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Veröffentlicht am 15.03.2021

Lebendiger Kunstunterricht verpackt in einer fesselnden Lebensgeschichte

Die Malerin
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Der Roman "Die Malerin" von Mary Basson erzählt die Geschichte der Malerin Gabriele Münter, die als junge Frau als Schülerin bei Wassily Kandinski Malerei studiert und sich schließlich in den Meister verliebt ...

Der Roman "Die Malerin" von Mary Basson erzählt die Geschichte der Malerin Gabriele Münter, die als junge Frau als Schülerin bei Wassily Kandinski Malerei studiert und sich schließlich in den Meister verliebt und seine Muse wird. Die Autorin arbeitet in einem Kunstmuseum, das viele von Münters Werken zeigt und hat sich aus Faszination zu den Bildern auf die Spuren der Künstlerin gemacht, woraus dieser historische Roman nach dem wahren Leben der Gabriele Münter entstand.
Als Leser begleitet man die Künstlerin in verschiedenen Abschnitten durch ihr Leben vom Alter von Beginn ihrer Ausbildung bis ins hohe Alter. Sehr detailliert wird ihre zunächst verbotene, dann sehr intensive und im Verlauf sehr schwierige Beziehung zu Wassily Kandinsky beschrieben, wie diese Beziehung im ersten Weltkrieg auf dramatische Weise zerbricht und Ella- wie die Malerin genannt wird- beinahe daran zu Grunde geht. Im zweiten Weltkrieg rettet Ella die Werke von Kandinsky und Gleichgesinnten vor den Nazis, die darin entartetet Kunst sehen., auch wenn sie sich dadurch selbst in große Gefahr begibt... Die Handlung nach dem ersten Weltkrieg wird deutlich weniger detailliert beschreiben, hier finden sich auch oft größere Zeitsprünge, wodurch es meiner Ansicht nach weniger packend ist. Die Figuren sind lebendig ausgearbeitet und überzeugend, auch wenn mich Ella nicht ganz für sich gewinnen konnte. Sehr unsympathisch war mir Kandinsky selbst, aber vielleicht war er zu sehr entrücktes Genie, um auch noch Kapazität für Sympathie zu haben. Die Genialität der beiden und z.T. auch der befreundeten Künstler aus dem blauen Reiter stellt die Autorin glaubhaft und überzeugend da, besonders kommt dies für mich auch heraus in einer Szene, wo Ella ihre Freundin aus der Kunstschule nach Jahren wieder trifft und dies sehr um ihr "normales" Leben mit Mann und Kindern beneidet, aber ihr auch klar ist, dass sie nicht anders kann, als ihrer Leidenschaft fürs Malen zu folgen und sich so auszudrücken und auszuleben. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, allerdings wird vor allem zu beginn sehr intensiv mit Farben beschrieben, was sicher gut zur Thematik passt, mich aber stellenweise überfordert hat. Zwischen den einzelnen Abschnitten finden sich immer wieder kurze Einschübe betitelt als "Galerie", in denen Werke von Münter vom Kunstkritiker und späteren Lebensgefährten Münters, Johannes Eichner sehr intensiv und lebhaft beschrieben werden. Für den Lesefluss fand ich das etwas störend, gleichzeitig hat es mich angeregt, mir die Bilder zunächst selbst vorzustellen und sie dann zu googeln, um mir die Originale dazu anzuschauen, was durchaus bereichernd und lehrreich war.
Insgesamt ist der Roman gut zu lesen und war eine interessante Leseerfahrung, die ich allen weiterempfehlen kann, die sich zumindest ein bisschen für Kultur interessieren (ich selbst bin nicht der größte Kunstfan) und sich leichter damit beschäftigen, wenn es in eine unterhaltsame Geschichte verpackt ist.

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Veröffentlicht am 23.01.2021

Agatha Christie ohne ihre berühmten Ermittler-Spannung der anderen Art

Der letzte Joker
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Als in ihrem Umfeld 2 junge Männer ermordet werden macht sich Lady Eileen, genannt Bündel, auf die Suche nach dem Mörder und bringt sich damit mehr als einmal in Lebensgefahr...
Als begeisterter Leser ...

Als in ihrem Umfeld 2 junge Männer ermordet werden macht sich Lady Eileen, genannt Bündel, auf die Suche nach dem Mörder und bringt sich damit mehr als einmal in Lebensgefahr...
Als begeisterter Leser der Krimis der "Queen of Crime" Agatha Christie, war ich hier erstmal sehr überrascht weder auf Hercule Poirot noch auf Miss Marple als Ermittler zu stoßen. Nachdem ich meine anfängliche Enttäuschung darüber überwunden hatte, begab ich mich zunächst begeistert mit der erfrischenden Bündel auf Mörderjagd, wobei diese mir im Verlauf etwas kleinmädchenhaft naiv und dilettantisch vorkam, so dass ich nicht so ganz warm mit ihr wurde. Die Geschichte war wie üblich bei Agatha Christie reichlich verstrickt und nicht immer ganz einfach zu durchschauen, ich brauchte auch eine Weile, bis ich mich bei den beteiligten Personen halbwegs auskannte. Und wer der Mörder war blieb für mich bis zuletzt undurchschaubar. Insgesamt fand ich die Handlung tatsächlich sehr spannend, packender als viele vorher gelesene. Zum Schluss nimmt die Geschichte dann eine sehr überraschende Wende, die mich fast ein bisschen überforderte. Insgesamt ist "Der letzte Joker" aus meiner Sicht ein lesenswerter, spannender Krimi, jedoch sind mir Poirot und Miss Marple als Ermittler sympathischer!

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Veröffentlicht am 10.01.2021

Die finstere Seite der schillernden Modewelt

Unfair Fashion
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Dana Thomas beleuchtet in ihrem akribisch recherchierten Buch "Unfair Fashion" die dunklen Seiten der Modewelt, die wir alle beim Kleiderkauf gerne ausblenden. Tagtäglich werden riesige Mengen immer billigerer ...

Dana Thomas beleuchtet in ihrem akribisch recherchierten Buch "Unfair Fashion" die dunklen Seiten der Modewelt, die wir alle beim Kleiderkauf gerne ausblenden. Tagtäglich werden riesige Mengen immer billigerer Kleidung gekauft, die gar nicht alle getragen werden kann. Vieles landet einfach auf dem Müll. Zu Beginn des Buchs wird dem Leser aufgezeigt, was für fatale Folgen dieses Konsumverhalten für Umwelt und Menschen hat. Im weiteren Verlauf werden alternative Ansätze vorgestellt, die Wege in eine fairere und ökologischere Produktion bedeuten könnten, wenn die Industrie dazu bereit ist bzw. die Konsumenten diese dazu bringen durch ein bewussteres Konsumverhalten.

Man merkt, dass sehr viel Arbeit und ausführliche Recherche in dem Buch steckt. Die Lektüre fiel mir phasenweise unterschiedlich leicht oder schwer. Oft war es mir zu detailverloren, so dass ich als Leser den Faden und das Verständnis verlor, die einzelnen Namen von Unternehmern und Firmen etc. durcheinanderbrachte und nicht mehr unterscheiden konnte, wer ist jetzt "gut", wer nicht. Sehr packend hingegen waren die einzelnen menschlichen Schicksale, die exemplarisch auf die Missstände in den Produktionsländern hinweisen sollen. Da fiel es mir auch leichter zu lesen. Insgesamt bringt einen das Buch sehr zum Nachdenken auch über eigenes Konsumverhalten und regt den Wunsch nach Besserung an. Etwas enttäuschend für mich war, dass mir der praktikable Weg dazu nicht so ganz klar für mich aufgezeigt wurde, hier hätte ich mir mehr erwartet. Aber vielleicht war es eine falsche Erwartungshaltung auch ob der Internationalität des Buches, das mir wohl kaum lokale Lösungen aufzeigt. Denn SecondHand-Luxusmode in den USA zu bestellen oder mir Verleihkostüme aus Paris schicken zu lassen scheint mir nicht der für mich gangbare und sinnvolle Weg zu sein. Insgesamt halte ich das Buch für sehr lesenswert und denke, der Inhalt sollte möglichst viele Menschen erreichen, allerdings befürchte ich, dass der Umfang viele ermüdet, ohne dass die Kernbotschaften ankommen.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Brutaler Mord vor malerischer Kulisse

Madame le Commissaire und der tote Liebhaber
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Madame le Commissaire und der tote Liebhaber ist der sechste Band aus der Krimireihe um Isabelle Bonnet, Ermittlerin in der Provence. Für mich war es das zweite Buch aus der Reihe, das ich gelesen habe. ...

Madame le Commissaire und der tote Liebhaber ist der sechste Band aus der Krimireihe um Isabelle Bonnet, Ermittlerin in der Provence. Für mich war es das zweite Buch aus der Reihe, das ich gelesen habe. Leider hatte ich das Gefühl, bei den Bänden dazwischen etwas verpasst zu haben, worauf im Buch angespielt wurde.

Isabelle kommt gerade aus der Reha zurück, bei der sie sich von einer Rücken-OP erholt, als im beschaulichen Provence-Ort Fragolin eine Schreckensmeldung die Runde macht: Bürgermeister Thierry (mit dem Isabelle bis vor kurzem eine Beziehung hatte) ist auf brutale Weise in einem Nachbarort ermordet worden. Isabelle und ihr Kollege Apollinaire werden mit der Aufklärung des Falles betraut und tappen lange im Dunkeln...
Trotz allem Schrecken lässt der Krimi mit den Beschreibungen des provenzalischen Lebens (und vor allem des Essens...) ein bisschen Urlaubsfeeling aufkommen, was mir sehr gefallen hat. Ein bisschen überbetont finde ich hingegen die Rangeleien im Polizeiapparat mit der Protektion Isabelles durch den obersten Chef der Police nationale, der ihr immer auch noch zusätzliche Aufgaben anträgt, die dann irgendwelche Verwicklungen in den Fall bringen. Das wirkt etwas konstruiert. Ansonsten ist der Schreibstil angenehm und flüssig, leicht zu lesen, die Handlung spannend, aber nicht übermäßig. Ich mag es gerne, wenn man als Leser mitraten und überlegen kann, was im ersten Band der Reihe, den ich gelesen habe, der Fall war, hier eher weniger. Es war klar, dass die Kommissarin Informationen hat, die dem Leser und auch ihrem Assistenten fehlen, so dass die Auflösung des Falles dann sehr unvorhersehbar und überraschend war. Das fand ich etwas schade. Die Personen sind recht lebendig, teils etwas klischeehaft, aber überwiegend sympathisch. Vor allem der tollpatschige, aber geniale Assistent Apollinaire ist mir sehr ans Herz gewachsen Erfreulicherweise wurde nicht wie beim letztem Mal ständig auf seinen unterschiedlichen Socken rumgeritten.
Insgesamt handelt es sich um einen schönen, spannenden Kriminalroman, den ich weiter empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Und die Moral von der Geschicht?

Achtsam morden
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Karsten Dusses erster Roman "Achtsam Morden" hat mich bereits mehrfach aus dem Bücherregal her "angesprungen", da ich schon den Titel sehr ansprechend fand. Der Klappentext versprach eine interessante ...

Karsten Dusses erster Roman "Achtsam Morden" hat mich bereits mehrfach aus dem Bücherregal her "angesprungen", da ich schon den Titel sehr ansprechend fand. Der Klappentext versprach eine interessante und amüsante Geschichte. Björn, erfolgreicher Anwalt für Strafrecht, ist weniger erfolgreicher Ehemann. Um die Ehe zu retten nimmt er auf Anraten seiner Frau an einem Achtsamkeitskurs teil. Und stellt fest, dass dieser nicht nur die Beziehung zu seiner Frau und seiner Tochter verbessert, sondern auch sonst sein Leben ziemlich auf den Kopf stellt. So bringt er dank seiner neuen Lebensphilosophie kurzerhand und sehr achtsam seinen Hauptmandanten um und übernimmt kurzerhand dessen Position als Gangsterboss.

Den einzelnen Kapiteln vorangestellt ist jeweils ein Zitat aus dem Achtsamkeitsratgeber von Björns Achtsamkeitscoach, auf das dann in den Kapiteln jeweils Bezug genommen wird, so dass wir uns hier als Leser in einer interessanten Mischung aus Achtsamkeitsratgeber und Krimi mit sehr schwarzem Humor wiederfinden, die bei mir eine Achterbahn der Gefühle ausgelöst hat. Es finden sich Passagen, die einen lauthals lachen lassen, aber auch sehr grausame Szenen, die mir teilweise zu viel waren. Die Achtsamkeitsratschläge hingegen sind sehr wertvoll, einige davon hab ich auch schon gleich selbst angewandt (ohne dabei zu morden ...). Der Schreibstil ist kurzweilig, anschaulich, unterhaltsam, kurz sehr gelungen, lediglich, dass die Ratschläge immer im Kapitel nahezu wörtlich wiederholt wurden fand ich teilweise etwas redundant und nervig. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet und sehr lebendig als Figuren, die Wandlung der Hauptperson hinsichtlich des achtsamen Lebensstils erstaunlich und erfreulich, jedoch tat ich mich etwas schwer mit der Sympathie für Björn. Der Wandel vom "Bäh-Anwalt" zum Mörder ist im moralischen Sinne sicher kein Aufstieg und ich habe mich lange gefragt, worauf die Geschichte hinauslaufen soll, bin immer noch unschlüssig, ob ich mich nun über das Ende freuen soll (darf) oder nicht. Die Moral von der Geschichte bleibt für mich auf alle Fälle fragwürdig. Ganz furchtbar (unsympathisch) finde ich Björns Frau. Ich bin gespannt, wie sich die Geschichte zwischen den beiden weiterspinnt, der 2. Band wartet schon auf mich... Insgesamt tue ich mich mit einer abschließenden Bewertung des Buches schwer, es geht mir noch sehr nach und wie gesagt bin ich gespannt auf die Weiterentwicklung, insofern sehr gelungenes Buch. Es liest sich schnell und gut, unterhält und regt zum Nachdenken an, insofern bekommt es von mir auf alle Fälle eine Leseempfehlung. Auf manch grausame Details hätte ich jedoch gerne verzichtet, also nix für Zartbesaitete.

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