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Veröffentlicht am 14.03.2021

Kryptische Schnitzeljagd

Montecrypto
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Als der Start-Up Unternehmer Greg Hollister bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt, wird Ed Dante, seines Zeichens Privatdetektiv und Ex- Banker von der Halbschwester des Toten beauftragt nach dessen ...

Als der Start-Up Unternehmer Greg Hollister bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt, wird Ed Dante, seines Zeichens Privatdetektiv und Ex- Banker von der Halbschwester des Toten beauftragt nach dessen verschwundenem Privatvermögen zu suchen. Da Hollister Kryptopionier war, sich also Zeit seines Lebens mit der Entwicklung von Kryptowährungen beschäftigt hat, ist es naheliegend, dass auch sein Vermögen ein digitaler Schatz ist, den er gut versteckt hat. Mehrere über das Internet verbreitete Videobotschaften von Hollister an seine Kryptogemeinde führen dazu, dass nicht nur Ed nach dem digitalen Vermächtnis sucht, sondern auch eine Massensuche unter seinen Anhängern ausgelöst wird. Gleichzeitig kommt Ed einem Finanzskandal auf die Spur, der die internationale Finanzwirtschaft in die Knie zwingen könnte.

Bei Tom Hillenbrand's "Montecrypto" handelt es sich um einen Finanzthriller, der sich mit dem Thema Kryptowährungen beschäftigt, von denen ich zugegebenermaßen kaum Ahnung habe. Dass der Bitcoin an den Finanzmärkten immer weiter steigt, habe ich schon mitbekommen, aber ansonsten bin ich wie ich gelernt habe genau wie Ed Dante ein "Nocoiner", und er ist immerhin ein Exbanker. Vielleicht stellt der Autor dem britischstämmigen Privatdetektiv deshalb eine Programiererin und Bloggerin (Mercy Mondego) bei den Ermittlungen zur Seite. So werden für den Laien gut verständlich Wissenslücken rund um die Kryptowelt geschlossen. Man wird bei der Lektüre also nicht dümmer. Trotzdem ist das Kryptokauderwelsch zuweilen recht anstrengend und man muss sich als Leser konzentrieren um alles mitzubekommen.

Den Charakteren fehlt es leider an Tiefe. Ich habe sie oft als etwas " fleischlos" empfunden. Über Ed Dante erfährt man, dass er als Exbanker nach einem Finanzskandal, an dem er maßgeblich beteiligt war nach Amerika ausgewandert ist, um dort als Privatermittler in Finanzfragen zu arbeiten. Zumindest zu Beginn kommt er etwas sexistisch rüber, liebt Punkmusik und hat definitiv ein Alkoholproblem. An irgendeiner Stelle bezeichnet er sich selbst als Luxusalkoholiker, weil es fast immer ein ausgefallener Cocktail sein muss, den er sich einverleibt. Mercy Mondego ist studierte Informatikerin, Journalistin und Bloggerin, hat sich mit Kryptospekulationen ein kleines Häuschen kaufen können und interessiert sich weniger für den Schatz als vielmehr für die Story dahinter. Viel mehr erfährt der Leser zu ihrer Person nicht. Tom Hillenbrand legt in seinem Thriller eindeutig mehr den Fokus auf die Handlung als auf die Charaktere.

Den Schreibstil würde ich als schnodderig, lässig aber auch humorvoll beschreiben. In der Mitte des Buches gibt es bei dem eher spannungsarmen Thriller einige Längen. Erst zum Ende hin geht es mit dem Showdown rasant zur Sache. Hier fühlt man sich fast wie in einen James Bond Film versetzt.

Insgesamt fand ich das Thema zwar spannend und der Autor hat hervorragend dazu recherchiert aber so ganz begeistern und mitreißen konnte mich die Geschichte leider nicht.

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Veröffentlicht am 02.03.2021

Ein Wiedersehen auf Gut Falkensee

Die Sterne über Falkensee
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Auch der 2. Band der Westpreußensaga rund um den Gutshof Falkensee liest sich dank des spritzigen Schreibstils der Autorin wieder flott weg und hat mich gut unterhalten.

Wo der letzte Teil rund 5 Jahre ...

Auch der 2. Band der Westpreußensaga rund um den Gutshof Falkensee liest sich dank des spritzigen Schreibstils der Autorin wieder flott weg und hat mich gut unterhalten.

Wo der letzte Teil rund 5 Jahre umfasst und die Zeit von 1904 bis 1909 erzählt, springen wir im 2. Band direkt ins Jahr 1924. In der Folge werden 12 Jahre erzählt, und die Geschichte endet somit 1936 noch vor dem 2. Weltkrieg.

Luisa von Kamecke erzählt im 2.Teil der Geschichte von Alice's Tochter Isabella, die inzwischen zu einer jungen Dame herangereift ist und für die sich ihre Mutter eine gute Partie zum Heiraten wünscht. Da wäre zum einem Arthur aus bestem Hause oder vielleicht doch der wohlhabende Getreidehändler Julius Kirchner, beides Kandidaten, bei denen Alice ihre Tochter sicher versorgt wüsste. Arthur macht dann aber Isabella's bester Freundin schöne Augen und Julius ist doch auch ein ehrgeiziger junger Mann, der zudem politische Ambitionen hegt und Ortsgruppenleiter der aufstrebenden NSDAP wird. Es folgt eine fesselnde Geschichte, von der ich gar nicht allzu viel verraten will. Wie schon im 1. Teil erzählt die Autorin nicht nur vom Gutsfräulein und ihrer Familie sondern lässt den Blick erneut auch in die Leutestube zum Personal wandern. Der Roman bringt wieder viel Lesespaß und ist in eine spannende aber auch furchtbare Zeit eingebettet. Er ist aber meiner Ansicht nach mehr als Wohlfühlroman und Familiengeschichte angelegt, denn als historischer Roman. Die Zeit in der er spielt, die historischen Hintergründe sind nur sehr knapp und am Rande behandelt. Manche Nebenstränge verlaufen mir zu schnell im Sande oder werden einfach nicht mehr erwähnt. Dem Roman hätten ein paar Seiten mehr sicher gut getan.

Genau wie Band 1 hat auch der 2. Teil wieder 400 Seiten erzählt aber 7 Jahre mehr!

Gut gefallen hat mir, dass Isabella eine Entwicklung durchgemacht hat von der eher oberflächlichen jungen Frau, hin zu einer selbstbewussten Frau mit Überzeugungen und Werten. Da war es nur folgerichtig, dass ihr die Autorin noch eine neue Liebe gönnt, und der Leser sich mit Isabella freuen kann. Die Charaktere insgesamt sind etwas stereotyp, es gibt wenig Zwischentöne. Die einen liebt man, die anderen hasst man.

Trotz leichter Schwächen ist "Die Sterne über Falkensee" ein schönes, unterhaltsames Buch für zwischendurch, in das man als Leser gut abtauchen kann, und ich freue mich auf ein Wiedersehen in Band 3.

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Veröffentlicht am 06.02.2021

Deutsch-Österreichische Ermittlungsarbeit

Grenzfall - Der Tod in ihren Augen
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"Grenzfall" von Anna Schneider ist eine neue Krimiserie , rund um das deutsch-österreichische Ermittlerteam Alexa Jahn und Bernhard Krammer. Dieser 1. Fall der Reihe spielt im Grenzgebiet des Karwendelgebirges.

Die ...

"Grenzfall" von Anna Schneider ist eine neue Krimiserie , rund um das deutsch-österreichische Ermittlerteam Alexa Jahn und Bernhard Krammer. Dieser 1. Fall der Reihe spielt im Grenzgebiet des Karwendelgebirges.

Die junge Kommissarin Alexa Jahn hat sich gerade zur Kriminalinspektion Weilheim versetzen lassen, als sie es an ihrem 1. Tag direkt mit einem spektakulären Todesfall zu tun bekommt und nach einem Unfall ihres Chefs auch gleich die Leitung der SOKO übernehmen soll. Man kann sich vorstellen, dass man sie als Neue im Team und als eine der wenigen Frauen, die hier arbeiten nicht gerade überschwänglich als neue Chefin akzeptiert. Der Fall weitet sich über die Grenze nach Österreich aus, so dass zusätzlich das LKA Tirol und der Ermittler Bernhard Krammer mit ins Boot genommen werden müssen.

Die erste große Ermittlung von Alexa gestaltet sich als sehr schwierig und die Autorin widmet sich in dem Einführungsband verständlicherweise in großen Strecken dem Zwischenmenschlichen. Auf diese Weise bekommt man ein gutes Bild von den Charakteren. Die ehrgeizige Alexa, die nicht nur sich selbst sondern auch ihrem verletzten Chef beweisen will, dass sie das Vertrauen verdient, dass man in sie gesetzt hat, ist nicht nur konfrontiert mit dem Kollegen Florian Huber, der sich offensichtlich übergangen fühlt sondern auch mit dem etwas amtsmüden Kommissar Bernhard Krammer, der mit seinen 60 Jahren viel Erfahrung mitbringt und seine eigenen Methoden hat. Detaillierte Polizeiermittlungen sind oft mühsam, und so hat man auch als Leser das Gefühl, dass es nur sehr schleppend vorangeht. Nach 2/3 des Buches hatte ich immer noch keinen Schimmer ,wer der Täter sein könnte und vor allem keine schlüssige Idee über sein Motiv. Wie erwartet ging es dann aber Schlag auf Schlag, und wie es in einem guten Krimi auch sein sollte, ist es Anna Schneider gelungen mich absolut zu überraschen, auch wenn das Motiv für mich ein wenig konstruiert und nicht ganz glaubhaft war.

Gut gefallen haben mir die Naturbeschreibungen und die Beschreibungen der Schauplätze, ein Gewitter in den Bergen, wo ich wirklich froh war im Trockenen zu sitzen. Eine tolle Idee war auch ein Kurzportrait der führenden Ermittler in der Innenseite des Einbandes sowie eine Karte der Grenzregion zur besseren Orientierung.

Als Fazit war "Grenzfall" für mich ein solider Krimi, den ich gerne gelesen habe, ein guter Einstiegsband einer neuen Krimiserie, die ich gerne weiterverfolgen werde. Ich vergebe 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 14.01.2021

Gelungene Fortsetzung - Großartiges Setting

INSEL
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Bewertet mit 3.5 Sternen

Sieht die isländische Kommissarin Hulda Hermannsdottir in Band 1 ihrer Rente entgegen, so ist sie in diesem 2. Teil der Triologie gut 15 Jahre jünger, denn das Besondere an dieser ...

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sieht die isländische Kommissarin Hulda Hermannsdottir in Band 1 ihrer Rente entgegen, so ist sie in diesem 2. Teil der Triologie gut 15 Jahre jünger, denn das Besondere an dieser Krimiserie ist, ( für mich sind die Bücher entgegen dem Aufdruck auf dem Cover keine Thriller) dass sie rückwärts erzählt wird.

Hulda hat schon viele Schicksalsschläge erleiden müssen und fühlt sich inzwischen ganz alleine auf der Welt. Mann und Kind sind verstorben und auch ihre Mutter kann sie nur noch auf dem Friedhof besuchen. Das nagt an ihr, und so hofft sie auch nach dem Tod der Mutter noch ihren Vater zu finden, den sie nie kennenlernen durfte, da er als US Soldat nur kurze Zeit auf Island stationiert war und sich seine Spuren dann verloren haben. Beruflich verbeißt sich Hulda gerne in ihre Fälle und lässt nicht locker, wo andere Kollegen einen Fall schon zu den Akten gelegt hätten. Das bringt ihr nicht unbedingt Sympathien ein. Überhaupt fühlt sie sich in der Männerdomäne Polizeirevier oft übergangen.Karrierechancen hat sie eigentlich keine, da die männlichen Kollegen immer vorgezogen werden.

Mordfälle sind auf Island eher selten, und so erwartet Hulda auch eher einen Unglücksfall, als man in ihrem Revier um Verstärkung bittet, weil auf der abgelegenen Vulkaninsel Ellidaey eine junge Frau zu Tode gekommen ist. Hulda kümmert sich selbst um den Fall und entdeckt nicht nur Ungereintheiten, sondern auch Zusammenhänge zu einem 10 Jahe zurückliegenden Mordfall und der Frage, ob damals der richtige Täter gefasst wurde.

Ragnar Jónasson erzählt ruhig und unaufgeregt. Immer wieder fließen Landschaftsbeschreibungen mit ein. Das Setting, die nur 0,5 Quadratkilometer kleine und unbewohnte Insel Ellidaey ist großartig. Ein einziges weißes Jagdthaus steht dort mitten in fantastischer Natur, die Kulisse für 4 junge Leute, die sich dort nach Jahren treffen, weil sie zu Schulzeiten mal befreundet waren. Ich musste mir von der Insel erst einmal Fotos anschauen.
Neben Hulda's Perspektive gibt der Autor auch den jungen Leuten eine Stimme, was die Geschichte abwechslungsreich macht.

Jónasson gelingt es die Spannung am Ende zu verdichten und den Leser mit der Auflösung des Falles noch zu überraschen. Für mich war das Buch wieder ein Lesegenuss, auch wenn ich es etwas schwächer fand als den 1. Band. Ich freue mich auf jeden Fall auf das Wiedersehen mit Hulda im 3. Teil "Nebel" , der schon bereit liegt.

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Veröffentlicht am 10.12.2020

Durchhalten lohnt sich

Marta schläft
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Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach ihrem sensationellen Thrillererfolg "Liebes Kind" ist in diesem Jahr ein weiteres Buch dieses Genres von Romy Hausmann erschienen. Auch "Marta schläft" ist wieder ein Psychothriller.

Es ...

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach ihrem sensationellen Thrillererfolg "Liebes Kind" ist in diesem Jahr ein weiteres Buch dieses Genres von Romy Hausmann erschienen. Auch "Marta schläft" ist wieder ein Psychothriller.

Es geht um Nadja, eine junge Frau aus schwierigen Verhältnissen, die sich nach einem lange zurückliegenden Gefängnisaufenthalt ein Stück weit ins normale Leben zurückgekämpft hat. Zumindest hat sie eine kleine Wohnung und einen Job in einer Anwaltskanzlei. Trotzdem ist sie ziemlich isoliert und wird psychologisch betreut, da sie unter Panikattacken leidet und Menschenansammlungen nicht ertragen kann. Als eine ehemalige Kollegin, die ihr immer freundschaftlich zugetan war, ihre Hilfe erbittet, weil sie ihren Geliebten ermordet hat, zögert sie nicht und hilft ihr die Spuren zu beseitigen und die Leiche verschwinden zu lassen.

Hier beginnt jetzt die eigentliche Geschichte, die sich so ganz anders entwickelt, als man dies zunächst vermuten würde. Denn es folgen fiese Psychospielchen und jede Menge unerwartete Wendungen, die die Spannung hoch halten. Allerdings muss man ungefähr bis zur Hälfte des Buches wirklich durchhalten, denn der Einstieg ins Buch ist wirr und undurchsichtig. Romy Hausmann wechselt die Perspektiven, streut Rückblicke ein, wechselt von der Protagonistin zu Nebenfiguren oder zu einer geheimisvollen Briefeschreiberin. Wie bei einem Puzzle erschließt sich das große Ganze erst wenn man genügend Teile zusammengefügt hat. So wird das Buch zum Ende hin auch immer spannender und entwickelt eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Einzig die Protagonistin Nadja erzählt aus der Ich-Perspektive, so dass der Leser gut eine gewisse Nähe zu ihr aufbauen kann und das Ungeheuerliche, was ihr widerfährt mitfühlt.

Mir hat der neue Thriller von Romy Hausmann gut gefallen, weil er ungewöhnlich ist, psychologisch raffiniert und den Leser unterschwellig über das Thema Schuld nachdenken lässt. Das Verwirrspiel zu Beginn des Buches, die ganzen losen Fäden, damit hat es die Autorin meiner Meinung nach ein bisschen zu sehr auf die Spitze getrieben. Hier ist vielleicht manch ein Leser schon frühzeitig genervt ausgestiegen. Deshalb ziehe ich ein Bewertungssternchen ab.

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