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Veröffentlicht am 23.10.2021

Ich habe dieses Gedankenexperiment geliebt

Universum
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„Universum“ ist das neueste Science-Fiction Werk von Phillip P. Peterson. In diesem geht es um ein Raumschiff, dass im Hyperraum verschwindet und einen Weg dort raus finden muss. Erschienenen ist der Roman ...

„Universum“ ist das neueste Science-Fiction Werk von Phillip P. Peterson. In diesem geht es um ein Raumschiff, dass im Hyperraum verschwindet und einen Weg dort raus finden muss. Erschienenen ist der Roman Ende September bei Fischer Tor.

Die Raumfahrt hat sich enorm weiter entwickelt. Im 22. Jahrhundert ist das Reisen zwischen unterschiedlichen Sternen kein Problem mehr und auch die Sicherheit der neuen Antriebe ist sehr hoch.
Christine Dillinger begibt sich mit der Challenger auf ihre letzte Reise. Das Ziel ist der entlegene Planet Omicron 3. Mit an Bord hat sie weitere Siedler, Geschäftsleute und Soldaten. Alles sieht nach einem ruhigen Flug aus, doch dann versagt der Antrieb im Überlichtflug und die Challenger samt ihrer Passagiere ist im Hyperraum gefangen. Gibt es einen Weg aus dem Hyperraum raus? Und wenn ja, wo ist die Challenger dann gelandet?

Ich habe schon lange kein Buch mehr innerhalb von 24 Stunden gelesen, aber „Universum“ von Phillip P. Peterson hat es geschafft und das obwohl ich mir anfangs gar nicht sicher war, ob mir das Thema des Buches mit dem verschollenen Raumschiff im Hyperraum liegt.
Am Schreibstil kann ich kaum etwas auszusetzen haben, wenn ich innerhalb von 24 Stunden durch eine 450 Seiten starkes Buch rase. Der Autor versteht es wissenschaftliche Zusammenhänge so zu erklären, dass man sich das auch als Laie gut vorstellen kann und wir bekommen hier einige Theorien geboten. Es ist alles wirklich sehr hypothetisch, aber das hat mir nicht den Spaß am Vorstellen des Ganzen genommen.
Es hat mich persönlich ein bisschen an meine Kindheit erinnert. Habt ihr euch auch mal Gedanken dazu gemacht, wie unser Universum beschaffen sein könnte und was nach unserem Universum kommt? So ungefähr ist dieses Buch. Es bietet genau dafür ein Gedankenspiel an und das mit echten wissenschaftlichen Theorien, wie es sein könnte. Es gibt natürlich unterschiedliche Theorien und einige widersprechen sich, doch in diesem Buch hat der Autor ein rundum stimmiges Bild geschaffen und ich liebe es.
Dabei fängt die Geschichte recht unspektakulär an. Wir lernen erstmal die Crew, das Schiff und die Passagiere kennen und erfahren etwas über die Beweggründe diese Reise anzutreten. Doch spätestens beim Überlichtsprung ist es mit der Langeweile vorbei. Ab da hat sich für mich ein WTF-Moment an den nächsten gereiht und das obwohl ich die ein oder andere Konsequenz schon geahnt habe. Durch die sehr heterogene Gruppe wurde es teilweise etwas komplizierter als es hätte sein müssen, aber im Endeffekt ist das wahrscheinlich wieder realistisch. Besonders das Ende dieser Geschichte hat mir sehr gefallen. Ich werde hierzu natürlich keine Details verraten, aber für mich war das einfach nur wow und ich habe mir den Ausgang von allem gerne so vorgestellt.
Ich habe mit allen Menschen an Bord mitgefiebert. Am Rande wurden gesellschaftliche Themen gestreift. Alle müssen hier zusammenwachsen, wenn eine Chance auf Überleben bestehen soll. Jeder muss sein Talente einbringen ungeachtet seines Hintergrundes oder man muss über sich und sein Können hinauswachsen. Christine Dillinger zum Beispiel ist der Captain des Schiffes, dennoch versteht sie nicht wirklich was von Menschen, was nicht unbedingt die besten Voraussetzungen sind so eine Ausnahmesituation zu meistern. Mike Warnock ist zusammen mit seiner Familie an Bord. Er flieht vor der Ausgrenzung, die ihm überall aufgrund seines Einsatzes als Bomberpilot in einem Krieg, begegnet. Doch Ausgrenzung kann man sich nicht leisten, wenn diese Person wichtiges Wissen zum Meistern dieser Ausnahmesituation hat.
Zusatzmaterial wird hier keines geboten, was ich fast schon etwas schade finde. Ein Nachwort hätte mir durchaus gut gefallen. Im Endeffekt wurde alles während der Geschichte ausreichend erläutert und jedem sollte klar sein, dass es sich hier nur um Theorien handelt, wie es sein könnte. Zwar durchaus berechtigte Theorien, nichtsdestotrotz lässt das natürlich gewisse Freiheiten in der Ausgestaltung. Wer bereits den ein oder anderen Roman des Autors gelesen hat, wird unter Umständen das ein oder andere aus anderen Büchern wiedererkennen.

Fazit: Spätestens jetzt zählt Phillip P. Peterson zu meinen Lieblingsautoren im Science-Fiction Genre. Trotz des ruhigen Startes habe ich alles an diesem Buch geliebt. Dieses Gedankenexperiment war für mich persönlich einfach grandios. Wer WTF-Momente liebt und gerne wissenschaftliche Theorien schriftstellerisch umgesetzt erleben möchte, der ist hier genau richtig.

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Veröffentlicht am 02.10.2021

Science-Fiction wie sie für mich sein soll

Paradox - Am Abgrund der Ewigkeit
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„Paradox“ von Phillip P. Peterson erzählt die Geschichte einer Weltraummission zum Rande unseres Sonnensystems mit ungeahnten Erkenntnissen. Erschienen ist der Roman zunächst einmal im August 2015 im Selfpublishing. ...

„Paradox“ von Phillip P. Peterson erzählt die Geschichte einer Weltraummission zum Rande unseres Sonnensystems mit ungeahnten Erkenntnissen. Erschienen ist der Roman zunächst einmal im August 2015 im Selfpublishing. Nach dem Gewinn des kindle storyteller Awards wurde der Roman im Dezember 2015 erneut veröffentlicht. Diesmal jedoch bei Bastei Lübbe.

Als die dritte Raumsonde in einer Entfernung von 134,3 AE verschwindet, beschließt die Firma Centauri ein bemanntes Raumschiff dorthin zu schicken. Technische Entwicklungen in den letzten Jahren machen es möglich, dass dieser Flug nicht mehrere Jahrzehnte dauern wird. Zu den Mitgliedern der Crew gehört niemand geringerer als Ed Walker, dessen letzte Mission mit dem Verlust der ISS endete. Er und seine Crew konnten sich retten, dennoch rechnete er mit dem Ende seiner Astronautenlaufbahn nach diesem katastrophalen Ereignis. Außerdem fliegt der junge Wissenschaftler David Holmes mit, der das Verschwinden der Raumsonden bisher von der Erde aus untersucht hat. Was wird die Crew dort vorfinden? Und viel wichtiger: Werden sie und die Erde mit diesen Erkenntnissen umgehen können?

Mittlerweile frage ich mich echt, warum ich nicht früher Science-Fiction ausprobiert habe. Umso schöner, dass ich jetzt viele tolle Romane entdecken kann. Mit dem Verschwinden der Raumsonden und einer bemannten Mission genau zu diesem Ort konnte Phillip P. Peterson mein Interesse wecken.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Ich war schnell in der Geschichte drin und die wissenschaftlichen Hintergründe und Phänomene werden verständlich erklärt. Ich konnte mir alles gut vorstellen. Es ist viel an wissenschaftlichem und technischen Wissen ins Buch eingeflossen. Ich habe das alles mit Freude aufgesogen, könnte mir aber vorstellen, dass das für einige zu viel ist.
Für mich war das Buch durchgehend spannend, obwohl es ziemlich lange braucht, bis man zur eigentlichen Weltraummission kommt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt. Ed Walkers letzter Einsatz auf der ISS ist hier ebenso enthalten sowie das Verschwinden der Raumsonden. Wir erleben mit, was es bedeutet im Weltraum zu sein, sind bei Außeneinsätzen dabei, erleben die Vorbereitung und Planung der bemannten Mission zum interstellaren Raum, lesen von den technischen Entwicklungen, die dies möglich macht und sind zuletzt beim ersten bemannten Flug dabei, bei dem vier Astronauten unglaubliche 20 Milliarden km zurücklegen.
Ich bin so extrem fasziniert von solchen Dingen. Der Weltraum ist einer der lebensfeindlichsten Orte, den wir kennen. Wenn der neuartige Antrieb ausfällt, dann war es das für die Crew mit der Rückkehr zur Erde. In diesem Buch ist es ja nicht so, dass es normal wäre, im Weltraum umherzureisen und das jemand kommen könnte, um die Astronauten zu retten. Trotz dieser Umstände den Mut zu haben, sich auf diese Reise zu begeben, verdient meinen vollen Respekt und ich bin mir sicher, es würden sich in echt Menschen finden, die das wagen. Mir hat dieser Roman einige Dinge erst so richtig bewusst gemacht. Ich hatte zwar das Wissen, aber deren Bedeutung hatte ich bisher nicht so richtig erfasst. Zum Ende hin wird das Buch etwas wild in seinen Theorien und ich wäre gedanklich fast ausgestiegen. Eine kurze Denkpause hat dann allerdings dafür gesorgt, dass ich doch noch so richtig Spaß an dem Gedankenexperiment gefunden habe.
Die Personen in diesem Roman sind etwas klischeehaft, letztendlich habe ich aber mit der vierköpfigen Crew des Raumschiffes mitgefiebert. Hier treffen sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander, die im normalen Leben nicht unbedingt so zusammenkommen würden, aber die sich gerade dadurch teilweise positiv beeinflussen. Jeder muss seinen Beitrag zum Erfolg der Mission leisten, über sich hinauswachsen und in gewissen Situationen zur Selbstreflektion bereit sein.
Am Ende des Buches gibt es ein Nachwort, dass Lesetipps beinhaltet, mit denen man sich näher mit den behandelten Themen im Buch beschäftigen kann. Für mich hat es auch nochmal deutlich gemacht, dass wir zwar jetzt noch nicht soweit reisen können, die wissenschaftlichen Theorien, die eine Reise zum interstellaren Raum möglich machen könnten, gibt es allerdings wirklich. Sie müssten nur noch umgesetzt werden, was wiederum nicht so einfach ist.

Fazit: Ein Science-Fiction Roman genau nach meinem Geschmack. Es gibt viel Fachwissen, tolle wissenschaftliche Theorien und verständliche Erklärungen. Die Grenzen des Vorstellbaren werden wunderbar ausgereizt. Die etwas klischeehaften Figuren haben mich manchmal etwas gestört. Der Faszination für diese Geschichte konnte dies jedoch nichts anhaben. Empfehlenswert für alle, die sich nicht so schnell von Wissen erschlagen fühlen und die der Weltraum genauso fasziniert wie mich.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Ein Sachbuch, dass mich gleichzeitig fasziniert und sprachlos gemacht hat

Acht Tage im Mai
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„Acht Tage im Mai“ von Volker Ullrich ist ein Sachbuch, dass sich mit den letzten Tagen des Dritten Reiches auseinandersetzt. Erschienen ist das Buch bei C. H. Beck im Juni 2020. Ich habe die Sonderausgabe ...

„Acht Tage im Mai“ von Volker Ullrich ist ein Sachbuch, dass sich mit den letzten Tagen des Dritten Reiches auseinandersetzt. Erschienen ist das Buch bei C. H. Beck im Juni 2020. Ich habe die Sonderausgabe für die Landeszentrale für politische Bildung gelesen, die 2021 erschienen ist.

Auch nach dem Selbstmord Hitlers am 30.04.1945 ist der 2. Weltkrieg noch nicht zu Ende. Das Ende der Naziherrschaft ist eingeläutet, dennoch ist in diesen letzten Tagen bis zur endgültigen Kapitulation am 08.05.1945 noch einiges geschehen. Die Dönitz-Regierung hat sich in Flensburg gebildet, wichtige Städte wurden erobert, Konzentrationslager befreit. Es gab letzte Gewaltmärsche, erste Vertreibungen und etliche Gewaltexzesse. Das alles beschreibt Volker Ullrich in seinem Sachbuch über die letzte Woche des dritten Reiches.

Ich hätte niemals erwartet, dass mich ein Sachbuch so faszinieren kann, dabei war es ein echter Zufall, dass ich dieses Buch überhaupt bestellt habe. Wie bereits oben erwähnt, ist es eine Sonderausgabe, die ich über Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein erworben habe. Aufmerksam darauf, dass das möglich ist, wurde ich durch eine instagram-Story von einer Bloggerin. Inhaltlich unterscheidet sich diese Ausgabe nicht von der Version aus dem Buchladen. Es ist allerdings ein Taschenbuch und kein Hardcover.
Das Buch lies sich für mich gut lesen, allerdings nicht wirklich schnell. Ich habe zwei Wochen gebraucht. Obwohl es kein Roman ist, hat der Autor es dennoch geschafft, teilweise Stimmung zu erzeugen. Es gab Szenen, die geschildert wurden, da habe ich richtig das Knacken und Rauschen während der Radioübertragung von Ansprachen gehört.
Das Sachbuch ist in die einzelnen Tage untergliedert und schildert die Ereignisse vom 30. April 1945 bis zur endgültigen Kapitulation am 08. Mai 1945. Dabei betrachtet es unterschiedliche Schauplätze und Blickwinkel, was mir sehr gut gefallen hat. Es gibt Zitate aus Reden und Ansprachen, es gibt eine Karte, die zeigt wie prekär die Lage für die deutschen Truppen Anfang Mai war und darüber hinaus gibt es viele Tagebucheinträge und Auszüge aus Memoiren von Zeitzeugen.
Es war so vieles im Buch drin, von dem ich vorher nie gehört habe. Es ist einfach unglaublich was in diesen Tagen alles noch passiert ist und ich habe so viel neues Wissen erworben. In dem Buch werden die Ereignisse am Tage des Selbstmord Hitlers geschildert und welche letzten Anweisungen er noch gegeben hat. Man erfährt was wichtige zukünftige Politiker in diesen Tagen gemacht haben und welche Weichen für die Zukunft gestellt worden sind, sowohl auf Seiten der BRD als auch der späteren DDR. Man erfährt von Gräueltaten, die in diesen Tagen passiert sind und zwar nicht nur auf Seiten von Nazideutschland, sondern auch von den Siegermächten, die sich nun rächen konnten.
Ich wurde bei diesem Buch so oft zum Nachdenken angeregt. Die Konzentrationslager und das Ausmaß der Gewalt, dass viele zwar geahnt haben, aber das dann zur Gewissheit wurde, wie haben sich die Menschen gefühlt, die aus diesen Lagern befreit wurden, wie war es als Kriegsgefangener in den unterschiedlichen Besatzungszonen, wie wurde die Bevölkerung nach dem Sieg behandelt und noch so vieles mehr. Das ist jetzt wirklich nur ein Bruchteil der Fragen, die ich mir bei diesem Buch gestellt habe. Das Buch beschränkt sich nicht ganz strikt nur auf die Ereignisse der einzelnen Tage, sondern schildert teilweise die Entwicklungen über mehrere Monate.
Das Buch hat einen umfangreichen Anhang mit mehr als 50 Seiten. Hier sind Anmerkungen zum Text zu finden sowie eine umfangreiche Bibliographie. Eine kurze Danksagung, ein Bildnachweis und ein Personenregister runden den Anhang ab.

Fazit: Ein Sachbuch, dass mich fasziniert und teilweise sprachlos gemacht hat. Mit einem sehr detaillierten Blick auf die Ereignisse dieser Tage, der es erlaubt, die Ereignisse aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten. Wenn man sich für diese Zeit interessiert und nicht vor geballten Informationen zurückschreckt, ist man bei diesem Buch genau richtig. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 10.04.2021

Spannend von Anfang bis Ende

Der Fall des Präsidenten
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Marc Elsbergs neuester Thriller „Der Fall des Präsidenten“ beschäftigt sich mit der Verhaftung eines Ex-Präsidenten und dessen Folgen. Erschienen ist der Roman im Februar 2021 bei blanvalet.

Ein Skandal ...

Marc Elsbergs neuester Thriller „Der Fall des Präsidenten“ beschäftigt sich mit der Verhaftung eines Ex-Präsidenten und dessen Folgen. Erschienen ist der Roman im Februar 2021 bei blanvalet.

Ein Skandal der seinesgleichen sucht: Als der amerikanische Ex-Präsident Douglas Turner in Athen landet, wird er sogleich von der griechischen Polizei im Namen des Internationalen Strafgerichtshofes festgenommen. Dana Marin, eine junge Juristin, die im Auftrag des ICC bei der Verhaftung anwesend ist, hat nun dafür zu sorgen, dass die Verhaftung bestätigt und eine Überstellung nach Den Haag erreicht wird. Dies ist gar nicht so einfach, denn sofort nach Bekanntwerden erhöhen die USA den politischen Druck auf die Europäische Union und das Gericht massiv. Es ist Wahlkampf und der amtierende US-Präsident kann sich solche Schlagzeilen nicht leisten, wenn er wiedergewählt werden möchte. Zwei Gegner prallen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dana Marins stärkste Waffe in diesem ungleichen Kampf ist ein Zeuge, der mit seiner Aussage den Ex-Präsidenten zu Fall bringen kann. Doch auch die US-Geheimdienste sind an diesem schon dran und auch eine gewaltsame Befreiung Douglas Turners ist nicht ausgeschlossen. Wem wird es gelingen am Ende die Oberhand zu gewinnen?

Zuerst war ich ein bisschen traurig, dass es diesmal kein wissenschaftliches Thema ist, das Marc Elsberg in seinem neuen Roman behandelt. Nachdem ich in einem Interview Einiges zum neuen Roman erfahren hatte, war ich dann aber doch sehr neugierig und wollte wissen, wie es einem Ex-Präsidenten in einem der berüchtigsten Gefängnisse Griechenlands ergehen wird.
Der Schreibstil ist so, wie wir es von Marc Elsberg gewohnt sind. Die Kapitel sind insgesamt alle recht kurz. Das Tempo wird teilweise durch stakkatoartige Sätze hoch gehalten, der Autor nimmt sich an anderer Stelle aber auch die Zeit, um die Umstände und Gegebenheiten kurz zu beschreiben. Das hat mir wieder gut gefallen und ich bin gut mit dem Buch vorangekommen.
Der Aufbau der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Das Buch beginnt direkt mit einem Paukenschlag - der Verhaftung des Ex-US-Präsidenten Douglas Turner. Die Ereignisse werden meist chronologisch erzählt und die Spannung baut sich immer mehr auf. Zwischendurch gibt es einige kleinere Rückblenden, die etwas mehr zum Hintergrund der Anklage und der Protagonisten verraten.
Wir erleben die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und sind so bei allen wichtigen Entwicklungen dabei. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen. Wir erleben, wie die USA auf die Verhaftung reagieren und was alles in Gang gesetzt wird, wir sind bei einem Team dabei, dass sich auf die mögliche gewaltsame Befreiung des Ex-Präsidenten vorbereitet, wir erleben wie sich Dana Marin auf die Gerichtsverhandlungen vorbereitet, sind hautnah am Zeugen dran, der den Präsidenten zu Fall bringen könnte und erleben natürlich auch mit, wie die europäische Union und der ICC auf den massiven politischen Druck reagieren. Marc Elsberg hat hier einen sehr umfassenden und meiner Meinung nach auch recht realistischen Blick auf eine solche Situation erschaffen. Zu jeder Zeit war ich mitten im Geschehen drin und konnte mich gut in die unterschiedlichen Perspektiven hineinversetzen.
Dieser Thriller hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Es spielen viele unterschiedliche Themen in die Bewertung der ganzen Situation hinein. Ich war teilweise erschüttert, ich habe mich gefragt, wozu wir eine Institution wie den Internationalen Strafgerichtshof haben, wenn wir nicht bereit dazu sind, die Rechtsprinzipien konsequent umzusetzen. Es war spannend für mich zu sehen, wie unterschiedlich eine Situation, je nach Erfahrungshorizont oder Informationsstand, bewertet werden kann. Ich fand es grandios, wie Marc Elsberg die vielen unterschiedlichen Bausteine (Politik, Social Media, Journalismus, etc.) zusammengebracht hat. Zusätzlich hat er es geschafft, kleine Szenen einzubauen, die das Ganze ein bisschen auflockern und einen nicht alles nur düster betrachten lassen.
Sonst habe ich auch gerne an seinen Thrillern bemängelt, dass es mir irgendwann zu sehr ins actionlastige abdriftet. Das ist diesmal überhaupt nicht der Fall. Es gibt zum Ende hin ein bisschen Action und ein bisschen Verfolgungsjagd, aber das Übertriebene fehlt diesmal, für mich persönlich, vollkommen. Es gibt Menschen, die in diesem Roman über sich hinauswachsen, aber es wirkt nicht so, dass man sagt, jeder normale Mensch wäre bei diesen Ereignissen schon fünf mal tot. Es wirkt machbar, es wirkt nahbar und schmälert dennoch nicht die Leistungen der Personen, die an den Ereignissen beteiligt waren.
Für mich ist dies definitiv der beste Roman, den Marc Elsberg bisher vorgelegt hat, und ich fand Helix bis auf ein oder zwei Kleinigkeiten schon grandios. In einem kurzen Nachwort gibt Marc Elsberg kurz ein paar Informationen zu Fiktion und Wahrheit. Wer das Buch kauft, findet in der Innenseite einen Code für eine Veranstaltung, in der Marc Elsberg nochmals ausführlich mit Dietmar Wunder und einem US-Experten über das Thema spricht.

Fazit: Ein rundum gelungener Thriller von Marc Elsberg, der wie immer am Puls der Zeit ist und ein spannendes Thema bespricht. Ich bin mir sicher, wir werden in Zukunft bei so mancher Schlagzeile an diesen Roman zurückdenken. Empfehlenswert für politisch interessierte Menschen, die einen Thriller lesen möchten, der nicht ins Übertriebene abdriftet und zum Nachdenken anregt und natürlich für alle Marc Elsberg-Fans.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Viel Spannung und Schockmomente sind garantiert

Scythe – Der Zorn der Gerechten
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„Scythe - Der Zorn der Gerechten“ ist der zweite Band aus der Jugendbuch-Reihe rund um Citra Terronova und Rowan Damisch, die in einer Zukunft leben, in der der Tod nicht mehr auf natürlichem Weg zu den ...

„Scythe - Der Zorn der Gerechten“ ist der zweite Band aus der Jugendbuch-Reihe rund um Citra Terronova und Rowan Damisch, die in einer Zukunft leben, in der der Tod nicht mehr auf natürlichem Weg zu den Menschen kommt. Erschienen ist der Roman im Januar 2018 bei Fischer Sauerländer.

Die Lehrzeit von Citra Terranova und Rowan Damisch ist vorbei. Citra wird zur ehrenwerten Scythe Anastasia und mit ihrer Methode des Nachlesens sorgt sie für Aufmerksamkeit im Scythetum. Sie gibt ihren Nachleseopfern einen Monat Zeit sich auf den Tod vorzubereiten und hält so die ursprünglichen Werte dieser Profession aufrecht.
Rowan hingegen wird als Verbrecher gesucht. Nach dem Tode Scythe Goddards wurde er zu Scythe Luzifer. In schwarzer Robe tötet er Scythe, die vom rechten Weg abgekommen sind und es genießen Menschen zu töten.
Die Welt befindet sich am Scheideweg und Citra sowie Rowan spielen eine wichtige Rolle bei der zukünftigen Entwicklung des Scythetums.

Auch nach diesem zweiten Teil kann ich nicht so wirklich greifen, dass diese Reihe eine Jugendbuch-Reihe ist, aber natürlich Leben und Tod spielen auf dem Weg zum Erwachsenwerden eine wichtige Rolle und diese Reihe gibt einem ordentlich Stoff zum Nachdenken.
Die Geschichte von Rowan und Citra wird nahtlos weiter erzählt und man wird direkt in die Ereignisse geworfen. Man lernt erstmal den aktuellen Ist-Zustand kennen, der für die weitere Entwicklung der Geschichte eine wichtige Rolle spielen wird. Neal Shusterman versteht es die Leser direkt wieder in seinen Bann zu ziehen. Sei es mit den tiefgründigen Gedanken des Thunderhead, mit Ereignissen, die einen schocken oder eben mit der Zukunft, die er in dieser Reihe erschafft.
Die Menschheit hat den Tod überwunden und man kann nicht mehr auf natürliche Weise sterben. Stirbt man doch einmal aus Versehen bei einem Unfall, so wird man wiederbelebt. Nur wenn ein Scythe das Leben eines Menschen beendet oder zu wenig von einem für eine Wiederbelebung übrig bleibt, ist der Tod von Dauer. Auch in allen anderen Belangen wird für die Menschheit gesorgt. Hass und Missgunst gibt es nicht mehr, man kann arbeiten, muss es aber nicht. Eine künstliche Intelligenz, der Thunderhead, gefüllt mit allem erworbenen Wissen, wacht über die Menschheit und sorgt dafür, dass auch die Natur keinen weiteren Schaden nimmt.
Dies scheint eine perfekte Welt zu sein, aber ist es wirklich so erstrebenswert diesen Zustand zu erreichen? Und wenn der Tod nicht mehr unbedingt Teil des Lebens ist, welche Ziele hat man dann, wofür lebt man? Ist man wirklich glücklich, wenn man keine Sorgen mehr hat, wenn man keine Angst vor Krankheiten haben muss? Wie ist es in einer Welt zu Leben ohne Hass und Missgunst, ohne Kriege? Vielleicht nicht unbedingt alles gemeinsam, aber vieles sind Wünsche, die wir Menschen haben und das alles sind Fragen, die Neal Shusterman in dieser Reihe aufwirft. Ich finde das alles ziemlich tiefgründig und das erst recht für eine Reihe, die Jugendliche als Zielgruppe hat. Der Autor versteht dies mit spannenden Elementen zu versehen, so dass man sich gerne in dieser Welt verliert, egal ob jugendlich oder erwachsen.
Im ersten Teil haben wir Einschübe aus den Tagebüchern der Scythe bekommen, die dort über ihr Leben als Scythe schreiben und von welchen Motiven sie sich bei ihrer Arbeit leiten lassen. In diesem zweiten Band lernen wir nun die geheimnisvolle Instanz namens Thunderhead genauer kennen. Wir erfahren viel über die Gedanken und die Rolle, in der sich der Thunderhead sieht und wie diese Instanz mit den Menschen umgeht. Diesen Einblick fand ich sehr spannend und die Entwicklung in diesem Buch legt spannende Weichen für den finalen Band.
Natürlich bin ich aber auch gerne wieder Citra und Rowan gefolgt. Bei den beiden prallen ganz unterschiedliche Welten aufeinander. Citra besitzt sehr viel Empathie. Die Arbeit als Scythe macht ihr nicht unbedingt Spaß, denn sie muss Leben beenden, dennoch hat sie die moralischen Voraussetzungen gerechte Entscheidungen zu treffen. Rowan hat auch hohe moralische Werte, aber er ist durch die Schule Goddards gegangen, der ihm zeigen wollte, das Töten Spaß machen sollte und Rowan hat an dieser dunklen Seite geleckt. Es erfordert unheimliche Beherrschung von ihm, sich dieser Seite in ihm nicht vollends hinzugeben.
Es ist ein bisschen ungewohnt für mich, wenn ein Buch kein Nachwort hat, aber eine Reihe wie diese hat das auch nicht unbedingt nötig. In der Danksagung wird noch verraten, dass an einer Verfilmung der Trilogie gearbeitet wird. Filme können niemals an die Detailfülle von Büchern heran reichen, aber ich bin dennoch gespannt, wie die Reihe als Film umgesetzt wird. Für mich hat diese echtes Potenzial auch an den Kinokassen ein Blockbuster zu werden.

Fazit: Auch der zweite Teil weiß auf voller Linie zu überzeugen. Eine Jugendbuch-Reihe mit Spannung und Tiefgang, die wichtige Fragen aufwirft und zum Nachdenken anregt. Gepaart wird dies mit viel Spannung und Schockmomenten. Empfehlenswert für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen.

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