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Veröffentlicht am 21.03.2021

Das magische Internat der Gestaltwandler öffnet den Lesern seine Tore

Falcon Peak – Wächter der Lüfte (Falcon Peak 1)
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Kendricks Vater wird der neue Direktor des Mount Alveston Internats – die Schule, die auch Kendricks Mutter besuchte. Mit dem Umzug muss sich Kendrick also nicht nur auf eine emotionale Reise begeben und ...

Kendricks Vater wird der neue Direktor des Mount Alveston Internats – die Schule, die auch Kendricks Mutter besuchte. Mit dem Umzug muss sich Kendrick also nicht nur auf eine emotionale Reise begeben und den Tod seiner Mutter vor zehn Jahren dort verarbeiten, sondern sich auch auf die neue Schule und die dortige Konkurrenz zwischen White und Black Wing einlassen. Seine anfängliche Zurückhaltung gibt Kendrick jedoch schnell auf, als die Mädchen der Schule ihn in ihren Kreis aufnehmen. Aber irgendwas ist anders an ihnen... Ständig verschwinden sie in Gruppen im Wald. Als Kendrick ihnen eines Abends heimlich auf den Falcon Peak folgt, erlebt er etwas Undenkbares...

Heiko Wolz hat hier eine spannende, magische Fantasy-Geschichte rund um Gestaltenwandler und einen alten Mythos erschaffen, die mit einem starken und authentischen Protagonisten gesegnet ist. Das Setting rund um das Internat in Alveston wird von wunderbaren Beschreibungen der Landschaft, und vor allem der Vögel, abgerundet. Herausragend ist auch das Cover mit den verschiedenen Rottönen des Greifvogels, der auf der Stelle schwebt und den Protagonisten mit seinen Schwingen umfängt. Ein echter Eye-Catcher!

Leider zeigt der Reihenauftakt doch einige Schwächen. Für meinen Geschmack waren es zu viele Figuren, die ich häufig durcheinander gebracht habe, da sie einfach zu blass und zu oberflächlich bleiben. Ich konnte Namen, Vogelgestalt und Wing irgendwann nicht mehr zuordnen. Auch fehlten mir Ausschmückungen zum Schulalltag, zu Ereignissen, zu der „vererbten“ Rivalität zwischen Black und White Wing und zum Mythos an sich. Und, was mich am meisten störte: Warum spricht keiner über den Tod von Kendricks Mutter, auch Kendrick selbst nicht, als er die Situation rund um die Schule langsam durchschaut? Kann so ein Geheimnis an einem Internat wirklich so lange vor nicht-eingeweihten Mitschülern verborgen werden? Die Tiefe der Geschichte habe ich an so einigen Stellen leider vermisst.

Trotz meiner Kritikpunkte hatte ich ein spannendes, unterhaltsames und schnelles Leseerlebnis, das zwar ausbaufähig ist, mich aber trotzdem in gespannter Erwartung auf Band 2 zurücklässt!

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Veröffentlicht am 31.01.2021

Eine Kreuzfahrt zum Ich

Das Knistern der Sterne
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Stella hat eine richtige Pechsträhne: Mann weg, Wohnung weg, Job weg, Intuition verloren... Versunken in Selbstmitleid und von Zweifeln geplagt trifft Stella auf Balthasar, einen etwas komischen älteren ...

Stella hat eine richtige Pechsträhne: Mann weg, Wohnung weg, Job weg, Intuition verloren... Versunken in Selbstmitleid und von Zweifeln geplagt trifft Stella auf Balthasar, einen etwas komischen älteren Herren, der sie bereits länger beobachtet und ihr ein Angebot macht: Sie soll ihn auf einer Kreuzfahrt begleiten und dort wieder zu sich selbst finden. Die einzige Bedingung ist, ihn nicht nach persönlichen Dingen und auf gar keinen Fall nach der Vergangenheit zu fragen. Stella willigt ein – zwar etwas skeptisch, aber was hat sie schon zu verlieren? Für sie wird diese Kreuzfahrt eine Reise zum Ich. Doch sie bemerkt recht schnell, dass auch Balthasar von Altlasten gepeinigt wird...

Claire Hoffmann hat hier eine kurzweilige Geschichte für Zwischendurch geschaffen. Aber wer hier eine klassische „Traumschiff“-Atmosphäre erwartet, sollte das Buch besser wieder weglegen. Zwar treffen wir auch hier auf Drama, Liebe, Freundschaft und Landgang, aber Stella und Balthasar haben das Ruder bei weitem nicht in so fester Hand wie ein Florian Silbereisen... Die Botschaft der Reise wird auch nicht bei Captain’s Dinner zusammengefasst, die muss sich der Leser schon selbst erarbeiten.

Der szenischer Erzählstil war für mich an einigen Stellen gewöhnungsbedürftig, ebenso wie die Protagonistin Stella. Den Dialogepisoden mangelte es durch fehlende „Regieanweisungen“ an Tiefe, der Dialog glich mehr einem Tischtennis-Match, bei dem man sich Fragen entgegen schleudert, als einem Gespräch. Zudem war – wenn man einmal den Faden verlor – nicht ersichtlich, wer gerade spricht. Einmal rausgekommen musste der komplette Dialog von vorn begonnen werden. Erst gegen Ende wurde die Geschichte durch das Herausnehmen des Erzähltempos ruhiger und angenehmer verfolgbar, weniger episodenhaft.

Die Protagonistin Stella ist recht undurchsichtig konzeptualisiert, sie erschien mir als instabile, zweigesichtige Figur, die sich gern selbst belügt und deren Selbstmitleid sie zu ertränken droht. Gleichzeitig versucht sie, ihre Mitreisenden zu ‚bekehren‘ bzw. sie auf den richtigen Weg zu schubsen. Bei ihr selbst gelingt dies aber nicht. Ständig fällt sie zurück in alte Muster, von denen man nur ein paar Seiten vorher dachte, sie habe sie endlich überwunden. So ganz mein Fall war Stella nicht. Aber auch Balthasar blieb schleierhaft. Auf der Reise selbst kam er fast ausschließlich während der Abendessen zu Wort, und auch dann beschränkte er sich auf das Stellen von Fragen, sodass er kaum etwas von sich selbst preisgab. Seine Motivation blieb mir bis zum Schluss verborgen, ebenso mehr Hintergrundwissen zu seiner Vergangenheit, was ich sehr schade finde.

Das Ende wiederum hat mich versöhnlich gestimmt und gefiel mir gut. Hier wurden die Themen des Romans noch einmal deutlicher als in den ganzen Abschnitten vorher: Selbstreflexion, Selbstbetrug/Selbsttäuschung, Karma, Reue, Altruismus und schließlich Neuanfänge. Und die Moral von der Geschicht: Dir nützt die schönste Kreuzfahrt zum Ich nichts, wenn du nicht bereit dafür bist!

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Veröffentlicht am 31.01.2021

Ein vorlautes Mädchen auf Schatzsuche

Malvina Moorwood (Bd. 1)
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Malvina lebt mit ihrer alten Adelsfamilie auf Moorwood Castle. Doch blaues Blut heißt heutzutage nicht automatisch, dass man auch reich ist. Im Gegenteil: Die Moorwoods können ihr Schloss nicht mehr instand ...

Malvina lebt mit ihrer alten Adelsfamilie auf Moorwood Castle. Doch blaues Blut heißt heutzutage nicht automatisch, dass man auch reich ist. Im Gegenteil: Die Moorwoods können ihr Schloss nicht mehr instand halten und haben große Teile des Schlosses bereits wegen Einsturzgefahr abgesperrt. Die scheinbar einzige Lösung: Moorwood Castle muss verkauft werden. Doch das kommt für Malvina nicht in Frage, schließlich liebt sie ihr Zuhause mit den zahlreichen Geheimgängen und der Pferdezucht heiß und innig. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Tom versucht Malvina daher, den Käufer zu verschrecken und stößt dabei auf ein altes Geheimnis des Schlosses: Das Fluchtuch des ersten Lord Moorwood gibt Hinweise auf einen Familienschatz! Können Malvina und Tom den Kauf doch noch verhindern?

Leider hat mich die Protagonistin ein wenig um mein Lesevergnügen gebracht. Malvina war mir auf weiten Strecken einfach viel zu unausstehlich, bockig, frech und geradezu ungerecht, besonders ihrem besten Freund Tom gegenüber. Dieser wiederum ist mit Gold kaum aufzuwiegen, so geduldig ist er mit seiner doch recht anstrengenden und impulsiven Freundin. Die Idee der Geschichte, einen kleinen Abenteuerroman mit Schatzsuche à la Indiana Jones für Kinder auf einem englischen Adelsanwesen spielen zu lassen, finde ich super und wurde auch überzeugend umgesetzt. Aber Malvinas Impulsivität und Aufmüpfigkeit steigerte sich im Verlauf der Suche ins für mich Unerträgliche. Dadurch nahm sie zu viel Raum innerhalb der Geschichte ein und erdrückte die restliche Story für mich gänzlich.

Gerettet wurde vieles durch die wunderbaren Illustrationen und das herausragende Cover des Bandes. Der Coppenrath-Verlag hat einfach ein Händchen für tolle Illustratorinnen und Grafikerinnen. Einen weiteren Pluspunkt gibt es für die liebenswert-schrullige Familie Moorwood, inklusive Schlosshund Poldi. Dieser bunt zusammengewürfelte Haufen an charmanten Individualisten war immer für einen Lacher gut.

Der Erzählstil ist sehr flüssig und gut verständlich, die Geschichte las sich flott durch. Das Ende sollten etwas jüngere Kinder definitiv nicht allein lesen, schon gar nicht, wenn sie Tiere lieben. Da ist sogar mir kurz das Herz stehen geblieben...

Ich hoffe auf eine charakterliche Weiterentwicklung Malvinas im Folgeband und warte bis dahin gespannt.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Viele Parallelen zu Band 1, aber leider wenig Neues

Code: Elektra
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Orestes und Malin sind wieder auf Schatzsuche! Diesmal bringt Antes Oma sie auf eine heiße Spur, als diese bei einer Séance von Orestes Mutter Mona plötzlich mit einer anderen Stimme davon spricht, dass ...

Orestes und Malin sind wieder auf Schatzsuche! Diesmal bringt Antes Oma sie auf eine heiße Spur, als diese bei einer Séance von Orestes Mutter Mona plötzlich mit einer anderen Stimme davon spricht, dass die Kinder unter Silvias Stein suchen sollen. Dort entdecken sie einen Brief von Axel Åström und es beginnt erneut eine Schnitzeljagd quer durch den Ort Lerum. Aber auch diesmal sind die beiden nicht die einzigen Jäger...
Das Erzählmuster dieses zweiten Bandes folgt leider sehr stark dem „Code: Orestes“, die Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Auf den ersten 180 Seiten fehlt es an der bekannten – und, wie ich finde, diese Geschichte ausmachende – Codetüftelei. Die dann verwendeten Chiffren sind sehr schwer, sodass ich es schnell aufgab, den Code selbst knacken zu wollen. Auch die Geheimnissuche an sich wirkt erzwungen und dirigiert. Und plötzlich erscheint noch ein weiteres mögliches Rutenkind auf der Bildfläche? Das ist zu verwirrend, wie ich finde.
Und dann das Ende: Es gleicht einfach viel sehr dem Ausgang von Band 1. Ich habe mich sehr über die Naivität der Kinder geärgert. Haben sie denn gar nichts dazu gelernt? Ich als Leser bleibe wieder mit zu vielen losen Enden und dadurch recht unzufrieden zurück. Ich muss gestehen: Ich bin tatsächlich ein wenig enttäuscht. Meine Hoffnung setze ich nun vollends auf den Abschluss der Trilogie!

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Dein Herzenswunsch ist nur einen Wurf entfernt...

Talus
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Seitdem sie klein ist wurde Erin von ihrer Tante Charly eingeredet, dass Magie real sei und sie beide eine besondere Verbindung zu ihr hätten. Nun ist Erin Anfang 20, studiert mehr schlecht als recht in ...

Seitdem sie klein ist wurde Erin von ihrer Tante Charly eingeredet, dass Magie real sei und sie beide eine besondere Verbindung zu ihr hätten. Nun ist Erin Anfang 20, studiert mehr schlecht als recht in Edinburgh, und Tante Charly liegt im Koma, aus dem sie vielleicht nie wieder erwachen wird. Doch Erin wird immer noch angezogen von allem geheimnisvollen und unerklärlichem. Sie hat ihre Leidenschaft darin gefunden, Geistertouren durch die Vaults und Friedhöfe von Edinburgh anzubieten. Doch dann sieht sie einen echten Geist und alles ändert sich. Denn Hexen gibt es wirklich: Sie leben in Höhlen unter der Stadt und sind derzeit in Aufruhr, denn ein magischer Würfel namens Talus wurde wiederentdeckt. Und dieser erfüllt jedem, der ihn wirft, seinen Herzenswunsch...
Ich musste diese Geschichte etwas sacken lassen und sortieren, was mich an dieser Geschichte gestört hat bzw. warum der entscheidende Funke nicht übergesprungen ist.

Der Gedanke, mehrere Jäger auf Talus anzusetzen und ihre jeweiligen Geschichten erzählen zu wollen, finde ich prinzipiell interessant. Aber leider artet die Umsetzung hier in viel zu kurzen Kapiteln aus. Der dadurch häufige Wechsel der Erzählperspektive hat mich besonders am Anfang doch recht irritiert. Nach einer Eingewöhnungs- und Kennenlernzeit der Figuren fiel es mir dann leichter, aber es blieben einfach zu viele Handlungsträger und -stränge, die durch ihre pure Menge einfach gelitten haben, denn die Figuren blieben blass, die Motive und Intentionen konnten teilweise nicht klar herausgestellt werden und es traten zu viele Unbekannte und nie wieder in Erscheinung tretende Figuren auf. Auch fehlt es mir an Hintergrundwissen, zum Beispiel über den Inhalt des Tagebuchs, das eine so wichtige Rolle in dieser Erzählung spielt, oder über die Magie im Allgemeinen. Es bleiben mir leider zu viele offene Enden am Schluss – über den man übrigens auch diskutieren kann – der Geschichte übrig. Es wurde leider recht viel Potenzial verschenkt, wie ich finde.

Sehr gelungen und durchdacht finde ich das Weltensetting. Die Hexen in magisch angelegten Höhlen unter der Stadt anzusiedeln gefällt mir. Es wurde sehr bildlich beschrieben, wie man sie sich vorzustellen hat, ebenso, wie es sich mit den Durchgängen zur realen Welt verhält. Diese Abschnitte haben die Geschichte für mich gerettet, denn hier war der Erzählstil ganz klar und eindeutig, ohne ständig links und rechts zu anderen Schauplätzen und Handlungen abzubiegen.

Die Geschichte erscheint mir leider eher wie ein Teppich, aus dem einige Fäden herausschauen und ihn daher löchrig machen. Man kann ihn zwar noch benutzen, bleibt beim Darübergehen aber an einigen Stellen mit den Zehen hängen und kann ins Stolpern geraten. Aber das Grundmuster des Teppichs gefällt mir!

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