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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.02.2021

Ein gelungenes Debüt

Der andere Sohn
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Endlich wieder einmal ein schwedischer Krimi. Ich habe mich sehr darauf gefreut und wurde auch nicht enttäuscht. Das Autorenduo Mohlin & Nyström hat einen interessanten und schwer durchschaubaren Krimi ...

Endlich wieder einmal ein schwedischer Krimi. Ich habe mich sehr darauf gefreut und wurde auch nicht enttäuscht. Das Autorenduo Mohlin & Nyström hat einen interessanten und schwer durchschaubaren Krimi geschrieben. Das Grundgerüst ist nicht neu, dass hat man schon hier und da zu lesen bekommen, aber der Ablauf, die kleinen Wendungen, die Charaktere sowie die Rückblicke waren etwas anders und gut durchdacht.

Was so typisch für die schwedischen Krimis ist, sind die etwas lädierten Hauptcharaktere. So auch John Adderley. Er ist anders. Er hardert mit seiner Vergangenheit und kämpft mit seiner Gegenwart. Schlimme Erlebnisse lähmen ihn und setzen ihn außer Gefecht und doch bleibt er sich treu und versucht der Wahrheit auf den Grund zu gehen. John Adderley und Mona Ejdewik arbeiten zusammen an einem alten Fall, in dem ein Teil seiner Familie verwickelt ist. Sie versuchen einen zehn Jahre alten Mord aufzuklären und alte Vorurteile gegenüber den ehemaligen Verdächtigen aufzubrechen.

Ich muss zugeben, dass mir der Charakter von Mona am besten gefallen hat. Sie ist eine erfahrene Ermittlerin, besonnen und hat einem scharfen Verstand. Sie ist empathisch und hat einen schönen Humor und sie lässt sich von dem Hauptcharakter nicht abdrängen.

Insgesamt war es ein gelungenes Debüt und ich hoffe, dass der kleine Cliffhanger zu einem weiteren Buch führen wird. Die Spannung könnte im neuen Buch etwas höher sein, aber gern wieder in diesem sehr gut zu lesenden Schreibstil verfasst werden.

Veröffentlicht am 07.02.2021

Berliner Kriminalgeschichte

Das Verschwinden des Dr. Mühe
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Oliver Hilmes kannte ich bisher nur als Autor von biografischen Roman. Nun also eine Kriminalgeschichte. Die Geschichte spielt in Berlin 1932 und streckt sich bis 1950. Ein erfolgreicher und geschätzter ...

Oliver Hilmes kannte ich bisher nur als Autor von biografischen Roman. Nun also eine Kriminalgeschichte. Die Geschichte spielt in Berlin 1932 und streckt sich bis 1950. Ein erfolgreicher und geschätzter Arzt verschwindet eines Nachts und niemand weiß, warum und wie. Auch die Mordkommission kann nur wenige aussagekräftige Anhaltspunkte finden.

Der Cold Case wurde in der Sammlung des legendären Berliner Ermittler Ernst Gennat gefunden und Oliver Hilmes hat daraus einen spannenden, sehr gut recherchierten und authentischen Roman gemacht. Die Charaktere und die Umgebungen werden so gut beschrieben, dass man sich mittendrin fühlt. Auch der Berliner Dialekt wurde wunderbar getroffen und sorgte für eine besondere Stimmung. Mir gefallen die Ermittlungen aus dieser Zeit - Block und Stift, einfache Fotografien und jede Menge Befragungen. Alles findet noch ohne digitale Medien und Hilfsmittel statt. Man entschleunigt beim Lesen. Der Kommissar versucht über Jahre diesen Fall, der immer mysteriöser wird, aufzuklären. Doch seine Bemühungen werden nicht belohnt und auch die Lesenden bekommen ein Ende präsentiert, welches man so vielleicht nicht erwartet hätte.

Mir hat der Fall gut gefallen. Die kurzen Abschnitte, die sehr authentische Geschichte und der gute Schreibstil haben mich überzeugt. Ich hoffe, der Autor wird sich noch einmal einem solchen Cold Case annehmen und als Kriminalgeschichte aufarbeiten.

Veröffentlicht am 11.01.2021

Spannender Auftakt

Sieben minus eins
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Arne Dahl ist bekannt für seine guten schwedischen Krimis. Auch seine Serie um die Ermittler Sam Berger und Molly Blom hat es wieder in sich. Die Charaktere sind typisch für den schwedischen Krimi. Keine ...

Arne Dahl ist bekannt für seine guten schwedischen Krimis. Auch seine Serie um die Ermittler Sam Berger und Molly Blom hat es wieder in sich. Die Charaktere sind typisch für den schwedischen Krimi. Keine glatten Typen, sondern Menschen mit Ecken und Kanten, einigen Problemen und privaten Sorgen. Es gab ein paar Verwicklungen, die für mich etwas verwirrend waren, aber trotzdem schaffte es der Autor das Interesse hoch zu halten.

Die vielen kleinen Geheimnisse der beiden Hauptcharaktere, die nur töpfchenweise enthüllt wurden und damit meistens die eingeschlagende Richtung der Geschichte wieder änderten, sorgten für Spannung bis zum Schluß.

Veröffentlicht am 06.01.2021

Schwankend zwischen Faszination und Zweifel

Vor mir nichts als Meer – Meine langsame Rückkehr vom Rande des Abgrunds
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Zuerst muss ich eine Triggerwarnung aussprechen. Wer durch Themen wie häusliche Gewalt, Fehlgeburten, Rassismus und Diskriminierung getriggert wird, sollte sich gut überlegen, das Buch zu lesen.

Die ...

Zuerst muss ich eine Triggerwarnung aussprechen. Wer durch Themen wie häusliche Gewalt, Fehlgeburten, Rassismus und Diskriminierung getriggert wird, sollte sich gut überlegen, das Buch zu lesen.

Die erste Hälfte des Buches ist schwer zu ertragen. Die Autorin, die aus ihrem Leben erzählt, zieht mit ihrem Mann von London auf eine Insel. Sie kaufen ein Croft und versuchen sich dort ein neues, selbstbestimmtes und autarkes Leben aufzubauen. Womit sie nicht gerechnet hatten, waren die Anfeindungen der alteingesessenen Inselbewohner, die Übergriffe (besonders auf Tamsin) und die Wut, auf die sie treffen. Zudem kommen noch viele Hindernisse (fehlender Strom, Wasser, die Kälte und das karge kraftraubende Leben). Es läuft nicht so, wie sie es sich vorgestellt haben, sie verlieren Zeit und Geld. Die Unzufriedenheit ihres Mannes wird immer größer, die Aggressionen auch und eines Tages eskaliert es.

Tasmin kämpft allein weiter, stürzt und steht wieder auf, wird diskriminiert, belästigt und angefeindet, findet nur schwer Kontakt zu den Einheimischen und verliert zudem ihre engste Vertraute auf der Insel.

Das Buch zerrt an dem Lesenden. Es will die volle Aufmerksamkeit und überschüttet den Leser:innen mit so vielen traurigen, erschreckenden und düsteren Geschehnissen, dass man zwischendurch etwas Luft braucht. Einfach mal durchschnaufen muss.

Gefühlt war das ganze Buch nass, kalt, traurig und kräftzehrend. Und doch hat es mir gefallen. Ich bewundere die Kraft und die Zähheit der Autorin. Ihren Willen sich durchzusetzen und die Insel zu ihrer Heimat, ihrem Zuhause zu machen. Ich konnte oft nicht nachvollziehen, warum sie bleibt, warum sie sich diese Angst, Wut, Strapazen und die Feindseligkeit der Anderen antut. Ist die Insel wirklich so einnehmend, so schön, dass es sich lohnt, Blätter von Bäumen zu essen, damit man überlebt?

Ich schwankte immer zwischen Faszination und Zweifel und konnte doch das Buch nicht weglegen. Es ist ihre Geschichte, ihr Leben und man kann nur den Hut ziehen, dass sie sich durchgesetzt hat.

Im übrigen werden keine Jahreszahlen genannt, aber nach 14 Jahren auf der Insel versucht sie sich mit ihrem größten Widersacher (der sie auch angegriffen und bedrängt hat) auf einen labilen Frieden zu einigen. Daran sieht man, dass die Autorin wirklich ausdauernd und zäh ist.

Veröffentlicht am 03.01.2021

Eine ruhige ansprechende Geschichte mit französischen Flair.

Ein Winter voller Blumen
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Paris - nass, kalt und im Winter. Keine schöne Kulisse für die Romantik und die Liebe, aber Monsieur Matin stolpert in einen Blumenladen, der alles grau verschwinden lässt. Vielleicht liegt es eher an ...

Paris - nass, kalt und im Winter. Keine schöne Kulisse für die Romantik und die Liebe, aber Monsieur Matin stolpert in einen Blumenladen, der alles grau verschwinden lässt. Vielleicht liegt es eher an Mademoiselle Fleur als an ihren exotischen Pflanzen, aber von nun an wird er etwas zum Träumen haben.

Fleurs de Fleur kämpft jedoch um das Überleben. Der Laden ist klein und wirft zu wenig für die hohen Pariser Ladenmieten ab. Dazu kommt noch, dass die Ladenbesitzerin zu gutmütig ist. Sie kommt immer mehr in Schwierigkeiten und Geldnot, so dass sie am Ende mit dem Rücken an der Wand steht. Doch sie hat die Rechnung ohne Mathilde Fréjus, ihre grummelige und energische Teilzeitmitarbeiterin, gemacht.

Und Monsieur Matin? Er kämpft ebenfalls. Mit sich, seinen Tagträumen, seiner zu großen Schüchternheit und seinem Chef. Er, der jede Reklamation im Hotel elegant in den Griff bekommt, scheitert an seiner zurückhaltenden und leicht zerstreuten Art, wenn es um Mademoiselle Fleur geht.

Das Buch ist eine schöne leichte Geschichte, mit ein paar traurigen Elementen, wo man am Anfang schon weiß, wie es ausgehen wird. Aber auf den Weg dahin trifft man charmante und sympathische Charaktere, mit denen man lacht, flucht und trauert. Eine ruhige ansprechende Geschichte mit französischen Flair.

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