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Veröffentlicht am 23.07.2021

Wildtriebe auf dem Land

Wildtriebe
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Ute Mank nimmt den Lesenden an die Hand und zeigt die andere Seite des Landlebens. Weg von den glücklichen Kühen, den fröhlichen Kindern auf dem Hof und der harmonischen Großfamilie hin zu einer Familie, ...

Ute Mank nimmt den Lesenden an die Hand und zeigt die andere Seite des Landlebens. Weg von den glücklichen Kühen, den fröhlichen Kindern auf dem Hof und der harmonischen Großfamilie hin zu einer Familie, die kaum miteinander spricht und über ihre Gefühle schon gar nicht. Vieles wird allein ausgefochten, tief in sich hineingefressen und ein großer Schutzwall um sich herum aufgebaut. Bloß keine Schwäche zeigen, was werden die Nachbarn dazu sagen?

Obwohl die Frauen im gleichen Boot sitzen, obwohl sie es wissen, ändern sie nichts. Sie unterstützen sich nicht wirklich, stärken sich nicht den Rücken, sondern tragen selbst untereinander kleine Machtkämpfe aus.

Die Autorin beschreibt das Landleben so genau, so detailliert, dass man das Gefühl bekommt im Haus der Familie am Küchentisch zu sitzen. Ich bin kein Dorfkind, kenne aber das Kleinstadtleben, welches sich leider in manchen Situationen nicht so stark vom Dorfleben unterscheidet. Beklemmend, phasenweise befremdlich und traurig empfand ich so manchen Gedanken von den Protagonistinnen.

Obwohl die Geschichte ein sehr gutes Bild vom Dorfleben gezeichnet hat, konnte es mich trotzdem nicht so richtig packen. Der Schreibstil und die Erzählweise waren für mich zu zäh, zu langatmig. Es fehlte mir etwas die Dynamik (vielleicht war die Langsamkeit auch gewollt) und die Spannung.

Trotzdem, wer ein Buch über das Landleben und den Kampf um die eigene Verwirklichung lesen will, sollte das Buch mal zur Hand nehmen.

Veröffentlicht am 28.06.2021

Mal eine etwas andere Liebesgeschichte in einer ganz speziellen Zeit.

Das Vierzehn-Tage-Date
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Corinna war mein persönlicher Albtraum. Sie hat mir mit ihrer doch sehr überzogenen Art fast den letzten Lesenerv geraubt. Aber eben nur fast, so dass ich das Buch doch noch bis zum Schluß gelesen habe. ...

Corinna war mein persönlicher Albtraum. Sie hat mir mit ihrer doch sehr überzogenen Art fast den letzten Lesenerv geraubt. Aber eben nur fast, so dass ich das Buch doch noch bis zum Schluß gelesen habe. Natürlich musste man auch Verständnis aufgrund ihrer Situation zeigen. Sie hockte unfreiwillig mit einem Typen in SEINER Wohnung fest, weil sie ihren Pizzaboten einen Wangenkuss gegeben hatte. Nicht schlimm, aber in Zeiten von Corona kann es eben auch schief gehen. Nun sitzt sie ihre Quarantänezeit mit David ab. Wie Tag und Nacht, wie Katz und Maus oder wie auch immer man Gegensätze bezeichnen möchte, sind die beiden Charaktere. Sie knallen aufeinander, reiben und nerven sich und lernen sich so jedoch besser kennen, als jedes einzelne Date es möglich gemacht hätte.

Es ist eine kurzweilige Geschichte, die das Dating-Single-Leben in Coronazeiten anreißt. Man wird an die Anfangszeiten von Corona erinnert, der erste Lockdown, das Klatschen für die Coronahelden und die Jagd nach dem Klopapier.

Veröffentlicht am 13.06.2021

Da ist mehr möglich

Die Schnüfflerin
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Eine schwangere Frau, die die Polizei schnüffelnd auf die richtige Spur bringt. Klang gut und ungewöhnlich. Das Duo, welches eigentlich kein richtiges Ermittlungsduo war, war recht unterhaltsam, da es ...



Eine schwangere Frau, die die Polizei schnüffelnd auf die richtige Spur bringt. Klang gut und ungewöhnlich. Das Duo, welches eigentlich kein richtiges Ermittlungsduo war, war recht unterhaltsam, da es mit reichlich Ironie und auch Sarkasmus ausgestattet wurde.

Es ist eher ungewöhnlich, wenn der Ermittler seine Hauptverdächtige und dann wieder Nichthauptverdächtige (das wankt immer wieder mal) für seine Zwecke einspannt, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Eigentlich steht die Schnüfflerin Nina im Mittelpunkt, aber wie so oft, laufen die Nebenrollen den Hauptrollen den Rang ab. Auch hier fand ich den Kommissar Koller um einiges besser als Nina. Seine Art mit den Kolleg:innen umzugehen, sorgte bei mir für ein Schmunzeln. Als ehemaliger Hundeführer kann er am besten pfeifend kommunizieren. Gefällt nicht jedem (was ich nachvollziehen kann) und schafft kaum Freunde im Präsidium, aber der Unterhaltungswert für den Lesern ist dabei recht hoch. Seine Ecken und Kanten sind so, wie man sich einen Polizisten mit zu vielen Dienstjahren auf dem Buckel vorstellt. Selten sensibel, eher zynisch und abgeklärt und trotzdem im richtigen Moment da.

Nina erscheint mir zu blaß. Ihre Gedankenspiele sind manchmal etwas ermüdend und driften mir zu sehr ab. Sie lenken auch vom eigentlichen Fall ab. Ich freute mich jedes Mal, wenn Koller wieder mit dabei war, dann nahm das Tempo und die Spannung wieder zu und der Fall kam etwas voran. Das Ende war dann doch leider recht vorhersehbar, aber die Autorin versuchte trotzdem einen Showdown zu erzeugen.

Mich hat der Krimi nicht so richtig gefesselt. Für mich war die Schnüfflerin zu lahm und zu kopflastig unterwegs. Kommissar Koller rettete immer wieder die Geschichte und ich glaube, dass er allein fast erfolgreicher wäre.

Veröffentlicht am 07.06.2021

Verlorene Leichtigkeit

Der Wald ruft
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Diesmal muss es sein. Der Sprecher ganz nach oben. Zuerst genannt, da Christoph Maria Herbst mit seiner Stimme großes Kino abgeliefert hat. Und das nun schon zum sechsten Mal. Die ganze Erdmännchenbande, ...

Diesmal muss es sein. Der Sprecher ganz nach oben. Zuerst genannt, da Christoph Maria Herbst mit seiner Stimme großes Kino abgeliefert hat. Und das nun schon zum sechsten Mal. Die ganze Erdmännchenbande, die ganzen Nebendarsteller:innen und dann noch die Zwischentöne sind stimmlich so gut gemacht, dass man ruckzuck ein Bild im Kopfkino hat und schon läuft der Film.

Der Rest war diesmal sehr durchwachsen. Leider. Ich habe alle bisherigen Bände gehört und sie gefeiert, weil sie einfach nur schräg und überdreht und so herrlich abstrus waren. Doch diesmal hat der Autor politische Themen wie z.B. Flüchtlinge, Rassismus und den Rechtsruck eingebaut und das ganze lustig-schräge Konstrukt fiel zusammen. Die Leichtigkeit ging verloren. Es wirkte alles etwas bedrückt, teilweise auch zu gewollt und weniger unterhaltsam. Es gab Highlights, dass haben sich die Erdmännchen nicht nehmen lassen wie. z.B. die Parties unter Stechapfeleinfluss, die wilden Diskussionen zwischen den Generationen und die rasante Flucht der Erdmännchenbande.

Grundsätzlich finde ich es gut, wenn gesellschaftliche Themen literarisch aufgearbeitet werden. Jedoch fand ich es bei der Rufus & Ray Geschichte nicht so richtig passend bzw. wäre hier weniger mehr gewesen. Es gab auch in den Bänden davor immer wieder Hinweise auf gesellschaftliche Probleme, jedoch nicht so dominant wie dieses Mal.

Würde ich Band 7 anhören? Ja, auf jeden Fall, denn der Sprecher ist spitze, die Grundidee auch und die Hoffnung besteht, dass die nächste Geschichte ausgewogener sein wird.

Veröffentlicht am 12.05.2021

Mehr nichts! aus der Sicht der Medizin

Mehr Nichts!
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Mehr Nichts! hat mich leider nicht so richtig begeistern können. Die Ausführungen des Autors waren zwar phasenweise recht interessant und so manche Herleitung war mir auch bisher nicht bekannt, so dass ...

Mehr Nichts! hat mich leider nicht so richtig begeistern können. Die Ausführungen des Autors waren zwar phasenweise recht interessant und so manche Herleitung war mir auch bisher nicht bekannt, so dass auch ein kleiner Lerneffekt entstand, aber die Vermittlung des Wissens und der Abhandlungen waren recht trocken.

Vielleicht lag es auch daran, dass sich alle Kapitel im Kern immer mit der Medizin und der Gesundheit beschäftigten. Für mich war es leider anstrengend bzw. etwas ermüdend. Zwischendurch hatte ich auch das Gefühl, dass ich manches schon einmal irgendwo gelesen habe. Nein, nicht wortwörtlich, sondern im Kontext und gerade bei dem Thema Corona und Medizin ist derzeit die Chance der Wiederholung recht hoch. Seit gut 1,5 Jahren kann man diesem Thema kaum ausweichen. Man weiß, dass es unter dem Motto "höher, schneller, weiter" nicht mehr lange gut gehen kann und wird. In keinem Bereich, weder in der Medizin noch in der Gesellschaft oder in der Wirtschaft, wird auf Dauer das Wachstum in dem Tempo durchzuhalten sein, ohne das der Mensch (sich) dabei verliert.

Wer dies alles einmal aus der Sicht der Medizin geballt und in einem Buch konzentriert nachlesen möchte, kann dies hier tun.