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Veröffentlicht am 03.10.2020

Ich hätte nicht gedacht, dass mir Hard Science Fiction so gut gefällt

Vakuum
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Im neuen Science-Fiction-Thriller „Vakuum“ von Phillip P. Peterson geht es um erlöschende Sterne und die endgültigste Katastrophe, die der Menschheit widerfahren kann. Erschienen ist der Roman im Fischer ...

Im neuen Science-Fiction-Thriller „Vakuum“ von Phillip P. Peterson geht es um erlöschende Sterne und die endgültigste Katastrophe, die der Menschheit widerfahren kann. Erschienen ist der Roman im Fischer TOR Verlag im September 2020.

Susan Boyle arbeitet am IceCube Neutrinoteleskop in der Antarktis als eine ungewöhnlich hohe Menge an Neutrinos wahrgenommen wird, die eigentlich auf eine Supernova hindeuten. Doch diese Theorie wird durch Beobachtungen an anderen Weltraumteleskopen nicht bestätigt, dennoch verschwinden nach und nach Sterne am Himmel.
Gleichzeitig bereitet sich der Astronaut Colin Curtis auf eine Mondlandung vor. Diese muss abgebrochen werden als eine Astronomin einen ungewöhnlichen Kometen entdeckt, der sich schlussendlich als außerirdisches Raumschiff entpuppt. Dieses Raumschiff möchte allerdings nicht die Erde angreifen oder besuchen. Vielmehr reist es mit hoher Geschwindigkeit an der Erde vorbei und hinterlässt nur eine Funkbotschaft mit physikalischen Formeln.
Die Wissenschaftler machen sich fieberhaft an die Entschlüsselung der physikalischen Formeln und stoßen auf ein Phänomen, dass nicht nur die Erde bedroht.

Ich glaube, ich werde noch zu einem richtigen Science Fiction Fan. Das Buch klang interessant und Thriller in Verbindung mit wissenschaftlichen Themen konnten mich schon immer begeistern. Mich bringt das Ganze gerade so ein bisschen zum Nachdenken darüber, warum die anderen Romane eher bei Krimi und Thriller eingeordnet worden sind, denn über das derzeit bekannte Wissen gehen auch diese Romane hinaus, bewegen sich also im fiktiven Bereich. In diesem Roman spielt der Weltraum eine gewisse Rolle und es fliegen eben Außerirdische an der Erde vorbei.
Der Schreibstil des Romans war zu jedem Zeitpunkt gut und flüssig zu lesen. Ich mochte es sehr, wie das Bild der kommenden Katastrophe im ersten Teil des Romans aufgebaut wurde. Ich bin kein Physik-Crack und konnte alle vorgestellten Theorien in diesem Buch gut nachverfolgen. Man sollte natürlich schon ein gewisses Grundinteresse an solchen Themen haben, aber ich glaube, wenn dieses nicht vorhanden ist, greift man kaum zu so einem Buch. Alle in diesem Buch vorgestellten Theorien gibt es wirklich und ich fand diese allesamt sehr spannend. Wenn man möchte kann man sich im Internet weitere Informationen hierzu raus suchen. Für mich hat es den Roman nochmal greifbarer gemacht und ich konnte mich noch mehr auf dieses Szenario einlassen, das mehr als erschreckend ist. Es geht hier wirklich um die endgültigste Katastrophe, an der nicht zu rütteln ist. Sie ist unvermeidbar und man kann nichts aufhalten, sondern sich nur mit dieser Tatsache arrangieren.
Der Roman hat hierbei zwei Erzähl-ebenen. Zum einen erlebt man mit, wie die Menschheit die Katastrophe entschlüsselt, die auf sie zukommt und was sie mit diesem Wissen macht und zum anderen erleben wir ein Naturvolk, bei dem einem Mitglied einen seltene Krankheit diagnostiziert wird, die nur mit Hilfe moderner Medizin geheilt werden kann und bei dem sich eine Expedition auf den Weg macht, um genau diese Medizin zu besorgen.
Beide Erzähl-ebenen konnten mich für sich einnehmen, auch wenn es bei dem Naturvolk ein wenig länger gedauert hat und ich zuerst auch nicht verstanden habe, was diese mit der Hauptgeschichte zu tun hat. Gerade nach der Entschlüsselung der kommenden Katastrophe war es interessant zu beobachten, was denn nun passiert und ich muss gestehen, ziemlich viel ging auch gut, was ich so gar nicht unbedingt erwartet habe. Der Roman wirft einige moralische Fragen auf und auch man selber kommt sehr ins Nachdenken. Wie würde man sich verhalten, wenn man in diese Situation kommt? Welche Entscheidungen würden man treffen? Ich war teilweise so sehr in diesem Szenario drin, dass ich eine Pause machen musste.
Die Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird, fand ich gut gewählt. Mit den Personen im Buch habe ich allesamt mitgefühlt und so manch einer konnte mich auch überraschen. Wir erleben wichtige Entscheidungen mit, erleben wie Personen an dieser Situation wachsen, aber auch Personen, die in dieser Zeit ihren moralischen Kompass verlieren.
Die Geschichte an sich wird in diesem Roman abgeschlossen und die drängendsten Fragen werden beantwortet. Es bleibt allerdings auch einiges offen, was dem Autor die Freiheit gibt, die Geschichte in Zukunft möglicherweise fortzusetzen.

Fazit: Ich werde immer mehr zum Science Fiction Fan. Dies war ein spannender Thriller mit interessanten Theorien, die es allesamt wirklich gibt und die gut verständlich erklärt wurden. Es war spannend mitzuverfolgen, wie die Menschheit der endgültigsten aller Katastrophen begegnet. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 18.07.2020

Ein toller Roman von Asimov, der den Grundstein für die Foundation legt

Die Rettung des Imperiums
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„Prelude to Foundation“ erzählt die Vorgeschichte zu Asimovs berühmter Foundation-Reihe. Erzählt wird das Leben von Hari Seldon und der Entstehung der Psychohistorik. Erschienen ist der Roman erstmals ...

„Prelude to Foundation“ erzählt die Vorgeschichte zu Asimovs berühmter Foundation-Reihe. Erzählt wird das Leben von Hari Seldon und der Entstehung der Psychohistorik. Erschienen ist der Roman erstmals 1988.
Auf deutsch ist das Buch unter dem Titel „Die Rettung des Imperiums“ im Jahre 2014 bei Heyne erschienen.

Trantor, 12.020: Cleon I. regiert das Galaktische Imperium als er auf den Mathematiker Hari Seldon aufmerksam wird. Dieser hat eine Theorie entwickelt mit der es möglich sein könnte, die Zukunft vorherzusagen: Psychohistorik. Cleon I. möchte dies nutzen, um seine Herrschaft zu sichern, doch Hari Seldon hält seine Theorie für nicht umsetzbar. Kurze Zeit später trifft er auf einen Journalisten, der ihn davon überzeugt, es dennoch zu versuchen. Fortan lebt Hari Seldon in ständiger Gefahr, denn Eto Demerzel, der 1. Minister des Imperators/Kaisers sieht in der Psychohistorik eine große Gefahr. Hari muss sich verstecken und kommt so an Orte, die ihn bei der Umsetzung seiner Theorie ins Praktische helfen.

Ich habe Asimov wie immer auf englisch gelesen, daher weiß ich nicht, ob manche Übersetzungen in der deutschen Ausgabe so sind wie ich sie hier wiedergebe. Ich hätte niemals gedacht, dass die Foundation-Reihe von Asimov etwas für mich sein könnte, aber was er sich da ausgedacht hat, ist einfach nur großes Kino. Ich habe mit den Kurzgeschichten über Roboter angefangen und bin jetzt bei der Vorgeschichte zur Foundation angekommen. Die gesamte Foundation-Reihe geht über 20.000 Jahre und ich empfehle jedem ganz am Anfang anzufangen.
Zum Schreibstil kann ich gar nicht so viel sagen. Dieser lässt sich gut lesen und der Wortschatz ist nicht außergewöhnlich schwierig. Asimov versteht es seine Ideen für jeden gut verständlich zu erklären. Man muss also kein Wissenschaftler sein, um das Ganze zu verstehen. Man sollte ein gewisses Interesse an Gedankenexperimenten mitbringen, aber dann wird man von Asimov reich belohnt.
Der Roman wird von vielen Gesprächen und wörtlicher Rede getragen und weniger durch Spannung, dennoch wird man immer mehr in die Geschichte reingezogen. Man möchte einfach wissen, worauf das Ganze am Ende hinausläuft und Asimov hat ein Händchen dafür sehr skurrile Gesellschaftsformen zu entwickeln. Ein bestimmter Aspekt wird auf die Spitze getrieben und das hat manchmal ungeahnte Auswirkungen, dennoch kann man das alles gut nachvollziehen und es wirkt überraschend real. Außerdem spricht er dadurch gesellschaftliche Themen an, die uns auch heute betreffen. Hierzu gehören u.a. Rassismus oder die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts.
Asimov zeigt in dieser Reihe wie sich Geschichte über einen langen Zeitraum verzerrt und sich beispielsweise Namen verändern. Ich habe die Querverweise zu den vorherigen Bänden geliebt und habe so manches Mal geschmunzelt, wie manche Tatsache doch verdreht wurde und so in einem anderen Licht erscheint, je nachdem, aus welcher Perspektive und mit welcher Prämisse die Historie betrachtet wurde. Das Buch lädt auf jeden Fall sehr dazu ein zu spekulieren und sich seine eigenen Gedanken zu machen und dann im weiteren Verlauf zu sehen, was eingetroffen ist und was nicht.
Besonders gefallen in diesem Roman haben mir Hari Seldon und Dors Venabili. Wie sich die Beziehung der beiden in diesem Roman entwickelt ist einfach nur grandios und ich habe die Gespräche der beiden geliebt. Dors Venabili wurde von dem Journalisten Chetter Hummin damit beauftragt, Hari Seldon zu schützen und sie nimmt ihre Aufgabe sehr ernst. Es beginnt recht unspektakulär, aber die Beziehung der beiden hat sich ähnlich in mein Herz geschlichen wie die zwischen Elijah Baley und R. Daneel Olivaw. Chetter Hummin hingegen erscheint sehr suspekt. Seine Ziele scheinen ehrenvoll zu sein und Dors Venabili vertraut ihm, aber seine Fähigkeit immer im richtigen Moment aufzutauchen, erscheint ein bisschen gruselig und auch Eto Demerzel, der erste Minister des Imperiums, hat erstaunliche Fähigkeiten. Ich bin gespannt, was hierzu in den weiteren Büchern noch rauskommt.
Die Geschichte und die Welt die Asimov mit der Foundation-Reihe erschaffen hat, ist komplex, aber ich finde es lohnt sich Zeit und Gedanken in sie zu investieren. Ich habe so viel Spaß mit den Ideen und der Art wie sich der Autor die Zukunft vorgestellt hat und ich liebe den unterschwelligen Humor, der an so mancher Stelle hervor blitzt.

Fazit: Hari Seldon und Dors Venabili haben mein Herz im Sturm erobert. „Prelude to Foundation“ überzeugt mit einem interessanten Plot, der einen immer mehr in seinen Bann zieht. Der unterschwellige Humor und der Ideenreichtum Asimovs sind wieder einmal klasse. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.06.2020

Sehr empfehlenswerter historischer Roman

Im Lautlosen
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Melanie Metzenthin greift in „Im Lautlosen“ als Thema die Euthanasie an Menschen mit Behinderung zur NS-Zeit auf. Erschienen ist der Roman im Juli 2017 bei Tinte & Feder.

Hamburg, 1926: Richard und Paula ...

Melanie Metzenthin greift in „Im Lautlosen“ als Thema die Euthanasie an Menschen mit Behinderung zur NS-Zeit auf. Erschienen ist der Roman im Juli 2017 bei Tinte & Feder.

Hamburg, 1926: Richard und Paula begegnen sich zum ersten Mal in einer Vorlesung an der erst vor wenigen Jahren gegründeten Universität Hamburg. Beide studieren Medizin und schnell ist klar, dass beide sich zueinander hingezogen fühlen. Sie heiraten und bekommen Zwillinge. Während Emilia hören kann, wird bei Georg recht schnell festgestellt, dass er gehörlos ist. Als die Nationalsozialisten immer mehr an Macht gewinnen, wird dies zum Problem, denn diese erlassen Gesetze, die die Rechte von Menschen mit Behinderung stark einschränken und im weiteren Verlauf sogar zur Tötung führen. Richard, der mittlerweile als Arzt arbeitet, kann sich hiermit nicht arrangieren und so fängt er an seine Patienten vor der Euthanasie zu schützen und bringt somit nicht nur sich, sondern auch seine Familie in Gefahr.

Bei Büchern zur NS-Zeit weiß ich immer schon vorher, dass diese mich emotional sehr berühren werden und dieses Buch macht da keine Ausnahme. Ich habe schon einige Romane zu dieser Zeit gelesen und dennoch gibt es immer wieder schreckliche Dinge aus dieser Zeit, die ich noch nicht wusste. Ich finde es wichtig, sich in unregelmäßigen Abständen mit diesem Thema zu konfrontieren, denn es darf wirklich niemals vergessen werden, was für schlimme Sachen zu dieser Zeit passiert sind.
Der Schreibstil der Autorin war sehr angenehm für mich zu lesen. Man kann zügig lesen und kommt gut in der Geschichte voran. Ich fand die Perspektive gut gewählt. Paula und Richard sind das Zentrum dieser Geschichte und man erlebt die Geschichte, wie sie sich für die Bevölkerung ereignet hat, die sich teilweise nur aufgrund von Gerüchten und Beobachtungen zusammenreimen konnte, was da im Hintergrund alles passiert.
Die Geschichte fängt noch vor der Machtergreifung an. Deutschland hat große Fortschritte gemacht. Es wird nicht mehr nur der obersten Schicht gestattet zu studieren, sondern auch Richard als Tischlergeselle sowie Paula als Frau können Medizin studieren. Man erlebt mit wie sich die Stimmung im Land schleichend ändert und dabei bleiben so einige Parallelen zur heutigen politischen Situation nicht aus. Das hat mir so manches Mal Gänsehaut verursacht, wenn ein Nazi seine menschenverachtenden Ansichten so frei geäußert hat oder auch wie gute Ideen wie die Arbeiterwohlfahrt durch die Übernahme durch die NSDAP ad absurdum geführt wurden.
Der Roman zeigt sehr gut, warum sich die Menschen dennoch vom Nationalsozialismus haben blenden lassen. Es zeigt aber auch das Dilemma der Personen, die nicht hinter der Politik der Nationalsozialisten standen, diese aber wiederum ausführen mussten oder sich eben einen Weg suchen mussten, wie sie das Gesetz umgehen können. Hier ist Richard als Arzt in einer Nerven- und Heilanstalt in einer Schlüsselrolle. Man erlebt im Zeitraffer wie sich die Gesetzeslage immer mehr verschärft und es immer schwieriger wird, etwas zu tun, ohne selbst in Gefahr zu geraten und ich habe großen Respekt vor allen, die das gemacht haben.
Die Themen in diesem Buch sind so vielfältig. Die Euthanasie und Behandlung von Menschen mit Behinderung steht ganz klar im Vordergrund, durch die Personenzusammensetzung wird aber auch die Situation der Juden gezeigt. Wir erfahren etwas über das Leben in einem Feld- sowie Hauptlazarett im zweiten Weltkrieg. Wir erleben Bombennächte in Hamburg mit und was getan wurde, um den Gegner zu verwirren und wie sich die Rolle der Frau in dieser Zeit verändert hat. Das Buch endet nicht direkt mit dem Ende des Krieges, sondern es wird gezeigt, was danach passierte und das eben nicht direkt alles wieder gut war, sondern die Besatzung der Briten einiges an Entbehrungen mit sich brachte. Ich habe wieder viel Neues an Wissen für mich mitgenommen, was mir so nicht bewusst war.
Mit den Personen im Buch habe ich mitgefiebert. Paula und Richard habe ich als Eltern bewundert, wie sie mit der Gehörlosigkeit ihres Sohnes umgehen. Ich konnte die Naivität von Paula bei manchen Themen gut nachvollziehen, aber auch die Verbitterung von Richard, der sich sehr für Politik interessiert. Ich habe die Freundschaft zwischen Richard und seinen besten Freund Fritz bewundert. Mit Georg habe ich unvorstellbare Ängste ausgestanden, dass er durch seine Gehörlosigkeit zu einem Opfer des Nationalsozialismus wird. Ich habe mich über jeden gefreut, der gerettet werden konnte und war am Boden zerstört über jeden, dem dieses Glück nicht vergönnt war.
Ich könnte noch viel mehr zu diesem tollen Buch schreiben. Das Nachwort zeigt, dass hier gut recherchiert wurde. Die Autorin trennt hier Fiktion von Wahrheit und zeigt auf, wie sie die fiktive Geschichte von Paula und Richard mit echten Fakten verwoben hat. Ich finde, das ist Melanie Metzenthin wunderbar gelungen. Die kleineren Freiheiten, die sie sich herausgenommen hat, sind alle mehr als vertretbar.

Fazit: Ein historischer Roman, der mit der Euthanasie an Menschen mit Behinderung ein sehr wichtiges Thema aufgreift und das Dilemma der Personen zeigt, die diese Menschen retten wollten. Darüber hinaus hat mich der Roman sehr berührt und ist sehr gut recherchiert. Hierfür gibt es eine unbedingte Leseempfehlung an alle, denn das was in der NS-Zeit passiert ist, muss in Erinnerung bleiben und darf sich auf keinen Fall wiederholen.

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Veröffentlicht am 06.06.2020

Ein sehr starker zweiter Teil. Ich liebe diese Reihe

Cyber Trips
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Mit „Cyber Trips“ ist der zweite Band aus Marie Grashoffs „Neon Birds“-Welt erschienen. Der Kampf der Menschheit gegen eine scheinbar unbesiegbare künstliche Intelligenz geht in die nächste Runde. Der ...

Mit „Cyber Trips“ ist der zweite Band aus Marie Grashoffs „Neon Birds“-Welt erschienen. Der Kampf der Menschheit gegen eine scheinbar unbesiegbare künstliche Intelligenz geht in die nächste Runde. Der Roman ist im Mai 2020 bei Bastei Lübbe erschienen.

Im beginnenden 22. Jahrhundert kämpft die Welt schon seit Jahrzehnten gegen eine immer besser werdende künstliche Intelligenz, die sich KAMI nennt. Millionen wurden bereits infiziert und wurden so ihres freien Willens beraubt. Das Militär kennt nur eine Antwort: Kämpfen und die Ausbreitung mit allen Mitteln verhindern. Doch Andra, die Kämpferin aus dem Yuna-Dorf, hat einen anderen Plan: Sie möchte mit KAMI reden, weil sie glaubt, dass KAMI ein Bewusstsein hat.

Wow, wow, wow, was für ein zweiter Teil einer Reihe. Normalerweise bin ich recht entspannt, was das Warten auf weitere Teile angeht, aber hier würde ich am Liebsten sofort weiterlesen.
Zu Beginn gibt es eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse aus dem ersten Teil. Diese ist sehr gut gelungen und sorgt dafür, dass man direkt wieder in der Geschichte drin ist. Begeistert bin ich immer wieder von den philosophischen Kapiteln, in denen uns KAMIs Sichtweise näher gebracht wird, aber auch in den anderen Kapiteln gelingt es der Autorin neben den Ereignissen die Gefühle der Protagonisten gut herauszustellen. Das Buch in der Bahn zu lesen, ohne komische Blicke auf sich zu ziehen, war teilweise echt schwierig, so sehr habe ich das, was im Buch passiert, gefühlt.
Der Spannungsbogen steigert sich über das Buch ins Unermessliche. Ich fand alle Handlungsstränge interessant. Zwischendrin gibt es ein paar ruhigere Kapitel, in denen man kurz verschnaufen kann. Viele neue Informationen kommen hinzu. Das Verständnis für die Personen und KAMI steigt. Im Finale dieses Buches kratzt Marie Grasshoff allerdings sehr hart an der Grenze zum Informationsoverload. So viel passiert gleichzeitig, so viel wird enthüllt, so viele Gefühle. Mir hat das super gefallen, aber ich brauchte ein bisschen bis das alles in meinem Gehirn angekommen war.
An der Reihe an sich gefällt mir der Kontrast, der erschaffen wurde. Die Menschheit lebt in einem Militärstaat, der dafür gesorgt hat, dass die Menschen versorgt sind und nachhaltig leben. Dinge, die für uns heute noch normal erscheinen, sind in dieser Zeit verpönt und werden nicht mehr genutzt. Und obwohl wir uns in so vielen Dinge weiter entwickelt haben, haben wir es natürlich dennoch geschafft, etwas zu erschaffen, dass uns in unserer Existenz bedroht. Was wäre der Mensch auch ohne eine wirkliche Bedrohung? Das wäre ja irgendwie langweilig.
Man merkt der Reihe deutlich an, dass sich Zeit genommen worden ist, für das Worldbuilding. Hierzu tragen insbesondere die Militärakten bei, die immer wieder eingestreut werden. Es wirkt alles in sich schlüssig und durchdacht und gleichzeitig ist alles auch so komplex. Man wird zum Nachdenken angeregt. Das würde man nicht hinbekommen, wenn man hierauf weniger Wert gelegt hätte und die Autorin hat dies in der Leserunde bestätigt.
Bei den Charakteren habe ich immer noch keinen eindeutigen Favoriten. Ich mag sie alle irgendwie und jeder hatte starke Szenen in diesem Buch. Andra gefällt mir sehr in ihrer Denkweise und dass sie bereit ist einen anderen Weg zu gehen als der Rest der Menschheit. Sie möchte mit KAMI reden, was einiges an Mut erfordert. Okijens Kampf mit der Welt um ihn herum ist in diesem Teil sehr gut dargestellt und man erfährt mehr dazu, warum das so ist. Luke, der für die Menschen kämpft, die ihm was bedeuten, auch wenn es aussichtslos erscheint. Flover, der sich von Luke mitreißen lässt, auch wenn alles in ihm danach verlangt, einfach aufzugeben. KAMI, die eigentlich der Gegner ist, deren Gedanken man im gewissen Rahmen dennoch nachvollziehen kann.
Dieser Band hatte neben vielen Gefühlen und Action einige Überraschungen zu bieten, die ich so nicht erwartet habe. Es wurden einige Fragen beantwortet, die mich sehr interessiert haben, aber auch viele neue erschaffen. Ich bin sehr gespannt darauf, wie die Geschichte zu einem Ende geführt wird und ob meine Fragen in ausreichendem Maße beantwortet werden. Gerade bei den Personen, die diesen Militärstaat geschaffen haben, gibt es noch einiges, wozu ich gerne mehr wissen möchte.
Zum Schluss möchte ich noch die tolle Aufmachung des Buches erwähnen, auch wenn ich vorab nur das ebook hatte. Die Überschriften passen immer sehr gut zu den Kapiteln, zu Beginn gibt es von jedem Charakter ein Bild und neben den Militärakten findet man zwischendrin Illustrationen zu einigen Szenen des Buches, die ich sehr gelungen finde. Die Illustrationen kann man sich gerne auch schon vorab auf der instagram-Seite von Marie Grasshoff anschauen.

Fazit: Ein grandioser zweiter Teil, der mich noch mehr von dieser Reihe überzeugt hat und zu keinem Zeitpunkt schwächelt. Viele Fragen wurden beantwortet, neue erschaffen und der Spannungsbogen ist gut gelungen. Es wurde eine spannende Ausgangslage für das Finale dieser Reihe erschaffen. Ich möchte diese Reihe wirklich allen sehr ans Herz legen. Wenn euch der Klappentext anspricht, dann probiert diese Reihe aus, auch wenn euch das Label Science-Fiction vielleicht abschrecken mag. Es lohnt sich definitiv. Ich habe schon lange keine Reihe mehr gelesen, die mich so begeistern kann.

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Veröffentlicht am 11.01.2020

Science-Fiction, die mich begeistern konnte

Neon Birds
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„Neon Birds“ von Marie Graßhoff ist der Auftaktband einer Science-Fiction Trilogie, in der Supersoldaten gegen durch eine künstliche Intelligenz verbesserte Menschen kämpfen. Erschienen ist der Roman bei ...

„Neon Birds“ von Marie Graßhoff ist der Auftaktband einer Science-Fiction Trilogie, in der Supersoldaten gegen durch eine künstliche Intelligenz verbesserte Menschen kämpfen. Erschienen ist der Roman bei Bastei Lübbe im November 2019.

2101: In Sperrzonen eingesperrt werden die Moja (durch technischen Virus veränderte Menschen) von Supersoldaten, die als Stars gefeiert werden, bekämpft und getötet. Die Sperrzonen sind über die Welt verteilt und sollen die weitere Verbreitung des Virus verhindern. In Nordchina gelingt es den Moja dennoch kurzzeitig auszubrechen. Die Lage für die Menschen wird immer bedrohlicher und so entbrennt ein verbitterter Kampf ums Überleben der Menschheit. Mitten drin vier Personen, die alle ihre eigenen Motive haben, um gegen KAMI ins Feld zu ziehen.

Dieser Roman, finde ich, passt nicht so wirklich in mein übliches Beuteschema. Vor zwei Jahren habe ich Asimov für mich entdeckt und mehr Science-Fiction lesen stand daher auf meinem Leseplan. Über Marie Graßhoff hatte ich eher als Coverdesignerin gehört und so bin ich ihr dann auf instagram gefolgt und wurde durch ihre Stories so gehypt auf das Buch, dass ich es unbedingt lesen musste. Diese Begeisterung war einfach zu ansteckend und der Klappentext klang mehr als interessant.
Die ersten zwei, drei Kapitel muss ich zugeben, war ich ein wenig verwirrt von den Ereignissen. Es fängt direkt sehr spannend an, aber man hat noch überhaupt keine Vorstellung davon, wie die Welt im Jahr 2101 funktioniert. Ich musste das Ganze erstmal ein bisschen auf mich wirken lassen, kam aber anschließend sehr gut in die Geschichte rein. Durchzogen ist der Roman von militärischen Akten, die Informationen zu wichtigen Personen im Buch enthalten und die Entwicklungen in der Welt näher erläutern. Durch diese versteht man das erschaffene Zukunftsszenario mit der Zeit immer besser.
Besonders gut gefallen haben mir die Solar Punk Elemente. Vor diesem Buch hatte ich noch nie von dem Genre gehört, aber das viele grün und die insgesamt deutlich nachhaltigere Lebensweise gepaart mit anderen sozialen Errungenschaften konnte mich schnell für sich einnehmen. Andererseits ist das Buch sehr düster. Die Sperrzonen, in denen die Moja leben, werden immer größer. Die Bedrohung durch die künstliche Intelligenz KAMI nimmt immer weiter zu. Diese Kombination ist äußerst gelungen und regt zum kontinuierlichen Weiterlesen an. Darüber hinaus fand ich die Veränderungen gegenüber unserem heutigen Stand sehr nachvollziehbar, gerade wenn man auch die aktuelle politische Lage mit einbezieht, in der Umweltthemen einen immer größeren Stellenwert einnehmen.
Die Personen in diesem Roman sind allesamt sehr interessant und ich habe bisher keinen eindeutigen Favoriten. Jede Person trägt ihren Anteil an der Geschichte und ich habe mit allen Personen teilweise sehr intensiv mitgefiebert. Luke konnte mich mit seiner Loylität und Aufopferungsbereitschaft für sich einnehmen. Okijen wirkte ganz am Anfang arrogant und unnahbar, aber das stellt sich schnell als falsch heraus. Wenn man das Glück hat ihn näher kennenzulernen, merkt man schnell, dass er sehr mitfühlend, ehrlich und sozial sein kann. Flover ist ein Mensch, der gerne Dinge mit sich selbst ausmacht und in Luke einen sehr guten Freund gefunden hat. Andra hat ihre gesamte Familie verloren und versucht sich in einer Welt zurechtzufinden, die sie so bisher nicht kannte. Die Weisheiten und Traditionen ihres Stammes helfen ihr dabei.
Der Spannungsbogen ist sehr gut gelungen und das Ende erschafft einen guten Ausgangspunkt für den zweiten Teil. Ich hatte einige Wow-Momente während des Lesens. Es gab Entwicklungen, die ich erahnt habe und andere wiederum nicht, dennoch würde ich keine Wendung in diesem Roman wirklich als überraschend bezeichnen. Im Nachhinein betrachtet erscheinen sie als konsequent. Es gibt Szenen in diesem Roman, die mir die Luft zum atmen genommen haben und in denen ich so extrem mitgefiebert habe. Mein Puls ging richtig hoch und das ist eine Sache, die ich schon lange nicht mehr bei einem Buch hatte. Ich bin sehr gespannt darauf, wie es weiter geht und in welche Richtung sich die Geschichte noch entwickeln wird.

Fazit: Eine Zukunftsvision auf die man sich einlassen muss, die einen dann aber mit einem interessanten Szenario und einer sehr spannenden Geschichte belohnt. Eine Geschichte, die mein kleines Nerd-Herz hat höher schlagen lassen und die einem viel Stoff zum nachdenken gibt. Wenn einem der Klappentext zusagt, dann sollte man dieses Buch auf jeden Fall lesen und sich auf keinen Fall von dem Label Science-Fiction abhalten lassen.

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