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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2021

Hat mich gut unterhalten

Bamberger Hörnla
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"Sie wissen, dass ich gegen unkonventionelle Ermittlungsmethoden normalerweise nichts habe", fuhr sie fort. "Aber was zu weit geht, geht zu weit. Wenn das an die Öffentlichkeit gelangt, können wir einpacken. ...

"Sie wissen, dass ich gegen unkonventionelle Ermittlungsmethoden normalerweise nichts habe", fuhr sie fort. "Aber was zu weit geht, geht zu weit. Wenn das an die Öffentlichkeit gelangt, können wir einpacken. Ein Kriminalkommissar, der einen Gartenzwerg obduzieren lässt. Wenn ich nicht wüsste, dass Sie höchstens mal einen Eierlikör trinken, müsste ich jetzt eine Blutprobe veranlassen!"

Dies ist der erste Fall für KHK Horst Müller, der gerne Beamter ist, und seine Kollegin Paulina Kowalska. Zahlreiche bekannte Personen aus Bamberg erhalten ein Paket mit einem geköpften Gartenzwerg.

Soll dies als Morddrohung verstanden werden? Das wäre doch außergewöhnlich und würde die Kreise von Horst Müller definitiv nachhaltig stören. Bamberg ist ja, was Kapitalverbrechen anlangt, eher die Insel der Seligen. Man „begnügt“ sich mit dem Arretieren von Fahrrad- bzw. Obstdieben und hin und wieder gelingt ein Zufallstreffer in der Drogenszene, aber Mord?

Als dann eine Musikerin der berühmten Bamberger Symphonikern auf offener Bühne stirbt und sich in ihrem Spind ein geköpfter Gartenzwerg befindet, läuten bei Horst Müller und seiner Kollegin alle Alarmglocken.

Gemeinsam nimmt das höchst unterschiedliche Duo seine Ermittlungen auf. Ein zweiter toter Musiker lässt auf einen Serienmörder schließen. Ist hier ein unzufriedener Klassikhörer am Werk?

Meine Meinung:

Harry Glück ist hier ein guter Reihenauftakt gelungen. Raumgreifende Action sucht man vergeblich. Der Leser erfährt einiges über Bamberg und seine Kulinarik. Die Charaktere sind durchwegs liebenswert. Allen voran natürlich Horst Müller, der ein wenig kauzig daherkommt. Er liebt Filterkaffee und Eierlikör (ein wenig ungewöhnlich für einen Mann), trägt Kurzarmhemden statt T-Shirt oder Polo und mag den Blechtrottel nicht ganz so gerne. Stets griffbereit ist ein Stofftaschentuch, das auch abseits vom Schnäuzen zur Anwendung kommt. Kollegin Paulina Kowalska ergänzt ihn da prächtig, denn ohne einen Cappuccino aus dem Vollautomaten geht wenig und Recherchen am Computer erledigt sie mit links.
Diese Unterschiede bieten Platz für amüsante Dialoge.

Ein witziges Detail ist auch die Bewerbung Müllers um einen Schrebergarten, das angesichts der geköpften Gartenzwerge besonders heraussticht.

Die Story ist gut durchdacht und hat eine doch überraschende Auflösung.

Fazit:

Hier habe ich mich gut unterhalten gefühlt und gebe daher gerne 4 Sterne.

Veröffentlicht am 25.04.2021

Hat mich gut unterhalten

Nordseegeheimnis
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In seinem zweiten Fall für die Emons-Lesergemeinde erhält Rapahel Freersen, Privatdetektiv auf Föhr, den Auftrag, in der „Kurklinik am Kliff“ eine Diebstahlserie aufzuklären. Die Fragen, die er stellt, ...

In seinem zweiten Fall für die Emons-Lesergemeinde erhält Rapahel Freersen, Privatdetektiv auf Föhr, den Auftrag, in der „Kurklinik am Kliff“ eine Diebstahlserie aufzuklären. Die Fragen, die er stellt, gefallen nicht jedem.

Noch weiß niemand, welchen Geheimnissen der smarte Detektiv auf die Spur kommt. Vor allem den Klinikdirektor lassen die Enthüllungen nicht gut aussehen. Doch bis alles so weit ist, muss Raphael als Kurgast einchecken, fällt alkoholisiert über eine blutige Leiche, die plötzlich wieder verschwunden ist, und muss Johannes, seinen Zwillingsbruder und Pfarrer, um Hilfe bitten.

Daneben ist er diesmal unfreiwilliger Hüter einer Nymphensittichdame namens Waltraud, was für schmunzeln sorgt.

Meine Meinung:

Heike Denzau hat wieder einen ruhigen Krimi geschrieben. Wer quietschende und rauchende Reifen bei wilden Verfolgungsjagden zu einem guten Krim braucht, ist hier fehl am Platz. Wer allerdings Humor und Ironie mit der feinen, aber dennoch scharfen Klinge mag, ist hier richtig.

Raphael Freersen ist charmant, doch trotz seines Alters auch ein verzogener Bengel. Er lebt ein wenig in den Tag hinein und gibt mehr Geld aus, als er verdient. Trotzdem ist er liebenswert. Sein Verhältnis zu Frauen ist ein wenig ambivalent. Auf der einen Seite kann seiner Charmeoffensive kaum eine widerstehen und auf der anderen Seite kann er nicht neinsagen, wenn eine weibliche Person Hilfe bedarf. So bezahlt er zwei Putzfrauen, die er gar nicht braucht und zwei angehende Detektivinnen, die seine Detektei gar nicht trägt.

Hin und wieder tritt er gewaltig ins Fettnäpfchen, doch kann er sich mit seinem Charme wieder herausreden. Zur Abwechslung darf er dann im Boxclub so richtig den Macho heraushängen lassen.

Die Auflösung ist gut gelungen. Obwohl ich grundsätzlich auf der richtigen Spur gewesen bin, haben mich zusätzliche Details der Zusammenhänge ein bisschen überraschen können.

Fazit:

Privatermittler Raphael Freersen hat das Herz am rechten Fleck und hin und wieder eigenwillige Methoden. Der Krimi hat mich gut unterhalten und erhält 4 Sterne.

Veröffentlicht am 18.04.2021

Kritisch + wichtig

Medienanalyse
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In diesem Buch beleuchtet Sabine Schiller die Macht der Medien, die stetig Einfluss auf unser Leben nehmen.

In fünf großen Abschnitten erläutert sie, unterlegt mit Beispielen und Gegenmaßnahmen, wie man ...

In diesem Buch beleuchtet Sabine Schiller die Macht der Medien, die stetig Einfluss auf unser Leben nehmen.

In fünf großen Abschnitten erläutert sie, unterlegt mit Beispielen und Gegenmaßnahmen, wie man als Leser die Mechanismen der Medien durchschauen kann:


Theoretisch Grundlagen und Vorüberlegungen
Praxis der Medienanalyse
PR-Strategien erkennen
Hintergrundwissen Medien
Ausblick am Schluss: Von der Anleitung zur Anwendung

Anhand von vielen Bespielen, die auch mit Fotos hinterlegt sind, erklärt uns die Autorin die Macht der Medien, die uns unbewusst und unterschwellig beeinflusst. Ach ja, die Fotos - die sind leider mehr als schlecht abgedruckt. Zu stark gerastert, oft schlecht erkennbar. Da hätte sich der Westend-Verlag ein bisschen mehr Mühe geben können (müssen). So wirkt das an sich lesenswerte Buch ein wenig hingeschludert und billig, obwohl es das mit einem Kaufpreis von 20 Euro nicht ist.

Als Ergänzung im Deutschunterricht an Gymnasien kann ich mir dieses Buch sher gut vorstellen.

Fazit:

Ein gut gelungenes, informatives Buch, das den Lesern Werkzeuge in die Hand gibt, die Manipulationen der Medien zu durchschauen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne. Die schlechte Druckqualität der Fotos kosten den 5. Stern.

Veröffentlicht am 17.04.2021

Geschicktes Verknüpfen von Fakten und Fiktion

Der Himmel über den Menschen
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Dieses Buch fordert die Leser ein wenig heraus. Wieso? Die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion verschwinden. Manchmal hat der Leser den Eindruck, ein Buch über SiFi zu lesen.

Thomas Imre versteht es, ...

Dieses Buch fordert die Leser ein wenig heraus. Wieso? Die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion verschwinden. Manchmal hat der Leser den Eindruck, ein Buch über SiFi zu lesen.

Thomas Imre versteht es, das Kopfkino seiner Leser anzuwerfen. Denn, wer hat sich noch nie die Frage gestellt, ob wir im Universum die Einzigen sind?

Seinen Protagonisten, den Astrophysiker Steven Thaillor beschäftigt diese Frage seit seiner Kindheit. Als er dann noch ein nicht identifiziertes Objekt, das auf die Erde zurast entdeckt, werden die Ängste der Menschheit konkret. Bedrohung oder nicht? Mit den neuen Technologien und KI, scheint er den Antworten auf diese Frage näherzukommen.

Meine Meinung:

Der Autor verknüpft geschickt naturwissenschaftliche Fakten mit philosophischen Ansätzen.

Das Buch lässt sich in drei Teile gliedern. Nach einem sehr wissenschaftlichen (Fach)Teil, in dem die Leser mit zahlreichen Fachtermini bekannt gemacht werden, kommt es zu einem Mittelteil, der recht spannend zu lesen ist. Hier dürfen die Leser an virtuellen Reisen teilhaben und erfahren einiges aus dem Weltall. Im dritten Teil verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion vollends. Da muss man schon ein wenig aufpassen, nicht abzudriften.

Der Autor lässt seine Leser darüber nachdenken, wie winzig wir doch in Wirklichkeit sind, auch wenn sich die Menschheit durch das Aufblähen noch so wichtig nimmt. Weiters gibt es auch einige Ansatzpunkte, das eigene Verhalten zu überdenken. Vielleicht jetzt zu handlen, und nicht erst dann, wenn es zu spät ist.

Fazit:

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, aber auch ein paar Ansatzpunkte für das eigene Handeln liefern kann. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 11.04.2021

Burghard Breitner - eine widersprüchliche Person

Zwischen den Welten
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Siegfried Hetz ist vielen Lesern als Autor zahlreicher Reiseführer durch das Land Salzburg bekannt.

Diesmal hat er sich, nach Engelbert Dollfuss, wieder einer umstrittenen Persönlichkeit Österreichs ...

Siegfried Hetz ist vielen Lesern als Autor zahlreicher Reiseführer durch das Land Salzburg bekannt.

Diesmal hat er sich, nach Engelbert Dollfuss, wieder einer umstrittenen Persönlichkeit Österreichs angenommen: Dr. Burghard Breitner, seines Zeichens Mediziner, der von einem Teil der Bevölkerung als „Engel von Sibirien“ verehrt wurde und es dennoch, trotz jüdischer Herkunft, nicht geschafft hat, sich vom nationalsozialistischen Gedankengut zu befreien.

Wer ist er nun dieser Dr. Breitner?

1884 in Mattsee, dessen „Geschichte eine Geschichte von braunen Bonzen in herrschaftlichen Villen ist“ (© Siegfried Hetz/2016) geboren, studiert er Medizin und rückt begeistert 1913 in den Balkankrieg ein. Schon nach wenigen Tagen an der Front landet er „unverwundet“ in russischer Kriegsgefangenschaft. Dies ist nach seinen Ehrbegriffen eine Schande. In einem sibirischen Lager leistet medizinische Hilfe, soweit das mit den beschränkten Mitteln möglich ist. Erst 1920 wird er aus dem Kriegsgefangenenlager entlassen und kehrt in ein völlig anderes Österreich zurück.

Bereits 1932 tritt er der NSDAP bei, die er nach deren Verbot 1934 wieder verlässt. 1939 wird er wieder in die Partei eintreten. Dieser Ein- und Austritt sowie der Wiedereintritt wirft ein schräges Licht auf Breitner. Vor allem, wenn man weiß, dass niedrige Mitgliedsnummern während der NS-Zeit (und auch später) eine große Bedeutung haben. Wobei es verwunderlich ist, dass er wieder in die Partei aufgenommen worden ist. Um eine große Karriere zu machen, benötigt er den „großen Ariernachweis“, den er nicht beibringen kann. Ganz im Gegenteil, er sollte 1938 gemäß des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums (1933)“ mit nur 54 Jahren in den Ruhestand geschickt werden. Durch Intervention wird er 1941 „deutschblütigen Personen“ gleichgestellt und sofort eingezogen. In diversen Lagern ist er an Menschenversuchen beteiligt.

Diese Beteiligung an NS-Verbrechen wird ihm 1946 (wie schon 1938) abermals den Lehrstuhl für Chirurgie an der Universität Innsbruck kosten. Er behauptet,

„Das nationalsozialistische Regime hat mich in seinen führenden Vertretern keineswegs als Gesinnungsgenossen gewertet. Ich war nur geduldet, von Vielem ausgeschlossen, in nichts gefördert.........In dem Bewusstsein, kein Parteimitglied zu sein und keins sein zu wollen, sah ich mich als unentwegter Österreicher, der die nationalsozialistischen Doktrinen schärfstens abgelehnt hat, nicht bemüssigt, auch nur in Nebensächlichkeiten meine Person politisch bemerkbar zu machen.“(S.131)

Die schriftlichen Beweise über seine Mitgliedschaft in der NSDAP wiegen schwer. Und dann geschieht das, was häufig passiert: Man sieht letztendlich darüber hinweg. So kommt es, dass Burghard Breitner 1951 als Kandidat des „Verbandes der Unabhängigen“ (VdU) als Gegenkandidat zu Theodor Körner (SPÖ) und Heinrich Gleißner (ÖVP) zur Wahl des Bundespräsidenten aufgestellt wurde.

1956 stirbt Burghard Breitner, der sich Zeit seines Lebens auch als Dichter verstanden hat.

Meine Meinung:

Der Text auf der Rückseite des Buches fasst die ambivalente Persönlichkeit des Burghard Breitners recht gut zusammen:

"Habe ich bestanden?" Die bange Frage stand brennend über seinem Leben und ist in seinen Grabstein gemeißelt. Deutschnational bis in die Knochen, jüdischer Abstammung, Nietzsche verfallen und von Otto Weiningers Geschlecht und Charakter aufgerüttelt – ständig bewegte sich Burghard Breitner zwischen den Welten. Dem Rot-Kreuz-Gedanken über 50 Jahre aufs Innigste verbunden, schaffte er es dennoch nicht, sich vom menschenverachtenden System des Nationalsozialismus ausreichend zu distanzieren.“

Autor Siegfried Hetz gelingt es, durch seine akribische Spurensuche ein plastisches Bild dieses Mannes zu zeichnen und die Widersprüche seiner Person heraus zu arbeiten.

Fazit:

Das Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, was vor allem an der kleinen Schrift liegt. Zahlreiche Fotos und Faksimiles ergänzen diese Biografie. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.