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Veröffentlicht am 09.03.2021

Trau, schau wem...

Internat der bösen Tiere
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Noel und Taiyo haben es geschafft! Beide dürfen auf die Insel der Jäger ziehen! Allerdings dürfen auf keiner Insel mehr als 2 Menschen leben, was bedeutet, dass Katokwe die Insel der Jäger verlassen und ...

Noel und Taiyo haben es geschafft! Beide dürfen auf die Insel der Jäger ziehen! Allerdings dürfen auf keiner Insel mehr als 2 Menschen leben, was bedeutet, dass Katokwe die Insel der Jäger verlassen und auf eine andere ziehen muss. Die Hoffnung sie nun regelmäßig zu sehen, wird daher für beide Jungen enttäuscht. Allerdings haben sie auch nicht viel Zeit traurig zu sein, denn der Unterricht hat es voll in sich. Da Tiere nicht schreiben können, müssen sie sich den ganzen Stoff ins Gedächtnis einprägen und bei so unbekannten neuen Fächern wie Tiergiften oder Heilmethoden ist das eine echte Herausforderung. Hinzu kommen die verstörenden Stunden mit ihrem Begleittier dem Leoparden Kumo und der Gedankensprachunterricht. Noel hat stets den Eindruck sich besonders ungeschickt anzustellen, da er das Tosen seiner Gedanken nicht in den Griff bekommt. Ach ja, da sind ja noch die Paviane, die es auf ihn abgesehen haben, da sie Menschen nicht leiden können und ihn ganz besonders verabscheuen. Ein Lichtblick scheint der Tauchlehrgang zu sein, bis er erfährt, dass er zu seiner Sicherheit ausgeschlossen werden soll, damit sein Erzfeind der Bär Uko und seine Verbündeten ihn nicht im Meer angreifen können. Doch Noel unterschätzt die Gefahr und will Katokwe unbedingt wiedersehen!

Ja, Noel ist der Sohn einer der zwei Schulgründerinnen, aber das heißt nicht dass es ihm besonders leichtfällt sich im Unterricht zurecht zu finden oder ihm die Herzen der Mitschüler zufliegen. Ganz klar zeigt sich bei ihm, wie sehr zu hohe Erwartungen Kinder und Jugendliche auch belasten und hemmen können. Noel hat ständig das Gefühl zu versagen, auch wenn niemand so etwas zu ihm sagt. Das setzt ihn noch mehr unter Druck und ein regelrechter Teufelskreis scheint sich in Gang zu setzten. Dabei könnte alles so gut sein, denn zum ersten Mal in seinem Leben hat er einen Freund gefunden! Das fühlt sich wirklich gut an, allerdings sind sie auch Konkurrenten um die Gunst von Katokwe und ja, Taiyo scheint viel weniger Schwierigkeiten zu haben, als er, obwohl er nicht viel länger auf den Inseln der bösen Tiere lebt. Dieser Erwartungsdruck und die Versagensängste sind vielen Schülern vertraut, so dass sie sich ganz schnell mit Noel identifizieren können. Auch das Problem, mit der Konkurrenz unter Freunden ist sicherlich vielen jungen Hörern nur allzu vertraut, sei es im Sport, in der Schule, oder weil Freunde nun mal einen ähnlichen Geschmack haben. Neben diesen für die Zielgruppe nur allzu bekannten Problemen gibt es aber auch ganz viel aufregend Neues. Der Unterricht unterscheidet ganz erheblich von unserem Präsenzunterricht! Die Fächer sind ganz andere, aber auch die Lehrmethoden und natürlich die Mitschüler. Tiere in der Schule sind bei uns ein absolutes No-Go, von gefährlichen Raubtieren oder giftigen Exemplaren ganz zu schweigen. So wird das Vertraute mit Abenteuer und Spannung geschickt verknüpft! Denn spannend wird es auch diesmal wieder. Langsam baut sie sich auf, da Noel schon früh vor dem unzureichenden Schutz auf dem Meer gewarnt wird, doch ist seine Sehnsucht nach Katokwe größer als seine Vernunft! Man spürt erste zarte Gefühle, aber nicht übermäßig, noch nicht in einem Maße, dass es den jungen Hörern unangenehm oder peinlich würde, sondern aufregend, prickelnd und neu!

Hier kommt der hervorragend gewählte Sprecher Jonas Minthe ins Spiel, der zwar mit Jahrgang 1989 deutlich älter als die Zielgruppe ist, er aber zum Glück nicht so klingt. Man nimmt ihm den 13 jährigen Noel absolut ab. Man spürt seine Unsicherheit, sein Sehnen, aber auch vor allem seine Wut. Die Wut auf die Regeln, die er einfach ungerecht findet, weil er sich seine Mutter ja nicht ausgesucht hat und sie noch nicht einmal kennengelernt hat und die Wut auf den unbekannten Gegner! Außerdem kommt er mit einigen seiner Klassenkameraden überhaupt nicht klar und Jonas Minthe gelingt es spielend dieses Gefühl der unterdrückten Wut und Hilflosigkeit in seiner Stimme anklingen zu lassen. Aber nicht nur den Menschen verleiht er eine Stimme, auch die Tiere bekommen von ihm eine jeweils individuelle Stimme, egal ob Pavian, Leopard oder Krokodil. Da wird gekrächzt, geknurrt und gefiept. Absolut lebendig, ausdrucksstark und spannend!
Am Ende wird es so unerträglich spannend, dass ich den Atem angehalten habe. Die Lage scheint schier aussichtslos, doch die Gewissheit, dass bereits die Fortsetzung angekündigt ist, hat mich zuversichtlich weiter hören lassen! Eine Reihe mit sympathischen jungen Helden und Tieren, um Freundschaft und Verrat, den ewigen Kampf zwischen Mensch und Tier um Lebensraum, die in den Bann zieht und mich mitfiebern lässt!

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Not und Elend schüren Hass und Skrupellosigkeit

Fräulein Gold: Scheunenkinder
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Berlin Herbst 1923: Die Hyperinflation ist in vollem Gange. Das Geld wird schneller entwertet, als man es ausgeben kann. Die Armut wird immer erdrückender, doch einige haben von dem letzten Krieg profitiert ...

Berlin Herbst 1923: Die Hyperinflation ist in vollem Gange. Das Geld wird schneller entwertet, als man es ausgeben kann. Die Armut wird immer erdrückender, doch einige haben von dem letzten Krieg profitiert und finden auch jetzt ihr Auskommen, als Opportunisten. Die freiberufliche Hebamme Hulda Gold ist immer noch rund um den Winterfeldplatz aktiv, locker verbandelt mit Kriminalkommissar Karl North und immer bestens informiert von Zeitungsverkäufer Bert. Ihr jüdischer Vater hat ihr einen Auftrag bei einer bitter armen, jüdisch-orthodoxen Familie im Scheunenviertel besorgt. Hulda spürt sofort, dass in dieser Familie irgendwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Als das Neugeborene kurz nach der Geburt verschwindet, scheint die harte Schwiegermutter erleichtert und die ungeliebte Schwiegertochter am Boden zerstört. Auch Karl zieht es beruflich ins Scheunenviertel, als auf einem abgestellten Anhänger eine ganze Wagenladung toter, ausgemergelter Kinder entdeckt wird. Stecken skrupellose Menschenhändler dahinter? Hulda würde Karl gerne unterstützen, der ist aber wenig angetan. Als sie jedoch endlich gemeinsam das Viertel aufsuchen, entlädt sich der stetig anschwellende Judenhass über dem Elendsviertel.

Die Hyperinflation sorgt für Not und Elend, der perfekte Nährboden um Hass und Missgunst gegenüber Minderheiten zu säen. So fällt Hitlers judenfeindliche Propaganda schon früh auf fruchtbaren Boden, auch wenn Stresemann und die junge Weimarer Republik das nicht unterstützen. Hulda hat sich nie viel um ihr jüdisches Erbe gekümmert, doch scheint der Glaube ihres Vaters, in dem sie nie erzogen wurde, allmählich immer wichtiger zu werden. Die Stimmung wird immer aufgeheizter und Anna Thalbach lässt ihre Stimme drängender werden. Der Angst die Hulda bisweilen bei Angriffen völlig Fremder empfindet, verleiht sie ebenso Ausdruck wie ihrem Entsetzen, als sie erfährt, dass ein Neugeborenes verschwunden ist und niemand etwas unternimmt. Hulda ist eine moderne Frau, sie kann das Unrecht nicht einfach so stehen lassen, sie muss etwas unternehmen und ihre Neugierde kommt ihr dabei sehr zu gute! Die politische Situation und die Verzweiflung durch die Geldentwertung wird hier sehr eindrücklich und drängend mit Huldas Alltag verwoben, obwohl Hulda sich gar nicht für Politik interessiert und diese am liebsten einfach ignorieren würde. Doch so einfach ist es nicht, denn das aktuelle Geschehen und der Zeitgeist treffen sie unmittelbar.

Es hat mir sehr gefallen Hulda und ihre Freunde, Bekannten ebenso wie ihre schöne Rivalin Helene wiederzutreffen. Anne Stern schafft es, atmosphärisch dicht, Not und Elend, sowie Überfluss dieser Zeit vor dem inneren Hörerauge heraufzubeschwören. Doch neben Not und Elend steigen Hass und Missgunst und sämtliche moralischen Hemmungen und Skrupel fallen. Eine Atmosphäre aus Angst und Gewalt entsteht, die zeigt, wie dünn die zivilisierte Lackschicht der Gesellschaft bei manchen ist, und wie leicht in der Not jegliche Solidarität vergessen wird. Ein Gefühl das sich aktuell bisweilen erahnen lässt und erschreckt und hoffentlich deutlich macht, wie wichtig die Demokratie ist. So wird es gegen Ende des Hörbuches wirtschaftlich deutlich besser und auch die Gesellschaft wird auf den ersten Blick wieder friedlicher und toleranter, aber leider wissen wir alle, dass dies nur von kurzer Dauer war. Eine dringend benötigte, unaufdringliche, aber unmissverständliche Warnung aus der deutschen Geschichte, die noch gar nicht allzu lange her ist. Dabei taucht man mit Hulda auch in die nicht nur ihr, unbekannte Welt des orthodoxen Judentums ein. Noch ist Religion und religiöse Herkunft für sie nicht wichtig, aber es macht sich langsam bemerkbar, dass Hulda auf Dauer nicht mehr alle unliebsamen Gedanken weiter ausblenden kann und einen Plan B für die Zukunft benötigt, wie ihre Freunde sie drängen. Ihre Freunde? Eigentlich hatte Hulda bislang keine Freunde, mehr Gönner, doch endlich ändert sich das für sie, denn gerade wenn die Zeiten schwierig werden, ist eine gute Freundin unerlässlich und ich freue mich, demnächst mehr über diese Freundschaft zu erfahren. Das Schicksal der getöteten Kinder macht uns hoffentlich allen deutlich, wie glücklich wir über unseren Sozialstaat sein können. Wenn Kinder zur Ware werden, ist die Menschlichkeit verloren.

Den historisch, persönlichen Teil finde ich in diesem Band sehr stark. Der Kriminalfall kommt mir allerdings etwas zu kurz, das Ende etwas zu abrupt. Die Problematik des Menschenhandels aus Elend spielt leider eine etwas untergeordnete Roll. Auch wenn Hulda über das gute Ende sicherlich erleichtert ist, so hat es doch für Karl einen bitteren Beigeschmack. Wieder eine Entwicklung die neugierig macht.

Ich bin sehr erleichtert, dass Hulda dieses mal die Finger von den Drogen lässt, wenn auch Karl in diesen schweren Zeiten mit wenig Vergnügen immer häufiger Trost im Gin sucht.

Anna Thalbach ist für mich die perfekte Wahl für die forsche, moderne Hulda, die selbst hin- und hergerissen ist. Mal klingt sie ganz weich, mal kratzbürstig oder entschlossen. Nie hat sie mich gelangweilt, ich hätte ihr noch stundenlang weiter zuhören können. Als waschechte Berlinerin vermag sie von jetzt auf gleich von Hochdeutsch ins Berlinerische zu wechseln und ihre Stimme den sozialen Klassen und Herkünften anpassen. So wird Huldas Ermittlung noch lebendiger.

Eine Reihe die ich sehr empfehlen kann und der ich auf jeden Fall weiter folgen werde.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Diese Reihe ist ein kleines Wunder...

Die Unausstehlichen & ich (Band 3) - Die Welt ist voller Wunder
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Im ersten Band berichtet Enni dem Schulpsychiater Dr. Mergen, was so alles abging und wie es zu dem großen Schlamassel kam, um den sich das Buch dreht, im zweiten Band erklärt sie das nächste Chaos Polizist ...

Im ersten Band berichtet Enni dem Schulpsychiater Dr. Mergen, was so alles abging und wie es zu dem großen Schlamassel kam, um den sich das Buch dreht, im zweiten Band erklärt sie das nächste Chaos Polizist Dirk und dieses Mal steht Enni vor einer unendlich schwierigen Entscheidung, denn erstmals darf sie über ihre eigene Zukunft mitentscheiden. Das Dilemma: egal wie sie sich entscheidet, wird sie Menschen verletzten, die ihr viel bedeuten, also schreibt sie einen Brief an ihren Vater:
Enni ist nun schon eine ganze Weile in dem geheimen Nobelinternat Saaks, auf einer einsamen Bergspitze gelegen und fühlt sich sogar richtig wohl! Sie hat richtig gute Freunde gefunden, auch wenn diese aus dem Durchschnittsraster fallen, xxx was soll's, sie hat ja auch nie in ein Schema gepasst. Da es ihr aber nun so gut geht, flucht sie schon weniger, aber ganz aufgeben kann sie diese Angewohnheit nicht. Klar, sie kann ja auch ihr logisch-mathematisches Denken nicht einfach ablegen, oder das Pläne schmieden. Denn ein Plan muss unbedingt her, um die Geheimnisse ihrer Schule aufzudecken. Warum ist diese so streng geheim? Wer zahlt für sie und Dante das Schulgeld? Wer ist eigentlich Dantes Vater? Wo ist Hausmeister Ahmed Armut abgeblieben und warum hat seinen Job nun Polizist Dirk übernommen? Dantes Schwester ist nicht weniger clever als er und so zeigt sie Enni und Dante am Besuchstag einen Brief der Stiftung, die für ihre Stipendien zahlt. Da ist so einiges faul und sie müssen dringend nach München, um von der Stiftung Antworten zu erhalten. Doch sie können nicht einfach nach München, es sei denn sie nehmen an dem Theaterfestival dort teil, von dem ihr Deutschlehrer so schwärmt. Doch ein Rollstuhlfahrer, eine Blinde und einen Stummen in ein Theaterstück zu bekommen, ist keine leichte Aufgabe und sie müssen natürlich den Vorentscheid gewinnen!

Dieses Buch ist offiziell von 10 – 12 Jahren, doch meine große Tochter (13) liebt die Reihe so sehr, dass wir nach langer Zeit mal wieder ein Buch zu dritt gelesen haben. Klar finden es die Mädels lustig, wenn Mama die Zensur im Text auflöst und passende Schimpfwörter einsetzt! Aber das ist nur ein Bonusbonbon, der eigentliche Reiz liegt in den quasi hypnotischen Figuren, rund um Heimkind Enni, die einen sofort in ihren Bann ziehen, mit all ihren Eigenarten und Handicaps. Sie sind alle sehr besonders, auch die, die auf den ersten Blick völlig durchschnittlich wirken, wie Alba, die Tochter der Direktorin, die zur Löwin werden kann, wenn es um ihre Freunde geht. Langsam fühlt sich Enni heimisch in ihrem Zimmer im 2. Stock, in dem es angeblich spukt. Sie verliert ihr Bedürfnis wegzulaufen und möchte sich lieber öffnen. Das ist super, denn damit erfahren auch die Leser viel mehr von ihr, ihrer Vorgeschichte und ihren Gefühlen.
Enni ist ja der rein logische Typ und nun versucht ausgerechnet sie, ihre Freunde dazu zu bringen, ein Shakespeare-Stück aufzuführen. Natürlich geht das nicht ohne Kraftausdrücke vor sich, aber tatsächlich, ist Enni von Band zu Band weicher geworden und flucht daher auch nicht mehr so viel. Natürlich lässt sich das bei so einem alten Klassiker nicht vermeiden. Zum Glück schafft Alba es, Enni die Quintessenz von Hamlet in Kürze zusammenzufassen. Großartig, so versteht es auch Enni! Das ist super lustig und sehr gut nachvollziehbar und absolut auf den Punkt. Dazu kommen natürlich immer wieder Shakespeare-Zitate, die man eigentlich gar nicht uncool finden kann. Der gute Will schneidet hier richtig gut ab, oh Captain, mein Captain, hätte seine Freude daran gehabt. Gut, meine Große, die gerade Romeo und Julia lesen muss, ist immer noch nicht überzeugt, von dem Gemetzel; die Schauspielszenen und Zitate findet sie dennoch cool. So steckt dieses Abenteuer voller überraschender Wendungen und Szenen und auch wenn nun nicht jeder Leser zu einem leidenschaftlichen Fan der alten Klassiker geworden ist, haben sie vielleicht ein wenig die Scheu verloren und lesen zumindest mal „Puh, der Bär“, in der Originalversion. Denn auch der wird zitiert und hat mit seiner bärigen Weisheit meine Jüngste begeistert. Wieso das? Das muss man nun wirklich selbst nachlesen. Erzählt wird natürlich in Ich-Form. Auch wenn die Autorin kein Teenager mehr ist, klingt die Sprache authentisch, egal ob sie Ennis Gedanken, oder die Kommentare ihrer Freunde oder Lehrer schildert. Da macht das Lesen richtig Spaß, denn Enni ist eine Rebellin, auch wenn sie nun ruhiger werden wird...

Richtig super finden wir immer die Illustrationen von Barbara Korthues, die die Situationen und Emotionen der jeweiligen Szenen mit spitzer Feder richtig auf den Punkt bringt. Die verleihen dieser großartigen Geschichte noch zusätzliche Würze, auch wenn dies kaum möglich scheint.

Wir haben uns total auf Band 3 der Reihe gefreut, allerdings sind wir am Ende glücklich und wehmütig zugleich. Glücklich, weil das Ende so wunderbar und voller Möglichkeiten, Aussichten und natürlich Wunder ist. Wehmütig sind wir, weil es nun Abschied von Saaks nehmen heißt, aber zum Glück haben wir ja auch noch 2 Hörbücher der Reihe, die wir immer wieder hören können!

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Veröffentlicht am 03.03.2021

Unscheinbar = Schuldig?

Herr Bert und Alfonso jagen einen Dieb
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Der kleine Herr Bert ist stets freundlich und bemüht, leider wird er jedoch immer übersehen. Selbst mit seinem neuen bunten Anzug, von dem er sich so viel versprochen habt, wird er nicht wahrgenommen. ...

Der kleine Herr Bert ist stets freundlich und bemüht, leider wird er jedoch immer übersehen. Selbst mit seinem neuen bunten Anzug, von dem er sich so viel versprochen habt, wird er nicht wahrgenommen. So wird natürlich auch sein Dackel Alfonso übersehen und der Kellner im Café stolpert über ihn. Das darauffolgende Chaos nutzt ein geschickter Dieb, um sich an den Gästen zu bereichern. Als das Fehlen der Gegenstände auffällt, erinnern sich plötzlich alle an Herrn Bert und seinen Dackel und beschreiben ihn der Polizei. Nun wurde er endlich wahrgenommen, aber so hatte er es sich nicht erhofft. Als er es mitbekommt, beschließt er mit Alfonso nach Spuren zu suchen und den Dieb zu überführen!

Was für ein Drama, so ein freundlicher kleiner Kerl und dennoch nimmt ihn niemand wahr! So findet man natürlich auch keine Freunde; wie gut dass er Dackel Alfonso hat! Die Illustrationen zeigen ganz wundervoll Herrn Bert, in seinem bunt karierten Mantel, der geradezu mit den gleichfarbigen Tischdecken und Obstkisten zu verschmelzen scheint. Das sieht sehr lustig aus, ist aber auch ein bisschen traurig. Herr Bert ist ja sehr freundlich und würde sich daher auch sehr darüber freuen, wenn andere auch freundlich zu ihm wären. Doch wie soll das gehen, wenn ihn niemand bemerkt?! Zum Glück hat er ja wenigstens seinen treuen Dackel, der auch keinen Mantel braucht. Aber auch ihn übersieht der Kellner in seinem Eifer. Leider geht das nicht Herrn Bert alleine so. Daher macht dieses Buch schon junge Leser und Betrachter nachdenklich, ob wir nicht alle mal besser hinschauen sollten, damit keiner alleine ist. Noch schlimmer ist es allerdings, wenn auf einmal diejenigen zu Unrecht verdächtigt werden, die bislang alle ignoriert haben! Oft geht es Außenseitern genau so, das können Fremde sein oder Obdachlose. Man schaut an ihnen vorbei oder durch sie hinweg, doch sobald man einen Sündenbock für etwas sucht, dann werden sie plötzlich sichtbar und beschuldigt. Das wird nicht so benannt, aber wenn man beim Lesen darüber spricht, fallen einem plötzlich ganz viele Beispiele ein, bei denen es in unserer Gesellschaft genauso läuft! Herr Bert und Alfonso wehren sich aber und suchen den wahren Täter! Da es ja ein Buch für Kinder ist, ist es es nicht nur farbenfroh, sondern es geht auch alles gut aus!

Die Texte sind sehr kurz und daher auch schon für Leseanfänger ab 6 Jahren geeignet. Kindergartenkinder werden nicht oft die Parallelen zu anderen Aussenseitern herstellen. Für sie
lohnt sich dieses Geschichte aber dennoch, als spannendes Detektivabenteuer für die Kleinen! Mit dem hohen, fröhlichen Bildanteil und dem wirklich kurzen Text, können auch Kindergartenkinder Herrn Berts Abenteuer folgen und sich mit ihm, über den glücklichen Ausgang freuen. Die Sprache ist für Kinder gut verständlich und auch die Thematik, das Übersehen werden, die falsche Verdächtigung und die Empörung der Bestohlenen, können Kinder schon gut nach vollziehen. Abstraktere Überlegungen wie oben ausgeführt, sind dann aber doch eher von Schulkindern zu erwarten.

Die Illustrationen von Laura D'Aracangelo sind sehr ausdrucksstark, mit großen, verwunderten Augen und bunten Karos, die zu flirren scheinen! Die Emotionen lassen sich ganz deutlich aus den Gesichtern ablesen. So mischt sich auch etwas Witz in das aufregende Abenteuer. Die Spannung entspricht dem Zielgruppenalter, da müssen sich Eltern keine Sorgen machen.

Ein schönes Bilderbuch zu einem wichtigen Thema, das so leider viel zu selten Beachtung findet, ganz wie Herr Bert zu Beginn!

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Seelenbalsam für die Ohren!

New Horizons
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Green Valley Reihe Band 4: Annie ist nach monatelangem Koma endlich erwacht, doch sie muss wieder neu starten! Von ihrem langjährigen Freund Noah ist sie getrennt und ihr fehlt irgendwie die Erdung. Eine ...

Green Valley Reihe Band 4: Annie ist nach monatelangem Koma endlich erwacht, doch sie muss wieder neu starten! Von ihrem langjährigen Freund Noah ist sie getrennt und ihr fehlt irgendwie die Erdung. Eine Freundin, ein bester Freund.... und ja, ihre Arbeit. Denn durch den komplizierten Bruch muss sie erst einmal wieder richtig Muskeln aufbauen. Die Physiotherapie darf sie im 5-Sterne Hotel „Sebastians“ im Fitnessbereich durchführen, wo Lena (Band 1) ihre Ausbildung mit Begeisterung absolviert. Lena mit ihrer direkten Art ist ihr auch direkt sympathisch, vor allem da sie von ihrem Koma nichts weiß. Mit ihr trainiert dort auch der Netflix Star Cole Jacobs (Band 2 & 3), der sich nach der großen Blamage bei einer Preisverleihung in das idyllische Tal in den Rocky Mountains zurückgezogen hat und seine Wunden leckt. Dort trifft er an der Tankstelle ausgerechnet auf Annie, die keine Ahnung hat wer er ist, aber sein Auto bewundert. So eine Frau ist Cole schon lange nicht mehr untergekommen und das reizt ihn. Dabei provoziert er sie und die zwei geraten immer wieder aneinander, vor allem, als sie gemeinsam das alljährliche Krippenspiel inszenieren sollen. Ach ja, nicht nur Annie ist zurück gekehrt. Auch ihr bester Freund aus Kindertagen: Sam, der Sohn der Bürgermeisterin. Doch er sieht gar nicht mehr aus, wie der Hänfling von damals, sondern richtig sexy! Allerdings ist er nicht alleine zurückgekommen, sondern mit seiner Babytochter, deren Mutter Sam und sie für die Karriere hat sitzen lassen, genau wie Annies Mutter damals...

Ehrlich, ich habe das Gefühl, dass je älter ich werde, umso abgebrühter werde ich. Reine Liebesromane sind daher eigentlich gar nichts für mich. Mit Beginn der Corona-Pandemie brauchte ich aber einen Stimmungsaufheller und habe mit dieser Reihe begonnen und nicht wieder aufgehört. Ich habe „New Horizons“ zum Einschlafen und Aufwachen gehört und so habe ich wirklich befreit geschlafen und geträumt und bin beschwingt in den Tag gestartet.
Anders als Annie stehe ich ja gar nicht auf Tatoos und auch wenn ich Cole bisher mochte, war ich aber immer froh, wenn die Heldinnen sich bisher für Alternativ-Typen entschieden haben. Diesmal macht Cole wirklich Boden bei mir gut! Die bodenständige Umgebung scheint ihm gut zu tun, auch dass er in Green Valley auf Menschen trifft, die es nicht nur auf Glamour und Starrummel abgesehen haben. Ich stehe nicht auf Rockstar-Romanzen. Hier gefällt mir, dass Cole Jacobs ja schon einige Folgen in der Serie integriert ist und er bei den örtlichen Frauen nur bedingt ankommt. So ein Star ist ja auch irgendwie abschreckend. Außerdem geht es hier nicht um die Zähmung eines Bad Guys, der aus Liebe zu der einen, der Richtigen auf einmal handzahm wird. Das wäre mir zu albern. Natürlich musste er in der Netflix-Serie leicht bekleidet durchs Bild laufen. Sein gutes Aussehen ist sein Kapital, aber: er hat weder grüne Augen (das kann ich inzwischen nicht mehr hören oder lesen) und auch wenn sein Trainingsziel ein Körperfettanteil von 7 % ist, wird auf Schweißperlen die sein Sixpack entlangperlen und einen seidigen Schimmer auf... verzichtet. Hier wird der Fantasie genügend Freiraum gelassen, um sich die Protagonisten selbst vorzustellen, ohne je zu direkt oder zu platt zu werden. So ist Annie noch viel ungenauer beschrieben, sie ist einfach sehr zart geworden, nach 5 Monaten im Koma und ihre Narbe am Bein, mag sie noch immer nicht anschauen.

Sandra Voss liest die Rolle der Annie unglaublich sympathisch und geradlinig. Dabei hört man ihr aber auch immer wieder ihre Unsicherheit und Zweifel an. Bislang dachte sie immer, sie wisse, wie ihr Leben verlaufen würde, doch seit der Trennung von Noah (die Geschichte von Noah und Elara wird in Band 3 erzählt) ist nur noch ihre Liebe zu ihrem Heimatort gewiss, in dem sie tief verwurzelt ist, ach ja und ihre Liebe für Motoren. Doch ob sie die je wieder wird ausleben können? Dieser Band ist ein Wechselbad der Gefühle, dass man als Hörer sehr gut nachempfinden kann, was sowohl an der lebendigen Erzählweise von Lilly Lucas, als auch der sensiblen Interpretation, mit einer großen Variationsbreite an Emotionen von Sandra Voss liegt. Letztere klingt dieses Mal angenehm weich und warm, aber nicht naiv. Das mag ich wahrscheinlich auch so an dieser Reihe, dass die Heldinnen zwar an einem Wendepunkt ihres Lebens stehen, aber neben Herz auch noch über Verstand verfügen.

Man kann die Bände der Reihe unabhängig von einander lesen oder hören, allerdings finde ich es gerade für diesen Band es von Vorteil, die Vorgängerbände der Reihe nach zu kennen. Das steigert den Genuss noch und man fühlt mit Annie, dass es ein Gefühl ist, wie nach Hause zu kommen, wenn man wieder einsteigt in diese neue Romanze.

Ein Hörbuch, dass einfach glücklich macht, von der ersten Hörminute an.

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