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Veröffentlicht am 13.07.2021

Anständig in schwieriger Zeit

Der Gang vor die Hunde
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In dieser Fassung wurde Erich Kästners Roman „Der Gang vor die Hunde“ erst in jüngerer Zeit herausgegeben. Er ist eine Fundgrube interessanter Gedanken und Geschichten, erlebt oder beobachtet durch Fabian, ...

In dieser Fassung wurde Erich Kästners Roman „Der Gang vor die Hunde“ erst in jüngerer Zeit herausgegeben. Er ist eine Fundgrube interessanter Gedanken und Geschichten, erlebt oder beobachtet durch Fabian, einem Germanisten.

Fabian ist ein hochanständiger Typ, was selten war (und ist). Einige Dinge werden mit augenzwinkerndem Humor erzählt, andere sehr hintergründig traurig. Irgendwie habe ich an manchen Stellen gedacht: Typisch Erich Kästner. Das empfand ich als sehr angenehm.

Das Buch ist auch heute noch äußerst interessant, insbesondere für Leser, die Romane mögen, in welchen einfache, aber trotzdem irgendwie auf eine sehr leise, bescheidene Art, besondere Personen, die Hauptrolle spielen. Kästner hat es hier wieder sehr gut verstanden, Personen und Szenen äußerst lebhaft zu schildern.

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Veröffentlicht am 10.07.2021

Spannend und angenehm zu lesen

Der Mann, der lächelte
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Das hier ist der erste Roman von Henning Mankell, den ich gelesen habe. Obwohl er schon einige Jährchen auf dem Buckel hat, muss ich sagen, dass ich ihn unheimlich spannend fand.

Es ist nicht schlimm, ...

Das hier ist der erste Roman von Henning Mankell, den ich gelesen habe. Obwohl er schon einige Jährchen auf dem Buckel hat, muss ich sagen, dass ich ihn unheimlich spannend fand.

Es ist nicht schlimm, dass ich die Vorgeschichte, also die drei davor liegenden Kurt-Wallander-Romane nicht kenne. Ich habe mich trotzdem schnell hineingefunden.

Die handelnden Personen sind sehr gut charakterisiert. Auch sind die beruflichen Beziehungen der Polizisten untereinander sehr menschlich und glaubhaft dargestellt. Die Leute sind alle so angenehm „normal“. Ich mag keine Krimis, in denen der Autor versucht, die Ermittler so durchgeknallt wie möglich darzustellen. Hier ist das sehr gut gelöst. Natürlich haben die ihre Schwächen und den einen oder anderen Psycho-Knacks, aber das ist alles in einem für mich sehr passenden Umfang gehalten.

Das Anwesen „Schloss Farnholm“, um das sich in diesem Buch letzten Endes alles dreht, gibt dem Ganzen eine besonders interessante und ungewöhnliche Note. Es ist von Anfang an klar, dass der oder die Verbrecher dort zu finden sind, aber die genauen Details, die nach und nach herausgefunden werden, sind es, die dem Roman das gewisse Etwas geben.

Der „Showdown“, in den der Kommissar zum Ende hin gerät, ist etwas klischeehaft, aber so etwas gehört zu einem guten Krimi dazu und man fiebert dabei automatisch mit. Im letzten Abschnitt kehrt dann wieder Ruhe ein, so dass der Leser das Buch zufrieden zur Seite legen kann.

Fazit: Wer spannende und angenehm zu lesende Krimis mag, für den ist dieser genau das Richtige.

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Veröffentlicht am 26.06.2021

Die Anwendung macht Spaß

Wie man Freunde gewinnt
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Wenn sich alle Menschen auf der Welt nur an einen Bruchteil der in diesem Buch beschriebenen Ratschläge und Grundsätze halten würden, wäre diese Welt viel besser und vor allem friedlicher.

Erstaunlich ...

Wenn sich alle Menschen auf der Welt nur an einen Bruchteil der in diesem Buch beschriebenen Ratschläge und Grundsätze halten würden, wäre diese Welt viel besser und vor allem friedlicher.

Erstaunlich ist, dass das Buch bereits 1936 in Amerika erschienen ist. Seitdem gab es immer wieder neue Auflagen.

Es besteht aus folgenden vier Teilen:

- Grundregeln für den Umgang mit Menschen
- Sechs Möglichkeiten, sich beliebt zu machen
- Zwölf Möglichkeiten, die Menschen zu überzeugen
- Neun Möglichkeiten, die Menschen zu ändern, ohne sie zu beleidigen oder zu verstimmen

Die Tipps, die hier gegeben werden, sind keine miesen Tricks, sondern Ratschläge, die allen Beteiligten nutzen. Eigentlich steckt eine Menge gesunden Menschenverstandes dahinter, heute noch genauso aktuell wie damals.

Ein paar Beispiele aus dem ersten Teil:

1. Kritisieren, verurteilen und klagen Sie nicht.
2. Geben Sie ehrliche und aufrichtige Anerkennung.
3. Wecken Sie in anderen lebhafte Wünsche.

Besonders die erste Regel fand ich erstaunlich. Ich neige sonst eher dazu, zu allem ehrlich und unverblümt meine Meinung zu sagen. Hier wird empfohlen, lieber etwas diplomatischer vorzugehen. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass man etwas loben soll, anstatt es zu kritisieren, sondern dass man den anderen nicht gleich vor den Kopf stoßen soll.

Regel 2 ist relativ einfach zu befolgen. Die Leistungen eines anderen auch demjenigen gegenüber anzuerkennen, finde ich nicht allzu schwer.

Regel 3 ist in dem Buch sehr eindrucksvoll anhand eines Beispielbriefes erklärt, in dem ein Unternehmen einen Kunden um Kooperation bittet.

Die erste Fassung des abgedruckten Briefes ist zwar nicht unhöflich formuliert, würde aber wahrscheinlich auf Widerstand stoßen. Die zweite Fassung dagegen ist so formuliert, dass der Kunde erkennt, dass es auch in seinem Interesse ist, der Bitte des Auftragnehmers nachzukommen, was eindeutig die bessere Lösung ist. Ich bin der Meinung, dass man aus diesen Beispielen etwas für seine eigene Korrespondenz, heutzutage vor allem per E-Mail, lernen kann.

Mein Fazit: Das Buch ist eine Fundgrube und es macht sogar Spaß, die Tipps daraus bewusst anzuwenden, wenn man es ehrlich meint. Außerdem kommt man dadurch wirklich leichter mit seinen Mitmenschen klar.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Sympathischer Mörder

Totenstille im Watt
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Klaus-Peter Wolf gelingt mit diesem Buch etwas ganz Verrücktes: Er schafft einen Mörder, der einem auch noch sympathisch ist. Dieser Dr. Bernhard Sommerfeldt kümmert sich sehr fürsorglich um seine Patienten ...

Klaus-Peter Wolf gelingt mit diesem Buch etwas ganz Verrücktes: Er schafft einen Mörder, der einem auch noch sympathisch ist. Dieser Dr. Bernhard Sommerfeldt kümmert sich sehr fürsorglich um seine Patienten und bringt schlechte Menschen um.

Obwohl Mord ein schlimmes Verbrechen ist, hofft man während des ganzen Buches, dass der Mörder nicht erwischt wird. Es ist einfach großartig, wie der Autor Klaus-Peter Wolf das geschafft hat, und das, obwohl einem auch die anderen Personen, z. B. die Ermittler ans Herz wachsen – ein Teufelskreis!

Überhaupt hat er einen überaus unterhaltsamen und fesselnden Schreibstil. Der Autor hat es geschafft, dass ich schon nach dem ersten Satz nicht mehr von der Geschichte ablassen wollte. Er lautet: „Es ist viel schwieriger, eine gute Fischsuppe zuzubereiten, als an eine neue Identität zu kommen.“

Der Roman spielt, wie andere Kriminalromane von Klaus-Peter Wolf auch, in seiner Heimat an der Nordsee. Es macht großen Spaß, so etwas zu lesen. Aber noch größeren Spaß macht es, dem Autor zuzuhören, der die Hörbuchversion selbst eingelesen hat.

Wer etwas außergewöhnliche Regionalkrimis mag, wird diesen lieben.

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Veröffentlicht am 24.06.2021

Ein ganz besonderer Thriller

Tiefer Fjord
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Der Leser springt sofort mitten ins Leben der handelnden Personen. Das sind Haavard, ein engagierter Kinderarzt, seine Frau Clara, die im Verwaltungsapparat des Ministeriums arbeitet und politische Ambitionen ...

Der Leser springt sofort mitten ins Leben der handelnden Personen. Das sind Haavard, ein engagierter Kinderarzt, seine Frau Clara, die im Verwaltungsapparat des Ministeriums arbeitet und politische Ambitionen hat, sowie Personen aus deren Umfeld. Im Fokus steht das Thema Kindesmisshandlung, womit es Haavard in seiner Klinik immer wieder zu tun hat, und wozu Clara im Ministerium für einen neuen Gesetzesentwurf kämpft.

Wie es sich für einen Thriller gehört, passieren Morde, und zwar drei. Die Opfer sind Kindesmisshandler. In diesem Roman steht jedoch nicht, wie oftmals üblich, die Ermittlungsarbeit der Polizei im Vordergrund, sondern das Verhalten der Personen im Umfeld. Es wird meistens in der Ich-Form aus der Sicht von Haavard oder Clara erzählt. Ab und zu (selten) aber auch von jemand anderem, wie z. B. Claras Vater Leif oder dem Pfleger Roger. Aus der Sicht der Polizisten geschieht das jedoch niemals.

Die ganze Story ist von Anfang an interessant und fesselnd beschrieben, obwohl die Morde als Kriminalfälle zunächst kaum im Vordergrund stehen. Das ist ziemlich ungewöhnlich. Im Laufe des Buches, schon nach etwas über der Hälfte wird sogar ganz klar beschrieben, wer die Morde begangen hat und auch wie. Trotzdem wird der Roman von da an noch spannender und macht regelrecht süchtig, je weiter man liest.

Als sehr angenehm empfand ich, dass es keine besonders blutigen Szenen gab. Die Personen sind so gut beschrieben, dass man ihre Handlungen nachvollziehen und sich ab und zu mit der einen oder anderen sogar identifizieren kann, selbst wenn sie moralisch völlig indiskutabel ist.

Dieses Buch ist für Leser geeignet, die packende Thriller lieben und dabei etwas Besonderes suchen.

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