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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.04.2021

Ein Mönch, der in seinen Gedankenkreiseln badet

Aus der Mitte des Sees
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Mit dem Roman „Aus der Mitte des Sees“ von Moritz Heger, nimmt uns Mönch Lukas mit an den See, wo er nicht nur schwimmen geht, sondern in seinen Gedankenkreiseln badet. Er entführt uns in seine inneren ...

Mit dem Roman „Aus der Mitte des Sees“ von Moritz Heger, nimmt uns Mönch Lukas mit an den See, wo er nicht nur schwimmen geht, sondern in seinen Gedankenkreiseln badet. Er entführt uns in seine inneren Monologe und zeigt uns dabei, dass es nicht einfach nur schwarz und weiß gibt, sondern auch die Schattierungen dazwischen bedacht werden müssen.
Bruder Lukas muss den Austritt seines Mitbruders Andreas verkraften, der eine Art Bezugsperson für ihn war und nun mit Frau und Kind nach Berlin gegangen ist. Anfangs ist es gar nicht so klar, was das in Lukas auslöst und als Leser erhält man Anteil an seinen Gedanken: Kommen ihm nun auch Zweifel an seinem Klosterleben? Oder ist er neidisch auf das Familienglück von Andreas? Oder fehlt ihm einfach nur sein Freund? Dieser Roman zeigt uns, dass die Antwort niemals nur das eine oder nur das andere ist, sondern, dass es eben viele Gedanken dazwischen gibt und so erleben wir als Leser diese Gedankenmonologe dazwischen mit Lukas.
Doch auch das Klosterleben steht nicht still und so kommen in diese Gedanken auch die Bitten der Mitbrüder hinein, die ihn bitten, die Klosterleitung zu übernehmen. Allerdings kommen auch weltliche Versuchungen in Form einer Frau auf Lukas zu und so mischen sich die Gedanken und erleben, wie Lukas damit umgeht und wie sein Weg weitergeht.
Das Buch zieht einen durch einen ruhigen fast meditativen Schreibstil in seinen Bann und regt zum Nachdenken auch über das eigene Leben an. Auch wenn die vorkommenden Personen eher vage bleiben und nicht mit ihren Äußerlichkeiten oder ihren Hintergründen beschrieben werden, so findet man sich doch gut in diesem Buch zurecht, das jedoch seinen Fokus auf den Gedankenfluss legt und so seine Ruhe und Bedenklichkeit auch an den Leser abgibt.
Wer nachdenkliche Geschichten mag und gerne in die Gedanken von Menschen mit anderen Lebensmodellen schaut, sollte dieses Buch lesen und sich von den Gedankenkreiseln von Bruder Lukas mitziehen lassen.

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Großtante Paulina ermittelt

Kurschatten-Affäre
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Der Kriminalroman „Kurschatten Affäre“ von Lisa Graf-Riemann spielt in der malerischen Kulisse Bad Reichenhall und dreht sich um den Mord an einem prominenten Arzt.
Der ehemalige Biathlet Sascha ist eigentlich ...

Der Kriminalroman „Kurschatten Affäre“ von Lisa Graf-Riemann spielt in der malerischen Kulisse Bad Reichenhall und dreht sich um den Mord an einem prominenten Arzt.
Der ehemalige Biathlet Sascha ist eigentlich in einem Spielcasino beschäftigt, doch als ihn sein Freund Uli um einen Gefallen in seiner Physiotherapiepraxis bittet, springt Sascha kurzerhand als Therapeut ein und entdeckt dies für sich. Während dieses Gefallens lernt er auch Mira kennen, die sich nach einem psychischen Zusammenbruch und einem Psychiatrie-Aufenthalt, in Bad Reichenhall erholt. Die beiden lernen sich kennen und da Mira das empfinden hat, Sascha würde ihr nicht nur therapeutisch guttun, entspinnt sich eine Affäre zwischen den beiden. Diese genießen sie, bis Miras Mann Dr. Schimmel zu einem Kongress nach Bad Reichenhall kommt. Und auf einmal ist Miras Mann tot – Opfer eines Scharfschützen und erschossen auf der Terrasse eines renommierten Hotels und inmitten des Kongresses.
Mira und vor allem Sascha rücken in die Ermittlungen der Polizei, denn auf den ersten Blick scheint es keine anderen Feinde in Dr. Schimmels Leben gegeben zu haben. Zum Glück können Sascha und Mira auf Saschas Großtante Paulina setzen, die sich sehr einbringt und schritt für schritt alle Tatvarianten durchdenkt und für sich ermittelt. Gemeinsam mit der Reporter-Freundin Daniela finden die vier schließlich heraus, was sich nun wirklich zugetragen hat.
Sascha wirkt in dem ganzen Krimi etwas trottelig, aber durchaus sympathisch und scheint am Ende erwachsener als zuvor. Auch Mira mag der Leser, denn sie ist authentisch und man hat in gewisser Weise Mitleid mit ihr und ihrer Geschichte. Mein Favorit in diesem Buch war jedoch Großtante Paulina, die trotz ihres hohen Alters alle Fäden fest in der Hand hat, messerscharf kombiniert und sich nicht von dem beirren lässt, was offensichtlich passiert sein könnte.
Ein unaufgeregter Krimi mit einer schönen Kulisse und sympathischen Figuren, der zwar nicht durch allzu überraschende Wendungen besticht, aber dennoch gut unterhält und den Leser in die Emotionen mitnimmt. Ich kann ihn also durchaus weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Liebesromane mit Sabotage-Plänen

Mein Glück in deinen Händen
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Der Liebesroman „Mein Glück in den Deinen Händen“ von Mary Simses erzählt die Geschichte von Sara Harrington, die es in Liebesdingen bisher schwer getroffen hat.
Sara ist Eventplanerin, Ende 30 und wurde ...

Der Liebesroman „Mein Glück in den Deinen Händen“ von Mary Simses erzählt die Geschichte von Sara Harrington, die es in Liebesdingen bisher schwer getroffen hat.
Sara ist Eventplanerin, Ende 30 und wurde von ihrer großen Liebe Carter für eine andere verlassen. Besonders dramatisch ist es dadurch, dass diese andere Saras Schwester Mariel ist. Zu Beginn des Buches sind die beiden nunmehr so lange zusammen, dass Mariel und Carter heiraten wollen, doch Sara möchte damit nichts zu tun haben. Erst als Saras Mutter ihre beiden Töchter nachhause bestellt, weil sie krank ist, kommt Fahrt in den schwelenden Konflikt. Sara findet jedoch relativ schnell heraus, dass ihre Mutter dies nur erfunden hat, was Sara so wütend macht, dass sie beschließt, auf eine andere Art mit der bevorstehenden Hochzeit umzugehen: Sie macht Sabotage-Pläne und versucht Carter zurückzugewinnen. So ganz nebenbei lernt Sara dabei jedoch David kennen, der die gleiche Musik mag wie sie, die Vergangenheit wertschätzt und mit dem sie ein lustiges Abenteuer nach dem anderen erlebt. Wird sie erkennen, welchen Plan sie wirklich verfolgen sollte?
Sara wirkt trotz ihrer 38 Jahre noch relativ trotzig und in ihrer Einschätzung zu ihrer Schwester fast kindisch und das obwohl sie in allen anderen Aspekten des Lebens fest auf ihren eigenen Beinen zu stehen scheint. Das kindische Verhalten gegenüber ihrer Schwester macht die Konfliktgespräche zwischen den beiden jedoch sehr unterhaltsam und sorgt auch für die kreativen Sabotage-Pläne. Sara lässt nichts unversucht, um ihren Carter wieder zurückzubekommen und stellt ihn dabei auf einen Sockel und empfindet die Beziehung zu ihm im Rückblick als perfekt. Auch Mariel hat diese kindischen Momente, in denen sie sich mit ihrer Schwester vergleicht, oder in denen sie einfach nur oberflächlich und naiv wirkt. Neben diesen beiden Protagonistinnen werden viele weitere interessante und auch teils skurrile Persönlichkeiten in die Geschichte einbezogen und sehr lebendig beschrieben.
Vor allem durch die vielen skurrilen Persönlichkeiten hat mich dieses Buch gut unterhalten und ich mochte die fast komödiantischen Inhalte zwischendurch wie die alte Kunstlehrerin, die Flohsamen und Kräutertee verkauft. Für meinen Geschmack war es eine schöne Liebesgeschichte, die nicht vorhersehbar war und die luftig leicht und kein bisschen kitschig endet.
Wer also Liebesromane mag und auch gerne etwas zu lachen hat, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen!

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Der Traummann, der dann doch nicht der Richtige ist

Kleinstadtglitzern
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Der Liebesroman „Kleinstadtglitzern“ von Helene Rose zeigt eine junge Frau auf der Suche nach dem Richtigen, die vor lauter Bemühungen nicht erkennt, um wen sie sich wirklich bemühen sollte.

Mariella ...

Der Liebesroman „Kleinstadtglitzern“ von Helene Rose zeigt eine junge Frau auf der Suche nach dem Richtigen, die vor lauter Bemühungen nicht erkennt, um wen sie sich wirklich bemühen sollte.

Mariella ist Redakteurin der Lokalzeitung in ihrem kleinen Heimatort Effelsbach. Sie liebt ihren Job, sie liebt die Kleinstadt, aber die Liebe des Lebens hat sie noch nicht gefunden. Dabei ist es vor allem das Angebot an gutaussehenden, intelligenten Single-Männern, das Mariella in ihrem beschaulichen Örtchen als zu knapp erachtet. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie bei der Aussicht auf einen neuen unbekannten Mann in ihrem Ort in Freude ausbricht. Dabei sieht Bastian der neue Café-Besitzer auch noch gut aus und nett scheint er ebenso zu sein. Da legt sich Mariella natürlich ins Zeug, um Bastian auf sich aufmerksam zu machen. Doch als alle Bemühungen dennoch nicht zum gewünschten Erfolg beitragen, fällt auch bei Mariella der Groschen, dass sie sich eventuell um den Falschen bemüht hat.

Ja welche junge Frau aus einer Kleinstadt kennt das Gefühl nicht: „Hier finde ich sowieso keinen Mann, denn ich kenne ja schon alle!“ Das Gefühl hat eben auch Mariella und wirkt dabei genauso sympathisch wie auch skurril, denn Mariella hört schon die Hochzeitsglocken läuten, bevor sie überhaupt ein Wort mit Bastian gewechselt hat. Mariella ist nämlich sehr verträumt und in ihrer realitätsfernen Art sehr unterhaltsam und von einem kindlichen Optimismus beflügelt. Als Freundin hätte man mit ihr und ihren irrwitzigen Ideen sicher viel zu lachen und müsste ihr mit dem ein oder anderen Ratschlag sicher häufiger wieder auf den richtigen Weg helfen. Doch auch, wenn sie länger braucht, um zu erkennen, wer wirklich der Richtige für sie ist, wird die Geschichte keineswegs langweilig. Man taucht in Mariellas Leben ein und hat ab und an das Bedürfnis, sie kurz schütteln zu müssen, ihr zuzurufen, wer der Richtige ist und ihr als Freundin beistehen zu müssen. Aber wer hat im echten Leben nicht auch manchmal ein Brett vor dem Kopf, dass daran hindert, zu erkennen, wo der Richtige wartet…

Ich habe mich auf jeden Fall gut unterhalten gefühlt und Mariellas Weg zum wirklichen Traummann war sehr sehr kurzweilig und schön zu lesen!

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Veröffentlicht am 04.01.2021

Eine historische, persönliche Erzählung über Entbehrungen und den neuen Alltag

Hannah und Ludwig
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Der Roman „Hannah und Ludwig – Heimatlos in Tel Aviv“ von Rafael Seligmann erzählt auf ehrliche, emotionale und teilweise bedrückende Art und Weise, wie sich erst der junge Ludwig auf seiner Flucht vor ...

Der Roman „Hannah und Ludwig – Heimatlos in Tel Aviv“ von Rafael Seligmann erzählt auf ehrliche, emotionale und teilweise bedrückende Art und Weise, wie sich erst der junge Ludwig auf seiner Flucht vor den Nazis ein neues Leben in Tel Aviv erschafft und sich dann später mit Hannah gemeinsam einen Alltag aufbaut, wo doch nichts alltäglich erscheint in den Ereignissen des zweiten Weltkriegs.

Dabei schafft es der Autor, dass man auf ganz bewegende Weise seine Eltern Hannah und Ludwig kennenlernt. Man erlebt mit Ludwig, welche Entbehrungen eine Flucht beinhaltet und wie schwer es ist, dort fußzufassen, wo man nicht auf Bekannte oder die Familie zurückgreifen kann. Ludwig kommt mit seinem Bruder Heinrich in Tel Aviv und man erlebt, wie unterschiedlich die beiden Brüder mit der Situation umgehen. Während Ludwig stets einen gesellschaftlichen Aufstieg und eine Karriere mit echten Perspektiven anstrebt, ist Heinrich mit einer festen Anstellung zufrieden und scheint sich mehr zu arrangieren, als wirklich von einem neuen guten Leben zu träumen.
Während Heinrich seine Freundin Paula aus der Heimat holt und heiratet, sucht Ludwig in der Fremde eine Frau für sich. Man durchlebt mit Ludwig damit nicht nur die Entbehrungen der Flucht und den schwierigen Neustart, sondern lernt den jungen Mann auch im Alltag kennen. Alltäglich durchlebt man mit ihm den Job, das Kennenlernen von Frauen und auch Fragen, die ihn umtreiben, zum Beispiel welche Frau zu ihm passt. Hier lernt er schließlich die junge Hannah kennen, die im Krieg und auch auf der Flucht so einiges durchmachen musste und verliebt sich in sie.
Doch auch die Sorge um die Eltern beschäftigt ihn sehr und so ist er es, der mit Hilfe seines Chefs eine neue Existenz für seine Eltern und Geschwister aufbaut und für sie die Flucht aus Deutschlands und vor den Nazis organisiert.
Nach immer weiteren Karriereschritten und auch dem familiären Glück mit seiner Frau Hannah, die gemeinsam mit ihm Sohn Rafael großzieht, gerät Ludwigs Existenz durch seinen Grundsatz, immer ehrlich und redlich zu sein, ins Straucheln. Dadurch verliert er nicht nur geschäftlich den Boden unter den Füßen, sondern auch seine Familie entfernt sich immer weiter von ihm und er muss erkennen, dass er in der Härte dieses neuen Landes nicht bestehen kann.

Der Roman von Rafael Seligmann schafft es auf ganz emotionale und teilweise auch bedrückende Art und Weise, dass man mit den Protagonisten diese schwere Zeit durchlebt und doch auch schöne Momente als Leser präsentiert bekommt, die nicht selten auch zum Schmunzeln anregen. Es ist eben nicht alles in einem bestimmten Lebensabschnitt hart oder alles schön, sondern selbst in der Härte der Flucht und dem Kampf ein neues Leben aufzubauen durchlebt Ludwig schöne Momente und genießt alltägliche Situationen.
Während der Erzählstränge bekommt man immer wieder in Passagen den geschichtlichen Hintergrund erläutert und erfährt, was zu dieser Zeit gerade in Deutschland und im Krieg passiert. Das ermöglicht es auch Lesern, die nicht so Sattelfest in allen geschichtlichen Zusammenhängen und Ereignissen sind, einen Zugang zu dieser Zeit zu finden.

Ich habe dieses Buch als Bereicherung empfunden, unheimlich viel gelernt und dabei mit den Protagonisten miterlebt, wie es sich anfühlen muss, in der Fremde komplett neu anzufangen und das obwohl man mit dem Leben in Deutschland vor den Nazis ganz zufrieden war. Die Geschichte und die historischen Ereignisse bekommen ein Gesicht und einen Namen.
Dieses Buch kann man jedem nur empfehlen, der sich für historische Romane interessiert und gerne en passant noch etwas über die Geschichte lernen möchte.

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