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Veröffentlicht am 22.05.2021

Leben retten

Zwischen zwei Herzschlägen
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Es beginnt wie eine Teenie- Liebesgeschichte. Fußballass und Mädchenschwarm Joel scheint für Kerry unerreichbar. Er ist einfach ein anderes Kaliber als ihr liebster Freund, Kumpel und Nachbar Tim, mit ...

Es beginnt wie eine Teenie- Liebesgeschichte. Fußballass und Mädchenschwarm Joel scheint für Kerry unerreichbar. Er ist einfach ein anderes Kaliber als ihr liebster Freund, Kumpel und Nachbar Tim, mit dem sie alle Geheimnisse teilt, in den sie aber nicht verliebt ist. Tim dagegen hofft auf mehr und will den Silvesterabend nutzen Kerry endlich zu küssen.

Es kommt aber ganz anders, denn Joel kippt auf dem Fußballplatz plötzlich um und ist auf erste Hilfe angewiesen. Kerry zögert keine Sekunde und beginnt mit der Herzdruckmassage und der Beatmung, bis der Krankenwagen endlich erscheint. Tim, ebenfalls ausgebildeter Ersthelfer steht erstarrt daneben und kann Kerry erst helfen, als die Rettungskräfte fast da sind. Was sagt das über ihn aus? Genau wie für Kerry, war es immer sein Ziel Arzt zu werden.

Dieser Vorfall zum Ende des Jahres 1999 beeinflusst die Leben der 3 Protagonisten nachhaltig und hat Auswirkung auf ihr weiteres Leben, dass wir als Hörer viele Jahre verfolgen.

Ich habe den 3 Sprechern Marian Funk, Maditha Kelling Bergner und Jacob Weigert gerne zugehört, die den Roman perfekt eingesprochen haben.

Kerry ist eine zupackende, hilfsbereite Person, die oft zurücksteckt und bedingungslos für ihre Freunde da ist. Manchmal war sie mir ein bisschen zu "heilig". Tim musste früh im Leben Verantwortung übernehmen, als sein Vater die Familie verließ und ihn mit seiner kranken Mutter zurückließ. Er geht oft den Weg des geringsten Widerstandes und ich hatte öfter das Bedürfnis ihn mal zu schütteln. Joel verändert sich nach der Lebensrettung sehr zum Negativen, kommt überhaupt nicht damit klar, dass seine Fußballkarriere vorbei ist und versinkt im Selbstmitleid. Er braucht ziemlich lange bis er sein neues "Ich "nach dem Unfall reflektiert und versucht sich zu ändern.

Es sollte eine Triggerwarnung zum Thema Drogenmissbrauch geben,

Auch wenn ich Dreiecksgeschichten normalerweise nicht so mag, hat mir die Geschichte ganz gut gefallen. Das Thema "Erste Hilfe" ist ein zentrales Thema und Anliegen der Autorin. Es gibt auch noch ein sehr eindrückliches Nachwort dazu.

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Veröffentlicht am 23.05.2021

Mutige Frauen

Die Erfindung der Flügel
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Zu ihrem 11 Geburtstag bekommt Sarah Grimké ein menschliches Geschenk, nämlich ihr eigenes Sklavenmädchen, Hetty geschenkt, die ihr als Kammerzofe dienen soll. Wir befinden uns zu Beginn des 19.Jahrhunderts ...

Zu ihrem 11 Geburtstag bekommt Sarah Grimké ein menschliches Geschenk, nämlich ihr eigenes Sklavenmädchen, Hetty geschenkt, die ihr als Kammerzofe dienen soll. Wir befinden uns zu Beginn des 19.Jahrhunderts in den Südstaaten von Amerika in Charleston, wo die Sklaverei zum Alltag gehört. Sarah möchte Hetty bzw. Handful, wie sie von ihrer Mutter genannt wird, am liebsten die Freiheit schenken. Doch als ihr dieser Wunsch versagt bleibt, lehrt sie Handful heimlich lesen und schreiben, was den Sklaven verboten ist. Als sie erwischt werden, folgt eine schmerzhafte Bestrafung für beide Mädchen und Sarah's innigster Wunsch einmal einen Beruf zu ergreifen, am liebsten dem Vater als Anwältin beruflich nachzufolgen, rückt durch den Vorfall in unerreichbare Ferne, wobei sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht begriffen hat, dass auch ihr Geschlecht dem Berufswunsch entgegensteht.

In dem Roman "Die Erfindung der Flügel" beschreibt Sue Monk Kidd eindrucksvoll und nach realen Vorbildern das unfassbare, menschenverachtende Gesellschaftssystem der Sklavenhaltung am Beispiel der wohlhabenden, kinderreichen Familie Grimké. Abwechselnd aus Sicht von Sarah und aus Sicht von Handful taucht der Leser für mehrere Jahrzehnte in den Alltag beider Protagonistinnen ein, die beide auf so unterschiedliche Weise nach persönlicher Freiheit streben.

In der afrikanischen Kirche lernt Handful: "Gebt acht, denn ihr könnt zweifach versklavt werden, einmal mit eurem Körper, und einmal mit eurem Geist." Zu Sarah sagt sie: " Mein Körper mag ein Sklave sein, aber nicht mein Geist. Bei dir ist es umgekehrt."

Je älter Sarah wird, desto weniger kann sie die Sklaverei mit ihrem Gewissen vereinbaren, und eine Reise in den Norden des Landes festigt ihre Einstellung bis sie schließlich den Mut findet für ihre Überzeugungen einzutreten. Ihre jüngste Schwester für die sie in jungen Jahren zur Patin wird, teilt ihre Meinung, und so werden beide Schwestern Pionierinnen gegen die Sklaverei und Kämpferinnen für Frauenrechte.

Für Handful gibt es nur einen Kampf, den des Überlebens und die beständige Suche der Sklaverei zu entkommen um endlich frei zu sein.

Das Buch erzählt von zwei starken Frauen, wobei Handful schon früh als starker Charakter erkennbar ist, auch wenn sie als Sklavin in der schwächeren Position ist und viel weniger Möglichkeiten hat als die Plantagenbesitzertochter Sarah. Während Handful, genau wie ihre Mutter oft Kopf und Kragen riskiert, wenn sie mal wieder die Regeln ihrer Besitzer brechen, erscheint Sarah lange sehr zögerlich.

Ich fand das Buch sehr interessant und lesenswert und empfehle es gerne weiter, auch wenn der letzte Stern zum absoluten Highlightbuch für mich noch gefehlt hat.

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Veröffentlicht am 13.05.2021

Schwarzhumorig

Töchter
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Martha und Betty verbindet eine lange Freundschaft, deshalb lehnt Betty auch nicht ab, als Martha sie um einen besonderen Gefallen bittet. Martha's Vater Kurt ist todkrank und möchte zum Sterben in die ...

Martha und Betty verbindet eine lange Freundschaft, deshalb lehnt Betty auch nicht ab, als Martha sie um einen besonderen Gefallen bittet. Martha's Vater Kurt ist todkrank und möchte zum Sterben in die Schweiz gebracht werden. Da Martha nach einem traumatischen Unfall nicht mehr Auto fährt, soll ihre beste Freundin Betty als Fahrerin diese Reise begleiten. Im Grunde empfindet Martha die Bitte ihres Vaters als Zumutung, denn in ihrem Leben war er eigentlich immer nur abwesend. Jetzt zum Sterben meldet er sich wieder und appelliert an ihr Mitgefühl und ihre Liebe.


Ich muss gestehen, ich habe eine ganz andere Geschichte bekommen, als die, die ich erwartet hatte. Der Roadtrip mit dem röchelnden Vater auf der Rückbank seines klapprigen Golfs endet doch nicht so schnell im Sterbehilfeinstitut wie die beiden Frauen und auch ich gedacht haben. Stattdessen wird es eine Reise in die Vergangenheit, auch in die von Betty und eine intensive Aufarbeitung der eigenen Kindheit, mit Vätern, die ihre Töchter so oder so verlassen haben.


Während Martha ihr Kindheitstrauma kompensiert hat, indem sie permanent aber bisher erfolglos versucht hat noch schwanger zu werden ( mit 40 wird es langsam immer schwieriger), weil sie es unbedingt besser machen will, hat Betty einer eigenen Familie völlig abgeschworen. Als ruhelose Schriftstellerin jettet sie durch die Welt , vermietet ihre teure Berliner Wohnung derweil über Airbnb und kann nicht verwinden, dass ihr Ziehvater Ernesto sie und ihre Mutter von heute auf morgen verlassen hat. Die Ich-Erzählerin Betty ist so zynisch, dass es schon weh tut. Je hoffnungsloser die Situation ist desto öfter blitzt der schwarze Humor zwischen den Zeilen auf.


"Ich wollte hier nicht zur asozialen Alkoholikerin verkommen und wusste sehr genau, dass es von der sozialen zur asozialen Trinkerin nur ein Schritt war, und dieser Schritt war die Uhrzeit. Nicht grundlos war ich ein Nachtmensch, so hatte ich mehr Zeit für den Alkohol."


Leider hat das Buch zur Mitte hin ein paar Längen und der letzte Reiseabschnitt, der auf eine griechische Insel führt, war nach meinem Geschmack etwas zu abgedreht. Der Schreibstil, wie es im Klappentext, wie ich finde treffend beschrieben ist als Humor aus Notwehr, macht das Buch schon zu einem Lesegenuss, auch wenn mich der Plot nicht 100% überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Der Kreis schließt sich

NEBEL
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Man mag sie, oder man mag sie nicht, die eigenwillige Ermittlerin Hulda Hermannsdòttir aus der Island Thrillerreihe von Ragnar Jónasson. Ich mochte die etwas spröde wirkende Polizistin und kann sie jetzt ...

Man mag sie, oder man mag sie nicht, die eigenwillige Ermittlerin Hulda Hermannsdòttir aus der Island Thrillerreihe von Ragnar Jónasson. Ich mochte die etwas spröde wirkende Polizistin und kann sie jetzt in Band 3 mit dem nötigen Hintergrundwissen auch noch besser verstehen.

Den ungewöhnlichen Kniff die Geschichte von hinten nach vorne zu erzählen, fand ich interessant. Jetzt im letzten Teil wird Hulda's ganz private Tragödie offenbar. Und wieder lässt ihr die Polizeiarbeit keine Zeit das persönliche Unglück zu verarbeiten. In einem abgeschiedenen Bauernhaus hat es 2 Tote gegeben. Es muss kurz vor Weihnachten passiert sein, denn die Geschenke liegen noch unausgepackt unter dem Baum. Wie gewohnt verbeisst sich Hulda in den Fall und entdeckt Spuren, die fast übersehen wurden.

Der Autor schreibt atmosphärisch dicht und lässt wie schon in den Vorgängern tolle Landschaften vor meinem inneren Augen entstehen. Man spürt förmlich dieses einsame, wilde Land, die Einsamkeit und die Naturgewalten. Das ist auf jeden Fall eine große Stärke des Autors. Auch seine Figurenzeichnung ist authentisch und nuanciert. Auch wenn Thriller draufsteht, ist die Trilogie für mich eher eine Krimireihe, was mich aber nicht gestört hat. Das Genre nennt sich eigentlich Island Noir und das trifft es ganz genau. Ein düsteres, melancholisches Buch mit unglaublicher Natur und eigenwilligen Charakteren, wer das mag, wird mit dieser Islandreihe seine Freude haben.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Wenn das Elternhaus nicht Zufluchtsort, sondern die Hölle ist

In deinem Licht und Schatten
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"In Deinem Licht und Schatten" von Louisa Reid ist keine leichte Kost, und obwohl es ein Jugendbuch ist, ist es sicher nicht für Jeden geeignet. Eine Triggerwarnung für Missbrauch und häusliche Gewalt ...

"In Deinem Licht und Schatten" von Louisa Reid ist keine leichte Kost, und obwohl es ein Jugendbuch ist, ist es sicher nicht für Jeden geeignet. Eine Triggerwarnung für Missbrauch und häusliche Gewalt wäre angebracht.

Die Zwillingsschwestern Rebecca und Hephzibah ,(komischer Name, den ich noch nie gehört habe),könnten unterschiedlicher nicht sein. Hephzi ist der zuerst geborene und hübsche Zwilling, während Rebecca das Pech hat mit einer angeborenen Gesichtsdeformation, dem Treacher Collins Syndrom geboren zu werden und wenig ansehnlich ausschaut. Die Schwestern wachsen in einem lieblosen Umfeld auf. Der herrische Vater ist ein fanatischer Pfarrer, der seine Töchter mit Hass und Züchtigung großzieht, während die schwache Mutter der Mädchen sein Tun nur abnickt und erduldet. Mit der Pubertät erwacht der Freiheitsdrang der Geschwister, wobei Hephzi sich vieles traut, was Rebecca kaum zu denken wagt.

Ganz zu Beginn erfährt der Leser schon, dass Hephzi gestorben ist. Rebecca, die sowieso immer schon diejenige war, die den Gewaltausbrüchen des Vaters am meisten ausgesetzt war, nicht zuletzt, weil sie sich immer schützend vor ihre Schwester gestellt hat, ist jetzt allein. Die Kapitel nehmen abwechselnd die Perspektive von Hephzi davor und Rebecca danach ein und klären so auch auf, wie es zu dem Tod des Zwillings gekommen ist.

Die Geschichte ist richtig heftig und macht vor allem wütend. Man denkt die ganze Zeit warum reagiert Keiner auf den gewalttätigen Vater. Leider wird der Leidensweg der Mädchen so realistisch dargestellt, dass es genauso hätte passiert sein können. Das ging mir sehr nah und ist einfach furchtbar. Ich fand das Buch auf jeden Fall lesenswert, empfehle bei der Lektüre aber vielleicht eine leichte Geschichte parallel zu lesen. In einem Rutsch ist das tragische Schicksal der Zwillinge kaum zu ertragen. Zum Ende hin gibt es allerdings noch eine positive Wendung und somit auch etwas Hoffnung, was gut tat und dafür sorgte, dass mich das Buch nicht komplett runterziehen konnte.

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