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Veröffentlicht am 27.03.2021

Die Ex-Kanzlerin ermittelt

Miss Merkel: Mord in der Uckermark
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ass das Kanzleramt Angela Merkel zur Zeit wenig Spaß machen kann, hat sich wohl jeder schon gedacht - was aber passiert, wenn eine Langzeit-Regierungschefin in Rente geht? In "Miss Merkel" geht David Safier ...

ass das Kanzleramt Angela Merkel zur Zeit wenig Spaß machen kann, hat sich wohl jeder schon gedacht - was aber passiert, wenn eine Langzeit-Regierungschefin in Rente geht? In "Miss Merkel" geht David Safier genau dieser Frage nach. Herausgekommen ist ein Cozy-Krimi, in dem die Ex-Kanzlerin zur Hobby-Detektivin wird und ganz neue Seiten an sich entdeckt.

Sie hatte sich alles so schön vorgestellt: ein idyllisches Kleinstädtchen in der Uckermark, in das sie sich mit Ehemann Joachim Sauer zurückziehen kann - der den Abstand aus der aktiven Politik, verhassten Programmpunkten im Damenprogramm der G7-Gipfel und anderen Störungen seines Wissenschaftlerlebens gar nicht erwarten konnte. In ein paar Monaten, so hofft die Ex-Kanzlerin, wird man sie im Ort gar nicht mehr als die ehemalige Regierungschefin wahrnehmen, sondern nur noch als Neu-Nachbarin. Vielleicht findet sie sogar Freundinnen? Das war etwas, was in der Berliner Zeit abging.

Lediglich Personenschützer Mike im Gartenhaus des Paares Merkel-Sauer erinnert daran, dass sie mal die mächtigste Politikerin Deutschlands war und noch immer besonderes Schutzbedürfnis gilt. Doch der Merkel-Alltag ohne Krisengipfel, Untersuchungsausschüsse und Kabinettssitzung besteht vor allem aus Kuchenbacken und Kuscheleinheiten mit Putin. Nicht dem russischen Langzeitpräsidenten natürlich, sondern mit dem Mops, mit dem Merkel ihre Hundephobie überwinden will.

Wird die Ruhe in der idyllischen Uckermark der Neu-Ruheständlerin irgendwann zu viel? Der Tod des örtlichen Schlossherrn lässt die Ex-Kanzlerin die Kuchenschüssel beiseite stellen. Sie glaubt nicht an den angeblichen Selbstmord, auch wenn der in seine Ritterrüstung gewandete Tote in einem von innen abgeschlossenen Raum gefunden wurde. Miss Merkel und ihr Gatte beginnen zu ermitteln - stets mit dem davon gar nicht begeisterten Mike an ihrer Seite.

Dass ausgerechnet einige der Frauen, in denen Merkel Freundinnen-Potential zu sehen glaubt, unter den Verdächtigen sind, macht es für die Hobby-Detektivin nicht leichter. Doch mit derselben Hartnäckigkeit und Ausdauer, mit der sie einst Nachtsitzungen im Kanzleramt durchgestanden hat, lässt Miss Merkel nicht locker und scheut auch keine Gefahren.

Mit "Miss Merkel" hat David Safier einen locker-unterhaltsamen Cozy-Krimi geschrieben, der nicht mit Seitenhieben auf die Welt der Politik spart, aus der sich seine Neu-Ruheständlerin verabschiedet hat. Einblicke in das imaginierte Eheleben des Paares Merkel / Sauer (sie nennen sich Puschel und Puscheline....) und menschliche Enttäuschungen (die so freundlich wirkende Bäuerin entpuppt sich als AfD-Ortvorsitzende mit tief verwurzeltem Rassismus) begleiten den Leser durch die Merkel-Abenteuer. Manchmal überdreht, auf jedenfall witzig und unterhaltsam, steht "Miss Merkel" für einen entspannten Leseabend.

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Veröffentlicht am 27.03.2021

Drogen und andere krumme Geschäfte

Der Käfig
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Nachdem mich im vergangenen Jahr Lilja Sigurdadottirs Triologie-Auftakt "Das Netz" vollkommen überzeugt hat, war ich sehr gespannt auf den Nachfolgeband "Der Käfig", der vor kurzem erschienen ist. Nach ...

Nachdem mich im vergangenen Jahr Lilja Sigurdadottirs Triologie-Auftakt "Das Netz" vollkommen überzeugt hat, war ich sehr gespannt auf den Nachfolgeband "Der Käfig", der vor kurzem erschienen ist. Nach dem Lesen bin ich allerdings mit gemischten Gefühlen zurückgeblieben. Der zweite Nordic noir-Band ist spannend, kein Zweifel. So manches in der Gemengelage der Figuren, die ich aus dem ersten Band kannte, hat sich allerdings verschoben.

War die Isländerin Sonja in "Das Netz" eine sowohl in ihrer Ehe als auch in der Rolle als unfreiwillige Drogenkurierin gefangene Frau, so hat sich ihre Lebenssituation und auch ihre Persönlichkeit einige Jahre später deutlich verändert. Mehr zu verraten, würde jetzt den Plot verraten, aber eine Sympathieträgerin ist sie jetzt nicht mehr unbedingt und spielt in dem Roman auch lange Zeit eine eher untergeordnete Rolle.

In den Vordergrund rückt dagegen Agla, Sonjas frühere Geliebte, die im ersten Band eine ziemlich ambivalente Figur war. Nachdem sie bereits in der Vergangenheit rechtliche Probleme hatte, ist sie nun im Frauenknast, aber nicht weniger intrigant und geschäftstüchtig. Dass sie auf Frauen steht, scheint sie nun allerdings zu akzeptieren.

In "der Käfig" arbeitet Agla ausgerechnet mit ihrer Erzfeindung Maria zusammen, die nun nicht mehr Staatsanwältin, sondern investigative Journalistin ist, wenn auch bislang mit eher bescheidenem Erfolg. Aglas früherer Geschäftspartner taucht ebenfalls wieder auf, wird hier aber eher mit seinen privaten Problemen und ein paar dunklen Seiten gezeigt, Sein Sohn Anton dagegen spielt in einem zweiten Handlungsstrang eine wichtige Rolle, in dem es um zunehmenden Hass auf Migranten und Muslime geht. Insofern ist "Der Käfig" sehr aktuell.

Um Drogen und krumme Geschäfte geht es auch in diesem Buch, wobei vieles komplexer geworden ist. Sigurdadottir wechselt von der Perspektive der kleinen Kuriere zu den Hintermännern und -frauen, zu mal subtilen, mal brutalen Konkurrenzkämpfen. Vieles lässt erwarten, dass es im dritten Band der Triologie zu einem brachialen Showdown und Konfrontationen auf vielen Ebenen kommen könnte. Deshalb frage ich mich nach dem Lesen, ob "Der Käfig" gewissermaßen das Drama und die Konflikte zwischen diesen beiden Bänden füllen und vorbereiten soll. Kein Zweifel, neben Ehrgeiz und Geschäftsinteressen ist da auch manche möglicherweise verhängnisvolle Leidenschaft im Spiel. Auch wenn "Der Käfig" für mich hinter "Das Netz" zurückbleibt, hat Sigudradottir eine dunklen und vielseitigen Reykjavik Krimi geschrieben, der gespannt auf mehr macht.

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Veröffentlicht am 24.03.2021

KGB, Kommune, Kalter Krieg

Teufelsberg (Wolf Heller ermittelt 2)
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Fast drei Jahre hat es gedauert, bis das unter dem Pseudonym Lutz Wilhelm Kellerhoff schreibende Autorentrio (Martin) Lutz, (Sven) Keller und (Uwe) Wilhelm den Berliner Oberkommissar Wolf Heller wieder ...

Fast drei Jahre hat es gedauert, bis das unter dem Pseudonym Lutz Wilhelm Kellerhoff schreibende Autorentrio (Martin) Lutz, (Sven) Keller und (Uwe) Wilhelm den Berliner Oberkommissar Wolf Heller wieder in einem neuen Fall ermitteln lässt. Und für mich steht fest: Das Warten hat sich gelohnt. Erneut schaffen es die Autoren, Spannung, glaubwürdige Charaktere und viel Zeitkolorit in einem historischen Kriminalroman unterzubringen, der auch die Gesellschaft der 1960-er Jahre kritisch beleuchtet. Ob Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit der Vätergeneration, ob linker Antisemitismus - vieles ist trotz des historischen Settings ganz aktuell.

Wer "Die Tote im Wannsee" gelesen hat, wird außer Wolf Heller noch einige andere vertraute Buchfiguren wiedererkennen. Zuallererst Hellers frühere Vermieterin Paula, mit der der Kommissar mittlerweile verheiratet ist. Doch das Familienleben mit Paula und ihren Kindern wird überschattet. Auch Ryan, der frühere US-Militärpolizist, spielt zumindest eine Nebenrolle als Zuhörer und Seelentröster in seiner Bar, in der sich Heller auch schon mal zu später Stunde ans Klavier setzt.

Neu ist hingegen Hellers Halbschwester Petra, gelernte Kindergärtnerin, die aus dem idyllischen, aber spießigen Berchtesgaden nach Berlin gekommen sind und hier das volle Leben mitnimmt: Sex, Drugs und Studentenbewegung. In der Kommune 1 ist sie oft zu Gast, und dass ihr Bruder ausgerechnet "Bulle" ist und das verhasste System verkörpert, belastet die Beziehung der beiden immer wieder.

Vor allem aber treibt Heller in diesem Fall sein eigenes Versagen um: Nachdem es Drohungen gegen einen Richter gab, bewacht er das Haus des Mannes, führt akribisch Protokoll über die Vorgänge auf der Straße. 17 Minuten fehlen allerdings, in denen Heller wegen andauernden Babygeschreis in einem der Nachbarhäuser nach dem Rechten sah. In dieser Zeit trifft ein Mann ein, der die Ehefrau des Richters tötet.

Der Mord schlägt auch politisch Wellen, denn der bedrohte Richter ist Jude und der Kantor der orthodoxen Gemeinde. Keine 25 Jahre nach der Schoah wirft die Tat Fragen auf, wie es um die Sicherheit von Juden in der Bundesrepublik bestellt ist. Was Heller nicht weiß und wo der Leser schon dank eines zweiten Erzählstrangs sozusagen Täterwissen hat: Ein KGB-Agent hat einen Auftrag in Berlin. Es gilt, die Stadt so zu destabilisieren, dass West-Berlin der Sowjetunion gewissermaßen wie eine reife Frucht in den Schoß fällt. Und es darf kein Schatten des Verdachts auf den Osten fallen. Doch der Agent hat auch noch ein paar eigene Absichten mit seinem Auftrag....

Liebe, Hass und Rache, viel Traurigkeit prägen "Teufelsberg". Das Noir-Konzept funktioniert nicht nur für die 30-er oder 40-er Jahre, sondern auch im Berlin des Jahres 1969. Die Autoren schreiben temporeich, spannend und mit zahlreichen Wendungen, die immer wieder für neue Entwicklungen sorgen. Hoffentlich muss ich bis zum nächsten Band nicht drei Jahre warten!

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Rechtsextremisten im Marsch durch die Sicherheitsinstitutionen

Staatsfeinde in Uniform
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Es gibt "Prepper", die werden als harmlose Spinner mit Weltuntergangsfantasien belächelt. Wenn es sich allerdings um Elitesoldaten und -polizisten handelt, die nicht Wasser, Benzin und Bundeswehrproviant ...

Es gibt "Prepper", die werden als harmlose Spinner mit Weltuntergangsfantasien belächelt. Wenn es sich allerdings um Elitesoldaten und -polizisten handelt, die nicht Wasser, Benzin und Bundeswehrproviant horten, sondern Sprengstoff, Munition und Sturmgewehre, vergeht das Lachen ganz schnell. Ganz besonders dann, wenn rechtsextremistisches Gedankengut im Spiel ist, Todeslisten gegen Politiker, Journalisten und andere Missliebige vorbereitet werden. Szenarien wie diese spielen nicht nur in diversen Thrillern und Kriminalromaen eine Rolle, zuletzt etwa in "Der Solist" von Jan Seghers, es gibt ganz konkrete Beispiele aus den vergangenen Jahren - und es sind längst keine bedauertlichen Einzelfälle mehr, wie mancher Politiker immer noch glauben möchte.

In seinem Buch "Staatsfeinde in Uniform" beschäftigt sich der Journalist Dirk Laabs mit diesem Phänomen, beschreibt Vorfälle und Skandale der Vergangenheit, analysiert das Versagen von Vorgesetzten und Sicherheitsdiensten. Ähnlich wie in dem vor rund zwei Jahren herausgegebenem Buch "Extreme Sicherheit" geht es um Extremisten in Institutionen, die eigentlich Staat und Gesellschaft schützen sollen. Die "NSU 2.0"-Morddrohungen, der Fall des Bundeswehroffiziers Franco A. und natürlich die mittlerweile berüchtigten Vorfälle bei der Eliteeinheit KSK sind darunter, wobei Laabs einen Schwerpunkt auf den Vorfällen bei der Bundeswehr setzt.

Er geht ein auf rechtsextreme Traditionen, die mit einer Verklärung der Wehrmacht und einer Verharmlosung der Waffen-SS einhergehen, auf Fallschirmjäger und Kommandosoldaten, die sich nicht mit der Bundesrepublik identifizieren. Eine Minderheit, gewiss. Doch gerade, wenn es sich um Angehörige von Eliteeinheiten mit Kampferfahrung etwa in Afghanistan handelt, wenn ein früherer Personenschützer von Angela Merkel Umgang mit Rechtsextremisten pflegt und wenn sich Einzelne mit Gleichgesinnten bei Schießübungen und Kriegsspielen vernetzen, dann stellt sich die Frage, wann aus den Überlegungen und Vorbereitungen auf den ominösen Tag X, an dem durch welche Vorfälle auch immer die öffentliche Ordnung zusammenbricht, tatsächliches Handeln wird.

Der Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (der in dem Buch fälschlich auf den 15. Juni 2019 datiert wird, tatsächlich fielen die tödlichen Schüsse am Abend des 1. Juni) ist eine Warnung, dass die Drohung längst nicht mehr abstrakt ist, ebenso die Morde von Hanau und Halle. Hier waren die Täter keine ehemaligen Kommandosoldaten oder SEK-Beamten - die Frage stellt sich allerdings, wie viel schlimmer derartige Taten ausfallen könnten, wenn sie tatsächlich von Tätern mit Scharfschützenausbildung begangen werden.

Laabs geht in seinem Buch ausführlich auf die Frage ein, wo Militärischer Abschirmdienst, Verfassungsschutz und andere Sicherheitsorgane hellhörig hätten werden müssen. So mancher Soldat oder Polizist war auffällig, manches Verhalten wurde bemerkt oder erwähnt - und dennoch geschah nichts. Ist man hinterher immer schlauer, oder galt es, den Ruf der eigenen Institution sauber zu halten und besser nichts Störendes zu bemerken? Wie konnte es so weit kommen, dass beim KSK ein "Aufstand der Anständigen" gefordert wurden, als die Missstände in großem Umfang publik wurden.

Laabs kritisiert, gerade bei der Bundeswehr und bei den Eliteeinheiten würden dem "Bürger in Uniform" und dem Prinzip der inneren Führung nicht Genüge getan. Die Soldaten punkteten vielleicht, wenn es um Härte, Ausdauer und Zielgenauigkeit gehe - doch die Identifizierung mit Verfassung und Rechtsstaat unterblieb bei der berüchtigten harten Ausbildung anscheinend.

"Staatsfeinde in Uniform" ist ein Alarmsignal, nicht allein wegen der Vorfälle, die eine militante Minderheit betreffen, aber eben doch nicht die Gesamtheit der Institutionen. Doch wie mit diesen Fällen, wie mit Anzeichen von Rechtsextremismus in den eigenen Reihen umgegangen und umgesteuert wird - das ist die eigentliche Herausforderung. Laabs´Buch macht deutlich: Hier besteht noch viel Handlungsbedarf.

Veröffentlicht am 15.02.2021

Entschleunigte Coming of Age-Story

Big Sky Country
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Von den Getreidefeldern und Milchfarmen des Mittleren Westens in die grandiose Bergwelt Montanas führt der Weg des Farmersohns August in Callan Winks Roman "Big Sky Country". Es handelt sich um eine entschleunigte, ...

Von den Getreidefeldern und Milchfarmen des Mittleren Westens in die grandiose Bergwelt Montanas führt der Weg des Farmersohns August in Callan Winks Roman "Big Sky Country". Es handelt sich um eine entschleunigte, ruhig geschilderte Coming of Age-Geschichte aus dem Herzland der USA, einer Welt, die sehr weit entfernt ist vom Tempo der Metropolen an Ost- und Westküste. Das Leben, in das August hineingeboren wurde, ist einfach und geprägt von der Stille zwischen seinen Eltern.

Der Vater, ein einfacher, ruhiger Mann, dem es schwer fällt, über Gefühle zu sprechen, der eine unsentimentale bis harte Einstellung zum Leben hat - Augusts erster Job besteht darin, die in der Scheune lebenden Katzen zu töten, mit den auf ein Brett genagelten Schwänzen als Beweismaterial für die "Gehaltsrechnung". Die Mutter, die aus einer wohlhabenderen Farmersfamilie stammt und von Bildung träumt, ihr Studium wieder aufnehmen will und im alten Wohnhaus ihrer Familie ein getrenntes Leben führt - bis sie eine Stelle als Bibliothekarin im Montana annimmt und mit August Richtung Westen zieht.

High School, Football, Schüchternheit und eine verbotene Beziehung - August wächst im Westen zu einem ruhigen jungen Mann zusammen, der wenig redet, ein wenig ein Einzelgänger ist, keinen Ärger will und den Wert harter Arbeit schätzt - da ist er seinem Vater sehr ähnlich. Der Kontakt zwischen Vater und Sohn beschränkt sich zunehmend auf Telefongespräche, so sehr der Vater auch hofft, dass sein Sohn eines Tages die Farm übernimmt.

Doch August, insofern ist "Big Sky Country" auch ein wenig ein moderner Western, ist schon der Schönheit und der Weite des Westens erlegen. Die Rinder der umöiegenden Ranches, die frei auf der Weide leben, scheinen ihm mehr Persönlichkeit zu haben als das Milchvieh seines Vaters. August wächst auf um die Jahrtausendwende, die Anschläge vom 11. September sind eine Zäsur seiner Highschoolzeit. Werber von Militär und Nationalgarde versuchen, die Jugendlichen der Schlussjahrgänge zu rekrutieren, an ihr patriotisches Gewissen zu appellieren - und einer von Augusts Mitschülern, der diesem Ruf folgt, kommt bei einer Sprengstoffexplosion ums Leben. Die Totenfeier, die außer Kontrolle gerät, ist für August auch der Anlass, seinen eigenen Weg zu finden, als Cowboy auf einer Ranch. Zu den Zugeständnissen an die Moderne gehört, dass er dort nicht hoch zu Ross, sondern auf einem Quad unterwegs ist.

"Big Sky Country" ist unspektakulär und lebt von den Schilderungen von Weite und Einsamkeit, die sowohl innerlich wie auch äußerlich ist. Der Weg Augusts ins Erwachsenenleben ist gerade in seiner Alltäglichkeit nachvollziehbar. Was hängenbleibt, sind vor allem die Schilderungen eines Landes unter weitem Hommel, mit den Bergen als dramatischer Kulisse und teils exzentrischen Bewohnern, deren Eigenschaften in der Einsamkeit des Berglandes wohl noch zusätzlich ausgeprägt wurden,

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