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Veröffentlicht am 26.01.2021

Starke Frauen

Liebestöter
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Wenn man das Cover sieht, denkt man auf den ersten Blick, dass es sich um eine leichte, etwas überzogene Lektüre handelt - was sicher nicht ganz falsch ist, aber dennoch hat mich das Buch inhaltlich richtig ...

Wenn man das Cover sieht, denkt man auf den ersten Blick, dass es sich um eine leichte, etwas überzogene Lektüre handelt - was sicher nicht ganz falsch ist, aber dennoch hat mich das Buch inhaltlich richtig überrascht.

Denn "Liebestöter" ist nicht nur ein spannender Regionalkrimi, der die bekannten Klischees bedient, nicht am Dialekt spart und die Eigenheiten der Rosenheimer "Prominenz" aufs Korn nimmt, sondern auch gesellschaftskritisch, was ich in diesem Genre nicht erwartet habe. Aber das hat die Geschichte für mich nur noch mehr aufgewertet.

Im Mittelpunkt steht der Mordanschlag auf die Inhaberin einer Frauen-Coaching Agentur Marina Pfister, die die Rosenheimer Frauen ermutigt hat, eigene Wege zu gehen und deshalb gerade bei den Männern nicht sehr beliebt war. Die Ermittlungen werden von der Polizei nur halbherzig geführt, also schaltet sich Vitus Pangratz, Privatermittler und Kommissar im Ruhestand, ein. Gemeinsam mit seiner Tochter sucht er den Täter oder die Täterin.

Der Aufbau hat mir gut gefallen. Die Geschichte wird chronologisch erzählt und startet direkt mit dem im Klappentext erwähnten Mordanschlag. Dabei blickt man aber auch ab und zu durch die Augen des Täters bzw. der Täterin und erfährt durch Tonaufnahmen, die er/sie sich anhört, was die Agenturinhaberin in der letzten Zeit getan hat. Diese liegt im Koma, bekommt aber vor allem gegen Ende einige Passagen, in denen man ihre Wahrnehmungen im Krankenhaus erfährt.

Das war sehr abwechslungsreich und hat außerdem dazu geführt, dass man sich dem Täter/der Täterin immer sehr nahe fühlt. Immer wieder gibt es Hinweise und ich war mir ziemlich schnell sicher, wer es ist. Am Anfang war ich regelrecht enttäuscht, weil ich dachte, dass jetzt keine Spannung mehr aufkommen kann - aber die Autorin schafft es immer wieder, neue Hinweise einzubringen, die auf eine andere Spur deuten und schon steht man wieder am Anfang.

Der Protagonist Vitus Pangratz hat mir gut gefallen. Zwar bedient er auch so ziemlich jedes Klischee des geschlagenen Kommissars, aber das ganze mit einer Portion Witz und so viel Sympathie, dass man ihn einfach mögen muss. Überhaupt ist mir die Rosenheimer Bevölkerung sehr ans Herz gewachsen, auch wenn natürlich alles überspitzt dargestellt wird.

Eigentlich habe ich nichts zu meckern. Mir hat nur das gewisse Etwas gefehlt, dass das Buch noch etwas besonderer macht.

Insgesamt hatte ich schöne Lesestunden und ich werde die Reihe weiter verfolgen. Von mir gibt es 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 07.01.2021

Scharf geschossen

No Mercy - Diese Fahrt überlebst du nicht
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Zu Beginn des Buches lernt man die Protagonisten James und Elle kennen, die sich ein neues Leben an einem anderen Ort aufbauen wollen und deshalb mit Hab und Gut quer durch die USA fahren. Wieso und weshalb ...

Zu Beginn des Buches lernt man die Protagonisten James und Elle kennen, die sich ein neues Leben an einem anderen Ort aufbauen wollen und deshalb mit Hab und Gut quer durch die USA fahren. Wieso und weshalb erfährt man am Rande nach und nach, es ist aber auch nicht wichtig für die Geschichte.

Kurz darauf haben sie eine Panne und man ist schon mitten im Geschehen. Sie bleiben mit ihrem Auto in der Wüste liege und geraten ins Visier einen Scharfschützen.

Mir hat gefallen, dass es gleich zur Sache ging. Es gab keine große Vorgeschichte und der Autor konzentriert sich auf das Wesentliche, sodass die Geschichte schnell Fahrt aufnimmt. Wie auch schon bei "No Exit - Diese Nacht überlebst du nicht" spielt auch hier die Handlung nur an einem einzigen Ort und es gibt keine Zeitsprünge oder ähnliches, sondern es wird ein Tag chronologisch erzählt.

Man könnte Bedenken haben, dass es jetzt etwas langweilig wird, weil es eben nur um diesen einen Tag geht, aber da muss man sich keine Sorgen machen. Es bleibt spannend bis zum Schluss. Das liegt auch daran, dass man zwar hauptsächlich James und Elle begleitet, aber ab und zu auch durch die Augen des Scharfschützen schaut und seine Hintergedanken erfährt. Das ist ganz schön gruslig und irgendwie ekelerregend, passt aber gut zum Plot.

Ich war auf jeden Fall gefesselt und habe mitgefiebert. Gegen Ende, am Höhepunkt der Handlung, gibt es dann einen interessanten Twist, der mich allerdings nicht wirklich überraschen konnte, da ich ihn schon vorausgeahnt habe.

Nichtsdestotrotz war es gut gemacht und ich wurde gut unterhalten. Von mir gibt es 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 29.12.2020

Tod als Kunstwerk

Die Totenkünstlerin
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Der Prolog geht schon mal unter die Haut, denn da erlebt man, wie die Totenkünstlerin arbeitet. Leonie Haubrich kommt hier ohne viel Blut oder Brutalität aus, subtile Andeutungen reichen schon aus, dass ...

Der Prolog geht schon mal unter die Haut, denn da erlebt man, wie die Totenkünstlerin arbeitet. Leonie Haubrich kommt hier ohne viel Blut oder Brutalität aus, subtile Andeutungen reichen schon aus, dass man eine Gänsehaut bekommt und die Spannung so aufgebaut wird, dass man einfach weiterlesen muss.

Dann wird es etwas ruhiger. Man lernt die Protagonistin Ellen kennen. Bei mir scheint gerade alles in die Brüche zu gehen und sie sucht nach einem Neuanfang. Hier kann man nicht so wirklich einen Bezug zum Klappentext herstellen. Das war ein bisschen schade, allerdings entwickelt sich so die Geschichte auch in eine Richtung, die man erstmal nicht erwartet. Außerdem hat man etwas Luft zum Durchatmen, auch wenn es hier immer wieder Momente gibt, bei denen man aus Reflex die Luft anhält.

Das liegt vor allem daran, dass Ellen einige Dinge tut, die ich als naiv bezeichnen würde. Irgendwie wurde ich mit ihr nicht warm, denn ihre Entscheidungen und Handlungen sind nicht immer gut begründet. Das hat mich ein bisschen genervt.

Nichtsdestotrotz hat es mir gut gefallen, gemeinsam mit ihr auf Spurensuche in ihrer Vergangenheit zu gehen. Auch hier bleibt es zunächst unaufgeregt. Wer Thriller mag, in denen es nicht auf die Menge des Blutes ankommt, sondern eher auf subtile Gänsehaut-Momente, der ist hier richtig.

Vor allem wenn es auf das Ende zu geht, kann man das Buch meiner Meinung nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe den Schluss auf jeden Fall nicht kommen sehen und wurde richtig überrascht. Es wird nochmal richtig rasant und spannend - super!

Insgesamt wurde ich gut unterhalten und es war mal etwas anderes. Die Totenkünstlerin hätte aber für meinen Geschmack noch etwas mehr im Mittelpunkt stehen können. Sie kommt dann im Vergleich zu Ellen doch etwas zu kurz.

Von mir gibt es 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Spannend, aber sehr brutal

Der Heimweg
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In diesem Thriller greift Fitzek ein Thema auf, dass eine sehr gute und wichtige Sache ist, im Alltag aber meiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, das Heimwegtelefon. Wenn man abends nach ...

In diesem Thriller greift Fitzek ein Thema auf, dass eine sehr gute und wichtige Sache ist, im Alltag aber meiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, das Heimwegtelefon. Wenn man abends nach Hause geht und sich unwohl fühlt, kann man dort anrufen und wird telefonisch begleitet. Natürlich bietet das Stoff für einen guten Thriller, auch wenn man hofft, dass es in der Realität nicht so weit kommt.

Die Geschichte beginnt mit Jules, der eigentlich nur als Vertretung für seinen Freund einspringt und das Heimwegtelefon übernimmt - und damit auch einen Anruf, der ihn die ganze Nacht beschäftigen wird, nämlich den von Klara.

Das Buch ist wirklich unglaublich spannend. Dadurch, dass Jules und Klara nur telefonisch miteinander reden, ist zwischen ihnen eine gewisse Distanz, trotzdem ist die Interaktion unglaublich hoch und man merkt, dass die beiden miteinander verbunden sind.

Was Klara erlebt hat bzw. erlebt, ist nichts für schwache Nerven. Und hier muss ich Fitzek auch kritisieren: Für mich war die Darstellung von (sexueller) Gewalt zu viel, zu detailliert und wurde zu sehr in die Länge gezogen. Hier ist weniger mehr. Ich habe mich stellenweise richtig geekelt und musste mich zum weiterlesen zwingen. Ohne diese Masse an Szenen wäre das Buch nicht weniger spannend, allerdings erträglicher gewesen.

Abgesehen davon ist die Geschichte aber wirklich spannend. Es gibt überraschende Wendungen, mit denen man so nicht rechnet und es kommen immer wieder neue Personen dazu, die eine neuen Aspekt in den Plot hineinbringen. Trotzdem bleiben Jules und Klara im Mittelpunkt und man wartet nur darauf, dass sich ihre Wege nicht nur telefonisch kreuzen.

Das Ende war dann auch eine Überraschung und ich muss gestehen, dass es mir hier zu schnell ging. Bis kurz vor Schluss gibt es noch so viele offene Fragen, die aber dann nur relativ kurz und knapp beantwortet werden. Ich habe nochmal zurückgeblättert, weil ich dachte, ich hätte etwas überlesen - aber das war nicht so. Nichtsdestotrotz hat das Ende gepasst.

Alles in allem hat mir dieser Fitzek sehr gut gefallen und ich habe ihn auch schnell verschlungen. Einzig die sehr detaillierte Gewalt hätte für mich nicht sein müssen und hat mir etwas den Lesegenuss genommen. Deswegen gibt es von mir 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Putzen, bügeln, spionieren

Die Saubermacherin
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Der Gmeiner Verlag kann nur Regionalkrimis? Nein! Denn diesmal steht nicht eine bestimmte Stadt oder Region im Mittelpunkt, sondern der Beruf der Protagonistin Millie. Sie ist eine Putzfrau mit Migrationshintergrund, ...

Der Gmeiner Verlag kann nur Regionalkrimis? Nein! Denn diesmal steht nicht eine bestimmte Stadt oder Region im Mittelpunkt, sondern der Beruf der Protagonistin Millie. Sie ist eine Putzfrau mit Migrationshintergrund, aber das war es dann auch schon mit den Klischees. Denn auch wenn jeder ihrer Arbeitgeber sie für etwas einfältig hält und denkt, sie könnte die Sprache nicht verstehen, ist sie in Wirklichkeit eine Geheimagentin und spioniert ihre Arbeitgeber aus.

Das Buch ist ganz klar ein bisschen drüber und man muss es auch mit einem Augenzwinkern lesen, denn es nimmt sich selbst nicht zu ernst. Die Autorin spielt mit so ziemlich jedem Klischee, das man über Putzfrauen hat - und denen, wie sich deren Auftraggeberinnen benehmen. Ich fand das richtig witzig, auch wenn es nicht jedermanns Geschmack sein wird.

Auch die Story an sich ist sehr skurril. An dieser Stelle will ich nicht zu viel verraten, um nicht zu spoilern, aber die bereits im Klappentext angesprochene Verschwörung um manipulierte Lebensmittel ist schon sehr realitätsfern, passt aber gerade deswegen sehr gut in das Buch hinein.

Wie gesagt, irgendwie ist alles in dieser Geschichte ein bisschen drüber und zu viel. Aber genau das hat mir dann eben gefallen, weil es mal etwas ganz anderes war. Millie ist sehr sympathisch, ihr bester Freund auch eine Nummer für sich und der Rest der Figuren einfach liebenswert. Man weiß manchmal gar nicht, wer jetzt der Bösewicht ist, denn irgendwie macht niemand alles richtig - wie im richtigen Leben eben.

Der Schreibstil ist sehr lebendig, was auch daran liegt, dass die Autorin sehr viele Dialoge eingebaut hat. Einige davon auch mit Akzent, was sehr gut zu Millies Rolle passt und sich auch gut lesen lässt. Es geht rasant zu und es gibt keine Längen, die Schauplätze werden oft gewechselt und immer neue Richtungsänderungen sorgen für Spannung.

Es ist kein klassischer Krimi mit einem Mord, der dann aufgeklärt wird. Ich finde es sehr schwer, dieses Buch überhaupt in ein Raster zu packen. Fakt ist: Es ist mal etwas anderes, mir hats gefallen und ich wurde gut unterhalten. Allerdings hat mir noch das gewisse Extra gefehlt, deshalb gibt es an dieser Stelle von mir 4 Sterne.

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