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Veröffentlicht am 25.04.2021

Die Entwicklung einer Sonneberger Spielwarenfabrik und die faszinierende Familiengeschichte dahinter

Wo wir Kinder waren
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2019 treffen sich Eva, Iris und Jan, Erben der früheren Traditionspielwarenfabrik Langbein, in Sonneberg um das zur Fabrik gehörende Stammhaus zu entrümpeln. Die drei haben sich über die Jahre hin auseinandergelebt ...

2019 treffen sich Eva, Iris und Jan, Erben der früheren Traditionspielwarenfabrik Langbein, in Sonneberg um das zur Fabrik gehörende Stammhaus zu entrümpeln. Die drei haben sich über die Jahre hin auseinandergelebt und geraten ständig in Konflikt miteinander. Doch beim gemeinsamen Ausräumen kommen vermehrt Erinnerungen hoch: an die Anfänge der Spielwarenfabrik, an ihre Entwicklung, an persönliche Schicksalsschläge, an politische Ereignisse und an wichtige gemeinsame Erlebnisse, die die drei Verwandten verbinden.

Autorin Kathi Naumann schreibt angenehm, flüssig und unkompliziert. Sie erzählt aktuell von Evas Situation, während sie sich mit ihrer Cousine Iris und dem Cousin Jan auseinandersetzt. In Rückblenden werden außerdem wichtige Ereignissen aus der Vergangenheit der Familie Langbein und entscheidende Kapitel aus der Geschichte der Spielzeugfabrik geschildert. Durch den gekonnten Einsatz von Rückblenden wird immer klarer, wieso die Beziehung von Eva, Jan und Iris belastet ist. Dank Kathi Naumanns abwechslungsreicher Erzählweise war ich rasch von der Geschichte um die Langbeins und ihr Unternehmen gefangen.

Bei all den verschiedenen Figuren, die im Roman vorkommen, fällt es anfangs noch etwas schwer, die Orientierung zu behalten. Wie Eva, Jan und Iris genau miteinander zusammenhängen, wird aber relativ schnell klar. Die Firma Langbein wird von deren Urgroßvater Albert Langbein gegründet, dessen Sohn Otto später die Leitung übernimmt. Otto setzt sich engagiert für die Firma ein, möchte sich seinem Vater gegenüber unbedingt würdig erweisen. Er kommt nur sehr schwer über den Tod seines Bruders Fritz hinweg, der wie ein Geist über ihm zu schweben scheint. Ottos Frau Flora leisten ebenso Wichtiges für die Fabrik, sie hilft mit Leidenschaft mit. Ihr Motto: „Alles, was man tut, soll man mit Liebe tun. Oder es sein lassen.“ Flora und Otto sind das Herz der Firma, auch als die Puppenfabrik Albert Langbein ins VEB Kombinat und Plüschwaren Sonni umgewandelt wird. Die Familie Langbein ist eine ganz besondere, sehr interessante Familie. Die verschiedenen Mitglieder spielen im Lauf der Handlung differenzierte Rollen, tun ganz Unterschiedliches, teils auch Fragwürdiges um die Firma in der DDR am Laufen zu halten. Zu vielen Figuren entwickelte ich als Leser schnell einen Bezug, manche empfand ich als weniger einnehmende, aber dennoch plausible Charaktere, die Beweggründe für ihr Handeln blieben für mich stets nachvollziehbar.

„Wie weit darf man gehen, um eine Tradition aufrechtzuerhalten?“ Diese Frage stellen sich Eva, Iris und Jan und natürlich auch die Leser. Und in dem Zusammenhang geht es vor allem darum: Wie weit ist die Familie Langbein konkret gegangen? Überaus spannend, das beim Lesen zu erfahren.
Die Geschichte der DDR wird hier in eine mitreißende Familiengeschichte gepackt, nebenher gibt es sehr viel Informatives über die Spielzeugherstellung in Sonneberg zu lernen.
Gefallen hat mir vor allem die Bedeutung, die „Familie“ in diesem Roman einnimmt. So viel Affinitäten, so viel Konfliktpotential es auch geben mag, letztendlich vermag Familie doch vieles auszuhalten und aufzufangen. Familie verbindet. Das erkennen die Protagonisten immer wieder aufs Neue. Bestimmte Gegenstände beispielsweise Alberts Füllfederhalter haben eine ganz besondere Bedeutung für die Figuren, sie tauchen immer wieder zu verschiedenen Zeitpunkten auf, auch sie erzählen Geschichten, haben Symbolkraft, das wurde eindrücklich herausgearbeitet.
Die Familie der Autorin Kathi Naumann besaß selbst in Sonneberg eine Puppenfabrik, die Autorin stöberte im Familienschatz, untersuchte intensiv die eigenen Familiengeschichte. Sie nahm ihre eigene Familie zum Vorbild für die fiktive Familie Langbein. Ihre gründlichen Recherchen werden im Roman sehr offensichtlich, sie machen den Plot sehr authentisch und realistisch.
Für mich ist „Wo wir Kinder waren“ ein hochinteressanter Ausflug in die Spielwarenproduktion, eine Zeitreise ins thüringische Sonneberg und ein tiefer, persönlicher Einblick in die Strukturen einer Unternehmerfamilie. In diesem lesenswerten, kurzweiligen historischen Roman werden Erinnerungen lebendig.

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Veröffentlicht am 21.04.2021

Einfühlsame Geschichten über die aufregenden, aber wundervollen ersten Schultage

Endlich Schulstart
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Katta freut sich schon ganz lange auf ihre Einschulung. Nun ist es endlich soweit. Und der erste Schultag wird tatsächlich noch wunderbarer als erhofft. Mit Simon wird Katta der netteste Pate, den man ...

Katta freut sich schon ganz lange auf ihre Einschulung. Nun ist es endlich soweit. Und der erste Schultag wird tatsächlich noch wunderbarer als erhofft. Mit Simon wird Katta der netteste Pate, den man sich vorstellen kann, zugeteilt, sie kommt in die Gespensterklasse, die beste Klasse mit der besten Lehrerin überhaupt und in der Pause erlebt sie die aufregendsten Abenteuer. An der Schule gibt es sogar einen echten Schulhund.

Barbara Zoschke erzählt kindgemäß, lebendig und in authentischer Sprache aus Kattas Sicht. Beim Vorlesen hatten meine Mitleser und ich wirklich das Gefühl, dass hier ein Kind zu Wort kommt.
Geübte Leser ab sieben Jahren werden das Buch sicher selbstständig lesen können. Die Schrift ist etwas größer gedruckt, die Zeilenabstände sind etwas breiter als normal. Auf mindestens jeder zweiten Seite findet sich eine bunte, fröhliche Gute-Laune-Illustration von Sabine Sauter. So haben alle Seiten etwas Motivierendes, sie sind abwechslungsreich gestaltet. Thematisch richtet sich Kattas Geschichte eher an Kindergartenkinder ab fünf Jahren, die bald in die Schule kommen. Sie werden beim Vorlesen bestimmt aufmerksam zuhören.

Katta ist ein aufgewecktes, nettes, ehrliches und fröhliches Mädchen. Sie verfügt über eine große Phantasie, denkt sich außergewöhnliche Geschichten und interessante Spiele aus. Katta weiß genau, was für sie richtig und was falsch ist. Sie beobachtet exakt und hat ein Gespür dafür, was in anderen vorgeht und wie sie sich fühlen. Katta ist ein toller Charakter, der bei den Lesern sicher gut ankommen wird und der sich sehr gut als Identifikationsfigur eignet.
Neben Katta gehen natürlich noch andere Kinder in die Gespensterklasse: Aaron, der nicht so schön zeichnen, dabei aber umso besser zählen kann, Nick, der manchmal ein ziemlicher Stinkstiefel ist, aber ein Herz für Tiere hat und Mo, der noch nicht so gut Deutsch kann, aber dennoch weiß, wie man mit anderen Freundschaft schließt. Die Klasse besteht aus vielen ganz verschiedenen, vielfältigen Kinder mit Stärken und Schwächen. Und mittendrin steht die Klassenlehrerin Frau Süß, die auf die einzelnen Kinder ganz individuell und emphatisch eingeht und sie ermuntert und bestärkt. Eine patente Lehrerin wie Frau Süß würden sich wohl alle Kinder und Eltern wünschen.

Die erste Zeit in der Schule ist eine unfassbar spannende, aufregende, aber auch wunderschöne. Alles ist neu und die Kinder erleben so viel, lernen ihre Mitschüler, das Schulleben und neue Strukturen kennen. Autorin Barbara Zoschke befasst sich in „Endlich Schulstart - was für ein Tag“ sehr einfühlsam mit dem Schulbeginn aus der Perspektive der ABC-Schützen. Sie erzählt, was in Kindern vorgeht und stellt sehr eindrücklich dar, was diese Zeit ausmacht. Alltägliches wird für Schulanfänger zum Abenteuer. Gleichzeitig weist die Geschichte darauf hin, wie verschieden Kinder sein können und dass gerade darin eine große Chance liegt. Ein sehr gelungenes Vorlesebuch für Vorschulkinder und Schulanfänger, das die Besonderheit der ersten Tage in der Schule eindrücklich zeigt und das Kindern Lust auf Schule macht.

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Veröffentlicht am 15.04.2021

Ein bisschen Märchen, ein bisschen Magie und eine besondere Mission

Hüterin des Waldes 1: Hannas Geheimnis
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Hanna zieht mit ihren Eltern aufs Land in das Haus ihrer verstorbenen Großmama Hilda. Gleich am ersten Tag in ihrem neuen Zuhause entdeckt sie eine verletzte Blaumeise, die sich einen Flügel gebrochen ...

Hanna zieht mit ihren Eltern aufs Land in das Haus ihrer verstorbenen Großmama Hilda. Gleich am ersten Tag in ihrem neuen Zuhause entdeckt sie eine verletzte Blaumeise, die sich einen Flügel gebrochen hat. Während sie sich in ihrem Zimmer um das Vögelchen kümmert, taucht ein unerwarteter Gast auf: Flitz, ein sprechendes Wiesel. Und der hat Hanna Erstaunliches zu berichten. Hanna soll das Erbe ihrer Großmutter Hilda antreten und als Hüterin des Waldes Tieren in Not helfen. Doch das muss ein Geheimnis bleiben. In Hildas altem Buch finden sich Rezepte für Heilmittel und so macht sich Hanna gleich auf die Suche nach den Zutaten für einen „Wickel bei gebrochenem Flügel“. Wird Hannas erste Mission als Hüterin des Waldes erfolgreich sein?

Mona Larch erzählt in kindgerechter, schlichter und gut verständlicher Sprache. Julia Walther hat die Geschichte ins Deutsche übersetzt und mit passenden, hübschen Schwarzweißbildern illustriert. Das Cover ist ansprechend gestaltet. Um auf die Magie in der Handlung hinzuweisen, sind Teile des Titels in Gold gedruckt. Zudem rahmen einige Goldsprenkel wie Goldstaub das im Zentrum stehend Bild von Hanna und Flitz ein.
Das Buch hat ein handliches DIN A 5-Format, die Schrift und der Zeilenabstand sind ein wenig größer als Standard. Leser ab acht Jahren werden die Geschichte problemlos eigenständig lesen und erfassen können. Zum Vorlesen eignet sich das Buch für Kinder ab fünf Jahren.

Welches Kind träumt nicht davon, etwas Besonderes zu sein, einen individuellen, persönlichen Auftrag zu haben und sich mit Tieren unterhalten zu können? Hanna, die eigentlich ein ganz normales, aber sehr neugieriges und umtriebiges Mädchen ist, erfährt plötzlich, dass sie auserwählt ist, Großes zu leisten und Tieren in Not zu helfen. Sie ist sich anfangs recht unsicher, hat Angst zu versagen. Aber gerade das werden die Leser sympathisch finden und sich daher leicht mit ihr identifizieren können, denn sicherlich fühlten sie sich in einer vergleichbaren Situation ganz ähnlich.
Mit Flitz, dem sprechenden Wiesel, hat Hanna einen quirligen, fröhlichen und netten Freund, der ihr mit Rat und Tat zur Seite steht und der bei den Lesern bestimmt sofort gut ankommt.
Aber nicht alle Tiere des Waldes sind auf Hannas Seite, manche verhalten sich ihr gegenüber skeptisch und voreingenommen.

Ob Hanna ihren Kritikern zeigen kann, dass sie die wahre Hüterin des Waldes ist?
Die Rettung der Meise Blaufeder erweist sich als ziemlich herausfordernd und dramatisch, zumal alles ja ein Geheimnis bleiben muss.
Bei all der Aufregung herrscht dennoch eine sehr angenehme, schöne Grundstimmung im Auftaktband „Hannas Geheimnis“ aus der Reihe „Hüterin des Waldes“. Hannas Erlebnisse machen Lust, sich einmal genauer im Wald umzusehen und die Spuren der Bewohner zu verfolgen. Eine nicht unbedeutende Prise Magie sorgt zusätzlich für Unterhaltung und so manche Überraschung.
Meine fünfjährige Tochter hat die nette, in sich abgeschlossene Geschichte jedenfalls restlos überzeugt. Sie möchte gerne wissen, wie es mit Flitz und Hanna weitergeht.

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Veröffentlicht am 14.04.2021

Wasch dich rein, das ist fein - Körperpflege kann auch Spaß machen

Edition Piepmatz: Seif dich ein, sagt das Schwein
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Körperpflege steht wahrscheinlich bei Kleinkindern nicht auf der Liste der Lieblingstätigkeiten. Vielen Eltern dürfte das regelmäßige Drama beim Zähneputzen oder Windelwechseln bekannt sein. Aber so schlimm ...

Körperpflege steht wahrscheinlich bei Kleinkindern nicht auf der Liste der Lieblingstätigkeiten. Vielen Eltern dürfte das regelmäßige Drama beim Zähneputzen oder Windelwechseln bekannt sein. Aber so schlimm ist das doch alles gar nicht, bei den Tieren läuft jedenfalls alles ganz ohne Schwierigkeiten ab und dabei wird auch noch lustig gereimt. Kleine Bären putzen ohne Murren Zähne, Kätzchen waschen sich mit Vergnügen selbst, kleinen Mäusen macht das Windelwechseln überhaupt nichts aus, Ferkelchen genießen das für viele so leidige Einseifen beim Baden, Lamas macht Haarewaschen Spaß und Lämmchen lassen sich gerne kämmen und nach der Säuberungsaktion blickt der kleine Igel zufrieden in den Spiegel.

Sandra Grimms Reime sind schön einfach und prägnant formuliert. Auf jeder Seite demonstriert ein Tier einen Aspekt der Körperpflege. Kinder ab einem Jahr verstehen die schlichten Reime sofort, ältere werden sie vermutlich ganz schnell mitsprechen oder gar mühelos auswendig lernen. Die bunten, klaren und putzigen Illustrationen werden den kleinen Lesern bestimmt gefallen.
„Seif dich ein, sagt das Schwein“ ist in der Ravensburger Edition Piepmatz erschienen. Das Buch im kleinen, handlichen Format wirkt recht stabil, aber auch „umweltfreundlich“. Das Cover und die Seiten sind nicht glänzend und grell, sie sind aber dennoch farbenfroh, fröhlich und ansprechend gestaltet.

Kleine Kinder lieben Tiere und finden Waschen aber dagegen oft nicht ganz so spannend, eher unangenehm. Da ist es doch naheliegend, Kinder mit Hilfe von kleinen Tierszenen vom Waschen ohne „Uraufführung“ zu überzeugen. Wenn die Tiere sich gerne waschen, kann es ja so schlimm nicht sein. Und wenn man die eingängigen Reime beispielsweise beim Zähneputzen zitiert, tut das Zähneputzen vielleicht gar nicht mehr so weh. Eine nettes kleines Buch, das trotz des unbeliebten Themas motiviert und Spaß macht.

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Veröffentlicht am 14.04.2021

Eine packende Geschichte voller großer Gefühle

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
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Engländerin Alice folgt 1937 ihrem Verlobten Bennett nach Amerika, in einen abgelegenen Ort in den Bergen Kentuckys. Doch die Ehe entwickelt sich ganz anders als erwartet, Alice und Bennett kommen einander ...

Engländerin Alice folgt 1937 ihrem Verlobten Bennett nach Amerika, in einen abgelegenen Ort in den Bergen Kentuckys. Doch die Ehe entwickelt sich ganz anders als erwartet, Alice und Bennett kommen einander nicht nahe. Dazu mischt sich Alices Schwiegervater, der einflussreiche Minenbesitzer Geoffrey Van Cleve, permanent in die Beziehung ein. Als im Ort eine „Satteltaschenbibliothek“ gegründet wird, die die Leute in den Bergen mit Büchern versorgen soll, beschließt Alice gegen den Willen ihres Schwiegervaters am Projekt mitzuarbeiten. Sie freundet sich mit den anderen Bibliothekarinnen an. Vor allem mit Außenseiterin Margery O‘Hare versteht sie sich besonders. Doch dann folgt ein Unheil auf das nächste...

Jojo Moyes schreibt wie immer wunderbar flüssig, lebendig und sehr gefühlvoll. Dank ihrer angenehmen, mitreißenden Erzählweise fand ich mich sofort in der Geschichte wieder.

Zwei beeindruckende Frauen stehen im Fokus des Romans. Da ist zunächst Alice, die ihre Heimat England verlassen hat, um in Amerika zu leben. Doch hier fühlt sie sich fremd. Zu ihrem Mann Bennet, der unter dem Pantoffel seines Vaters steht, hat sie keinen Bezug. Die beiden verbindet nichts. Alices Entschluss, für die Satteltaschenbücherei zu arbeiten, führt sie in ein neues Leben. Sie fühlt sich nützlich, erfährt Dankbarkeit von den Kunden, findet in ihren Kolleginnen Freundinnen. Mir war Alice von Anfang an sympathisch, ich fühlte mit ihr, wünschte ihr nur das Beste, zumal sie anfangs so einsam und verloren wirkt.
Margery O’Hare hat sich noch nie darum geschert, was die Leute von ihr denken. Sie engagiert sich für andere, hat feste Prinzipien, wirkt erstaunlich selbstbewusst, ist eine überaus starke Frau. Das hat mir imponiert. Sie unterstützt Alice. Und als sie selbst Hilfe braucht, sind Alice und die anderen Bibliothekarinnen zur Stelle. Die tiefe Freundschaft der Frauen untereinander beschreibt Moyes sehr eindrücklich. Auch in diesem Roman hat die Autorineine sehr gelungene, überzeugende Figurenkonstellation geschaffen. Ich habe mit ihren Protagonistinnen mitgefühlt, die Figuren bewegen und berühren.

Mit „Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ beweist Jojo Moyes erneut, dass sie eine großartige Erzählerin ist. Ihre Geschichten fesseln. Ja, mitunter driftet sie ein wenig ins Kitschige, Rührselige ab. Aber das passiert eben, wenn starke Gefühle auftreten, wenn es um innige Freundschaft und große Liebe geht. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viel Moyes mit einem einzigen Satz ausdrücken kann. Als sie ihre Figur Fred bei einer Bücherrettungsaktion sagen lässt: „Es sind nur Bücher.“, wurde mir sofort bewusst, dass es zwar „nur“ Bücher sind, denen da gerade die Zerstörung droht. Aber Bücher führt die Protagonisten zusammen, über Bücher reist Margery in der Welt umher, Bücher machen die Arbeit, ja phasenweise das Leben von Alice aus. Bücher haben eine unbeschreibliche Kraft, im Leben und in diesem Roman. Nein, es sind eben nicht „nur Bücher“. Und genau das erzählt Moyes mit einem ganz kleinen Satz.
Dieser Roman hat mich großartig unterhalten, gefesselt und emotional mitgerissen. Eine wunderbare Geschichte, die zu lesen lohnt.

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