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Veröffentlicht am 29.03.2021

Ein leiser aber großartiger Roman

Der große Sommer
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Vielen Dank an Netgalley, für das Rezensionsexemplar.

Nach „Alte Sorten“ ist Ewald Arenz mit „ Der große Sommer“ wieder ein ganz bezaubernder und hinreißender Roman gelungen.

Das Cover ist mehr als ...

Vielen Dank an Netgalley, für das Rezensionsexemplar.

Nach „Alte Sorten“ ist Ewald Arenz mit „ Der große Sommer“ wieder ein ganz bezaubernder und hinreißender Roman gelungen.

Das Cover ist mehr als gelungen und passt phantastisch und perfekt zum Roman. Die fesselnde Schreibweise des Autors zieht mich nach wenigen Seiten wieder in seinen Bann. Es ist diese erstaunliche Leichtigkeit mit der Ewald Arenz im Rückblick die Geschichte von Friedrich erzählt. Eine Leichtigkeit, die mich beschwingt auf eine Zeitreise zurück in die Jugendzeit mitnimmt.

Friedrich fällt zum zweiten Mal in der Schule durch und hat nun die letzte Chance auf eine Nachprüfung in Latein und Mathe. Dafür darf er nun aber nicht mit seiner Familie in den Urlaub, sondern muss stattdessen die Sommerferien bei den Großeltern verbringen um zu lernen.

Es ist dieser eine Sommer, den wir vielleicht alle schon einmal erlebt haben. Dieser eine Sommer, der soviel mit uns gemacht hat, in dem wir soviel unvergessliches und emotionales erlebt haben. Dieser eine Sommer, der uns dahin gebracht hat, wo wir Heute stehen.

Einfühlsam und leise nimmt uns der Autor mit in die (vielleicht eigene) Vergangenheit. Ewald Arenz gelingt es hier, mich mit seiner Sprache so zu berühren, dass ich die verschiedenen Stimmungen in den beschriebenen Momenten so sehr nachempfinden kann, dass ich Raum und Zeit vergesse und komplett in die Geschichte eintauche. Ich bin ein Teil davon. Ich spüre den Hauch des Sommerwindes, rieche den Duft der Robinie und erlebe das Gefühl der unbeschwerten Jugend erneut. Phänomenal.

Ewald Arenz weiß mit den richtigen Worten umzugehen, und lässt mich daran teilhaben:

„ Aber dieser dunkelgrün-bittere Geruch der Kastanienblätter machte die helle Süße der Lindenblüten noch intensiver“.

Es ist eine bewegende Geschichte von Vertrauen, von Ehrlichkeit, der großen Liebe, von Freundschaft und Enttäuschung und mit den Emotionen, die man als Jugendliche auf dem Weg zum Erwachsenwerden eben durchlebt.

Ewald Arenz erweckt durch seine großartigen Protagonisten ganz tiefe Gefühle, an die ich mich so gerne erinnere und die lange im Verborgenen geschlummert haben. Ich habe die Protagonisten allesamt sofort in mein Herzgeschlossen, anders geht es gar nicht.

Der Hauptprotagonisten Friedrich tat mir am Anfang zunächst leid, da er die gesamten sechs Wochen seiner Sommerferien bei den Großeltern verbringen „darf“; die Großmutter, die er liebevoll „Nana“ nennt und der Großvater, vor dem er zunächst Angst hat. Aber mit jeder Seite des Buches wird mir klarer, dass in dieser Zeit etwas ganz wunderbares mit Friedrich geschieht.

Es werden die wohl lehrreichsten und vielleicht auch die schwersten und doch zugleich die schönsten Sommerferien seines Lebens.

Diese Zeit erlebt Friedrich natürlich nicht allein, denn an seiner Seite sind noch seine Schwester Alma, sein bester Freund Johannes und Beate, das Mädchen im flaschengrünen Badeanzug.

Ewald Arenz gelingt wieder ein sehr beeindruckender, emotionaler Roman, der mit sehr leiser aber sehr starker Sprache absolut überzeugt. Ein Buch das mir meine Jugendzeit vor Augen hält und mich gerührt und glücklich zurück lässt. Eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.03.2021

Großartiger Roman über Vertrauen, Mut aber vor allem Hoffnung

Als wir uns die Welt versprachen
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Ein starkes, aussagekräftiges Cover. Denn es geht um die Geschichte der sogenannten Schwabenkinder Edna und Jacob, die wie viele andere tausend Kinder aus den Bergregionen südlich der Alpen von ihren Familien ...

Ein starkes, aussagekräftiges Cover. Denn es geht um die Geschichte der sogenannten Schwabenkinder Edna und Jacob, die wie viele andere tausend Kinder aus den Bergregionen südlich der Alpen von ihren Familien an reiche Bauern ins Schwäbische verkauft wurden.

Es waren Kinder zwischen fünf und fünfzehn Jahren. Über mehr als dreihundert Jahre wurde dieser unmenschliche Handel betrieben, wohl oft in dem Glauben, den Kindern würde es in der Fremde wohl besser ergehen.

Nach dem Roman „Schwabenkinder“ v. Elmar Bereuter (erschienen im Müller Verlag, 2016) und dem Roman „Ich bleibe hier“ v. Marco Balzano (erschienen im Diogenes Verlag, 2020) ist hier nun ein weiteres wirklich großartiges und interessantes Buch zur Geschichte dieser Kinder, welche überwiegend ausgebeutet, misshandelt und zum Teil auch umgebracht wurden. Die wenigsten diese Kinder kehrten nach Hause zurück. Ein Stück aufbereitete Geschichte, die leider in Vergessenheit gerät und leider unter dem Deckmantel des Schweigens langsam verschwindet.

Mit diesem Werk hier gelingt der Autorin aber auf ganz einfühlsame Weise, mit leiser aber starker Sprache, die Geschichte der zwei Schwabenkinder kraftvoll und voller Empathie abzubilden. Eine Geschichte von tiefer Liebe, Zuneigung, Vertrauen, Versprechen, Mut und Freundschaft, aber vor allem Eins: Hoffnung. Und diese Hoffnung darf man niemals aufgeben, auch nach Jahrzehnten nicht.

Die Hauptprotagonistin Edna ist eine wirklich großartige Person, die es zutiefst bereut ihr Versprechen von damals nicht eingehalten zu haben. Aber ist es denn zu spät um ein Versprechen immer noch einlösen zu können? Und so macht sich Edna nach Jahren des Haderns mit einem Papagei und einem Rucksack auf den Weg über die Alpen, auf dem die Beiden nicht nur gute und schöne Momente erleben, sondern auch viele verschiedenen Menschen begegnen. Wir erfahren welche Probleme sich auf dem Weg über die Alpen ergeben und auch wird deutlich, dass Hoffnung eben doch etwas Wichtiges, etwas ganz großes ist; vielleicht auch das Wichtigste im Leben ist. Alles ist machbar, auch ein steiler Berg, den es zu überwinden gilt, wenn man nur daran glaubt und die Hoffnung nicht aufgibt, egal was andere dazu sagen und unbeirrt auf seine innere Stimme, auf seine innere Überzeugung zu hören und ihr zu folgen.

Ich brauche nicht mehr zu schreiben. Denn aus meiner Sicht wird die Geschichte wirklich gewaltig, großartig und aus meiner Sicht philosophisch erzählt und besticht mit einem ganz wunderbaren Schreibstil. Für mich ein wirklich lesenswertes Buch.
Ich bin schockverliebt, überwältigt von diesem wunderbaren Buch. Ich kann es euch nur wirklich empfehlen. Mein bisheriges Lesehighlight in 2021.

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Veröffentlicht am 27.02.2021

Gelungener Roman

Ich bleibe hier
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Es ist ein bemerkenswerter Roman, der Marco Balzano hier gelungen ist. Auf nur 280 Seiten gelingt es dem Autor, die bedrückende Situation, die Sorgen und Nöte der Bauern Südtirols zu Zeiten des Faschismus ...

Es ist ein bemerkenswerter Roman, der Marco Balzano hier gelungen ist. Auf nur 280 Seiten gelingt es dem Autor, die bedrückende Situation, die Sorgen und Nöte der Bauern Südtirols zu Zeiten des Faschismus und Nationalsozialismus detailliert und brillant festzuhalten. Die Geschichte handelt von Vertrauen, von Zusammenhalt, von der Bewusslosigkeit und Machtlosigkeit gegenüber des Regimes, aber auch vom Aufbruch in eine andere Ära.

Dabei verknüpft er die historisch, belegte und brutale Realität mit einer erdachten Geschichte um die Bewohner der Bergregion Südtirols. Dort soll ein Staudamm errichtet werden, bei dessen Fertigstellung einige Dörfer nicht mehr vorhanden sein werden.

Als wäre die Zeit damals nicht schon schlimm genug gewesen, kommt nun auch noch die bevorstehende Umsiedlung und Zwangsenteignung der verorteten Bauern dazu. Das Ganze geschah tatsächlich und vor Allem ohne eine wirkliche Entschädigung der Bauern, welche ihres sämtlichen Hab und Guts beraubt wurden.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der Lehrerin Trina Hauser, die unschlüssig zwischen Aufbruch und der Liebe zur Heimat schwankt. Der Schreibstil ist großartig. Einfach aber sehr berührend fesselt mich die Geschichte sofort ab der ersten Seite.

Ich wusste zwar, dass es am Reschenpass diesen großen See gibt, in dessen Mitte ein Kirchturm herausragt, der heute LEIDER nurmehr als Touristenattraktion für das eine oder andere Selfie herhalten muss, aber ich wusste bisher leider nichts über dessen Geschichte. Wenn man diesen Roman gelesen hat, wird man beim nächsten Halt am Stausee sicherlich anders darüber denken.

Ein Absatz aus dem Buch beschreibt es ziemlich gut:

„Auch die Wunden, die nicht heilen, hören früher oder später zu bluten auf. Die Wut, sogar über die erlittene Gewalt, ist wie alles dazu bestimmt, nachzulassen, sich etwas Größerem zu fügen, dessen Name ich nicht kenne. Man müsste die Berge befragen können, um zu erfahren, was hier geschehen ist“.

Ein toller Roman und eine definitive, klare Leseempfehlung.

Ich habe den Roman in einer schön gebundenen Lizenzausgabe (siehe Abb.) der Büchergilde Gutenberg gelesen. Lesekultur pur!

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Spannender Dritter Teil

NEBEL
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Ich habe mich auch auf den dritten Teil gefreut und bin nicht enttäuscht worden. Nochmal zur Erinnerung, wird diese Trilogie rückwärts erzählt, was es für mich anfangs nicht ganz einfach gemacht hat, ...

Ich habe mich auch auf den dritten Teil gefreut und bin nicht enttäuscht worden. Nochmal zur Erinnerung, wird diese Trilogie rückwärts erzählt, was es für mich anfangs nicht ganz einfach gemacht hat, die Zeitstränge und Handlungen in die richtige Reihung und gedanklich gleich zu erfassen. Gerade in Band zwei fand ich es Anfangs verwirrend. Aber hier in Teil III gelingt mit dies quasi optimal.

Ich bin absolut ein Fan von dieser Trilogie, denn es ist wie mit einem Puzzle; man hat viele verschiedene Teile und doch geben sie gemeinsam zum Schluss ein Bild; das große Ganze.

Ragnar Jónasson schafft es wieder, mich durch seinen unaufgeregten und ruhigen und trotzdem spannenden Schreibstil zu fesseln. An dieser Stelle auch einmal ein großes Dankeschön an den Übersetzer Andreas Jäger.
Die kurzen Kapitel liegen mir total und Stück für Stück, wie auch in den ersten beiden Teilen, wird die Geschichte spannender. Gerade durch die mit- und in sich verwobenen Handlungs- und Zeitstränge und durch die, mir ans Herz gewachsene Protagonisten Hulda bleibt der Fall um den es hier im dritten Teil geht, meines Erachtens bis zuletzt undurchsichtig, spannend und dubios. Manche Informationen in der ersten Hälfte des Buches erscheinen zunächst wieder belanglos und unwichtig und ich habe mich gefragt, was ich mit der Information anfangen soll, aber diese Infos sind dann in der zweiten Hälfte wiederum wichtig und somit geht das für mich voll in Ordnung.

Ich mag die Kommissarin Hulda Hermannsdóttir, den Schreibstil von Ragnar Jónasson und die anfängliche Unaufgeregtheit dieses Buches. Für mich ein wirkliches das beste Buch dieser Trilogie und im Gesamtbild eine wirklich empfehlenswerte, rückwärts erzählte Trilogie. Eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.02.2021

Spannend, wie geniale Geschichte

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Auf dem Anwesen der Familie Hardcastle. Soll ein Maskenball stattfinden. Geladen sind Gäste aus der High Society mit all ihren dunklen Geheimnissen. Kurios ist, dass am Ende des Tages, Evelyn Hardcastle, ...

Auf dem Anwesen der Familie Hardcastle. Soll ein Maskenball stattfinden. Geladen sind Gäste aus der High Society mit all ihren dunklen Geheimnissen. Kurios ist, dass am Ende des Tages, Evelyn Hardcastle, die Tochter der Gastgeber sterben wird. Und dies geschieht, ähnlich wie beim Murmeltiertag, nicht nur einmal, sondern immer und immer wieder, bis…..tja bis wann? Das erfahrt ihr, indem ihr das Buch lest. 😉

Soviel erstmal zur Geschichte. Ich dachte ja zunächst, ja klar – eine Kopie des Murmeltiertages – nur mit Tod am Ende. Aber weit gefehlt.

Dem Autor Stuart Turton gelingt hier mit seinem Debüt eine absolut phantastische und spannende, völlig irre Geschichte, denn Evelyn Hardcastle stirbt nicht nur jeden Tag, sondern Aiden Bishop erlebt diesen Tag auch jedes Mal wenn er einschläft und wieder aufwacht neu, allerdings dann jedesmal in dem Körper eines anderen Gastes. Und nun hat er nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Aufgabe den Tod aufzuklären; jeweils aus der immer anderen Sichtweise und mit immer anderen Informationen, denn die betreffenden Personen in denen er erwacht, wahren scheinbar alle ein eigenes Geheimnis, oder haben scheinbar etwas zu verbergen und alle haben ein ganz eigenes Verhältnis zur Familie Hardcastle. Es beginnt eine spannende und rasante Jagd nach Informationen zur Klärung des Todes, denn Aiden Bishop hat nur eine bestimmte Anzahl an „Gästen“, die ihm zur Verfügung stehen und nicht unendlich viel Zeit um den Fall aufzuklären und nicht alle Personen in denen er erwacht, erweisen sich auf den ersten Blick als hilfreich.

Ich muss sagen, die anfängliche Skepsis musste gleich nach wenigen Seiten der Spannung und meiner Neugierde Platz machen. Ich hab das Buch verschlungen. Es ist für mich von vorn bis hinten spannend und wirklich clever. Es ist genial durchdacht, treibt mich in den Wahnsinn ob der Sprünge durch Zeit und Raum, aber lässt mich beharrlich und fasziniert dran bleiben, da ich ja wissen will, in welcher Person erwacht er als nächstes oder evtl. ein zweites Mal und welche Informationen erhält er auf seiner Suche nach der Wahrheit. Wer ist ihm wohl gesonnen und wer würde ihn am liebsten beseitigen? Und warum ist er überhaupt vor Ort und wer hat ihn überhaupt dorthin geschickt?

Der Schreibstil ist kurzweilig und sehr flüssig, die Kapitel sind auch recht kurz, was mir immer sehr gut gefällt. Die Sprache passt zu einem scheinbar britischen, adeligen Schauplatz, und holt mich absolut gut und glaubwürdig ab und durch die Überschriften der einzelnen Kapitel, weiß ich sofort, wo ich mich befinde.

Ja ich gebe zu, es ist etwas anstrengend mit der Geschichte und den Zeitsprüngen mitzuhalten, da es auch wirklich sehr sehr viele Protagonisten sind, die mir im Buch begegnen und ebensoviele Schauplätze, denn so ein Anwesen ist scheinbar recht groß.

Aber da muss ich sagen, bitte haltet durch, denn es lohnt sich wirklich. Das Buch bleibt spannend bis zum Schluss, hat soviel verschiedene Charaktere, so viele Wendungen, dass es mir zuweilen schwindlig wird und ich auch genauso erschöpft zu sein scheine, wie Aiden Bishop. Ich fühle auf jeder Seite mit ihm, zitter mit ihm, fürchte mich mit ihm und bin der Wahrheit mit ihm zusammen auf der Spur.

Das Ende ist ebenso unerwartet wie genial, denn dies ist ebenso durchdacht und in sich schlüssig. Mich lässt das Buch etwas erschöpft aber total positiv überwältigt zurück.

Ich verstehe gar nicht, wie mir dieses Buch nicht schon viel eher aufgefallen ist. Hier eine großes Dankeschön an Phil für die Empfehlung auf deinem YouTube-Kanal. Ohne dich hätte ich das Buch nie gelesen!

Und es ist nicht nur meine klare Leseempfehlung sondern wird definitiv eins meiner Lesehighlight in 2021 sein!!

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