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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2021

Irisches Duell

Der Abstinent
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Der Roman ,,Der Abstinent" spielt in Manchester im Jahr 1867. Die Fenian Brotherhood, eine geheime Organisation, die für den irischen Unabhängigkeitskampf kämpft, verübt terroristische Anschläge in England. ...

Der Roman ,,Der Abstinent" spielt in Manchester im Jahr 1867. Die Fenian Brotherhood, eine geheime Organisation, die für den irischen Unabhängigkeitskampf kämpft, verübt terroristische Anschläge in England. Die Fenians oder ihre Sympathisanten werden sofort hingerichtet, egal ob der Verdacht begründet ist oder nicht.
Mittendrin in dieser hochexplosiven Situation befindet sich der Constable James O’Connor, ein Ire, der gerade aus Dublin nach Manchester strafversetzt wurde. Nach dem Tod seiner Frau und seines Kindes war er dem Whisky verfallen. Seine Versetzung nach Manchester ist nun seine letzte Chance, im Polizeidienst zu verbleiben. Er soll seine Landsleute für die Engländer ausspionieren, was er mit Hilfe einiger Spitzel auch tut.
Um die Freiheitsbewegung gewaltsam zu unterstützen, wird der irische Kriegsveteran Stephen Doyle aus Amerika geholt. Er soll Verräter aufspüren und den Bürgermeister von Manchester ermorden. Zwischen Doyle und O’Connor entbrennt bald ein erbitterter Kampf.
Diese Ausgangslage hört sich spannend und interessant an. Tatsächlich steht aber vor allem O’Connor und sein Kampf gegen den Alkohol und mit sich selbst im Zentrum der Handlung. Ihn begleitet man bei all seinen Höhen und Tiefen. Allerdings wird man nicht so recht warm mit dem Protagonisten. Dafür bleibt er einem zu fremd, zu distanziert. Bei der Jagd nach Doyle kommt eine gewisse Spannung auf, allerdings zerfasert die Handlung zunehmend zu einem privaten Rachefeldzug, der O’Connor sogar bis nach Amerika führt. Das Ende lässt mich ziemlich enttäuscht und ratlos zurück. Schade, denn vom historischen Setting hätte ich mir eine deutlich spannendere Geschichte versprochen.

Veröffentlicht am 13.05.2021

Gemischte Gefühle

Als wir uns die Welt versprachen
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Die neunzigjährige Südtirolerin Edna lebt sehr zurückgezogen mit ihrem Papagei Emil. Ihr Leben verläuft in ruhigen, regelmäßigen Bahnen. Als sie aber in einer deutschen Zeitschrift das Bild ihrer Freundes ...

Die neunzigjährige Südtirolerin Edna lebt sehr zurückgezogen mit ihrem Papagei Emil. Ihr Leben verläuft in ruhigen, regelmäßigen Bahnen. Als sie aber in einer deutschen Zeitschrift das Bild ihrer Freundes Jacob sieht, bricht sie aus ihrer beschaulichen Zurückgezogenheit auf. Mitsamt ihrem Papagei macht sie sich auf den Weg, über die Alpen, bis nach Ravensburg. Dort hatte sie als junges Mädchen zusammen mit tausenden anderen ,,Schwabenkindern“ auf einem Hof schwere Arbeit leisten müssen und unter menschenunwürdigen, fast sklavenähnlichen Bedingungen gelebt. Dort hatte sie auch in Jacob einen Freund gefunden, der ihr Mut und Trost gegeben hatte. Doch bei einem Fluchtversuch wurden sie auseinandergerissen. Noch heute plagen Edna deshalb Schuldgefühle, die sie nun, fast am Ende ihres Lebens, zu dieser Reise treiben. Zu Fuß, mit Bus und Zug und ihrem Papagei beginnt Edna diese beschwerliche Reise, die aber zu vielen überraschender Begegnungen und berührenden Momenten führen. Auf dem Weg beginnt Edna sich zu öffnen und nach und nach lässt sie so auch ihre lang verdrängten Erinnerungen an die Oberfläche kommen. So erfährt der Leser in immer wieder eingestreuten Passagen von Ednas Leben auf dem oberschwäbischen Hof, von den Ungerechtigkeiten, dem Heimweh, den Zudringlichkeiten der Männer….
,,Als wir uns die Welt versprachen“ erzählt wie schon die Kinderbücher ,,Hungerweg“ von Othmar Franz Lang oder ,,Das verkaufte Glück“ von Manfred Mai vom Schicksal der Schwabenkinder. Jedoch wird Casagrande in manchem deutlicher und konkreter, was in den Kinderbüchern nur angedeutet wurde.
Allerdings erscheint mir die beschwerliche Reise, teilweise zu Fuß, mitsamt dem Papagei und Übernachtungen teils im Freien für eine Frau in diesem Alter wenig realistisch, die ,,wundersamen Begegnungen“ Ednas auf ihrer Reise wirken zum Teil etwas konstruiert und eher schräg. Auch bleibt so einiges offen, z.B. warum Edna nicht schon früher nach Jacob gesucht hat.
Der Roman ist auf jeden Fall lesenswert, vor allem die historischen Passagen sind bedrückend und sehr bewegend. Der ,,moderne“ Teil konnte mich allerdings nicht so überzeugen und noch weniger begeistern.

Veröffentlicht am 07.04.2021

Überladen

Blütengrab
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1993 - In einem abgelegenen Waldstück bei Wussnitz im Osten Deutschlands wird eine Mädchenleiche gefunden – aufgebahrt auf einem Bett aus Blütenzweigen. Ihr ganzer Körper ist mit eingeritzten germanischen ...


1993 - In einem abgelegenen Waldstück bei Wussnitz im Osten Deutschlands wird eine Mädchenleiche gefunden – aufgebahrt auf einem Bett aus Blütenzweigen. Ihr ganzer Körper ist mit eingeritzten germanischen Runen übersät. Der jungen Kommissarin Ulrike Bandow, die aus dem kleinen Ort kommt, in dem jeder jeden kennt, wird ein neuer Kollege zur Seite gestellt. Und dieser neue Kollege, Ingo Larssen, kommt ausgerechnet aus dem Westen. Seine Gründe, von Kiel in die ostdeutsche Provinz zu ziehen, bleiben zunächst im Dunkeln. Allerdings wird bald klar, dass Larssen nicht den typischen Besser-.Wessi verkörpern muss, sondern besondere Gründe für seinen Neubeginn im Osten hat. Die ehrgeizige und manchmal etwas voreilige Ulrike Bandow und der erfahrene und eher zurückhaltende Larssen müssen sich erst etwas aneinander gewöhnen, erkennen jedoch bald, dass sie sich gegenseitig gut ergänzen und wachsen im Laufe des Falls zu einem gut eingespielten Team zusammen. Das ungleiche Ermittlerpaar mit seinen jeweiligen privaten Verstrickungen ist meiner Meinung nach auch das Interessanteste an diesem Krimi. Ulrike Bandow kümmert sich um ihren 18-jährigen Bruder Marc, seit die Mutter nach der Wende in den Westen gegangen ist. Marc sucht sein Heil jedoch lieber bei den lokalen Neonazis. Bandow plagt außerdem eine alte Schuld ihrer ehemaligen Freundin Christa gegenüber, die jeglichen Kontakt mit ihr ablehnt. Larsson dagegen ist auf der Suche nach seiner untergetauchten Tochter, die sich offenbar der RAF angeschlossen hat.
Der Fall selbst wirkt reichlich überladen, mit Mädchenhandel und Pädophilenmilieu bis hinauf in höchste politische Kreise, Stasi-Vergangenheit, Neonazi-Szene, völkische Lebensweise, RAF usw. Hier wäre eindeutig weniger mehr gewesen!
Am Ende gibt es spannungsgeladene Action, allerdings werden so einige private Konflikte auch recht schnell ad acta gelegt.
Auch wenn mich der eigentliche Fall nicht so ganz überzeugen konnte, würde ich dem Ermittlerduo Bandow und Larsson auf jeden Fall eine zweite Chance geben!

Veröffentlicht am 22.01.2021

Eigenwillig

Totenwinter
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Die junge Journalistin Tuva Moodyson verbringt ihre letzten Arbeitstage im eiskalten, nordschwedische Gavrik. In einigen Tagen will sie in südlichen und weitaus wärmeren Gefilden ihre neue Stelle antreten. ...

Die junge Journalistin Tuva Moodyson verbringt ihre letzten Arbeitstage im eiskalten, nordschwedische Gavrik. In einigen Tagen will sie in südlichen und weitaus wärmeren Gefilden ihre neue Stelle antreten. Doch anstelle von Abschiedsparties geht es für Tuva noch einmal voll zur Sache.
Der Besitzer der lokalen Lakritzfabrik stürzt vor den Augen seiner Mitarbeiter vom Fabrikkamin aus in den Tod. Zunächst deutet alles auf Suizid hin, doch Tuva glaubt nicht daran, denn auch sie war Zeigin des Unglücks und meint, Panik bei dem Fabrikbesitzer erkannt zu haben.
Auch die sehr zurückgezogen lebende Familie des Fabrikanten scheint vor irgendetwas große Angst zu haben. Nur kurze Zeit später wird auf dem Fabrikgelände eine weitere Leiche gefunden. Tuva recherchiert, allerdings nicht nur als Journalistin, sondern auch, weil sie ihren letzten Fall vor ihrem Abschied erfolgreich zu Ende bringen will. Außerdem wird sie von einem Schriftsteller angeheuert, Interviews mit der Fabrikantenfamilie zu führen, da er ein Buch über die Geschichte der Lakritzdynastie veröffentlichen will. Tuva findet Zugang zu den sehr eigenen und skurrilen Frauen allerdings gerät sie dabei auch in höchste Gefahr.
Die Journalistin Tuva Moodyson, ist eine interessante Figur – willensstark, eigensinnig, offenbar an beiden Geschlechtern interessiert und außerdem noch gehörlos, was sie in manchen Situationen in Gefahr bringt. Andererseits kann sie so den Vorteil nutzen, dass sie Lippen lesen kann. Auch die eisig-kalte, winterliche Atmosphäre Nordschwedens wird eindrucksvoll und anschaulich geschildert. Die Handlung wirkt allerdings stellenweise recht konstruiert und nicht immer ganz nachvollziehbar Auch gibt es recht häufig Rückverweise auf den ersten Band ,,Totenstille“, weshalb man diesen gelesen haben sollte, um so manche Situation oder Figur besser zu verstehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.01.2021

Zu sehr in die Länge gezogen

Der Mädchenwald
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Die 13-jährige Elissa ist eine begeisterte ubd talentierte Schachspielerin. Auf dem Weg zu einem Jugendschachturnier wird sie entführt, als sie nur kurz etwas aus dem Auto ihrer Mutter holen wollte.Als ...



Die 13-jährige Elissa ist eine begeisterte ubd talentierte Schachspielerin. Auf dem Weg zu einem Jugendschachturnier wird sie entführt, als sie nur kurz etwas aus dem Auto ihrer Mutter holen wollte.Als sie wieder erwacht, liegt sie in einem dunklen Keller, gefesselt mit einer Kette. Von ihrem Entführer erfährt sie, dass sie die Regeln befolgen muss - doch Elissa hat keine Ahnung, welche Regeln dies sein sollen. In ihrer aussichtslosen Situation bekommt sie Besuch von Elijah, einem merkwürdigen, zwölfjährigen Jungen. Er lebt mit seinen Eltern in einer abgeschiedenen Hütte im Wald lebt, kennt sich weder mit Handys noch mit Internet aus. Elissa bittet ihn, Hilfe zu holen, doch Elijah tut dies nicht. Obwohl er weiß, dass es ist nicht richtig ist, dass Elissa gefangen gehalten wird, will er sie nicht gehen lassen. Vielmehr konstruiert er sich die Illusion, dass Elissa seine Freundin ist und ihm das Schachspiel beibringen wird. Nach und nach wird Elissa, und damit auch dem Leser, klar, dass mit Elijah etwas nicht stimmt. Erstens ist er schlauer, als er tut, außerdem verhält er sich sehr widersprüchlich. Und Elissa erfährt auch, dass sie nicht das erste Mädchen ist, das in den Mädchenwald gebracht wurde und nie mehr aufgetaucht ist. Während die Polizei alles daran setzt, das verschwundene Mädchen zu finden, hat die Polizistin DI MacCullagh ganz andere Probleme. Nach mehreren Fehlgeburten ist sie erneut schwanger, leidet aber unter so schlimmer Schwangerschaftsübelkeit, dass sie sich kaum auf den Fall konzentrieren kann. Doch sie will das Leben des Mädchens und das ihres Babys unbedingt retten.
Der Thriller ist durchaus interessant, zieht sich allerdings zu Beginn etwas. Spannend wird es, als deutlich wird, dass Elijah äußerst merkwürdig ist. Parallel dazu erfährt man auch aus Elijahs eigener Perspektive, dass für ihn rätselhafte Dinge geschehen, er sich zum Beispiel nicht mehr daran erinnert, etwas getan zu haben .... Allerdings zieht die Handlung sich dann doch noch gewaltig in die Länge. Trotz einiger Wendungen konnte der Spannungsbogen für mich vor allem im letzten Drittel nicht mehr gehalten werden. Hier wäre in meinen Augen weniger mehr gewesen.