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Veröffentlicht am 22.04.2017

Zwei Loser bieten dem System die Stirn

Die Grausamen
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Zum Inhalt:
Eigentlich ist sie als Müllhalde für gescheiterte polizeiliche Existenzen gedacht, für die man noch einen Grund zur Entlassung sucht: Die neu gegründete Einheit für Cold Cases. Marta hat bei ...

Zum Inhalt:
Eigentlich ist sie als Müllhalde für gescheiterte polizeiliche Existenzen gedacht, für die man noch einen Grund zur Entlassung sucht: Die neu gegründete Einheit für Cold Cases. Marta hat bei einem Einsatz aus Versehen ihren Partner erschossen, Gabe wurde nach einem Unglück von Frau und Sohn verlassen und sucht sein Heil überdeutlich im Alkohol. Aber vor allem Marta hat ihren Spürsinn nicht verloren, findet Ungereimtheiten in vier Mordfällen und bringt diese mit dem Verschwinden einer Schülerin in Verbindung. Durch ihre Beharrlichkeit zieht sie Gabe mit und beide in einen Strudel, der sie zu verschlingen droht.

Mein Eindruck:
Kannte ich bis jetzt Katzenbach eher von unglaubwürdigen Krimis, in denen „normale“ Menschen mit Psychopathen aneinander geraten und danach – insbesondere waffentechnisch – über sich hinauswachsen, so hat er mich dieses Mal äußerst positiv überrascht. Seine Protagonisten sind hier Polizisten, denen ganz im Gegenteil zu seinen sonstigen Figuren nichts Übermenschliches anhaftet. Vom Schicksal geschlagen, von Selbstzweifeln geplagt, dennoch akribisch handelnd und – trotz aller Widerstände – stur der Wahrheit verhaftet. Es gefällt, dass sie sich nicht von falschen Freunden einwickeln lassen und auch den vermeintlichen Feinden eine Chance geben.
Der Schreibstil von Katzenbach ist wunderbar beschreibend, ohne zu blumig zu sein, - das Kopfkino läuft somit perfekt. Der Fall selbst ist gut entwickelt, es bleiben keine größeren Fragen ungeklärt und bei dem (leicht offenen) Ende kann man sogar auf eine Fortsetzung mit dem Team hoffen; etwas, was Katzenbach seiner Leserschaft sonst nicht bietet. Der einzige inhaltliche Wermutstropfen ist für mich die Reaktion zweier Personen auf die Nachforschungen Martas und Gabes, die mir auch nach großer Grübelei nicht stimmig erscheint.

Mein Fazit:
Gerne mehr von diesem Team

Veröffentlicht am 17.04.2017

Vier Stories für ein Halleluja

Die Knochenjägerin
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Zum Inhalt:
In vier Kurzgeschichten bewährt sich die Forensikerin Tempe in ihrem Beruf. Drei davon sind als E-Book erschienen, die vierte klärt die Leserschaft darüber auf, wie die Anthropologin zur Gerichtsmedizin ...

Zum Inhalt:
In vier Kurzgeschichten bewährt sich die Forensikerin Tempe in ihrem Beruf. Drei davon sind als E-Book erschienen, die vierte klärt die Leserschaft darüber auf, wie die Anthropologin zur Gerichtsmedizin gekommen ist.

Mein Eindruck:
Natürlich können Kurzgeschichten nicht die gleiche Intensität und Tiefe eines Romans erreichen. Höchst positiv ist aber zu vermerken, dass sie eben auch nicht den Müll eines Romans mit sich herumschleppen müssen – beispielsweise ein ausuferndes Privatleben und/oder Probleme persönlicher Art. Negativ ist – für Leser, die gerne mitknobeln – der Punkt, dass nicht besonders viele verdächtige Personen auf dem Schirm erscheinen können und die Auswahl an möglichen Tätern sehr begrenzt ist. Trotzdem vermag es die Autorin, glaubhaft Motive und Verdächtige zu verstricken und so für einen kurzweiligen Lesespaß zu sorgen. Besonders gefällt dabei die zweite Hälfte des Buches, welche einen sehr elegant konstruierten Fall und die Anfänge von Tempe in der Gerichtsmedizin zum Thema hat. Diesen Start ins Forensikerinnen-Dasein verwebt Kathy Reichs mit einer Rahmenhandlung, bei der um das Leben einer Bezugsperson Tempes gekämpft wird, die sie von Anbeginn begleitet hat. So ergibt sich eine Spannung, die der geringen Seitenanzahl trotzt und – bei aller Dramatik – zeigt sich der Humor, der sie insbesondere im Zusammenspiel mit einigen Polizeibeamten immer wieder begleitet.

Mein Fazit:
Zwar kein opulentes Menü für den Reichs-Fan, aber durchaus leckere Appetithäppchen für Zwischendurch

Veröffentlicht am 09.04.2017

Ehre und Verbrechen

Das Geheimnis der Madame Yin
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Zum Inhalt:
Celeste – Mitarbeiterin der amerikanischen Detektei Pinkerton – wird als Begleitung der jungen Dorothea nach London engagiert. Dort stellt sie fest, dass Dorothea und ihre Mädchenclique in ...

Zum Inhalt:
Celeste – Mitarbeiterin der amerikanischen Detektei Pinkerton – wird als Begleitung der jungen Dorothea nach London engagiert. Dort stellt sie fest, dass Dorothea und ihre Mädchenclique in Machenschaften rund um Opium und Pornographie verwickelt sind, die schon mehreren Frauen das Leben und/oder den guten Ruf gekostet haben. Um ihren Schützling vor der Gefahr für Leben und gesellschaftliche Stellung zu bewahren, mischt sich Celeste in die Ermittlungen von Scotland Yard ein, - zuerst zum Verdruss, später aber auch zur Freude von Inspector Edwards, dem verantwortlichen Beamten.

Mein Eindruck:
Insbesondere die sehr humorvollen Beschreibungen der kleinen Scharmützel zwischen Celeste und Edwards sind das Lesen des Krimis wert. Aber auch die Beschreibungen des viktorianischen Londons wissen den Leser zu vereinnahmen. Kutschen, schöne Kleider, Armut, Spelunken und Verbrecher werden so deutlich geschildert, dass man das Hufgetrappel hören, den Dreck sehen und die Angst spüren kann. Standesdünkel und die Stellung der Frauen, die noch sehr vom guten Willen der Männer – sei es Väter, Vorgesetzte oder Gatten – abhängig sind und wozu diese Abhängigkeit im schlimmsten Falle führen kann, nehmen ebenfalls einen großen Raum in diesem Roman ein.
Mir hat gefallen, dass die Menschen in diesem Buch – gute wie böse – echte Typen sind, die Frauen ihren Mann stehen und die Männer das verkraften können.
Eines ist jedoch zu bekritteln: Die titelgebende Madame Yin spielt eine eher untergeordnete Rolle in dem ganzen Drama. Dafür wird man – hoffentlich – noch Einiges von Edwards und Celeste hören, in London oder in Amerika…

Mein Fazit:
Ein schönes Setting und gut eingeführte Charaktere bereiten einigen Spaß

Veröffentlicht am 26.03.2017

Götter mit menschlichen Schwächen

Die Chaos-Götter 1: Die Götter sind los
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Zum Inhalt:
Elliot hat Probleme: Seine Mutter leidet an Demenz, Haus und Hof sind abgewirtschaftet und belastet, die Nachbarin intrigiert und vor lauter Sorgen kann er sich nicht mehr um die Schule kümmern. ...

Zum Inhalt:
Elliot hat Probleme: Seine Mutter leidet an Demenz, Haus und Hof sind abgewirtschaftet und belastet, die Nachbarin intrigiert und vor lauter Sorgen kann er sich nicht mehr um die Schule kümmern. Viel Gewicht für zwölfjährige Schultern!
Aber dann bricht das Sternzeichen Virgo durch das Dach und in sein Leben, er rettet einen Dämon und trifft auf eine ganze Schar von Göttern. Doch das daraus entstehende Chaos bietet auch eine Chance.

Mein Eindruck:
Liebevoll entwirft Maz Evans einen wahren Kosmos rund um den Jungen Elliot und das Sternbild Virgo, die in der Figur eines Mädchens steckt. So findet sich für jeden jungen Lesenden eine Identifikationsfigur. Dass die beiden Kinder auch Schwächen aufweisen (Sie ist ungestüm, er will den zu erwartenden Reichtum – wenn auch für ein hehres Ziel – für sich verwenden), macht sie nur sympathischer, da glaubwürdiger. Schön auch die Vielschichtigkeit der Erwachsenen, Götter, Dämonen und Sternzeichen. Trotz der Fülle an Figuren sind alle ausführlich genug beschrieben, um sie sich vorstellen zu können. Ein glasklarer, nur mit guten Eigenschaften ausgestatteter Held findet sich nicht, - also fast wie im richtigen Leben. Über die Macken der „Guten“ lässt sich schmunzeln, die Gefahr, die durch die „Bösen“ im Raum steht, ist zwar bedrohlich, wird aber nie blutrünstig beschrieben. Ein Cliffhanger zum Schluss lässt Folgebände vermuten. Da die Geschichte nicht nur mit Spannung, sondern auch mit Humor ausgestattet ist, werden auch diese Bücher ihre Leserschaft finden.

Mein Fazit:
Ein leichter, aber nicht substanzloser Schreibstil bedient mit einer guten Geschichte die Zielgruppe perfekt

4 Sterne

Veröffentlicht am 12.03.2017

Manchmal, aber nur manchmal...

DEMUT
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… haben Frauen ein bisschen Haue gern. Das sangen schon „Die Ärzte“, bevor E.L. James das Spanking auf die Nachttische der Hausfrauen brachte.

Zum Inhalt:
Der Ex-Journalist Harry Svensson kann nicht aus ...

… haben Frauen ein bisschen Haue gern. Das sangen schon „Die Ärzte“, bevor E.L. James das Spanking auf die Nachttische der Hausfrauen brachte.

Zum Inhalt:
Der Ex-Journalist Harry Svensson kann nicht aus seiner Haut. Als er zufällig einen Schlagerstar schlafend neben einer Leiche findet, erwacht in ihm der Jagdtrieb. Auch deshalb, weil die Tote Spuren einer SM-Handlung aufweist und damit in einem Milieu zu Hause war, welches Harry nicht fremd ist.

Mein Eindruck:
Trotz über 700 Seiten Lesestoff ist dieser Krimi erstaunlich kurzweilig geraten. Ein Grund dafür ist die Erzählperspektive, die zwischen erster (Harrys Sicht) und dritter Person (Tätersicht) wechselt und mit der dadurch erzeugten textlichen Unruhe die Leser bei der Stange hält.
Ein weiterer ist die gute Zahl und Auswahl der Nebenfiguren. Genügend, um durch den Blick auf wechselnde Schicksale die Spannung aufrecht zu erhalten, aber nicht zu viele, dass dieser Blick gehetzt geraten und zu viele Oberflächen nur angekratzt würden. Der engere Kreis des Personals ist so gut eingeführt, dass er in Nachfolgebänden Verwendung finden könnte. Da selbst die Charaktere mit – typisch für Skandinavienkrimis – Problemen auch ihre für die Leserschaft sympathischen Seiten haben, ist das ein guter Ausgangspunkt.
Der Schreibstil ist flüssig, die Geschichte gut entwickelt. Man merkt, dass der Autor selber Journalist ist und die Zusammenhänge seines Metiers gut zu vermitteln vermag. Hübsch dabei insbesondere eine gewisse Selbstironie, wenn es um die Zusammenarbeit mit der Polizei geht.

Mein Fazit:
Schlagkräftiges Debüt