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Veröffentlicht am 05.04.2021

Gelungene Fortsetzung

Die Stadt der Tränen
8

Minou und ihre Familie, schon bekannt aus dem ersten Band „ Die brennenden Kammern“, hatten für zehn Jahre ein beschauliches Leben auf der geerbten Burg in Puivert. Zur Hochzeit des Hugenottenkönigs Heinrich ...

Minou und ihre Familie, schon bekannt aus dem ersten Band „ Die brennenden Kammern“, hatten für zehn Jahre ein beschauliches Leben auf der geerbten Burg in Puivert. Zur Hochzeit des Hugenottenkönigs Heinrich von Navarra mit der Katholikin Margarete von Valois reisen sie mit der ganzen Familie nach Paris. Dort treffen sie ihren alten Feind, den Kardinal Vidal wieder und geraten in die Wirren der Bartholomäusnacht. Die Familie wird auseinander gerissen und muss Paris bei Nacht und Nebel verlassen. Sie flüchten nach Amsterdam, wo sie sich ein neues Leben aufbauen.

Minou Joubert-Reydon, ihre Geschwister und ihr Vater, ihr Mann Piet und Erzfeind Vidal waren alte Bekannte, mit denen ich bereits im ersten Band mitfiebern durfte. Neu dazugekommen sind die Kinder von Minou und Piet, die vorwitzige siebenjährige Marta und der zweijährige Jean-Jaques. Zusammen mit Minous Geschwistern Alis und Aimeric und ihrem Vater Bernard bilden sie eine sehr sympathische, für damalige Verhältnisse fortschrittliche Familie, bei der auch Tante Salvadora einen Platz findet. Erzfeind Vidal hat seinerseits seinen illegitimen Sohn Louis zu sich genommen, den er für seine Ziele einspannt und der ihm an Boshaftigkeit und Verschlagenheit durchaus das Wasser reichen kann. Vidal pflegt nach wie vor die alte Feindschaft und setzt alles daran, die Familie von Piet und Minou zu vernichten.

Kate Mosse verknüpft sehr geschickt die Schicksale ihrer Protagonisten mit den historischen Fakten der Hugenottenkriege, die im 16. Jahrhundert tobten. Die geschichtlichen Fakten werden zwar manchmal nur angedeutet, aber wenn das Interesse geweckt ist, kann man sich ja bei anderen Quellen weiter belesen. Die Autorin schildert den religiösen Fanatismus und die Grausamkeit der Kämpfe ebenso bildhaft wie die Ereignisse im Leben der fiktiven Akteure. Mit ihrem mitreißenden Schreibstil macht sie es leicht, in die Geschichte einzutauchen. Sie charakterisiert die Handelnden sehr detailliert, so dass man im Verlauf der Geschichte teilweise schon vorhersehen kann, was sie als nächstes tun werden. So war einerseits manches vielleicht ein bisschen vorhersehbar, auch fand ich es ein wenig zu dick aufgetragen, dass es jetzt auch um Piets Herkunft ein Geheimnis gibt und ein unverhofftes Erbe winkt. Andererseits haben wir ja einen Roman gelesen, da fällt so etwas unter die dichterische Freiheit und bringt zusätzliche Spannung in die Geschichte. Wie beim ersten Band sind wieder einige Fragen offen geblieben, so dass ich einer Fortsetzung entgegenfiebere.

Mein Fazit deckt sich mit dem zum ersten Band: Für Freunde des historischen Romans mit realem Hintergrund ist diese Reihe ein absolutes Muss.

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Veröffentlicht am 15.06.2020

Eine Geschichte von Heimweh, Ignoranz und Rassismus

Die rote Antilope
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Der Schwede Hans Bengler ist eine gescheiterte Existenz und ein Abenteurer. Im Verlauf einer Expedition in die Kalahari "adoptiert" er den schwarzen Waisenjungen Molo und nimmt ihn mit nach Schweden, um ...

Der Schwede Hans Bengler ist eine gescheiterte Existenz und ein Abenteurer. Im Verlauf einer Expedition in die Kalahari "adoptiert" er den schwarzen Waisenjungen Molo und nimmt ihn mit nach Schweden, um seinen Landsleuten einen echten Mohren präsentieren zu können. Von da an heißt der Junge Daniel und muss Bengler mit "Vater" ansprechen. Dem "Vater" ist leider nicht bewusst, dass er damit dem Jungen nicht nur die Heimat genommen hat, sondern auch seine Identität und vor allem seine Würde. Auch dass der Junge vor lauter Heimweh fast vergeht, nimmt der Egozentriker Bengler gar nicht wahr. Die Reaktionen auf den Jungen sind sehr unterschiedlich, viele Menschen sind nur neugierig, andere lehnen ihn offen ab oder feinden ihn gar an. Molo/Daniel lernt zwar die Sprache, ist aber trotzdem nicht in der Lage, seinem Umfeld zu vermitteln, wie schlecht es ihm geht.

Diese traurige Geschichte schildert Henning Mankell in seinem einzigartigen, detailgenauen Schreibstil sehr einfühlsam. Bengler war mir von Anfang an sehr unsympathisch, ich finde er ist ein Schmarotzer und Faulenzer, der immer den Weg des geringsten Widerstands geht. Er nutzt den Jungen aus und schiebt ihn ab, als er selbst in Schwierigkeiten gerät. Im Grunde genommen ist ihm Molo/Daniel recht herzlich egal.

Der Junge reagiert auf die Herausforderungen seines neuen Lebens so, wie er es in seinem alten Leben gelernt hat und findet sich deshalb in der fremden Kultur nicht zurecht. Das ist ein Problem, das sicher zahlreiche Migranten heutzutage auch haben. Die ganze Geschichte kann man eigentlich auch im 21. Jahrhundert ansiedeln.

Mein Fazit: Dieser gelungene Roman könnte zu mehr Verständnis für die Menschen fremder Kulturen zu verhelfen. Deshalb ist er eigentlich brandaktuell und sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 29.05.2020

Ein Cold Case neu aufgerollt

Verschlüsselte Wahrheit - Inspector Rebus 5
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Ein Überfall auf seinen Mitarbeiter Brian Holmes veranlasst Inspector Rebus dazu, die Ermittlungen in einem fünf Jahre alten, ungeklärten Mordfall wieder aufzunehmen. Er ist sicher, dass Morris Gerald ...

Ein Überfall auf seinen Mitarbeiter Brian Holmes veranlasst Inspector Rebus dazu, die Ermittlungen in einem fünf Jahre alten, ungeklärten Mordfall wieder aufzunehmen. Er ist sicher, dass Morris Gerald "Big Ger" Cafferty, der Boss des organisierten Verbrechens in Edinburgh, in die Sache verwickelt ist. Nachdem auch Rebus`Bruder Michael überfallen wurde, verbeisst er sich so richtig in den Fall und riskiert sogar die Suspendierung. Auch die Aussprache mit seiner Lebensgefährtin, die ihn rausgeworfen hat, muss warten. Mit der Hilfe seiner loyalen Kollegen gelingt es ihm trotzdem, den komplizierten Verbindungen in der Unterwelt auf den Grund zu gehen und der überraschenden Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Dieser Krimi hat mich sehr gefesselt. Ian Rankin gelingt es, so viele falsche Spuren zu legen, dass ich bis zum Ende nicht die leiseste Ahnung hatte, wer nun wirklich verantwortlich für den Toten im Central Hotel war. Am meisten überrascht hat mich die Aufklärung des Überfalls auf Holmes, darauf wäre ich im Traum nicht gekommen!

Mein Fazit: Sehr zu empfehlen! Es war mein zweites Buch aus dieser Reihe, das Erste ("Mädchengrab") hatte mich nicht ganz so überzeugt. Doch jetzt werde ich sicher weitere lesen.

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Veröffentlicht am 27.01.2020

Die spannende Enthüllung eines Familiengeheimnisses

Die verlorenen Spuren
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Das Buch erzählt die Geschichte von Laurel, die als Teenager auf der elterlichen Farm Greenacres ein verstörendes Ereignis beobachtet, in das ihre Mutter verwickelt ist.

Viele Jahre später kehrt sie ...

Das Buch erzählt die Geschichte von Laurel, die als Teenager auf der elterlichen Farm Greenacres ein verstörendes Ereignis beobachtet, in das ihre Mutter verwickelt ist.

Viele Jahre später kehrt sie zum 90. Geburtstag der Mutter als erfolgreiche Schauspielerin in ihr Elternhaus zurück, Das Geheimnis aus ihrer Vergangenheit beschäftigt sie immer noch, ebenso wie ihren kleinen Bruder, der das Ganze aus nächster Nähe mit ansehen musste. So macht sie sich auf den Weg herauszufinden was zu der Tragödie führte. Dabei erfährt sie sehr viele neue Dinge aus der Lebensgeschichte ihrer Mutter, besonders über das Leben in London während des 2. Weltkrieges.

Die Aufklärung des Familiengeheimnisses birgt viele Überraschungen und am Ende die Erkenntnis, dass die Mutter nicht die Person ist, die sie zu sein scheint.

Trotz einiger Längen gelingt es Kate Morton sehr gut, die Spannung hoch zu halten. In drei Abschnitten aus der Sicht von drei verschiedenen Personen erzählt, entwickelt sich die Geschichte langsam bis zur überraschenden Lösung des Rätsels. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, in die Handlung hinein zu finden, konnte ich dann das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen. Deshalb mein Fazit: Sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 23.12.2019

Heimkehr auf Zeit – oder erstens kommt es anders zweitens als man denkt

Echo Lake - Zweimal heißt für immer
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Weil ihr Vater schwer erkrankt ist, fährt Josie für ein Wochenende in Ihren Heimatort zurück, den sie vor 10 Jahren fluchtartig verlassen hat. Sie hatte ihren Verlobten Ethan kurz vor der Hochzeit sitzen ...

Weil ihr Vater schwer erkrankt ist, fährt Josie für ein Wochenende in Ihren Heimatort zurück, den sie vor 10 Jahren fluchtartig verlassen hat. Sie hatte ihren Verlobten Ethan kurz vor der Hochzeit sitzen lassen und den Kontakt zu Eltern und bester Freundin abgebrochen. Nun ist sie fest entschlossen, nach dem Wochenende wieder in ihr neues Leben nach Boston zurückzukehren. Doch sie wird in Echo Lake und im Freizeitpark der Eltern „Snowflake Village“ (hier ist ganzjährig Weihnachten, kitschig und so typisch amerikanisch eben) dringend gebraucht und entschließt sich, doch länger zu bleiben. Sie stellt fest, dass sich ebenso vieles verändert hat, wie gleich geblieben ist. Die Mutter zum Beispiel ist ein ganz neuer Mensch. Sie scheint ihre Alkoholsucht vollkommen überwunden zu haben. Nun ist es unvermeidlich, dass Josie mit Ethan zusammen arbeitet und es wieder mit ihrer alten Freundin Molly und vielen anderen Menschen aus der Vergangenheit zu tun bekommt. Alte Wunden reißen wieder auf und viele Erinnerungen werden wieder aufgefrischt. Josie muss sich von früheren Weggefährten einige unangenehme Wahrheiten sagen lassen um ihre Vergangenheit bewältigen zu können. Erst dann kann sie eine Entscheidung treffen, die ihr Leben radikal verändert. Wird sie in Echo Lake und bei Ethan bleiben?

In dieser Geschichte ist einiges vorhersehbar, vor Allem das Ende. Maggie McGinnis gelingt es aber mit ihrem flüssigen und humorvollen Schreibstil trotzdem die Spannung bis zum Schluss zu erhalten. Der Weg bis zu Josies endgültiger Entscheidung ist mit so vielen lustigen, romantischen und auch tragischen Begebenheiten gespickt, dass man den Spaß am Lesen nicht verliert. Zudem ist Josie mit ihrer hilfsbereiten, manchmal etwas tollpatschigen Art eine sehr sympathische Hauptakteurin. Ethan ist ebenfalls ein netter Kerl, aber fast zu perfekt um wahr zu sein. Mit Molly kann ich mich so gar nicht anfreunden, sie versucht auf sehr hinterlistige Art, ihre ehemalige Freundin zu vertreiben. Die gute Seele der Geschichte ist Ben, das „Mädchen für Alles“ im Vergnügungspark, der immer ein offenes Ohr für Josie und Ethan hat und beiden mit seiner Lebenserfahrung und Einfühlsamkeit immer wieder ein Stück weiter hilft.

Mein Fazit: Eine kurzweilige Geschichte mit sympathischen Protagonisten, durchaus mit Tiefgang, die wunderbar geeignet ist für ein verregnetes Adventswochenende.


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