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Veröffentlicht am 09.02.2021

Krimi mit Suchtfaktor

Die Gräber der Verdammten
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Matthew Shardlake verschlägt es nach Norwich. Hier soll er den Tod an Edith Boleyn aufklären. Dieser Zweig der Boleyn-Familie ist nur entfernt mit der noch jungen Elizabeth Tudor verwandt, aber sie möchte ...

Matthew Shardlake verschlägt es nach Norwich. Hier soll er den Tod an Edith Boleyn aufklären. Dieser Zweig der Boleyn-Familie ist nur entfernt mit der noch jungen Elizabeth Tudor verwandt, aber sie möchte trotzdem den verdächtigen Ehemann John Boleyn vor dem Galgen bewahren. Matthew hat schon einige Dienste für die zukünftige Königin von England getätigt und so ist er auch hier zuversichtlich. Der Fall entwickelt sich schnell zu einer Katastrophe. Nichts scheint zusammenzupassen und alles scheint möglich zu sein. Doch nicht nur dieser Prozess verlangt dem Rechtsanwalt alles ab, er gerät auch noch mitten in den Aufstand der einfachen Leute im Jahre 1549.

Dieser neue Fall für Rechtsanwalt Matthew Shardlake ist bereits Band 7 dieser Reihe. Ich selbst habe nur die ersten zwei Teile gelesen, kam aber hier mit der Handlung wunderbar zurecht. Der 10-seitige Prolog klärt die politische Lage im Land und sorgt somit für die nötige Übersicht.

Danach ging es dann direkt mit der Geschichte weiter. Aus Sicht von Matthew wird dieser Fall dann geschildert. Auf diese Weise ist man immer bei allem, was dem Rechtsanwalt so geschieht mit dabei. Durch diesen Erzählstil der Ich-Perspektive entfällt aber auch die Sicht der anderen Protagonisten. Ich lese ganz gern Geschichten, die aus der Sicht des Charakters erzählt wird. Der Erzählstil von C. J. Sansom ist zudem leicht und locker zu lesen, auch wenn es vielleicht die eine oder andere zu häufige Wortwiederholung gibt.

Der eigentliche Kriminalfall ist gut durchdacht und geschickt in der Handlung intrigiert. Allerdings gerät er auch ein wenig in den Hintergrund durch die Ereignisse dieses Sommers. Der Aufstand der Bauern im Jahre 1549 in England war mir so gar nicht geläufig. Ich fand es spannend zu lesen, wie Matthew darin verwickelt wurde und wie er mit dieser Situation umgegangen ist. Auch das Handeln der anderen Charaktere wie Barak oder der Rechtsanwaltsgehilfe Nicholas war nachvollziehbar. Diese Protagonisten haben zwar auch eine Vorgeschichte, die in den anderen Bänden erzählt werden, aber durch kleine Rückblenden bleiben auch die Leser auf dem Laufenden, die die Vorgeschichten nicht kennen. Mir hat in diesem Fall nichts gefehlt.

Ich fand es spannend, wie sich jeder einzelne Protagonist so seine Gedanken zu der politischen Lage im Land gemacht hat und daraus seine Konsequenzen gezogen hat. Es gibt hier interessante Details aus dieser Zeit zu lesen, auch wenn der Krimi dadurch vielleicht in den Hintergrund gerutscht ist. Am Ende klärt sich natürlich alles auf und die ersten losen Fäden für den nächsten Teil sind auch schon gelegt.

Fazit:

„Gräber der Verdammten“ ist vielmehr als „nur“ ein Kriminalroman vor historischem Hintergrund. Er weist mit einigen Details aus dem Jahre 1549 auf. Erzählt von einem Aufstand, der hoffnungsvoll begann und in einem Desaster endete und lässt seine Protagonisten einiges Erleben und sich selbst hinterfragen. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und die 1000 Seiten in Rekordgeschwindigkeit gelesen.

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Veröffentlicht am 05.02.2021

Krimi mit Musik

Feuer im Elysium
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Krimi mit Musik

Der Lebensweg von Sebastian Reiser ist eigentlich schon klar zu erkennen, als sein Vater plötzlich verstirbt und er seinen schon sicher geglaubten Posten als Schlossverwalter verliert. ...

Krimi mit Musik

Der Lebensweg von Sebastian Reiser ist eigentlich schon klar zu erkennen, als sein Vater plötzlich verstirbt und er seinen schon sicher geglaubten Posten als Schlossverwalter verliert. Sebastian macht sich auf den Weg nach Wien, in der Hoffnung, hier eine neue Zukunft zu finden. Die Stadt brodelt vor Leben. Ludwig van Beethoven bereitet seine Uraufführung zu seiner neunten Sinfonie vor, jeder will dabei sein. Auch Sebastian liebt die Musik und schafft es tatsächlich, dass er in diesem Orchester mitspielen darf. Doch es ist nicht einfach nur Musik, die hier gespielt wird, die Obrigkeit wittert Widerstand und Rebellion. Verbotene Bruderschaften treiben in Wien ihr Unwesen und Sebastian gerät mitten hinein in diese im Verborgenen liegende Politik. Lange kann er die Intrigen um ihn herum nicht erkennen. Wie soll er sich schützen, wie seine eigenen Ziele erreichen? Alles hängt miteinander zusammen und wird durch die Musik miteinander verknüpft.

„Feuer im Elysium“ spielt im Jahre 1824 in Wien und erzählt zum einen die Geschichte, wie Ludwig van Beethoven seine neunte Sinfonie zur Aufführung brachte und zum anderen die Geschichte von Sebastian Reiser, einem jungen Mann, dem quasi seine Welt zusammengebrochen ist. Sebastian gelangt nach Wien, um wieder Arbeit zu finden und findet stattdessen die spektakuläre Musik eines berühmten Mannes.

Eigentlich ist klassische Musik nicht die Musik, die ich normalerweise höre, aber beim Lesen dieses Romans kam ich nicht umhin, mir gerade die 9. Sinfonie anzuhören. Es war ein tolles Hörerlebnis und hat die Ereignisse im Buch förmlich zum Leben erweckt. Gleich auf der ersten Seite steht hier der Beginn von Friedrich Schillers Gedicht „Ode an die Freude“. Beethoven hat diesem Gedicht die Musik gegeben und so hat mich gerade dieses Lied die ganze Zeit begleitet.

Aber es geht hier nicht nur um Musik. Sebastian gerät in die verbotenen Bruderschaften dieser Zeit und beginnt vor allem zu hinterfragen, ob es alles so seine Richtigkeit hat, mit den Fürsten oben an der Spitze und dem einfachen Volk, welches oft nicht genug zum Leben hatte. Dieses Gefühl hat Oliver Buslau wunderbar eingefangen. Der Autor hat es geschickt verstanden, die historischen Details dieser Epoche mit seiner fiktiven Handlung zu verbinden. Das Machtgefüge Wiens und dieser Zeit hat der Autor gekonnt in Szene gesetzt. Zudem hat er einige Protagonisten dieser Zeit mit eingebunden, nicht nur der berühmte Musiker hatte seine Szenen, auch einige andere bedeutende Charaktere dieser Epoche haben ihren Platz gefunden.

Neben der Musik plagt Sebastian auch noch der Tod des Vaters und den seines Arbeitgebers. War es wirklich ein Unfall? Oder steckt mehr dahinter? Die Lösung dieser Geschichte ist der eigentliche Krimi in diesem Roman. So nach und nach klären sich die Fragen und Ereignisse, wobei der Leser hier den klaren Vorteil hat, er kann das Geschehen im Ganzen betrachten, während Sebastian nur langsam ans Ziel kommt. Gerade diese Irrungen und Wirrungen fand ich spannend zu lesen. Die Verstrickungen der einzelnen Gefüge und der Gedanke, die Musik könnte alles Verändern haben mir gut gefallen.

Dieser Roman erschien im Emonsverlag im Jahre 2020 im Rahmen des Beethoven-Jahres zu dessen 250. Geburtstags, welches eigentlich geprägt sein sollte von diversen Veranstaltungen. Diese wurde aufgrund der Coronapandemie ausgesetzt und somit wird auch das Jahr 2021 im Zeichen Beethovens stehen und die Veranstaltungen vielleicht nachgeholt werden.

Fazit:

Der Kriminalroman „Feuer im Elysium“ von Oliver Buslau hat mir gut gefallen. Der Autor hat es geschickt verstanden, seinen Krimi in die Welt der Musik im 19. Jahrhundert zu verpacken. Sebastian Reiser ist nicht nur ein sympathischer Charakter, auch seine Liebe zur Musik ist glaubhaft eingefangen. Die Verbindung zu Ludwig van Beethoven ist in meinen Augen gelungen und hat mir gleichzeitig diese Musik näher gebracht. Am Ende lösen sich alle Handlungsstränge auf und hinterlassen das Gefühl, eine tolle und spannende Geschichte gelesen zu haben.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Schönes Ende dieser Trilogie

Die Rache des Lombarden
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Es ist zum verrückt werden, aber in dem Haushalt von Aleydis de Bruinker kehrt kein Frieden ein. Im Gegenteil, immer noch muss sie um ihr eigenes Überleben kämpfen. Unerwünschte Verehrer setzten ihr zu, ...

Es ist zum verrückt werden, aber in dem Haushalt von Aleydis de Bruinker kehrt kein Frieden ein. Im Gegenteil, immer noch muss sie um ihr eigenes Überleben kämpfen. Unerwünschte Verehrer setzten ihr zu, in ihrer Wechselstube versucht man sie zu betrügen und das kriminelle Erbe ihres Mannes sorgt für weitere Unruhen. Als wenn sie nicht schon genug Sorgen hätte, werden auch noch ihre Mündel Marlein und Ursel entführt. Da ist es gut zu wissen, dass der Gewaltrichter Vinzenz van Cleve an ihrer Seite steht. Auch wenn sie den Mann eigentlich nicht mag, doch er hilft ihr immer wieder und steht zu ihr, und schlecht sieht er ja auch nicht aus.

Die Geschichte von Aleydis de Bruinker geht mit dem Titel „Die Rache des Lombarden“ in die dritte Runde. Ich habe mich schon sehr auf die Fortsetzung gefreut, leider ist dieser Teil der letzte der Reihe, was ich sehr schade finde. Die Charaktere sind sympathisch und unterhaltsam. Ich habe mich von der ersten Seite an wieder wohl mit dieser Geschichte gefühlt, die dann allerdings auch viel zu schnell zu Ende war.

Aleydis versucht verzweifelt mit dem Nachlass ihres Mannes zurechtzukommen, leider stellt sich dies als nicht so einfach heraus. Die Entführung ihrer Mündel sorgt dann für Aufregung und nicht nur die Entführung, die junge Witwe ist selbst in Gefahr und weiß es nicht einmal. Diese Verstrickungen hat Petra Schier gekonnt in Szene gesetzt.

Die Beziehung zwischen Vinzenz und Aleydis wird weiter vertieft. Mir hat gut gefallen, wie die beiden miteinander umgehen oder besser gesagt versuchen sich aus dem Weg zu gehen und das Offensichtliche doch nicht erkennen. Die Dialoge laden dabei zum Schmunzeln ein. Ich mag diese verzwickte Liebesgeschichte, sie ist unterhaltsam und sorgt gleichzeitig für Spannung.

Petra Schier erzählt aber nicht nur einfach eine Liebesgeschichte aus dem 15. Jahrhundert, sondern auch davon, wie sich das organisierte Verbrechen entwickelt haben könnte. Ich fand es spannend zu lesen, wie hier jemand die Fäden gezogen hat, ohne sich erkennen zu geben.

Mir hat gut gefallen, wie die Autorin es geschafft hat, von dem ersten Teil „Das Gold des Lombarden“ über Teil 2 „Der Ring des Lombarden“ bis zu dem aktuellen Buch die Spannung aufzubauen und auch zu halten. Das Handeln der Charaktere ist durchaus nachvollziehbar und logisch. Zudem gibt es reichlich Einblicke in das Leben dieser Epoche in Köln. Auch empfehle ich, die Bücher unbedingt der Reihe nach zu lesen, einfach aus dem Grund, weil sie für kurzweilige Unterhaltung sorgen.

Fazit:

Auch wenn das Ende für meinen Geschmack zu offen war, hatte ich wieder sehr schöne Lesestunden mit Aleydis de Bruinker und ihren Vinzenz van Cleve. Ich finde es schade, dass dies hier das letzte Mal gewesen sein soll und hoffe doch irgendwann noch einmal von diesen sympathischen Protagonisten zu lesen. Ich würde auch eine Fortsetzung begrüßen, denn der eine oder andere lose Faden ist doch übrig geblieben und regt zum Nachdenken an. Insgesamt gesehen sind die drei Bücher wunderbare Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 21.01.2021

Amerika im 19. Jahrhundert

ZwischenWelten - Die Weisse Krähe
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Amerika im 19. Jahrhundert

Die 15-jährige Anna und ihr Vater sind nach Amerika ausgewandert. Ihre Reise begann in Böhmen und führte sie bis nach Minnesota. Sie haben sich eine bessere Zukunft erhofft, ...

Amerika im 19. Jahrhundert

Die 15-jährige Anna und ihr Vater sind nach Amerika ausgewandert. Ihre Reise begann in Böhmen und führte sie bis nach Minnesota. Sie haben sich eine bessere Zukunft erhofft, doch das Leben hat es nicht gut mit ihnen gemeint. Ihr Vater wird des Pferdediebstahls beschuldigt und hingerichtet. Nur mit knapper Not kann sie den Mördern ihres Vaters entkommen. Sie flieht in die Wildnis und erhält von unerwarteter Seite Hilfe. Ein Stamm der Dakota-Indianer nimmt sich ihrer an. Für Anna ist es eine gänzlich andere Welt. Sie fühlt sich aufgenommen und ist bereit, ihren Teil für diese Menschen zu geben. Der Kampf um die Freiheit hat in diesen Jahren um 1860 begonnen. Anna steht mitten in diesem Krieg, der brutal geführt wird.

Das 19. Jahrhundert in Amerika gehört eher nicht zu meinen bevorzugten Lesegewohnheiten. Ich war am Anfang etwas skeptisch, was diesen Roman betrifft. Der Autor Stefan Schwarz ist eigentlich Musiker. Mit seiner Rockband RoxBoxx kann man ihn in München und Umgebung in den Lokalen antreffen. Dieser erste Band von „Zwischenwelten“ ist sein Debütroman und ich war doch ziemlich angespannt, wie er mir wohl gefallen würde. Ich nehme es jetzt mal vorweg, das Buch hat mich begeistert und nachdem ich die ersten 50 Seiten gelesen hatte, habe ich es auch fast nicht mehr aus der Hand gelegt.

Der Autor erzählt die Geschichte von einer jungen Frau, die aus Europa in die USA kam, um sich hier ein neues Leben aufzubauen. Doch mit dem, was ihr widerfahren würde, hat sie so wohl nicht gerechnet und ich auch nicht. Anna wird von einem Stamm der Dakota-Indianer aufgenommen und bewährt sich dort als Kriegerin. Sie macht sich bald einen Namen und wird nur noch Weiße Krähe genannt. Mir hat gut gefallen, wie Stefan Schwarz sich die Zeit genommen hat, nicht nur Anna als Charakter vorzustellen, sondern auch, wie sie zu dem Stamm gelangt ist und aufgenommen wurde. Anna hat eine ganz besondere Beziehung zu diesen Menschen, sie verbindet etwas, was man nicht näher beschreiben kann. Auch dieses leicht Übersinnliche hat mir hier gut gefallen, es fügt sich nahtlos in diese Geschichte ein und gehört einfach dazu.

Ein zweiter Handlungsstrang erzählt die Geschichte von William aus Boston. Er ist der Sohn eines Verlegers und soll eigentlich den Verlag übernehmen. Doch dann beschließt er, Boston zu verlassen und sich dem Militär anzuschließen, schnell wird er Offizier. Sein Weg führt in nach Minnesota, wo er Anna begegnet. Wer jetzt aber denkt, jetzt kommt eine klassische Liebesgeschichte, ist im Irrtum. Auch wenn die zwei Gefühle für einander entwickeln, haben sie doch unterschiedliche Ziele und Lebenserwartungen.

Mir hat in diesem Roman vor allem gut gefallen, wie der Autor die historischen Details dieser Zeit beschrieben hat und sie mit seiner fiktiven Geschichte verwoben hat. Auch wenn so einige Szenen ziemlich heftig waren, gehören sie doch auch dazu. Der Kampf der Ureinwohner Amerikas gegen die Soldaten um ihre Freiheit und Eigenständigkeit war brutal. Die Gräueltaten, die auf beiden Seiten begangen wurden, durften nicht verschwiegen werden. Stefan Schwarz hat durchaus das rechte Maß gefunden, damit seine Erzählung glaubhaft bleibt. Hier ist deutlich zu spüren, wie viel er wohl im Vorfeld recherchiert haben muss, um eine glaubwürdige Handlung zu erzählen. Es gab durchaus Szenen, bei denen es mir wirklich schwergefallen ist weiterzulesen, weil diese Berichte ziemlich heftig waren und bei mir schon die eine oder andere Träne floss.

Der Erzählstil ist zudem angenehm flüssig zu lesen. Kleine Zeitangaben zu Beginn jedes Kapitels sorgen dafür, dass man weiß, in welchem Jahr und an welchem Ort man sich befindet. Diese kleinen Hinweise sind auch nötig, da die Handlung zwischen den Orten und auch schon mal zwischen den Zeiten hin und her springt. In seinem Nachwort klärt Stefan Schwarz kurz Fiktion und Wahrheit und erzählt, wie er auf die Idee zu diesem Roman gekommen ist.

Fazit:

Das Debüt als Autor ist Stefan Schwarz gelungen. Mit dem ersten Band seiner „Zwischenwelten. Die weisse Krähe“ legt er einen großartigen Start hin. In diesem historischen Roman ist alles vorhanden, was angenehme Lesestunden verspricht. Der historische Hintergrund fügt sich nahtlos in die fiktive Geschichte ein, die Protagonisten sind wunderbar gestaltet worden und dürfen mit ihren Fehlern und Eigenheiten wachsen. Mir hat dieser Roman gut gefallen und ich hoffe, Stefan Schwarz schreibt noch weitere solche spannende Geschichten.

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Veröffentlicht am 12.01.2021

Geschichte einer Stadt

Krone der Welt
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Vincent, Ruben und Betje Aardzoon wachsen sicher im Antwerpen des 16. Jahrhunderts auf, doch dann dringt der Krieg auch zu ihnen. Sie werden zur Flucht gezwungen. Ihr Vater sieht ihre Zukunft nun in Amsterdam, ...

Vincent, Ruben und Betje Aardzoon wachsen sicher im Antwerpen des 16. Jahrhunderts auf, doch dann dringt der Krieg auch zu ihnen. Sie werden zur Flucht gezwungen. Ihr Vater sieht ihre Zukunft nun in Amsterdam, dort will er weiter als Architekt arbeiten und leben, auch Vincent will diesen Beruf um jeden Preis erlernen. Ruben ist abenteuerlustig und die Sehnsucht nach der Ferne groß. Betje, als Mädchen hat nicht viele Chancen im Leben zu erwarten und fügt sich ihrem Schicksal. Gemeinsam macht sich die Familie auf den Weg und nimmt die Herausforderungen ihres Lebens an. Die Jahre des ausgehenden 16. Jahrhunderts sind rund um Amsterdam geprägt vom Krieg um die Freiheit Hollands aus der Oberherrschaft Spaniens. Der Kampf um das eigene Überleben überlagert alles.

Der vorliegende Roman „Krone der Welt“ erzählt die Geschichte einer Familie im 16. Jahrhundert in Amsterdam und Europa. Allerdings sind die Protagonisten eher nur der Rahmen, denn eigentlich wird die Geschichte Amsterdams erzählt, wie aus einer kleinen Stadt eine große Metropole wird.

Die Auseinandersetzungen dieser Zeit zwischen dem damals noch spanischen Holland und Spanien wird anschaulich geschildert. Die Frage nach dem rechten Glauben überschattet alles. Ich habe noch nicht viel aus dieser Epoche gelesen, jedenfalls nicht mit dem Hintergrund Holland und habe so eine ganze Menge neuer Details aus dieser Zeit erfahren.
Mir hat gut gefallen, wie Sabine Weiß die historischen Ereignisse in ihre fiktive Geschichte rund um die Familie Aardzoon gepackt hat. Die Autorin hat es geschickt verstanden, die Verbindungen der einzelnen Regierungen und vor allem die Einmischung Englands mit ihrer fiktiven Handlung in Einklang zu bringen. Sie hat damit ein imposantes Bild dieser Epoche erschaffen.

Die Charaktere der einzelnen Handlungsstränge sind bunt gemischt. Sabine Weiß hat sich die Zeit genommen, diese Lebenswege ausführlich zu schildern. Die Geschwister haben so einiges zu erleben und durchzustehen. Dadurch, dass sie immer wieder die Handlungsstränge wechselt, steigt natürlich auch die Spannung. Mit Vincents Hilfe erzählt Sabine Weiß aber auch davon, wie Amsterdam gewachsen ist. Die Strukturen der einzelnen Handwerksgewerke erläutert sie und macht verständlich, wie schwer es war, in einer neuen Stadt überhaupt Fuß zu fassen. Intrigen, Mord und Verrat scheinen an der Tagesordnung gewesen zu sein.

Natürlich gibt es auch hier die eine oder andere Liebelei, aber diese steht hier nicht im Vordergrund, sondern umrahmt nur die gesamte Geschichte. Mir hat gut gefallen, dass hier vor allem die historische Entwicklung der Stadt vordergründig ist. Die einzelnen Verbindungen zu den Herrscherhäusern und ihr Zusammenhang wird gut beschrieben. Auch der Einfluss der Armee hat seinen kleinen eigenen Handlungsstrang und erzählt davon, wie brutal teilweise agiert wurde. In diesem Handlungsstrang hat sozusagen das böse Gegengewicht seine Auftritte.

Der Erzählstil von Sabine Weiß ist zudem flüssig zu lesen und die Seiten fliegen nur so dahin. Deutlich spürbar ist, wie intensiv die Autorin im Vorfeld recherchiert haben muss, um so ein genaues Bild dieser Epoche wiedergeben zu können. Zudem hat sie ihre Protagonisten facettenreich gestaltet und sie ihre Höhen und Tiefen erleben lassen. Die Guten genauso wie die Bösen. Nicht nur die fiktiven Charaktere fügen sich wunderbar in die Geschichte, auch die historisch belegten, wirken lebendig und echt.

Ein Personenregister zu Beginn sorgt für den nötigen Überblick über die Protagonisten. Schon wenn man dieses Register am Anfang liest, stellt man fest, hier geht es um Historisches. Viele historisch belegte Charaktere haben ihren Weg in dieses Buch gefunden. Ein Glossar am Ende klärt auch noch die zahlreichen fremden Begriffe, was hier durchaus nötig ist, da einige Begriffe eben auch aus dem holländischen oder spanischen kommen. Ein kurzes Nachwort klärt zum Schluss noch Fiktion und Wahrheit.

Fazit:

„Krone der Welt“ ist ein umfangreicher historischer Roman, der eine einzigartige Geschichte aus dem 16. Jahrhundert erzählt. Viele historische Details und eine umfangreiche Familiengeschichte haben aus diesem Roman etwas Besonderes gemacht. Ich habe schon ein paar Bücher von Sabine Weiß gelesen, aber dieses neue Buch von ihr ist wohl das Beste, was sie je geschrieben hat. Die historistischen Details, gekonnt verpackt in einer fiktiven Geschichte haben mich nicht nur gut unterhalten, sondern mir auch einen schönen Einblick in das Leben Amsterdam und des spanischen Hollands dieser Epoche gewährt.

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