen des tollen Schreibstils der Autorin - gefesselt. Kristina Hauff schreibt flüssig, einfühlsam und bewegend über die Trauer eines Paares, das einzige Kind verloren zu haben, über Schuldgefühle, Misstrauen und den Neid einer „heilen“ Familie gegenüber. Bildhaft und atmosphärisch beschreibt sie die wunderschöne Landschaft und den Fluss, der nicht nur schön, sondern auch gefährlich sein kann.
Mara, die unbekannte Frau, übt sofort auf alle eine große Faszination aus. Jeder möchte mit ihr befreundet sein, aber sie stiftet auch Unruhe und bringt einen Stein ins Rollen, der einige lang gehütete Geheimnisse offenbart.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven in relativ kurzen Kapiteln erzählt, was die Dynamik und die Spannung der Handlung erhöht. Nach und nach erfährt der Leser überraschende Details, wie es letztendlich zu Aarons Tod gekommen ist und auch die Frage, aus welchem Grund Mara gekommen ist, wird geklärt.

Fazit: Das Buch hat meine Erwartungen übertroffen, denn die Handlung hat sich ganz anders entwickelt, als ich zu Beginn erwartet hatte. Einmal mit dem Lesen begonnen, konnte ich das Buch nur schwer zur Seite legen.
„Unter Wasser Nacht“ ist ein einfühlsames und spannendes Familiendrama das ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 18.12.2020

Eindringlich und berührend

Vardo – Nach dem Sturm
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Inhalt: Am Heiligabend 1617 tötet ein unvermittelt auftretender verheerender Sturm alle Männer der norwegischen Insel Vardø. Ihre Frauen müssen vom Land aus zusehen, wie die Fischerboote der Männer herumwirbeln ...

Inhalt: Am Heiligabend 1617 tötet ein unvermittelt auftretender verheerender Sturm alle Männer der norwegischen Insel Vardø. Ihre Frauen müssen vom Land aus zusehen, wie die Fischerboote der Männer herumwirbeln und schließlich im Meer versinken. Die Trauer der Frauen ist groß, doch von nun an nehmen sie ihr Leben selbst in die Hand und tun alles um ihr Überleben zu sichern. Dafür müssen sie auch Aufgaben übernehmen, die bisher ihren Männern vorbehalten waren und die nicht in die gesellschaftlichen Konventionen der damaligen Zeit passen.
Fast drei Jahre später soll Commissioner Absolom Cornet auf Vardø für Ordnung sorgen. Begleitet wird er von seiner jungen Frau Ursa. Schon bald nach seiner Ankunft gibt es in der Umgebung die ersten Hinrichtungen angeblicher Wetterzauberer.

Meine Meinung: „Vardø - Nach dem Sturm“ ist ein fiktiver Roman, der auf wahren Ereignissen basiert. Es geht um das Thema Hexenverfolgung, das mich schon immer interessiert hat. Für einen Teil der norwegischen Bevölkerung -die Sámi - waren damals Runen, Wetterzauber, Gespräche mit Geistern oder gebastelte Knochenmännchen ganz übliche Praktiken.
Die Geschichte der Frauen von Vardø ist sehr düster und wird in einem langsamen und eindringlichen Tempo erzählt. Ich brauchte etwas, bis ich mich an den Erzählstil dieser ungewöhnlichen Geschichte gewöhnt hatte, doch als sie mich schließlich gepackt hatte, konnte ich das Buch nur schwer zur Seite legen.
Die ehemals enge Verbundenheit der zurückgebliebenen Frauen wird auf eine harte Probe gestellt, als Absolom Cornet einige von ihnen auf seine Seite zieht. Es entsteht Missgunst und Angst, daraus folgen Denunzierungen und Hexenprozesse.
Die 20 jährige Maren ist eine der Frauen. Bei dem Sturm verlor sie Bruder, Vater und ihren Verlobten. Die bisher friedliche Lebensgemeinschaft mit ihrer Mutter und ihrer sámischen Schwägerin Diinna, gestaltet sich immer konfliktreicher.
Ursa ist ein junges Mädchen, das trotz des frühen Todes der Mutter und der Sorge um ihre lungenkranke Schwester, bisher sehr behütet und umsorgt aufgewachsen ist. Doch ihr Vater hat immer mehr Geldsorgen und verheiratet sie kurzerhand mit dem durchreisenden Absolom. Vom ersten Tag an leidet Ursa sehr unter ihrem harten und gefühlskalten Ehemann. In Vardø begegnet ihr Maren, die ein völlig anderes, hartes und entbehrungsreiches Leben führt. Zwischen den beiden so unterschiedlichen Frauen entsteht eine tiefe Freundschaft.
Ich mochte beide Frauen sehr gern. Maren ist stark und eigenwillig und auch Ursa bekommt im Laufe der Zeit immer mehr Selbstvertrauen und Mut.
Auch alle anderen Charaktere finde ich passend und authentisch.

Fazit: Ein eindringlicher und berührender Roman, der unter die Haut geht.