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Veröffentlicht am 20.09.2021

Guter Anfang - Schwaches Ende

Die vier Winde
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Kristin Hannah wagt sich mit "Die vier Winde" an eine historische Phase, die noch nicht oft behandelt wurde - schon gar nicht aus dieser Sichtweise. Die große Depression in Amerika aus der Sicht einer ...

Kristin Hannah wagt sich mit "Die vier Winde" an eine historische Phase, die noch nicht oft behandelt wurde - schon gar nicht aus dieser Sichtweise. Die große Depression in Amerika aus der Sicht einer alleinstehenden Mutter aus der Arbeiterschicht, die in Kalifornien ein besseres Leben anfangen möchte.
Anfangs wirkt das Buch sehr verträumt, Elsa möchte die große Liebe finden, wie in all ihren Romanen - erinnert ein bisschen an Serien wie Dallas und Unsere kleine Farm, nur eben mit ein bisschen mehr Kitsch. Doch durch ihre Naivität und Abenteuerlust verliert Elsa ihren Platz in einer hoch angesehen Familie und muss fortan bei einer Bauernfamilie leben und hart arbeiten und allen Komplikationen zum Trotz weiterkämpfen. Ab hier wird der Roman spannender und auch emotional komplexer.
Sprachlich ist der Roman passend zur Zeit und zur Stellung der Protagonist:innen gewählt. Ein sanfter Ton lässt die Leser:innen rasch fortfahren, trotzdem geht der Ernst der Lage nicht verloren und der Roman bleibt informativ, ohne zu belehren.
Am Ende jedoch fehlen dem Roman ein paar Seiten, das Ende kommt zu rasch, zu plötzlich und die Leser:innen bleiben irgendwie unbefriedigt zurück - man hätte sich ein anderes Ende gewünscht.

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Veröffentlicht am 02.08.2021

Informativ und emotional

Dreieinhalb Stunden
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Dreieinhalb Stunden erzählt von einem einzigen Tag, von einer Mauer, einem Zug, aber gleichzeitig von ganzen Leben, von Schicksalen und von Entscheidungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Zwischen ...

Dreieinhalb Stunden erzählt von einem einzigen Tag, von einer Mauer, einem Zug, aber gleichzeitig von ganzen Leben, von Schicksalen und von Entscheidungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Zwischen der DDR und der BRD soll eine Mauer gebaut werden und nur mehr wenige Züge werden noch ein letztes Mal über die Grenze fahren dürfen. In so einem Zug sitzen unsere Protagonist:innen und müssen die Entscheidung ihres Lebens treffen. Im Westen bleiben, der nicht ihr zu Hause ist und ein neues Leben anfangen oder zurück in die Heimat kehren und nie wieder in den Westen können?
Der Roman schafft es dabei sehr gut die Beweggründe aller Protagonist:innen aufzufangen und sowohl für das Leben im Westen, als auch für den Osten positive und negative Seiten aufzuzeigen. Die Zerrissenheit ist sehr gut beschrieben und zeichnet ein historisch gut dargestelltes Bild, dass einmal nicht den Westen in den Himmel lobt und den Osten verteufelt. Die Leser:innen erfahren sehr viel vom Leben damals und lernen sich in die Zivilbevölkerung einzufühlen.
Historisch wertvoll, sprachlich eher mittelmäßig und teilweise zu überfüllt mit Perspektiven ist es ein gutes Buch, für Spannung und Nervenkitzel fehlt aber etwas.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Solider Thriller

Eskalation
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Wer schon viele Thriller gelesen hat, wird mit Eskalation wohl nicht allzu glücklich sein. Der Roman bietet zwar alles, was ein Thriller braucht, aber auch nicht wirklich viel mehr.
Die Handlung, die Frau, ...

Wer schon viele Thriller gelesen hat, wird mit Eskalation wohl nicht allzu glücklich sein. Der Roman bietet zwar alles, was ein Thriller braucht, aber auch nicht wirklich viel mehr.
Die Handlung, die Frau, die in der Nacht vom Täter entführt wird, der dabei auch einen Polizisten tötet, geht sehr lange gar nicht voran, da die Ermittler keine neuen Hinweise erhalten und die Leser:innen erfahren die Information, durch die verschiedenen Erzählperspektiven immer und immer wieder. Die kleinen Highlights zwischendurch und die kleinen Rätsel, die manche Kapitel aufgeben, sind nicht gerade überraschend aufgelöst und bringen nicht die erhoffte Spannung, die die ersten Seiten versprechen.
Durch die kurzen Kapitel und die vielen Perspektivenwechsel können die Leser:innen auch nicht wirklich mit irgendwelchen Charakteren warm werden, da diese nie genug Zeit haben, sich zu entfalten.
Die titelgebende "Eskalation" findet ganz am Ende innerhalb von 20 Seiten statt, um gleich danach wieder abzufallen und auf den letzten Seiten nochmal die gesamte Handlung kurz zusammenzufassen für die, die nicht gut genug aufgepasst haben.
Das Buch versucht seine Leser:innen in die Irre zu führen, indem falsche Fährten viel zu offensichtlich gelegt werden und am Ende eine Auflösung präsentiert wird, die nicht mal von Wahrsager:innen erkannt hätte werden können, da den Leser:innen einfach die wichtigen Informationen nie gegeben wurden.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Zauberhafte Geschichte, die ans Herz geht

Das Flüstern der Bienen
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"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne." - sagt zumindest Hermann Hesse. Bei diesem Buch ist das ganz stark zu spüren. Die Geschichte beginnt sehr geheimnisvoll, fast märchenhaft und die Leserinnen sind sofort ...

"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne." - sagt zumindest Hermann Hesse. Bei diesem Buch ist das ganz stark zu spüren. Die Geschichte beginnt sehr geheimnisvoll, fast märchenhaft und die Leserinnen sind sofort von der Situation gefangen genommen. Dieses Übernatürliche begleitet den ganzen Roman, doch kommt auch etwas sehr Düsteres, Bedrohliches dazu, das die Stimmung angespannt werden lässt.
An manchen Stellen wirkt die Erzählung vielleicht zu verwirrt, zu komplex und man ist nicht unbedingt motiviert weiterzulesen, doch dann wiederum geht einem das Buch so nahe und ist so emotional, dass es einem das Herz herausreißt und man trotzdem gerne weiterliest.
Neben der wunderbaren und gleichzeitig schockierenden Geschichte, die den Leser
innen präsentiert wird, lehrt das Buch einem sehr viel über die Geschichte Mexikos. Eine Geschichte, die wohl kaum in vielen Köpfen präsent ist. Das buch zeigt ein Land, dass ganz anders ist, als das Mexiko, das man heute kennt - geprägt von Drogen und Bandenkrieg.
Durch die Zeitsprünge und die vielen Perspektivenwechsel ist das Buch nicht einfach zu lesen. Ob es die Mühe wert ist, muss hier jeder für sich selbst entscheiden.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Eine allzu oft ignorierte Wahrheit

Im Reich der Schuhe
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Der jüdisch-amerikanische Alex soll die Schuhfabrik seines Vaters in China übernehmen, die dieser jahrelang staatstreu geführt hat - also ohne Rechte für die Arbeiter*innen und mit einem Haufen Schmiergeld ...

Der jüdisch-amerikanische Alex soll die Schuhfabrik seines Vaters in China übernehmen, die dieser jahrelang staatstreu geführt hat - also ohne Rechte für die Arbeiter*innen und mit einem Haufen Schmiergeld für die hohen Beamten. Der Erfolg und das Geld des Vaters sprechen für sich, ziemlich große Fußstapfen, die Alex zu füllen hat - aber will er das überhaupt?
Spencer Wise erzählt eine Geschichte von unfairen Verhältnissen, von der großen Macht der Wirtschaft, der Menschenleben egal sind, davon zu versuchen, sich zugehörig zu fühlen, von Politik, von Liebe....
Obwohl das Buch anfangs ziemlich trocken wirkt und es einem schwer fällt hineinzufinden, möchte man es zum Ende hin, kaum noch aus der Hand legen. Als die Kälte, Gefühllosigkeit und Verlorenheit vom Anfangs wandeln sich über 200 Seiten zu einem Wechselbad der tiefen Emotionen, zu einem Gefühl des Zusammenhalts und einer klaren Linie, einer Botschaft, die der Autor vermitteln möchte. So wandelt sich auch der Protagonist Alex von einem auswechselbaren Typen, von dem scheint, dass er kein Ziel im Leben verfolgt und kaum Selbstwert hat, zu einem engagierten, liebenden, jungen Mann, der eine Veränderung bringen möchte und dafür schon die richtige zu haben scheint.
Wise schreibt für alle und auch so, dass es möglichst alle verstehen, denn er hat wichtiges zu erzählen: von den Arbeitsverhältnissen in China, von den Regeln des Weltmarkts, von menschenverachtenden Hierarchien, von Chinas Politik und Geschichte. Und trotz dieser schwierigen Themen bleibt das Buch verständlich und kommt stellenweise mit einer Leichtigkeit rüber, die einem im Nachhinein fast erschreckt.
Das Buch ist interessant und auf jeden Fall zu empfehlen, vor allem, wenn man wissen möchte, was uns große Unternehmen gerne verschweigen und was wir uns nicht wahrhaben wollen, denn dieses Buch zwingt uns hinzusehen.

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