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Veröffentlicht am 16.09.2021

Vernachlässigung überleben

Die Überlebenden
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Benjamin und seine beiden Brüder hatten eine schwierige Kindheit, die insbesondere von einer Mutter dominiert war, deren Stimmungen wechselten wie das Wetter und oft von Aggression geprägt waren. Nun ist ...

Benjamin und seine beiden Brüder hatten eine schwierige Kindheit, die insbesondere von einer Mutter dominiert war, deren Stimmungen wechselten wie das Wetter und oft von Aggression geprägt waren. Nun ist ihre Mutter verstorben und sie kehren gemeinsam zum Sommerhaus der Familie zurück, welches sie seit langer Zeit nicht mehr besucht haben. Doch sie möchten nun den letzten Willen ihrer Mutter erfüllen und dort ihre Asche am See verstreuen. Und nicht zuletzt auch endlich über den schicksalhaften Vorfall reden, der sie über Jahre voneinander distanziert hat.

„Die Überlebenden“ ist ein sehr exzellent gelungenes Romandebüt von Alex Schumann. Mit nahezu poetischem sowie flüssigen und leichtem Schreibstil erzählt er eindringlich eine erschreckende Geschichte, die noch lange nachhallt. Ein unglaublich geschickter Aufbau des Romans mit zwei gegenläufigen Handlungssträngen der Vergangenheit und Gegenwart, die sich in kurzen Kapiteln abwechseln, halten den Leser in Spannung. Obwohl die Themen von Gewalt, Aggression und Vernachlässigung handeln und traurig stimmen, war ich so gefesselt an das Buch wie schon lange nicht mehr. Von Beginn an empfand ich eine beklemmende Atmosphäre, in der ich wie die Söhne auf die Stimmung und Explosionen der Eltern lauerte. Gleichzeitig werden bezaubernde Naturbeschreibungen und Vergleiche eingestreut, die das Leserherz erfreuen. Leider konnte ich diese ob der deprimierenden Thematik nicht vollends genießen. Der Inhalt regt zu lebhaften Diskussionen an und bleibt noch lange im Gedächtnis. Der schicksalhafte Vorfall wird erst zum Ende hin aufgelöst und beinhaltet einen raffinierten Kniff, den ich überhaupt nicht erwartet habe. Ich war gleichzeitig schockiert und überrascht – in intensives und emotionales Leseerlebnis.

Der Roman war für mich in jeglicher Hinsicht atem(be)raubend – einerseits, weil er so unfassbar großartig aufgebaut und geschrieben ist und andererseits, weil er unglaublich traurig und bedrückend ist. Für mich eine echte Entdeckung und eines der Highlights aus 2021!

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Was bleibt, wenn in der Ehe ein großes Geheimnis gelüftet wird?

Unter Freunden
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Flora Mancini lebt mit ihrem Mann Julian und ihrer Tochter Ruby in Los Angeles. Entbehrungsreiche Jahre mit unsicheren Jobs liegen hinter den beiden Schauspielern. Nun steht Rubys Abschlussfeier an der ...

Flora Mancini lebt mit ihrem Mann Julian und ihrer Tochter Ruby in Los Angeles. Entbehrungsreiche Jahre mit unsicheren Jobs liegen hinter den beiden Schauspielern. Nun steht Rubys Abschlussfeier an der High School an und alles könnte so schön sein. Wenn Flora nur nicht zufällig in der Garage auf den verloren geglaubten Ehering ihres Mannes gestoßen wäre…

„Unter Freunden“ ist der neue Roman von Cynthia D’Aprix Sweeney und zeigt auf, wie ein lange gehütetes Geheimnis eine Ehe und langjährige Freundschaften von heute auf morgen verändern kann.

Der Roman setzt sich mit langjährigen Beziehungen auseinander und weist geschickt die vielen Verstrickungen einer Familienbande auf. Mit der Lupe werden dabei die verschiedensten Nuancen und Facetten von Situationen und Emotionen betrachtet. An der ursprünglich so heilen Fassade und einem Geflecht an Beziehungen wird intensiv gekratzt und beobachtet, wie einzelne Figuren darauf reagieren und was am Ende übrig bleibt. Hinter allem steht dabei die Frage: Kann eine Lüge eine langjährig glücklich geglaubte Ehe zerstören? Entwertet diese Lüge alle bisher positiv empfundenen Erinnerungen? Was verträgt eine Freundschaft?

Die einzelnen Figuren wirken dabei gut ausgearbeitet und durchdacht, wenn mir auch nicht jede unbedingt sympathisch war. Häufig habe ich beim Lesen die Handlung der einzelnen Personen hinterfragt, sodass der Roman viel Spielraum für Interpretationen und Diskussionen lässt. Insbesondere der Kampf der Protagonistin Flora mit sich und ihren Gefühlen als Reaktion auf das Geheimnis haben mich sehr gefesselt. Ihre Verzweiflung, Ratlosigkeit und Wut, dass sie eigentlich schöne Erinnerungen plötzlich in einem anderem Licht sieht, hat mich sehr berührt.

Besonders hervorheben möchte ich den Erzählstil der Autorin, der mir extrem gut gefallen hat. Die Geschichte wird aus wechselnder Sicht der Protagonisten anhand vieler kleiner und alltäglicher Szenen und Rückblicke erzählt, die geschickt ein großes Gesamtbild ergeben. Viele Rückblicke der einzelnen Figuren in die Vergangenheit ergänzen die Gedanken und Emotionen der Charaktere und sind so gekonnt mit der Gegenwart verwoben, dass ein kontinuierlicher Lesefluss besteht.

Dank des außerordentlich Spannung aufbauenden Erzählstils und des sehr flüssigen, angenehm elaborierten Sprachstils der Autorin war ich ab Seite 1 an das Buch gefesselt. Trotz schwieriger Themen und auch Schicksalsschlägen vermittelt der Roman eine sommerliche Leichtigkeit. Der Roman hat mich sehr gut unterhalten und ich bin davon so positiv überrascht, dass ich mir sicherlich noch weitere Romane der Autorin zulegen werde.

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Veröffentlicht am 03.06.2021

Sehnsucht in Aquamarin

Sehnsucht in Aquamarin
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Polly und ihre Schwester Jette sind ohne Mutter groß geworden, nachdem diese in ihrer Kindheit von heute auf morgen verschwand. Als Jette ihre verschollene Mutter auf dem Urlaubsfoto eines Freundes entdeckt, ...

Polly und ihre Schwester Jette sind ohne Mutter groß geworden, nachdem diese in ihrer Kindheit von heute auf morgen verschwand. Als Jette ihre verschollene Mutter auf dem Urlaubsfoto eines Freundes entdeckt, reisen sie kurzerhand nach Bar Harbor, das an der Küste Mains liegt. Bei ihrer Ankunft treffen sie durch Zufall auf den sympathischen Ranger und alleinerziehenden Vater Liam, der ihre Mutter auf dem Foto als seine Kollegin Eve wiedererkennt. Um diese zunächst aus der Ferne zu beobachten, schlagen Polly und Jette mit Hilfe von Liam spontan ihr Lager im Acadia National Park auf, in dem diese mit ihm arbeitet. Und schon bald treiben Polly nicht nur gemischte Gefühle bezüglich ihrer verschollenen Mutter um, sondern auch der warmherzige Liam kommt ihr immer näher und bringt ihre Gefühlswelt durcheinander. Dabei hatte sie sich doch fest geschworen, sich niemals zu verlieben…

„Sehnsucht in Aquamarin“ ist der neue Sommerroman von Miriam Covi und für mich ein voller Erfolg. Die Geschichte verleitet zum Mitlachen, -schwärmen und -weinen und schürt zugleich Sommer- und Urlaubsgefühle, dass man auf der letzten Seite zugleich wehmütig und erfüllt zurückbleibt.

Die Charaktere sind authentisch und detailliert ausgearbeitet. Die Handlungen von Protagonistin Polly ließen sich stets gut nachvollziehen und ich fühlte mich in ihre Gedankenwelt gut eingebunden. Mein Favorit bleibt allerdings der Ranger Liam – ein Traum von einem „Bookboyfriend“ – der warmherzig, sympathisch und attraktiv ist und Polly intensiv unterstützt. Gemeinsam mit seiner Tochter Izzy kam Polly von einer ulkigen Situation in die nächste – der Humor blieb nie aus. Mit humorvollen Szenen wechselten sich aber immer auch emotionale, anrührende sowie prickelnde und erotische Szenen ab, sodass ich ab Seite 1 an das Buch gefesselt war und hin und wieder ein Tränchen verdrücken musste. Gleichzeitig rief die angenehme Sommerstimmung eine Entspannung bei mir aus, die seinesgleichen sucht. Trotz Happy End und auch vieler romantischer Erlebnisse verbleibt der Roman durchweg authentisch, was mir sehr gut gefallen hat. Ein absoluter Wohlfühlroman!

Der Schreibstil ist prägnant und leicht und es gibt umfassende (, aber nicht ausufernde,) Landschafts- und Umgebungsbeschreibungen, die einen in Gedanken nach Bar Harbor reisen lassen. Die Geschichte erlebt durch den Schreibstil eine Leichtigkeit, dass die Seiten nur so dahinfliegen.

Zusammenfassend bleibt mir nur zu sagen, dass dieser Sommerroman so viel Begeisterung bei mir hervorgerufen hat wie schon lange nicht mehr. Ich freue mich bereits jetzt auf den nächsten Roman von Miriam Covi – zu schade, dass ich dafür wieder ein Jahr warten muss ;)

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Veröffentlicht am 24.03.2021

Traumhafte Sommertage am Meer

Leuchtturmträume
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Anneke ist Hoteltesterin und statt wie sonst in die weite Welt geschickt zu werden, führt ihr neuer Auftrag sie in ein Hotel in St. Peter-Ording. Dort soll sie zum Thema „Romantische Orte an der Küste“ ...

Anneke ist Hoteltesterin und statt wie sonst in die weite Welt geschickt zu werden, führt ihr neuer Auftrag sie in ein Hotel in St. Peter-Ording. Dort soll sie zum Thema „Romantische Orte an der Küste“ recherchieren. Anneke freut sich auf die kommenden Tage mit Entspannung und Entschleunigung, bis sie dem Leiter des Hotels gegenübersteht: ihrem Ex-Partner Raik. Für Anneke eine unangenehme Überraschung – denn so holt sie ihre Vergangenheit wieder ein, der sie schon seit Jahren versucht, zu entfliehen. Doch Raik bleibt hartnäckig und begleitet sie zu romantischen Hot Spots und nach und nach werden alte Gefühle geweckt. Kann Anneke ihr Trauma überwinden und mit Raik einen Neuanfang wagen?

„Leuchtturmträume“ ist ein Wohlfühlroman, der einen in Urlaubsgefühlen schwelgen lässt und zum Verweilen einlädt. Er ist bereits der 10. Roman von Tanja Janz, der in St. Peter-Ording spielt. Die Romane können allerdings unabhängig voneinander gelesen werden.

Die Handlung ist gut durchdacht und beinhaltet einen angenehmen Spannungsbogen. Trotz einiger Schicksalsschläge und Unfälle verbleibt der Roman in einem entspannten und unbeschwerten Ton. Beim Lesen befiel mich – wie immer bei Tanja Janz – eine Leichtigkeit und Entspannung. Zudem wurden viele Erinnerungen an wunderschöne Urlaube und Tage am Meer bei mir geweckt. Die Figuren empfand ich als durchweg sympathisch und gut ausgearbeitet. Besonders gut hat mir der hilfsbereite, hartnäckige und umsichtige Raik gefallen. Ferner haben einige Figuren aus vorigen Romanen einen kleinen Gastauftritt, ohne die Handlung der sie betreffenden Geschichten zu verraten. Auf alte Figuren zu treffen, bringt mich immer zum Schmunzeln und freut mich sehr.

Der Sprachstil ist flüssig und bildhaft. Man hat stets das Gefühl, mit vor Ort zu sein. Durch die Leichtigkeit des Romans trotz auch schwererer Themen fliegen die Seiten nur so dahin und dank der Beschreibungen wirkt es fast, als könne man die Meeresluft riechen und den Sand zwischen den Zehen spüren. Nur Tanja Janz schafft es, die Sehnsucht nach Meer gleichzeitig zu wecken und zu stillen.

Fazit: Der Roman bietet eine wunderbare Auszeit vom Alltag und verzaubert mit seiner Leichtigkeit. Er hinterlässt das Gefühl eines unbeschwerten Sommertages am Strand – was insbesondere in den aktuellen reisebeschränkten Zeiten eine Wohltat für die Seele ist. Ich bin und bleibe ein Fan von Tanja Janz und freue mich schon auf Band 11!

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Verflixt und zugestickt - Kommissar Seifferheld unter Mordverdacht!

Der Club der toten Sticker
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Eigentlich wollte Sigfried Seifferheld aka Siggi, seines Zeichens Ex-Kommissar, Frührentner und lokal berühmter Sticker mit eigener Radiosendung, die Stille und Geruhsamkeit während der Abwesenheit der ...

Eigentlich wollte Sigfried Seifferheld aka Siggi, seines Zeichens Ex-Kommissar, Frührentner und lokal berühmter Sticker mit eigener Radiosendung, die Stille und Geruhsamkeit während der Abwesenheit der Seifferheldschen Powerfrauen – seiner Ehefrau Marianne sowie seiner Schwester Irmgard - genießen. Doch die Ruhe findet ein jähes Ende als ein Serienmörder im beschaulichen Schwäbisch Hall sein Unwesen treibt: mit einer Präzisionsschleuder ausgestattet, meuchelt dieser ein Männerstickkränzchenmitglied nach dem nächsten. Und damit nicht genug, hinterlässt er am Tatort Autogrammkarten von Siggi, wodurch dieser plötzlich als Hauptverdächtiger im Fokus der Mordermittlungen steht. Das kann ein Sigfried Seifferheld jedoch nicht auf sich beruhen lassen und gemeinsam mit seinem Hovawart Onis flüchtet er vor der Polizei und begibt sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Mörder…


Endlich ist er da! „Club der toten Sticker“ ist bereits Band 8 der Reihe von Tatjana Kruse um Ex-Kommissar Sigfried Seifferheld und in Schwäbisch Hall angesiedelt. Sehnsüchtig habe ich auf ihn gewartet, da ich diese Krimireihe bereits seit Jahren kenne und verfolge. Und ich wurde nicht enttäuscht: Bereits von Seite 1 an befand ich mich wieder im „Seifferheld-Universum“, was bei mir inzwischen ein heimeliges Wohlgefühl hervorruft. Die Figuren rund um Siggi, der seinen (Un-)Ruhestand mit seiner Ehefrau Marianne und seinem Hund Onis genießt, sind mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen. Mit von der Partie waren zu meiner Freude ebenfalls Schwester Irmgard und deren Ehemann Pfarrer Hölderlein. Nicht zu vergessen seine Kochkurskumpel und die (Ex-)Kollegen vom Stammtisch „Mord zwo“. Die Charaktere sind unterhaltsam und auch ein wenig schrullig und haben durch markante und individuelle Eigenschaften hohen Wiedererkennungswert. So beharrt Siggi auf seiner Routine, jeden Morgen - nach Verfassen des täglichen Polizeiberichts – als Belohnung eine Butterbrezel und ein Glas Apfelmost zu frühstücken, seine Schwester Irmgard verteidigt – wenn nötig - ihren Bruder bis aufs Blut (ja, auch mit Gewalt!) und Herzdame Marianne wird rasend vor Eifersucht, wenn sich schöne junge Damen auch nur in die Nähe ihres Gatten wagen.

Darüber hinaus strotzt der Krimi nur so vor Wortwitz und Situationskomik, dass es plötzlich möglich erscheint, die Bauchmuskeln im Liegen auf der Couch trainieren zu können. Auf seiner Suche nach dem Mörder erfährt Siggi diverse skurrile Begegnungen, so trifft er beispielsweise auf seinen persönlichen Intimfeind (einem Stricker mit rrr!) und eine schwäbische Conchita Wurst. Insbesondere aber die ulkigen Kapitelüberschriften und die Polizeiberichte lassen einen wahlweise unentwegt giggeln oder in Lachtränen ausbrechen. Hierdurch und durch den lockeren, humorvollen Schreibstil, ist das Tempo rasant und die Romanseiten fliegen nur so dahin. Trotz Humor und Spritzigkeit gerät aber die Spannung nicht ins Hintertreffen – bis zur Auflösung bleibt der Serienmörder unerkannt und Siggis Flucht vor der Polizei und seine Suche nach dem Mörder verbleiben spannungsgeladen. Nicht zuletzt sind auch herzige Momente mit von der Partie, so wird unter anderem liebevoll beschrieben wie Siggi sich zwischenzeitlich von seinem treuen Weggefährten Onis trennen muss.

Obwohl dies bereits Fall 8 für Kommissar Seifferheld ist, benötigt man die Vorgänger nicht zum Leseverständnis. Ich persönlich kann jedoch nur Jedem empfehlen, auch die anderen Bücher rund um Siggi zu entdecken, weil einem sonst Einiges an Lesespaß entgeht.

Zusammenfassend handelt es sich um einen kurzweiligen, unterhaltsamen und erfrischenden Kriminalroman, bei dem markante Figuren, skurrile Begegnungen und (viel!) Humor im Vordergrund stehen, was einem insbesondere in den aktuellen Zeiten mit einem bösen Virus, dessen Namen nicht genannt werden darf, den Tag erhellt. Bleibt für mich nur zu hoffen, dass Siggi weiter im (Un)-Ruhezustand verbleibt und uns noch oft mit ausgefallenen Fällen beschert.

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