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Veröffentlicht am 09.06.2021

Meisterhafte Dark-Fantasy Unterhaltung!

Die Meisterin: Spiegel & Schatten
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Beschreibung

Die letzte Nachfahrin der Henkers-Familie Cornelius lebt in Leipzig und als dort eine junge Frau ermordet wird, die Mitglied eines Londoner Wicca-Covens ist, nimmt Geneve Kontakt mit dem ...

Beschreibung

Die letzte Nachfahrin der Henkers-Familie Cornelius lebt in Leipzig und als dort eine junge Frau ermordet wird, die Mitglied eines Londoner Wicca-Covens ist, nimmt Geneve Kontakt mit dem Vatikan-Polizist Alessandro Bugatti auf. Gemeinsam versuchen sie den Mord aufzuklären und hinter das Geheimnis der antiken Spiegel-Scherbe zu gelangen, die sie bei der Wicca gefunden haben.

Bereits in ihrer langjährigen Vergangenheit musste sich Geneve gegenüber mächtigen Kreaturen beweisen und sich gegen Arglist durchsetzen. Dieses Mal lauert der Feind in jeglichen Spiegelungen und lässt nichts unversucht, um zwischen Geneve und Alessandro Misstrauen zu säen.

Meine Meinung

Nach dem Hörspiel-Erfolg ist nun auch der zweite Roman »Die Meisterin – Spiegel & Schatten« im Droemer Knaur Verlag erschienen. Die phantastische Geschichte über eine Henkers-Dynastie, eine Familienfehde und mysteriöse Mordfälle mit einer toughen Titelheldin hat mich bereits in dem ersten Roman »Die Meistern – Der Beginn« in einen magischen Bann gezogen.

Die Fortsetzung über das spannende Leben der Meisterin Geneve Cornelius nimmt zusehend an Fahrt auf. Während im ersten Roman vieles über die Vergangenheit und Hintergründe der Arbeit und Stellung der Scharfrichter-Familie vermittelt wurde, steht nun ein actionreicher Plot im Vordergrund, der auch wieder über mehrere Handlungsebenen gesponnen wird.

Besonders die Entwicklung im gegenwärtigen Erzählstrang bekamen mit Thriller- und Grusel-Elementen einen angenehmen Nervenkitzel verpasst, der mich gebannt die Seiten umblättern ließ. Die Mischung mit den historischen Rückblenden war genau richtig dosiert und ergab im Gesamtpaket einen absolut unterhaltsamen Lesestoff. Allerdings haben mich auch dieses Mal die Unterbrechungen der auktorialen Erzählstimme von Geneves Mutter immer wieder herausgerissen. Komischerweise stört mich das in der Hörspiel-Version überhaupt nicht.

Zwischen den temporeichen Vorkommnissen wird die noch frische Freundschaftsbande und aufkeimende Liebe zwischen Geneve und Alessandro auf eine harte Probe gestellt. Die Beilegung der Fehde zwischen den Familien ist zum Greifen nahe, doch kann es den beiden gelingen, endlich Frieden zu säen, oder sind sie wie einst Romeo und Julia zum Scheitern verurteilt? Die Aufklärung der rätselhaften Mordfälle lassen jedoch kaum Zeit für andere Gedanken, immerhin sieht sich Genve einem mächtigen Wesen gegenüber und muss, um diesem beizukommen, einiges über Spiegel und ihre Kraft lernen.

Ein weiterer feiner Aspekt (vor allem für Heitz-Fans) kommt mit der Verknüpfung zu anderen Charakteren aus der Heitzschen Fantasy-Welt daher. Dieses Mal treffen wir z. B. einen alten Bekannten aus »Oneiros – Tödlicher Fluch« wieder. Aber auch wenn man die anderen Romane nicht kennt, gibt es bezüglich des Verständnisses keinerlei Schwierigkeiten.

Fazit

Fesselnde und actionreiche Fortsetzung in der Heitz genau die richtige Portion Nervenkitzel für Gänsehaut verabreicht. Meisterhafte Dark-Fantasy Unterhaltung!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 08.09.2020

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Veröffentlicht am 09.06.2021

Eine bezaubernde Lovestory vor dem ganz und gar magischen Setting der »Grand Central Station« von New York City.

Mit dir für alle Zeit
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Beschreibung

New York City, 1937. Joe arbeitet in der Grand Central Station und begegnet eines Tages unter der berühmten goldenen Uhr der hübschen Nora, in die er sich auf den ersten Blick verliebt. Erst ...

Beschreibung

New York City, 1937. Joe arbeitet in der Grand Central Station und begegnet eines Tages unter der berühmten goldenen Uhr der hübschen Nora, in die er sich auf den ersten Blick verliebt. Erst auf den Tag genau ein Jahr später soll er die altmodisch gekleidete junge Frau wiedersehen. Noras Verschwinden gibt Joe Rätsel auf, doch sie geht im einfach nicht mehr aus dem Kopf. Als er ihre Nummer wählt, erfährt Joe, dass Nora bei einem Zugunglück vor zwölf Jahren verstorben ist. Durch ein Wunder kehrt sie fast jedes Jahr zurück. Joe sucht einen Weg, wie sie dennoch zusammen sein können.

Meine Meinung

Liebesromane sind selten auf meinem Lesestapel zu finden, doch die bezaubernde Beschreibung zu Lisa Grunwalds Buch »Mit dir für alle Zeit« hat mich durch den grandiosen Schauplatz New York City und die mystischen Einflüsse sofort angesprochen. Eigentlich hätte ich eine Art romantische Zeitreise Geschichte erwartet, doch ich wurde in dieser Hinsicht etwas überrascht.

Die Handlung nimmt in der geschichtsträchtigen »Grand Central Station« ihren Lauf, welche schlussendlich auch einen ganz eigenen Mikrokosmos in der pulsierenden Weltmetropole bildet.

Im Herzen des Bahnhofs treffen Joe und Nora aufeinander, deren Liebe sie noch vor große Herausforderungen stellen wird. Denn Nora verstarb bei einem tragischen Zugunglück am 5. Dezember 1925 und wurde wie durch ein Wunder in eine Welt zwischen Tod und Leben gezogen, welche es ihr ermöglicht unter gewissen Umständen zurück in die Gegenwart zu kommen.

Der Geschichte haftet durch diverse Aspekte ein besonderer Reiz an, zum einen das Zusammentreffen der liebevoll ausgearbeiteten Charaktere aus verschiedenen Jahrzehnten, das authentisch geschilderte Leben zur Zeit des Kriegs und vor allem die mysteriösen Einflüsse von Noras Geister-Existenz.

Für mich fühlte sich die Geschichte zeitweilig wie eine herrliche Verquickung aus »Die Frau des Zeitreisenden« und »Ghost – Nachricht von Sam« an, auch wenn es hier keine Zeitreisen in diesem Sinne gibt und auf Nora keine unerledigte Aufgabe wartet – außer zu Leben.

Ich mochte die Hintergründe der Charaktere sehr gerne und fand es unheimlich passend das in Nora, ein richtiges Flapper-Girl, eine Künstlerseele wohnt und sie mit ihrer modernen und unbeschwerte, ja lebenshungrige Art den Zeitgeist der Roaring Twenties in die unsichere Zeit kurz vor und mitten in die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges mitbringt. Joe hingegen stammt aus einer eher konservativen irischen Familie, in der Werte und Traditionen eine wichtige Rolle spielen und als sein Bruder Finn in den Kriegsdienst tritt, sorgt er voller Verantwortungsgefühl und Fürsorge für dessen Familie in Queens. Währenddessen avanciert seine Beziehung mit Nora zu einem Doppelleben, das sich im Stillstand der unvorhersehbaren Entwicklungen einer harten Probe ausgesetzt sieht.

Lisa Grunwald erzählt eine wundervolle Liebesgeschichte, die durch authentische Kompromisse einer Beziehung ebenso geprägt ist, wie von der speziellen Existenz Noras und den Einflüssen der damaligen Zeit. Es gibt die ein oder andere Länge in der Geschichte, was sich zwar vermeiden lassen hätte, dafür trägt dies wiederum zu der unsicheren und unvorhersehbaren Atmosphäre der Kriegsjahre bei. Die spiritistische Nuance der Geschichte sowie die bildliche Erzeugung des Settings haben mir unheimlich gut gefallen. Wäre ich noch nicht in New York und dessen Schauplätze verliebt, hätte sich das mit diesem Buch erfüllt.

Das verheißungsvolle Sonnenlicht der Manhattenhenge versprüht eine prächtige Magie und bekommt neben dem strahlenden Kernstück, der Grand Central Station, in »Mit dir für alle Zeit« einen wundervollen Auftritt verliehen. Zu gerne hätte ich noch mehr Details über das Wie, Warum und Weshalb erfahren – daher ließ mich das Ende der Geschichte auch etwas zwiegespalten zurück.

Fazit

Eine bezaubernde Lovestory vor dem ganz und gar magischen Setting der »Grand Central Station« von New York City.

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Veröffentlicht am 09.06.2021

Genau das richtige für alle die nach einer witzigen und unterhaltsamen Zerstreuung suchen.

Gwenpool schlägt zurück
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Meine Meinung

In der Mini-Comic-Serie »Gwenpool schlägt zurück« erhält die Titelheldin Gwendolyn Poole eine letzte Chance, um nicht von den anderen Superhelden-Comics mit (zumeist) männlichen Superhelden ...

Meine Meinung

In der Mini-Comic-Serie »Gwenpool schlägt zurück« erhält die Titelheldin Gwendolyn Poole eine letzte Chance, um nicht von den anderen Superhelden-Comics mit (zumeist) männlichen Superhelden verdrängt zu werden.

Gar kein leichtes Unterfangen, denn Gwen verfügt über keine richtige Superkraft, ist sich jedoch im Gegensatz zu ihren Superhelden-Kolleginnen bewusst, dass sie in einem Comic steckt. Diesen Vorteil nutzt Gwenpool und beeinflusst damit den Verlauf ihrer Geschichte, indem sie ihr Wissen über das Comicverse verwenden, im Weißraum zwischen den Panels verschwinden und auf beliebige Comics und deren Heldinnen zurückgreifen kann.

Comic-Szenaristin Leah Williams hat sich der Aufgabe gestellt und einen humorvollen Plot kreiert, der sich Gewns Kampf um das Überleben in der Comic-Welt annimmt. Sogar Gwenpool Schöpfer Christopher Hastings erhält einen Auftritt, der wundervoll schräg von Zeichner David Baldeón in Bildern eingefangen wurde. Die cartoonesken Illustrationen haben mir wirklich gut gefallen, denn sie passen einfach herrlich gut zur witzigen Grundnote der Story.

Gwenpool hat sich mehrere Pläne zurechtgelegt, um nicht endgültig aus der Comic-Welt gestrichen zu werden, dabei greift sie nach jedem Strohhalm, der sich ihr bietet. Zunächst versucht sie sich von Spiderman beißen zu lassen, in der Hoffnung so an richtige Superkräfte zu kommen und demaskiert den guten Peter Parker dabei fast. Dann holt sie sich Unterstützung bei Deadpool, der ihr mit einem Einbruch bei den Fantastic Four hilft, für Aufsehen zu sorgen, schließlich kommt es zu einem Kuss zwischen Gwen und dem verheirateten Reed Richards.

In ihrem letzten Versuch sich der Comic-Leserschaft schmackhaft zu machen, baut sie darauf als Böse Gwenpool beliebter zu sein und ruft das halbe Marvelverse für ein Finale zusammen, das bei ihrem Kampf gegen Hulk als Zeuge fungiert. Ob das alles genügt für den Start einer weiteren Gwenpool Solo-Story? Mich hat die kurzweilige Geschichte auf jeden Fall unterhalten und ich mochte die flapsige Art der Titelheldin sofort. Allerdings hätte ich mir etwas weniger Gejammer (dieses ständige „Mimimi“ wollte einfach nicht zu ihrer tatkräftigen Art passen) und mehr Tiefgang erwartet.

Fazit

Eine Comicverrückte, die selbst zur Comic-Figur wird, schon alleine das liefert den Grund, Gwenpool kennenlernen zu wollen. Die abgefahrene Story liest sich wie ein parodistischer Mix, dem jeglicher Funke Ernsthaftigkeit fehlt. Genau das richtige für alle die nach einer witzigen und unterhaltsamen Zerstreuung suchen.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 03.09.2020

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Ein intelligent erzählter Roman über Familie, Herkunft und das Leben selbst.

Vaters Wort und Mutters Liebe
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Beschreibung

Siri und Pentti Toimi haben mit ihren zwölf (noch lebenden) Kindern eine wahre Großfamilie gegründet und sind auf einem Hof im finnischen Tornedal zu Hause. Die Mutter ist eine gutmütige ...

Beschreibung

Siri und Pentti Toimi haben mit ihren zwölf (noch lebenden) Kindern eine wahre Großfamilie gegründet und sind auf einem Hof im finnischen Tornedal zu Hause. Die Mutter ist eine gutmütige Person, die ihre Kinder liebt, wenn auch nicht alle im gleichen Maße, während der herrischen Vater ein Klima von Angst und Schrecken verbreitet. Die meisten der zwölf Kinder sind bereits erwachsen und haben schon früh ihr Elternhaus verlassen, um ihr Leben im weit entfernten Stockholm oder sogar Helsinki zu führen. Doch die starke Verbindung zu ihrer Mutter zieht sie immer wieder nach Hause, so auch an diesem Weihnachten, nach dem sich alles verändern soll…

Meine Meinung

Die schwedische Autorin Nina Wähä hat mit »Vaters Wort und Mutters Liebe« einen faszinierenden Familienroman geschrieben, der auf mich eine unheimliche Sogkraft ausgeübt hat. Die Geschichte handelt von einer Familie mit zwölf Kindern, die im finnischen Tornedal auf einem Bauernhof leben, und stellt insbesondere die Beziehung der Geschwister untereinander, deren teilweise toxisches Verhältnis zu ihren Partner*innen und die Verbindung der Eltern in den Fokus.

Das Cover ziert nicht, wie man von weitem vermuten könnten, romantische Blumen, sondern durch ihre Schwänze verknotete Ratten. Dieses Phänomen gibt es tatsächlich in der Natur, man nennt es »Rattenkönig«.

Liest man den Roman wird der Bezug von Kapitel zu Kapitel deutlicher, und dann ist da auch noch die älteste Tochter Annie, die zum Großteil durch die Geschichte führt und sich und ihre Geschwister als Rattenschar beschreibt, die vom Rattenkönig gerufen wird.


Nina Wähä räumt in ihrem Roman tatsächlich alle Protagonisten Platz ein und zeichnet damit ein detailliertes Gesamtbild der Mikrosphäre Familie. Gerade zu Beginn verliert man leicht den Überblick über die zahlreichen Familienmitglieder, sodass die abgedruckte Dramatis Personae zu Beginn sowie das beiliegende Lesezeichen von großem Nutzen sind. Die Geschichte trägt sich vor allen Dingen in den 1980er Jahren zu, ausgehend von einer großen Familienzusammenkunft und einem schweren Unfall des jüngsten Toimi-Sprösslings, der die Dinge ins Rollen bringt. In den geschickt eingeteilten Kapiteln sind die Übergänge kaum spürbar und es werden schonungslos alle Seiten des Lebens zutage gebracht, egal ob es sich um Sexualität, Gewalt, Tierquälerei, Alkoholmissbrauch oder die durchweg kaputte Psyche der Protagonisten handelt. Aber auch die Vergangenheit der einzelnen Kinder sowie die Geschichte ihrer Eltern, die bis zum Krieg und dem elenden Hunger in dieser Zeit zurückreicht, wird beleuchtet.

Als Einzelkind war es für mich besonders spannend die Entwicklung zwischen den Geschwistern zu verfolgen, die sich durch ihren (teilweise) ziemlich großen Altersunterschied zu Bündnissen zusammenschließen, eine dementsprechend mehr oder weniger innige Beziehung zueinander haben, und es wird zudem dargestellt wie sich die Bindungen und Loyalitäten im Laufe der Zeit verändern oder einen Bruch erleiden können.


Bei den zahlreichen authentisch gezeichneten Charakteren kristallisierte sich Mutter Siri als meine Lieblingsprotagonistin heraus und ich habe wirklich mit ihr mitgefiebert und so sehr für sie gehofft, dass sie Ausbrechen und zu neuen Ufern aufbrechen kann. Ihr sanftes und unerschütterliches Gemüt, das die ganze Familie zusammenhält, hat mich tief beeindruckt. Ebenso prägend wie Siris Persönlichkeit ist die Herkunft und das Aufwachsen auf einem Hof weit weg von der städtischen Gesellschaft, welche eine deutliche Nuance in der Geschichte einnimmt und ganz nebenbei zusätzlich Wissen über den Norden vermittelt.

»Vaters Wort und Mutters Liebe« ist ein komplexes Familienepos das sich gut weglesen lässt und packende Momente bereithält, zwischendurch jedoch auch die ein oder andere Länge mit sich bringt.

Fazit

Ein intelligent erzählter Roman über Familie, Herkunft und das Leben selbst.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 24.08.2020

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Veröffentlicht am 18.03.2021

Dieses Buch sollten alle Jugendlichen und deren Eltern lesen!

Das Gegenteil von Hasen
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Beschreibung

Julia, Marlene und Ihr Bruder Leonard sind gute Freunde, sie gehören zu den beliebten Schülern in ihrer Jahrgangsstufe, und doch lebt jeder von ihnen in einem eigenen Mikrokosmos. So ahnt ...

Beschreibung

Julia, Marlene und Ihr Bruder Leonard sind gute Freunde, sie gehören zu den beliebten Schülern in ihrer Jahrgangsstufe, und doch lebt jeder von ihnen in einem eigenen Mikrokosmos. So ahnt niemand welche Probleme Julia das Leben schwer machen und das sie in einem auf privat eingestellten Blog-Tagebuch ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf lässt. Doch eines Tages ist die Internetseite plötzlich öffentlich, die ungefilterten Einträgen verbreiten sich in kürzester Zeit wie ein Lauffeuer. Doch wer steckt hinter der Veröffentlichung? Die Artikel entlarven zahlreiche Mitschüler als mögliche Täter.

Meine Meinung

Schon längst wollte ich ein Buch von Anne Freytag lesen und nun habe ich meinen Vorsatz endlich umgesetzt, indem ich zu ihrem neuesten Jugendroman »Das Gegenteil von Hasen« gegriffen habe. Das in zarte Mint und Gelb gekleidete Buch mit dem hübschen Hasen Artwork, dessen Schatten ein Wolf ist, hat es in sich, denn die Schriftstellerin behandelt auf beeindruckende Art und Weise das wichtige Thema Mobbing. Die schöne Gestaltung setzt sich im Buch mit einem gelb leuchtenden Vorsatzpapier im Wimmelbild-Stil fort, und auch die Kapitel wurden optisch so gestaltet, dass sich die Blogeinträge sowie die Protokolle der Elterngespräche in der Schule von dem Romantext abheben.

Anne Freytag skizziert ein authentisches Szenario, in das sich wohl jeder, egal ob Jugendlicher oder Erwachsener hineinfühlen kann. In der Schule gibt es immer eine Gruppe beliebter Schüler*innen, Außenseiter und dann noch jene, die sich in der Rolle des Opfers wiederfinden. Richtig stark finde ich, dass man die Geschichte gleich aus den unterschiedlichen Perspektiven erlebt und somit einen umfassenden Blick auf die Gefühle und Gedanken der Charaktere erhält.

»Ich bin ein Hase unter Wölfen, der rennt und Haken schlägt. Der dem Leittier blind folgt, um nicht selbst totgebissen zu werden.«
Seite 154

Julia Nolde ist beliebt, hat Freundinnen und ist mit dem Schwarm der Schule zusammen, doch wie es in ihr tatsächlich aussieht ahnt keiner. Denn so glücklich wie sie sich gibt ist sie in Wirklichkeit überhaupt nicht. Sie lebt mit ihren Geschwistern bei ihrer Mutter, die mit drei Jobs beschäftigt und völlig überlastet ist. In der Schule läuft sie lieber mit den Beliebten mit, und beteiligt sich auch am Mobbing aus Angst, aufgrund ihrer Meinung selbst ins Visier der Gemeinheiten zu geraten.

Als Ventil für ihre Sorgen und Probleme dient Julia ein Blog-Tagebuch, in dem sie völlig ungeschönt ihre Eindrücke, Gedanken und Gefühle über ihre Mitschüler, ihren Freund, Sex und einiges mehr notiert. Die Texte sind auf privat gestellt und eigentlich sollte niemand diese jemals zu Gesicht bekommen. Doch das es anders kommt als erhofft, bekommt Julia schon bald am eigenen Leib zu spüren. Denn von einem Tag auf den anderen sind die Beiträge öffentlich und alle wissen Bescheid, was Julia tatsächlich denkt und fühlt. Die spitzen Artikel sorgen für jede Menge Aufruhr unter den Schülern, Lehrern und Eltern und es gilt den Verantwortlichen aufzuspüren.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht jedoch nicht die Ermittlung des Verdächtigen, sondern vielmehr das, was diese offenen und ehrlichen Beiträge mit den einzelnen Protagonisten machen. Anne Freytag zeigt mit »Das Gegenteil von Hasen« wie wichtig es ist, manche Dinge besser auszusprechen und was es bewirken kann, wenn man durch eine solche Konfrontation plötzlich in die Lage versetzt wird, über den eigen Tellerrand hinauszublicken. Das Grandiose bei dieser komplexen Betrachtung ist, dass dabei die harte Grenze zwischen Tätern und Opfern verschwimmt.

Der Jugendroman »Das Gegenteil von Hasen« liest sich durch den pointierten Schreibstil und das sogartige Erzählkonstrukt so wundervoll, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Außerdem brilliert die Geschichte mit realistischen Figuren und spitz gezeichneten Artikeln, bei denen man sich fast schon als Voyeur vorkommt, da diese wirklich sehr private Details beinhalten, und man gerade aufgrund dieser Brisanz förmlich an den Seiten klebt. Ein toller und lehrreicher Roman, den ich unheimlich gerne schon zu meiner eigenen Schulzeit gelesen hätte – denn dieser hätte vieles einfacher gemacht.

Einen kleinen Minuspunkt gibt es leider dennoch: Die Auflösung und Gestaltung zum Abschluss haben auf mich dann doch etwas an den Haaren herbeigezogen gewirkt und der bis dahin großartigen Geschichte einen Dämpfer verpasst.

Fazit

Dieses Buch sollten alle Jugendlichen und deren Eltern lesen! Auf unterhaltsame und dennoch aufschlussreiche Weise wird das ernste Thema Mobbing betrachtet.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 05.08.2020