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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2022

Kurz, selektiv und informativ!

Doppelporträt
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Ein Buch über Agatha Christie und Oskar Kokoschka? Klingt doch perfekt für eine kunstliebende Büchernärrin aus Wien, deren Herz halb in London lebt... Obwohl mich der Anfang nicht sehr überzeugt hat und ...

Ein Buch über Agatha Christie und Oskar Kokoschka? Klingt doch perfekt für eine kunstliebende Büchernärrin aus Wien, deren Herz halb in London lebt... Obwohl mich der Anfang nicht sehr überzeugt hat und ich von fehlenden Satzzeichen (in diesem Fall Anführungszeichen bei der direkten Rede) im Normalfall abgeschreckt werde, habe ich mich wegen der Kürze an dieses Buch gewagt.
Im Nachhinein kann ich sagen, ich bereue es nicht. An den Schreibstil gewöhnt man sich schnell und es ist immer klar, ob gerade jemand spricht und wer es ist. Gegen Ende kommt zwar noch etwas Verwirrung auf, denn plötzlich wird ohne besondere Formatierung der genaue Wortlaut eines Briefes wiedergegeben, aber aufmerksame Leser:innen schaffen auch das.
Wir lernen Christie und Kokoschka am Ende ihres Lebens kennen und nur durch deren Gespräche an sechs Tagen erfahren wir mehr über ihr Leben und ihren Charakter. Leider ist das natürlich nur ein Scheinwerferlicht, das auf einzelne Ausschnitte gestrahlt wird. Andere Augenblicke bleiben komplett im Dunkel oder werden nur kurz gestriffen. Dass bei Ausschnitten aus Kokoschka viele berühmte Namen fallen werden, war klar, jedoch kann ich nicht sagen, ob es Leser:innen, die diese Menschen nicht kennen, zu viel wäre und die Beschreibungen zu allgemein. Man erfährt gerade einmal über Loos genaueres, andere berühmte Persönlichkeiten werden kurz als Maler bezeichnet, mehr Informationen erhalten die Leser:innen jedoch nicht.
Wenn man schon etwas Vorwissen über die Künstlerelite Wiens des 19. Jahrhunderts hat, kein Problem mit fehlenden Anführungszeichen und an den Leben berühmter Persönlichkeiten interessiert ist, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen. Sonst ist es ein Buch, bei dem man nichts verpasst hat, aber man vergeudet an ihm auch keine Zeit, wenn man es liest.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Guter Anfang - Schwaches Ende

Die vier Winde
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Kristin Hannah wagt sich mit "Die vier Winde" an eine historische Phase, die noch nicht oft behandelt wurde - schon gar nicht aus dieser Sichtweise. Die große Depression in Amerika aus der Sicht einer ...

Kristin Hannah wagt sich mit "Die vier Winde" an eine historische Phase, die noch nicht oft behandelt wurde - schon gar nicht aus dieser Sichtweise. Die große Depression in Amerika aus der Sicht einer alleinstehenden Mutter aus der Arbeiterschicht, die in Kalifornien ein besseres Leben anfangen möchte.
Anfangs wirkt das Buch sehr verträumt, Elsa möchte die große Liebe finden, wie in all ihren Romanen - erinnert ein bisschen an Serien wie Dallas und Unsere kleine Farm, nur eben mit ein bisschen mehr Kitsch. Doch durch ihre Naivität und Abenteuerlust verliert Elsa ihren Platz in einer hoch angesehen Familie und muss fortan bei einer Bauernfamilie leben und hart arbeiten und allen Komplikationen zum Trotz weiterkämpfen. Ab hier wird der Roman spannender und auch emotional komplexer.
Sprachlich ist der Roman passend zur Zeit und zur Stellung der Protagonist:innen gewählt. Ein sanfter Ton lässt die Leser:innen rasch fortfahren, trotzdem geht der Ernst der Lage nicht verloren und der Roman bleibt informativ, ohne zu belehren.
Am Ende jedoch fehlen dem Roman ein paar Seiten, das Ende kommt zu rasch, zu plötzlich und die Leser:innen bleiben irgendwie unbefriedigt zurück - man hätte sich ein anderes Ende gewünscht.

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Veröffentlicht am 02.08.2021

Informativ und emotional

Dreieinhalb Stunden
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Dreieinhalb Stunden erzählt von einem einzigen Tag, von einer Mauer, einem Zug, aber gleichzeitig von ganzen Leben, von Schicksalen und von Entscheidungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Zwischen ...

Dreieinhalb Stunden erzählt von einem einzigen Tag, von einer Mauer, einem Zug, aber gleichzeitig von ganzen Leben, von Schicksalen und von Entscheidungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Zwischen der DDR und der BRD soll eine Mauer gebaut werden und nur mehr wenige Züge werden noch ein letztes Mal über die Grenze fahren dürfen. In so einem Zug sitzen unsere Protagonist:innen und müssen die Entscheidung ihres Lebens treffen. Im Westen bleiben, der nicht ihr zu Hause ist und ein neues Leben anfangen oder zurück in die Heimat kehren und nie wieder in den Westen können?
Der Roman schafft es dabei sehr gut die Beweggründe aller Protagonist:innen aufzufangen und sowohl für das Leben im Westen, als auch für den Osten positive und negative Seiten aufzuzeigen. Die Zerrissenheit ist sehr gut beschrieben und zeichnet ein historisch gut dargestelltes Bild, dass einmal nicht den Westen in den Himmel lobt und den Osten verteufelt. Die Leser:innen erfahren sehr viel vom Leben damals und lernen sich in die Zivilbevölkerung einzufühlen.
Historisch wertvoll, sprachlich eher mittelmäßig und teilweise zu überfüllt mit Perspektiven ist es ein gutes Buch, für Spannung und Nervenkitzel fehlt aber etwas.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Solider Thriller

Eskalation
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Wer schon viele Thriller gelesen hat, wird mit Eskalation wohl nicht allzu glücklich sein. Der Roman bietet zwar alles, was ein Thriller braucht, aber auch nicht wirklich viel mehr.
Die Handlung, die Frau, ...

Wer schon viele Thriller gelesen hat, wird mit Eskalation wohl nicht allzu glücklich sein. Der Roman bietet zwar alles, was ein Thriller braucht, aber auch nicht wirklich viel mehr.
Die Handlung, die Frau, die in der Nacht vom Täter entführt wird, der dabei auch einen Polizisten tötet, geht sehr lange gar nicht voran, da die Ermittler keine neuen Hinweise erhalten und die Leser:innen erfahren die Information, durch die verschiedenen Erzählperspektiven immer und immer wieder. Die kleinen Highlights zwischendurch und die kleinen Rätsel, die manche Kapitel aufgeben, sind nicht gerade überraschend aufgelöst und bringen nicht die erhoffte Spannung, die die ersten Seiten versprechen.
Durch die kurzen Kapitel und die vielen Perspektivenwechsel können die Leser:innen auch nicht wirklich mit irgendwelchen Charakteren warm werden, da diese nie genug Zeit haben, sich zu entfalten.
Die titelgebende "Eskalation" findet ganz am Ende innerhalb von 20 Seiten statt, um gleich danach wieder abzufallen und auf den letzten Seiten nochmal die gesamte Handlung kurz zusammenzufassen für die, die nicht gut genug aufgepasst haben.
Das Buch versucht seine Leser:innen in die Irre zu führen, indem falsche Fährten viel zu offensichtlich gelegt werden und am Ende eine Auflösung präsentiert wird, die nicht mal von Wahrsager:innen erkannt hätte werden können, da den Leser:innen einfach die wichtigen Informationen nie gegeben wurden.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Zauberhafte Geschichte, die ans Herz geht

Das Flüstern der Bienen
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"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne." - sagt zumindest Hermann Hesse. Bei diesem Buch ist das ganz stark zu spüren. Die Geschichte beginnt sehr geheimnisvoll, fast märchenhaft und die Leserinnen sind sofort ...

"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne." - sagt zumindest Hermann Hesse. Bei diesem Buch ist das ganz stark zu spüren. Die Geschichte beginnt sehr geheimnisvoll, fast märchenhaft und die Leserinnen sind sofort von der Situation gefangen genommen. Dieses Übernatürliche begleitet den ganzen Roman, doch kommt auch etwas sehr Düsteres, Bedrohliches dazu, das die Stimmung angespannt werden lässt.
An manchen Stellen wirkt die Erzählung vielleicht zu verwirrt, zu komplex und man ist nicht unbedingt motiviert weiterzulesen, doch dann wiederum geht einem das Buch so nahe und ist so emotional, dass es einem das Herz herausreißt und man trotzdem gerne weiterliest.
Neben der wunderbaren und gleichzeitig schockierenden Geschichte, die den Leser
innen präsentiert wird, lehrt das Buch einem sehr viel über die Geschichte Mexikos. Eine Geschichte, die wohl kaum in vielen Köpfen präsent ist. Das buch zeigt ein Land, dass ganz anders ist, als das Mexiko, das man heute kennt - geprägt von Drogen und Bandenkrieg.
Durch die Zeitsprünge und die vielen Perspektivenwechsel ist das Buch nicht einfach zu lesen. Ob es die Mühe wert ist, muss hier jeder für sich selbst entscheiden.

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