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Veröffentlicht am 25.06.2021

Frech und urkomisch, aber auch bittersüß

Sex/Life
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B.B. Easton, Schulpsychologin, verheiratet und Mutter von zwei Kindern, ist enttäuscht über das eingeschlafene Sexualleben mit ihrem Ehemann Ken. Sie fängt an, in einem geheimen Tagebuch die Eskapaden ...


B.B. Easton, Schulpsychologin, verheiratet und Mutter von zwei Kindern, ist enttäuscht über das eingeschlafene Sexualleben mit ihrem Ehemann Ken. Sie fängt an, in einem geheimen Tagebuch die Eskapaden mit den Freunden ihrer Jugend niederzuschreiben. Bis sie im Chat mit ihrer besten Freundin Sara auf die Idee kommt, dass es ganz hilfreich wäre, wenn Ken lesen würde, was sie so schreibt. Vielleicht würde ihm das auf die Sprünge helfen. Das tut es tatsächlich, denn Ken liest heimlich mit…

Gleich vorneweg - ich habe mich köstlich amüsiert. Easton schreibt, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Offenherzig, frech, ohne jede Zurückhaltung und mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Ihr Wortwitz ist grandios, ihre Vergleiche teils zum Schreien komisch. Und ich konnte mich sooo gut selbst wieder erkennen. Die vier Männer, die sie für ihr Tagebuch heranzieht, hätten auch meine Wahl als Teenager sein können. Bis auf Ken allesamt Bad Boys, wie sie im Buche stehen - Skinhead, Punker, Heavy-Metal-Musiker. Also genau die, vor denen meine Mutter mich immer gewarnt hat und die auch schon mal Hausarrest (völlig zwecklose Erziehungsmaßnahme) oder andere Strafandrohungen mit sich brachten (genauso sinnlos, denn verliebte Teenager finden immer einen Weg).

Denen gegenüber steht der brave Ken mit einem Abschluss in Rechnungswesen, der sie völlig umhaut und den sie auch als Ehemann und Vater ihrer Kinder wählt. Trotz seiner ruhigen, manchmal regelrecht langweiligen Art, die ihn als Roboter erscheinen lässt. B.B. fragt sich immer häufiger, ob ihre Entscheidung für ihn wirklich richtig war. Dabei erwartet sie - in ihren Augen - gar nicht viel. Sinnlichere Erotik, einem Kosenamen, mal ein Kompliment, ein Tattoo mit ihrem Namen als ultimativen Liebesbeweis.

Als Ken im Verlauf der Geschichte tatsächlich aus sich herauskommt und beginnt, sich zu dem Mann zu verändern, den sie sich wünscht, muss sich B.B. fragen, ob sie wirklich auf dem richtigen Weg war. Oder ob auch sie an sich arbeiten muss und ihren Gatten so akzeptiert, wie er eben ist. Denn im Gegensatz zu ihren Ex-Freunden bietet er ihr all das, was für ein gemeinsames Leben elementar ist und Bestand haben kann.

Das ist der Punkt, an dem das Buch auch Tiefgründigkeit zeigt. Wir alle kennen sicher das Problem, mit etwas eigentlich Gutem in unserem Leben nicht zufrieden zu sein. Das Gefühl zu haben, dass da mehr sein könnte. Den Wunsch, aus Mustern auszubrechen und etwas Verrücktes zu tun. Ob das mehr Zufriedenheit bringt, lasse ich mal dahingestellt. Es könnte auch mit Bedauern enden und unwiderruflich weg sein.

Was den Spaßfaktor noch erhöht hat: B.B. hat zwei Tagebücher geschrieben. Ein etwas übertrieben geschöntes für Ken und ein geheimes, in dem sie schildert, wie es wirklich war. Da wird aus dem gut aussehenden Mann schon mal jemand mit schlechten Zähnen oder miesem Körpergeruch.

Ich habe nicht nur Tränen gelacht, sondern tatsächlich auch geweint, als Easton gegen Ende des Buches unerwartet ernst wird. Und das macht ein wirklich gutes Buch aus - alle Gefühlsebenen der Leser*innen anzusprechen.

„Sex/Life“ ist romantische Komödie, Erotikroman (ja, sehr offenherzig, aber heutzutage nicht mehr wirklich schockierend), Tagebuch und Memoiren vereint in einer Geschichte. Es könnte mit der Vielzahl an Bad Boys fast als Warnung für junge Frauen dienen. Andererseits MUSS Frau solche Erfahrungen einfach machen. Ich kann es nur weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 21.06.2021

Kommt nicht ganz an den ersten Band heran - trotzdem gute Unterhaltung

Wenn in mir die Glut entflammt
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Sloan ist eine 26-jährige Malerin, die ihre Kreativität mit dem Unfalltod ihres Verlobten verloren hat. Es fällt ihr schwer, morgens aufzustehen, sich selbst zu versorgen oder über den Tag in irgendeiner ...

Sloan ist eine 26-jährige Malerin, die ihre Kreativität mit dem Unfalltod ihres Verlobten verloren hat. Es fällt ihr schwer, morgens aufzustehen, sich selbst zu versorgen oder über den Tag in irgendeiner Form aktiv zu sein. Eines Tages springt ihr ein Hund erst vor ihr Auto, danach durch das offene Schiebedach direkt hinein und erklärt sie kurzerhand zur neuen Besitzerin. Anhand des Anhängers an seinem Halsband versucht sie, den Halter zu finden, aber ihre täglichen Anrufe werden nicht beantwortet. Als sie gerade beschließt, Tucker zu behalten, meldet sich Jason, Musiker und Sänger, der gerade in Australien auf Tournee ist. Schnell entwickeln sich ihre Nachrichten und Telefonate von neckischen Flirts zu etwas Ernsthaftem. Doch Sloan tut sich schwer damit, Jason in ihr Herz zu lassen, nachdem sie bereits einmal jemanden verloren hat. Aber er ist mehr als bereit, um sie zu kämpfen.

Wieder lehnt Abby Jimenez ihren zweiten Roman an eine wahre Geschichte an, wie sie in ihrem sehr ehrlichen und ausführlichen Nachwort anmerkt. Das Grundthema ist diesmal unbewältigte Trauer und wie man lernen kann, damit umzugehen. Nicht nur als Betroffene, sondern auch als Freunde und Familie, die oft hilflos sind und mit abgedroschenen Phrasen reagieren, die nicht wirklich förderlich sind. Sloan ist sich zwei Jahre nach dem Tod von Brandon durchaus bewusst, dass sie allmählich anfangen muss, loszulassen und weiterzuleben. Dass es ausgerechnet ein Hund ist, der ihr die nötige Motivation verleiht, finde ich absolut stimmig und richtig, denn Tiere können wunderbare Helfer sein.

Das Thema Trauer bestimmt weitgehend die erste Hälfte des Buches, ist dabei aber nicht schwer und wahnsinnig traurig, sonst leicht und mühelos zu lesen. Dann jedoch wird eher Jason zum Hauptthema, denn er ist ein angehender Star und kämpft selber mit Problemen, die seine Berühmtheit mit sich bringt. Ob es eine Stalkerin ist, ein engmaschiger Tourneeplan, der ihn für lange Zeit von Sloan trennen würde oder die brachialen Methoden einer Plattenfirma, die vor nichts zurückschreckt, um ihren neuen Stern am Musikhimmel zu promoten. Auch wenn es keine Branche ist, in der ich mich auskenne - bei diesen üblen Machenschaften wurde mir ganz anders und ich mag mir wirklich nicht vorstellen, dass dies üblich ist. Hat Jason gegenüber Sloan viel Geduld und Durchhaltevermögen bewiesen, muss sie nun zeigen, wie sehr sie zu ihm steht. Leider wird das relativ langatmig und mit ein wenig zu viel Drama behandelt. Trennung, Versöhnung, wieder Trennung, wieder Versöhnung - einmal hätte gereicht und das Buch um 50 sinnlose Seiten verkürzt.

Ich bin nicht - wie im ersten Band der Reihe - auf einer Achterbahn der Gefühle gefahren. Die ganz großen Emotionen haben mir ein bisschen gefehlt, trotz der Ernsthaftigkeit des Themas. Auch an den grandiosen Wortwitz von Teil eins kommt die Autorin hier nicht heran. Dennoch habe ich das Buch sehr gerne gelesen, denn Abby Jimenez hat einen leichten und einnehmenden Stil, den ich mag und der in der deutschen Übersetzung gut umgesetzt wurde. Deshalb freue ich mich auf Adrians Geschichte, die hier ihre Einleitung findet und im nächsten Band fortgesetzt wird.

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Gelungener Mix aus Romanze, Drama und Action

Deluxe Dreams
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Die amerikanische Studentin Sadie ist als Rucksacktouristin mit dem Zug quer durch Europa unterwegs. Begonnen hatte sie die Reise mit ihrem Freund, von dem sie sich aber unterwegs getrennt hat. Ihr Budget ...

Die amerikanische Studentin Sadie ist als Rucksacktouristin mit dem Zug quer durch Europa unterwegs. Begonnen hatte sie die Reise mit ihrem Freund, von dem sie sich aber unterwegs getrennt hat. Ihr Budget ist klein, deshalb übernachtet sie in billigen Hostels und ernährt sich von preiswerten Gerichten. Als sie vom südfranzösischen Cannes nach Barcelona weiterreisen will, wird sie auf dem Weg zum Bahnhof überfallen und verletzt. Der charmante Franzose Olivier vertreibt ihren Angreifer und bringt sie in sein Luxushotel nach Antibes. Er überredet sie dazu, ihre Verletzung in seiner Suite auszukurieren. Fasziniert voneinander, verbringen sie einige Tage miteinander und erkennen bald, dass dies mehr als ein kurzer Sommerflirt ist.

Karina Halle lässt in im ersten Buch der Dumont-Reihe Welten aufeinanderprallen. Sadie ist es gewohnt, mit wenig Geld auszukommen und obwohl sie den Luxus, den Olivier ihr bietet, durchaus genießt, lässt sie sich davon nicht wirklich beeindrucken. Das wiederum genießt Olivier, ist er doch gewohnt, dass sich Menschen hauptsächlich wegen seines Reichtums mit ihm einlassen. Doch er öffnet sich ihr gegenüber nicht völlig, denn ein Geheimnis, das ihn seit zehn Jahren schwer belastet, wird eine gemeinsame Zukunft unmöglich machen.

Der Autorin gelingt es ganz wunderbar, das französische Flair der Côte d’Azur und - im weiteren Verlauf des Buches - den Zauber von Paris einzufangen und den Leser*innen zu vermitteln. Sie hat auch zwei sehr sympathische und liebenswerte Hauptdarsteller geschaffen, die schnell mein Herz gewonnen haben. Den beiden gegenüber steht der verfeindete Zweig der Dumont-Familie, Oliviers Onkel und dessen Söhne. Auch sie sind so vortrefflich kreiert, dass ich ihnen jede Bösartigkeit, jede Manipulation und jeden Verrat ohne weiteres abnehme.

Gefallen hat mir ebenso der recht bunte Mix von Genres innerhalb der Geschichte. Wir begleiten nicht nur Sadie und Olivier bei ihrer Romanze, sondern finden uns auch einem Familiendrama, einem Mysterythriller und einem Actionfilm wieder. Ich möchte nicht spoilern, aber es gibt schon einige Szenen, bei denen ich die Seiten gar nicht schnell genug umblättern konnte. Darüber hinaus finde ich es erfrischend, dass sich das unvermeidliche Drama mal nicht zwischen Held und Heldin, sondern um sie herum entfaltet.

Die erotischen Szenen sind sexy, aber geschmackvoll und dominieren das Buch nicht. Sie passen immer gut in die Handlung und entsprechen auch dem Charakter der Protagonisten.

Schon deshalb kann ich den nächsten Teil der Saga kaum erwarten. Zum einen finde ich Oliviers Geheimnis nicht so schrecklich, dass es ihn eine solch lange Zeit belastet hat. Da muss es noch mehr geben. Zum anderen bleiben noch viele offene Fragen, die hoffentlich in den kommenden Bänden beantwortet werden. Ich bin nur froh, dass „Deluxe Dreams“ nicht mit dem befürchteten Cliffhanger geendet hat.

Ein wirklich gelungener Start in eine neue Reihe. Ich vergebe nur deshalb nicht fünf mögliche Sterne, weil ich mir vorstellen kann, dass es mit den nächsten Büchern noch besser wird.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Unerwartet - der dritte Band der Hartwell-Reihe

Things We Never Said - Geheime Berührungen
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Schmuckdesignerin Dahlia McGuire lebt seit einigen Jahren in dem verschlafenen Küstenort Hartwell, Delaware. Nach einem tragischen Vorfall in ihrer Jugend, der mehr als ein Jahrzehnt zurück liegt, hat ...

Schmuckdesignerin Dahlia McGuire lebt seit einigen Jahren in dem verschlafenen Küstenort Hartwell, Delaware. Nach einem tragischen Vorfall in ihrer Jugend, der mehr als ein Jahrzehnt zurück liegt, hat sie sowohl ihre Familie als auch ihre große Liebe, den Polizisten Michael Sullivan, ohne ein Wort der Erklärung verlassen. Einzig ihr Vater kennt ihren Aufenthaltsort und als er sich in Not befindet, kehrt Dahlia mit gemischten Gefühlen nach Boston zurück. Dort muss sie sich sowohl Michael als auch den Geistern der Vergangenheit stellen.

Absolut unerwartet für mich ist mit diesem Buch der dritte Band der Hartwell-Reihe erschienen. Zum einen ist es aus dem Klappentext leider nicht ersichtlich, wenn man nicht den Namen Dahlia noch aus dem 2017 aufgelegten zweiten Band im Hinterkopf hat. Zum anderen führen sich Titel und Cover nicht in die Reihe ein, da der Verlag gewechselt hat. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass die Serie nun bei MTB fortgesetzt wird.

Viel Raum nehmen die uns bekannten Protagonisten aus den ersten Teilen ein. Wie schön, dass die vertrauten Paare hier wieder auftreten. Haben wir mit Jess und Cooper gelitten, mit Bailey und Vaughn gelacht, so wandern wir jetzt mit Dahlia und Michael durch tiefe Täler. Denn dieses Buch lebt von den Schicksalsschlägen, die beiden, besonders Dahlia, widerfahren sind und sowohl ihre kurze gemeinsame Zeit als auch die langen Jahre der Trennung geprägt haben. So sind die vorherrschenden Gefühle vor allem Wut, Entfremdung, tiefes Leid, unverarbeitete Trauer und Distanziertheit. Aber auch Hingabe und tiefe Liebe und, zumindest von Michaels Seite, die Sehnsucht und der Wille, wieder zur alten Zuneigung zurückzufinden.

Dabei hat er es schwer. Denn Dahlia fühlt sich schuldig an den vergangenen Unglücken, kann sich nicht frei machen von den Anklagen ihrer Geschwister und ihrer Mutter. Sie fühlt sich seiner Liebe nicht gewachsen und nicht würdig. Immer wieder stößt sie ihn weg. Es ist ein ewiger Kampf, sowohl gegen einander als auch gegen sich selbst.

Und da liegen auch die Schwierigkeiten, die ich mit diesem Buch hatte. Dahlias Gedanken und Selbstzweifel nehmen sehr, sehr viel Raum im Buch ein. Sie wiederholen sich in nahezu jedem Kapitel und füllen viele Seiten. Auch wenn ich Samantha Young zweifellos für eine begabte Schriftstellerin halte, deren Bücher ich ausnahmslos gelesen habe, habe ich hier oft das Gefühl gehabt, dass ihr zündende Ideen fehlten. Sie selbst gibt im Nachwort zu, mit diesem Band Schwierigkeiten gehabt zu haben, ohne dies weiter zu erläutern. Da ich, das muss ich leider zugeben, die ein oder andere Seite überblättert habe, bin ich sowohl mit Dahlia als auch Michael, nicht so richtig warm geworden. Mir fehlten auch ein paar mehr humorvolle Momente, um die Düsternis ein wenig aufzulockern.

Eine Second-Chance-Romanze, die den Leser*innen viel abverlangt. Dem Verlag muss ich ein Lob aussprechen für ein in grammatikalischer und orthografischer Hinsicht fehlerfreies Buch. Ich hoffe, dass auch Emerys Geschichte bald auf Deutsch erscheinen wird und bin optimistisch, dann wieder fünf Sterne vergeben zu können.

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Zwischen urkomisch und herzzerreißend

Wenn aus Funken Flammen werden
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Kristen ist auf dem Weg zu einem Treffen mit ihren besten Freunden Sloan und Brandon, deren Trauzeugin sie bei der Hochzeit der beiden sein wird. Vor einem Supermarkt fährt jemand ihr hinten in ihren Wagen. ...

Kristen ist auf dem Weg zu einem Treffen mit ihren besten Freunden Sloan und Brandon, deren Trauzeugin sie bei der Hochzeit der beiden sein wird. Vor einem Supermarkt fährt jemand ihr hinten in ihren Wagen. Der gutraussehende und witzige Typ entpuppt sich kurze Zeit später als Josh, bester Freund des Bräutigams und zweiter Trauzeuge. Beide fühlen sich voneinander angezogen, doch Kristen wartet auf die Rückkehr ihres Freundes, der in wenigen Wochen seinen Militäreinsatz beenden wird und dann bei ihr einzieht. Zudem muss sie sich einer Operation unterziehen, die es ihr unmöglich machen wird, Kinder zu bekommen. Aber Josh träumt von einer Familie mit vielen Kindern.

Das deutsche Debüt der Autorin Abby Jimenez startet mit derartig viel Humor und Wortwitz, dass ich aus dem Lachen gar nicht mehr heraus kam. Urkomische, genau auf den Punkt gebrachte und knackige Dialoge zwischen Kristen und Josh sind so fabelhaft kreiert, dass diese Geschichte fulminant startet und ich gar nicht mehr aufhören konnte, zu lesen. Kristens oft sarkastische Äußerungen werden von Josh derart trocken gekontert, dass man als Leser*in seine wahre Freude daran hat. Dazu trägt auch Kristens Yorkshire Terrier „Stuntman Mike“ bei, der als Sidekick mit Menschenkenntnis und witziger Kleidung seine Momente hat.

Doch bald wird es ernster und deutlich komplexer. Angelehnt an eine wahre Geschichte (so das Nachwort der Autorin), wird hier ein Thema zur Sprache gebracht, dass sicher lange Zeit ein Tabu war und für viele leider heute noch ist. Unfruchtbarkeit bei Frauen ist eine Belastung für alle Beteiligten. Jimenez macht klar, wie sich Frauen fühlen, die mit einer solchen Diagnose belastet sind. Es trifft letztlich nicht nur sie selbst, sondern natürlich auch die Partner und den Freundeskreis. Hier wird es nicht behutsam angesprochen, sondern in aller Deutlichkeit und mit manchmal brachialer Ehrlichkeit. Was gut ist, ohne Frage.

Für mich jedoch hat es meine Sympathie mit der Protagonistin geschmälert, obwohl ich eigentlich Mitleid mit ihr haben wollte. Denn Kristen versteckt sich - bei all ihrer sonst von ihr selbst so gerühmten Ehrlichkeit - hinter der Krankheit und lässt eine Beziehung zu Josh nicht zu, ohne ihm allerdings die Wahrheit zu gestehen. Lieber opfert sie ihre wahre und große Liebe, unter der Vorgabe, sein künftiges Familienglück mit vielen Kindern nicht zu ruinieren. Leider ergehen sich ihre Gedanken darum in etlichen Wiederholungen, die einige Kapitel damit deutlich in die Länge ziehen. Ja, sie will ihn schonen, aber mit ihrer Zurückhaltung verletzt sie sich selber und ihn umso mehr. Josh dagegen bekam durchweg meine volle Bewunderung, weil er sich, ohne den wahren Hintergrund zu kennen, so enorm liebevoll und mit allem, was er hat, um die Rettung ihrer Liebe bemüht.

Das herzzerreißende Drama um ihre gemeinsamen Freunde Sloan und Brandon hat mich emotional mehr in einen Abgrund gestürzt, den ich so nicht kommen sah. Was habe ich geweint! Das es letztlich zu einer Klärung der Situation beigetragen hat, war fast nebensächlich.

Leider muss ich Abby Jimenez auch vorwerfen, ihre Leser um jeden Preis mit einem Happyend versöhnen zu wollen. Zu dieser Geschichte hätte ein bittersüßes Ende besser gepasst als dieses zuckersüße. Letztlich aber ist dies ein wirklich gut geschriebenes und stilistisch einwandfreies Buch von einer begabten Schriftstellerin. Und die Leseprobe am Ende, die auf den zweiten Teil der Reihe hinweist, verspricht weiteres Lesevergnügen. Mit geringen Einschränkungen durchaus empfehlenswert!

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