Profilbild von melange

melange

Lesejury Star
offline

melange ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit melange über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2021

Großartig

Das Geschenk eines Regentages
0

Mein Eindruck:
Das Leben hat seine Tücken, wenn man einsam ist, - das gilt genauso für Katzen wie für Menschen. Makoto Shinkai und Naruki Nagakawa beschreiben in ihrem Buch „Das Geschenk eines Regentages“ ...

Mein Eindruck:
Das Leben hat seine Tücken, wenn man einsam ist, - das gilt genauso für Katzen wie für Menschen. Makoto Shinkai und Naruki Nagakawa beschreiben in ihrem Buch „Das Geschenk eines Regentages“ wie mitunter zufällige Aufeinandertreffen zu Glück und Liebe auf beiden Seiten führen können. Dabei wirken die Katzen quasi als Katalysatoren, um ihre menschlichen Gefährten in die Spur zu bringen. Das Ganze in einer unnachahmlichen Sprache und mit so viel Empfindsamkeit, dass einem zuweilen Tränen in die Augen steigen. Doch nie Tränen der Trauer, sondern Tränen des Mitgefühls.
Dieses Buch ist wirklich ein Geschenk, aber nicht nur das eines Regentages. Wie eine alte Haarspray-Werbung einmal sagte: Hält bei jedem Wetter.

Mein Fazit:
Zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht und ins Herz

Veröffentlicht am 01.05.2021

Bedrückend

Girl A
0

Zum Inhalt:
Nach dem Tod ihrer Mutter wird Alexandra zur Testamentsvollstreckerin ernannt. Das Erbe sieht vor, dass sie gemeinsam mit ihren Geschwistern entscheidet, was aus dem Besitz - ein Haus und Vermögen ...

Zum Inhalt:
Nach dem Tod ihrer Mutter wird Alexandra zur Testamentsvollstreckerin ernannt. Das Erbe sieht vor, dass sie gemeinsam mit ihren Geschwistern entscheidet, was aus dem Besitz - ein Haus und Vermögen - wird. Das gestaltet sich schwierig, weil alle Kinder adoptiert wurden und das jüngste noch nicht einmal etwas über seine Herkunft weiß. Denn Lexi war Girl A und ihre Familie wurde von ihrem Vater drangsaliert und eingesperrt, - bis Girl A entkam.

Mein Eindruck.
Dieser Eindruck gestaltet sich sehr schwer. Man könnte jetzt über den Aufbau des Buches schreiben: Die Geschichte ist aufgeteilt in große Teilkapitel, die zwar immer mit Lexi zu tun haben, dabei jedoch auf ihre Interaktion mit dem betreffenden Bruder oder Schwester eingehen. Oder man könnte sich dem Schreibstil widmen, der sehr anschaulich die innere Zerrissenheit Lexis widergibt, ihre Kampfkraft, ihre Träume damals, ihre scheinbare Abgeklärtheit heute. Ein weiterer Hebel wäre die Betrachtung der Umwelt: Warum hat keiner gemerkt, dass die Kinder verwahrlosten oder warum haben weder Nachbarn, Verwandte und Lehrerschaft reagiert?
Aber eigentlich sollte man nur schreiben, dass man sprachlos ist: Sprachlos über das Leid, sprachlos über die Ignoranz, sprachlos über den Umgang der einzelnen Geschwister untereinander und sprachlos über das, was es aus ihnen gemacht hat. Denn das Eindringlichste an dieser Geschichte ist, wie Abigail Dean für jedes Kind und sogar der Mutter - trotz der gleichen Umgebung und der gemeinsam verbrachten Zeit - einen Umgang mit den erlittenen Umständen erdacht hat.
Und das bedrückt unendlich.

Veröffentlicht am 18.04.2021

Brillant

Die Neue
0

Zum Inhalt:
Margot ist schwanger und wählt - gemeinsam mit ihrer Chefin - Maggie als Vertretung für ihren Job in der Redaktion einer Zeitschrift aus. Als Margot bemerkt, wie gut sich Maggie in das Team ...

Zum Inhalt:
Margot ist schwanger und wählt - gemeinsam mit ihrer Chefin - Maggie als Vertretung für ihren Job in der Redaktion einer Zeitschrift aus. Als Margot bemerkt, wie gut sich Maggie in das Team einfügt, werden bei ihr Verlustängste geweckt. Ihre Freundin Winnie ist dabei keine Hilfe, denn deren Sohn Jack ist im Kindbett gestorben. Als Winnie sich nicht nur abweisend, sondern sogar feindselig verhält und Maggie sich immer breiter in Margots Leben macht, bekommt diese Angst: Wollen diese beiden Frauen ihr Leben? Die eine das Kind, die andere den Job?

Mein Eindruck:
Ein Psychothriller, der es in sich hat. Von der Autorin in drei Abschnitte eingeteilt, berichtet er jeweils aus einer weiblichen Perspektive den Fortgang der Ereignisse. Dieses Stilmittel wird vor allen Dingen zum Ende hin grandios ausgenutzt, wenn die Kapitel immer kürzer werden und die Spannung dadurch immer größer.
Und noch etwas gelingt Harriet Walker: Zweifel zu schüren. Wer handelt warum wie? Zwar deckt sie Stückchen für Stückchen die erste große Zäsur in der Freundschaft von Winnie und Margot auf; doch auch dann bleibt Vieles im Dunkeln. Denn die Leserschaft fragt sich, ob die Frauen, deren Gedanken sie serviert bekommt, wirklich so sind, wie Walker es schreibt, oder ob sie sich – und damit auch den Leser/innen – nur etwas vormachen.
Es macht absolut Spaß, genauso seine Gedanken und Eindrücke zu hinterfragen, wie es die Charaktere im Buch tun.
Der Höhepunkt zum Ende wird perfekt in Szene gesetzt und – das ist vielleicht sogar das Beste an der Geschichte – die Rolle der Frauen wird klar, alle Vorgänge sind im Nachhinein logisch und lösen sich auf.

Mein Fazit:
Eine wirklich gut gemachte Geschichte mit ein bisschen Glamour und viel Mutterliebe

Veröffentlicht am 04.04.2021

Ein guter Abschluss

VANITAS - Rot wie Feuer
0

Zum Inhalt:
Weglaufen ist keine Lösung mehr für Carolin, - das hat sie nach den Ereignissen in Wien eingesehen. Deshalb fasst sie einen mutigen (oder wahnsinnigen) Entschluss: Sie begibt sich zurück nach ...

Zum Inhalt:
Weglaufen ist keine Lösung mehr für Carolin, - das hat sie nach den Ereignissen in Wien eingesehen. Deshalb fasst sie einen mutigen (oder wahnsinnigen) Entschluss: Sie begibt sich zurück nach Frankfurt – in die Höhle des Löwen. Dort entwickelt sie einen Plan, Karpins Vertraute zu neutralisieren und ihn aus seinem Bau in Russland zu locken, - um ihn letztendlich auszuschalten.

Mein Eindruck:
Lange durfte man rätseln, ob es Poznanski gelingen wird, ein gleichermaßen befriedigendes Ende für ihre Protagonistin UND die Leser/innen zu kreieren. Mit „Rot wie Feuer“ ist es ihr eindeutig gelungen. Das Ende der Vanitas-Trilogie ist ein würdiger Abschluss, wir treffen sämtliche, wichtige Personen aus den ersten Büchern wieder, alles wird geklärt, die Protagonistin verbiegt sich nicht und wandelt weiterhin auf einem sehr schmalen Pfad zwischen (moralischer) Tugend und Verbrechen. Die inneren Konflikte Carolins, ihre Angst, ihr Durchsetzungsvermögen und auch ihr Mitgefühl werden wieder großartig geschildert. Überhaupt gefällt die Zeichnung der Figuren insbesondere in diesem Teil der Reihe, da sie völlig gegen den Mainstream läuft: Die Frauenfiguren sind stark, manchmal manipulativ und zum Schluss die großen Gewinner; die Männer – trotz körperlicher Überlegenheit und Führungspositionen – merken zumeist gar nicht, wie geschickt sie ausgekontert werden.
Die Geschichte selbst ist gewohnt rasant erzählt, die Schauplätze entstehen gut vor dem geistigen Auge; einzig die Folterszenen sind ein wenig zu bildhaft geraten – doch das ist reine Geschmackssache. Und auch der Schluss ist perfekt: Vollständig erzählt, mit einem kleinen Hintertürchen, falls die Autorin doch noch einmal nach Russland/Frankfurt/Wien und zu Nadja/Anna/Carolin zurückkehren möchte.

Mein Fazit:
Ein gutes Ende, - wenn auch nicht für jede/n

Veröffentlicht am 27.03.2021

Großartig

Der große Sommer
0

Zum Inhalt:
Der 16jährige Frieder droht an seiner Versetzung zu scheitern, - und damit das Gymnasium insgesamt nicht zu schaffen. Die Zeit bis zur Nachprüfung soll er deshalb nicht gemeinsam mit seinen ...

Zum Inhalt:
Der 16jährige Frieder droht an seiner Versetzung zu scheitern, - und damit das Gymnasium insgesamt nicht zu schaffen. Die Zeit bis zur Nachprüfung soll er deshalb nicht gemeinsam mit seinen Eltern verbringen, sondern bei seinem Großvater lernen. In diesem Sommer lernt Frieder nicht nur neue Seiten an seinen Großeltern kennen, er macht auch die Bekanntschaft mit vielen Facetten, die das Leben zu bieten hat. Danach ist nicht nur er ein anderer Mensch.

Mein Eindruck:
Wenn der Mensch vor dem Buch beim Friseur sitzt und die Tränen nicht nur wegen der Chemikalien fließen, die ihn dort umgeben, hat ein Autor ziemlich viel richtig gemacht. Ewald Arenz gelingt dieses Kunststück mit „Der große Sommer“ mit einer Leichtigkeit, die an einen gekonnten Kopfsprung vom 7,5-Meterbrett erinnert: Geradeheraus, elegant und pfeilschnell in die Seele seiner Leserschaft eintauchend. Möglicherweise verhilft die Ähnlichkeit im Alter von Schriftsteller und Protagonist, dass die Einbettung in die Zeit perfekt ist, - von der Pershing bis zum Kassettenrecorder, vom Münztelefon bis zu Großeltern mit Nachkriegserinnerungen. Arenz trifft den Slang der damaligen Zeit genauso gut wie er Gefühle und Empfindungen beschreibt. Dabei hält er gekonnt die Balance zwischen Humor und Tragik. Seine Figuren – egal wie unbedeutend, egal wie alt – besitzen alle eine Würde und Wahrhaftigkeit, dass man meint, sie greifen zu können. Vom Ich-Erzähler bis hin zum Bademeister. Ein wunderbares Buch. Ein ganz wunderbares Buch.

Mein Fazit:
Eine Coming of Age- Geschichte, wie sie selten besser gelungen ist