Platzhalter für Profilbild

nathaliemhs

Lesejury Profi
offline

nathaliemhs ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit nathaliemhs über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2021

Der große Sommer

Der große Sommer
0

Es ist Sommer, die Sonne scheint, es ist warm, die Ferien stehen vor der Tür und Frieder ist entsetzt: Er soll die Ferien bei den Großeltern verbringen, sechs lange Wochen, kein Urlaub an der See. Ferien ...

Es ist Sommer, die Sonne scheint, es ist warm, die Ferien stehen vor der Tür und Frieder ist entsetzt: Er soll die Ferien bei den Großeltern verbringen, sechs lange Wochen, kein Urlaub an der See. Ferien bei Nana sind ok, Nana ist herzlich, ein Lichtblick und lieb, aber der Herr Professor, den Frieder erst seit ein paar Jahren Großvater nennen darf, der ist streng! Er ist unnahbar und durch und durch kompliziert, man weiß nie, woran man bei ihm ist. Alles nur, weil Frieder in die Nachprüfung muss - Latein und Mathe. Und dann ist da auch noch Beate, das Mädchen aus dem Schwimmbad mit dem flaschengrünen Badeanzug, die Frieder nicht mehr aus dem Kopf geht, doch zum Glück sind Johann und seine Schwester Alma da!

Schon der Roman "Alte Sorten" konnte mich im letzten Jahr unglaublich begeistern. Ich mochte den Schreibstil, die Bilder, die beim Lesen gezeichnet wurden und die Art und Weise wie das Buch von Seite zu Seite wuchs. Deshalb war für mich auch vom ersten Moment an klar, dass ich unbedingt "Der große Sommer" lesen muss! Das schöne daran ist, dass beide Geschichten mich nicht enttäuscht haben und ich, wenn möglich, ein noch größerer Fan von Ewald Arenz geworden bin. Herr Arenz schafft es mit seinem Roman den Leser bereits von der ersten Seite an mitzunehmen, ihn durch die Geschichte zu führen und erst gehen zu lassen, wenn die letzte Seite gelesen wurde. Wobei, eigentlich ist dies gelogen, denn auch nach der letzten Seite denkt man an die Geschichte und die darin vorkommenden Personen.

Im Roman lernt Frieder nicht nur seine große Liebe kennen, sondern auch wichtige Lektionen fürs Leben. Er lernt, dass das Leben vergänglich ist, er lernt, dass man der Mensch wird der durch die Familie geprägt wird und das viele Entscheidungen in der Vergangenheit auch die Zukunft nachhaltig prägen. Auch als Leser lernt man viel; man lernt, wie vielschichtig die Liebe ist. Egal ob schmerzhaft oder heiter, ob familiär, freundschaftlich oder die große Liebe, sie prägt und bildet so nicht nur eine Bereicherung, sondern auch ein starkes Band. Dieses Band wird vor allem durch die Geschichte von Frieder, Alma, Johann und Beate präsent und zeigt, wie wichtig Liebe und Freundschaft sind - das hat mir besonders gut gefallen!

Besonders war wie immer die Sprache und Wort Verknüpfung von Ewald Arenz. Er weiß wie er Sätze bilden muss, um die tollsten und schönsten Sätze zu kreieren. Um Schauplätze erschaffen zu können, von denen man glaubt bereits dagewesen zu sein. Um dann doch nicht zu wissen wo man eigentlich ist oder auch um Gerüche in der Nase zu haben, die so untypisch für den Sommer sind, dass sie doch einfach wunderbar in die Zeit passen.

Mir hat "Der große Sommer" sehr gut gefallen. Ich habe das Buch sehr gern gelesen und mir auch die Zeit gelassen, die dieses Buch einfach verdient. Ich bin glücklich Teil von Frieders Welt gewesen zu sein, den Sommer kennengelernt zu haben der alles veränderte und wieder mal ein tolles Buch gelesen zu haben! Ich freue mich schon auf den nächsten Roman und werde bis dahin gern an diesen zurückdenken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.04.2021

Hard Land

Hard Land
0

Missouri 1985: Sam würde sich nicht unbedingt als "coolen" Jugendlichen bezeichnen. Er ist introvertiert, ängstlich, schlaksig, wenig muskulös und außerdem sehr klein. Freunde hat er keine. Früher mal, ...

Missouri 1985: Sam würde sich nicht unbedingt als "coolen" Jugendlichen bezeichnen. Er ist introvertiert, ängstlich, schlaksig, wenig muskulös und außerdem sehr klein. Freunde hat er keine. Früher mal, Stevie, aber der ist weggezogen und seitdem ist er alleine - zumindest so lange, bis er einen Job im Kino, im "Metropolis" annimmt.
Dort arbeitet er gemeinsam mit Brand, der von allen nur "Hightower" genannt wird, Cameron und Kristie. Die drei nehmen Sam nach und nach in ihre Gruppe auf. So beginnt ein Sommer voller Musik, Filmen, Partys und ersten Malen für Sam, der durch ein einschneidendes Erlebnis ein abruptes Ende findet...

Für mich war "Hard Land" eine Mischung aus Spaß, Traurigkeit, Nostalgie und Freude. Ich habe keinen großen Bezug zu den 80ern, außer das es dire Jugenjahre meiner Eltern waren und noch heute die Musik von damals gespielt wird, die ich, nebenbei gesagt sehr gerne höre. Doch meistens fühlte ich mich in einer langen Episode von "Stranger Things", nur dass die übernatürlichen Effekte gefehlt haben. Aber es war spannend, hat spaßgemacht durch Grady zu laufen und die Protagonisten näher kennenzulernen.

Generell mochte ich die Protagonisten aus "Hard Land" gerne. Sam, der eine typische Wandlung für Adoleszenz macht oder Hightower, hinter dessen ruhiger und abweisender Fassade ein großes Herz schlummert. Oder Kirstie, die versucht so erwachsen und cool zu sein, aber im Herzen doch noch ein kleines verrücktes Mädchen ist.

Wells hat es mit Worten geschafft tiefe Gefühle in einem hervorzubringen. Man fühlte sich geborgen, konnte lachen und weinen. Ich denke, jeder hat schon einmal durchgemacht, was Sam und seinen Freunden in jenem Sommer passierte und was sie erlebten, denn dies gehört zum Erwachsenwerden dazu.

Aber ich muss auch sagen, das ich am Anfang ein paar Probleme hatte. Ich kam nicht richtig in die Geschichte hinein. Sie hatte keinen Schwung und wirkte langweilig. Zum Glück änderte sich dies bald darauf, da sich hinter "Hard Land" eine wirklich schöne Geschichte verbirgt. Fast schon besser als der letzte Roman von Benedict Wells "Vom Ende der Einsamkeit".

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.01.2021

Ein großartiges neues Autorenduo

Die siebte Zeugin
0

An einem Sonntagmorgen in Berlin fährt der Verwaltungsbeamte Nikolas Nölting mit seinem Fahrrad zum Bäcker. Doch statt Brötchen zu holen, schlägt er einen Polizisten nieder, entwendet ihm die Schusswaffe ...

An einem Sonntagmorgen in Berlin fährt der Verwaltungsbeamte Nikolas Nölting mit seinem Fahrrad zum Bäcker. Doch statt Brötchen zu holen, schlägt er einen Polizisten nieder, entwendet ihm die Schusswaffe und betritt die Bäckerei. Dort erschießt er scheinbarwahllos einen Mann, der an einem Tisch stitzt, Kaffee trinkt und Zeitung liest und verletzt dazu zwei weitere Personen durch leichte Schussverletzungen. Danach legt Nölting die Waffe nieder und lässt sich anschließend widerstandslos festnehmen. Zu der Tat jedoch schweigt er und verweigert jede Aussage. Was also ist passiert?

Mit “Die 7. Zeugin” bringt das Autorenduo Schwiecker/Tsokos am 01. Februar 2021 gemeinsam mit dem Knaur-Verlag einen Justizkrimi heraus. Dabei handelt es sich um den Auftaktroman für die neune Eberhardt/Jarmer Reihe. Besonders interessant am Autorenduo ist dabei, dass Florian Schwieckert viele Jahre in Berlin als Strafverteidiger gearbeitet hat und Michael Tsokos als Professor für Rechtsmedizin der Charité Berlin seine Erlebnisse und Erfahrungen in die Geschichte mit einfließen lässt - ein einmaliges Leseerlebnis.

Das Cover ist sehr schlicht, aber durch klare Farben (weiß, rot, schwarz) geprägt. Geübten Krimi und Thriller Fans fällt zudem gleich der Name Tsokos auf und verspricht hochspannung und atemlose Momente. Das Coverbild, ein Gerichtssaal von innen und der Titel (die 7. Zeugin) untermauern einen ersten positiven und spannenden Eindruck.
Durch den bildhafte und flüssige Schreibstil der Autoren ist der Einstieg ins Buch wirklich leicht und sorgt für Lust auf mehr, sodass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Von Anfang bis Ende fand ich es einfach nur super spannend! Nikolas Nölting macht es seinem Strafverteidiger Rocco Eberhardt mit seinem Schweigen nicht leicht und sorgt beim Leser für viele Fragezeichen. Ganz langsam entblättert der Anwalt mit Hilfe von Jarmer und seinem Kumpel Tobi, Kapitel für Kapitel eine menschliche Tragödie, die einem Angst und Bange werden lässt!

Diese Reihe muss man sich merken und im Auge behalten! lAs die eigentliche Geschichte bereits abgeschlossen war, wurde eine, als Leser, schon ein leichter Schubs in die Richtung des zweiten Bands gegeben und dieser klingt mehr als nur spannend und nervenaufreibend.

Dem Autorenduo Schwiecker/Tsokos ist ein exzellenter Justizkrim aus den Federn geflossen, dem ich nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen kann! Von mir gibt es deshalb wohlverdiente 5 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.12.2020

Die Unschärfe der Welt

Die Unschärfe der Welt
0

Langezeit habe ich mich gefragt, wo "Die Unschärfe der Welt" eigentlich ansetzt, mittlerweile habe ich es herausgefunden. Das Buch beginnt in Rumänien, genauer in der Region Banat am Ende der sechziger ...

Langezeit habe ich mich gefragt, wo "Die Unschärfe der Welt" eigentlich ansetzt, mittlerweile habe ich es herausgefunden. Das Buch beginnt in Rumänien, genauer in der Region Banat am Ende der sechziger Jahre. Den Beginn bildet die Geschichte mit Florentine und Hannes die gerade nach Marosch gezogen sind. Florentine ist hochschwanger und eine Zeitlang ist es ungewiss, ob sie ihr Kind behalten wird. Die meiste Zeit spielt sich die Geschichte auf dem Pfarrhof ab, Hannes ist Pfarrer und wird durch die Erzählungen, die besondere Landschaft, aber auch die politische Lage der Region geprägt. In jedem Kapitel wandert die Geschichte weiter. Von Person zu Person und auch bis nach Deutschland. Schon nach dem zweiten Kapitel wird klar, diese Geschichte und die in ihr vorkommenden Personen hängen zusammen, jeder spielt im Leben des anderen eine große und wichtige Rolle und ohne den anderen würde diese Geschichte nicht funktionieren. So wird, über vier Generationen hinweg, ein Faden gesponnen der wunderschön ist. Er fängt die Probleme, politischen Spannungen und Momente voller Freude ein und schafft es so einen Roman mit tiefer Persönlichkeit zu schaffen.
Iris Wolff überzeugt dabei vor allem durch ihre sehr bildhafte und poetische Sprache, zieht jeden Lesenden in den Bann der Geschichte und lässt den Leser auch danach nicht wieder los.

Wer sich fallen lassen möchte, der sollte sich fallen lassen. Es geht um Familie, um Zugehörigkeit und Fremd sein, um Flucht und Zusammenhalt, Trauer und Hoffnung. Das Buch ist kurz, doch ändert das nichts daran, dass es intensiv und berührend ist und für mich zu den Highlights in 2020 dazu gehört.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.11.2020

Alte Sorten

Alte Sorten
0

Sally ist abgehauen, nicht zum ersten Mal und auch nicht zum letzten Mal. Sie hat es satt, dass niemand ihr zuhört und alle so scheiße sind. Also verlässt sie die psychiatrische Klink in der sie eigentlich ...

Sally ist abgehauen, nicht zum ersten Mal und auch nicht zum letzten Mal. Sie hat es satt, dass niemand ihr zuhört und alle so scheiße sind. Also verlässt sie die psychiatrische Klink in der sie eigentlich Patientin und lässt alles hinter sich. Auf ihrem Weg trifft sie auf Liss. Liss, ist Bäuerin und bietet Sally ein Zimmer für eine Nacht an. Sally nimmt an, doch bleibt sie viel länger als nur eine Nacht.

Ich hatte das Buch bereits ein paar mal gesehen und war durch das schöne Buchcover neugierig geworden, doch niemals hätte ich mit so einer schönen und berührenden Geschichte gerechnet. "Alte Sorten" ist wütend, herzbrechend, freundschaftlich, lehrreich, auffangend, ehrlich, aufwühlend und noch so unglaublich viel mehr. Es ist Mut machen und wenn man sich auf die Geschichte einlässt auch Balsam für die Seele.

Die Geschichte ist langsam und von Tag zu Tag beschrieben. Wir begleiten Liss und Sally bei ihren Tätigkeiten und haben das Gefühl selbst mit den beiden unterwegs zu sein. Das Buch nimmt einen mit, fesselt einen und lässt nicht mehr los - auch wenn die Geschichte schon lange zu Ende ist. Es ist überraschend und kommt immer wieder mit neuen Impulsen um die Ecke, die das Lesen abwechslungsreich machen. Die Hintergründe zu beiden Charakteren sind aufwühlend und werden auf eine einfühlsame Art und Weise geschildert, durch die die Geschichte ihren wunderschönen Charakter erhält.
Sprachlich lässt sich der Autor auch nicht lumpen. Er springt immer wieder zwischen den beiden Frauen hin und her und gibt ihnen die Möglichkeit sich und ihre Art frei zu entfalten und herauszulassen - das habe ich geliebt!

Ich kann dieses Buch wirklich nur aus tiefsten Herzen empfehlen, da es eine großartige Geschichte ist, die meiner Meinung nach noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Auch sollte man dieses Buch am Besten im Spätsommer oder Herbst lesen, da sich dann die Atmosphäre des Buches am Besten entfaltet. Von mir gibt es für diesen Roman fünf von fünf Birnen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere