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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.07.2021

Verzwickt, geheimnisvoll und typisch „Donna Leon“

Flüchtiges Begehren
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Klappentext:

„Samstagabend auf dem Campo Santa Margherita. Nach einem Drink lassen sich zwei Touristinnen von ein paar Einheimischen zu einer Spritztour in die Lagune verführen. In der Dunkelheit rammt ...

Klappentext:

„Samstagabend auf dem Campo Santa Margherita. Nach einem Drink lassen sich zwei Touristinnen von ein paar Einheimischen zu einer Spritztour in die Lagune verführen. In der Dunkelheit rammt das Boot einen Pfahl, und die Amerikanerinnen enden bewusstlos auf dem Steg des Ospedale. Warum alarmierten ihre Begleiter nicht die Notaufnahme, wenn alles nur ein Unfall war? Je hartnäckiger Brunetti ermittelt, desto näher kommt er einem Monstrum, vor dem sich selbst die Mafia fürchtet.“



Es gibt keine Krimi-Reihe die ich schon so lange verfolge wie die des „Commissario Brunetti“ von Schöpferin Donna Leon. Nunmehr lesen wir hier den dreißigsten Fall und Brunetti ist kein bisschen müde. Dieser aktuelle Fall hat es aber dennoch in sich und Leon schafft es wieder gekonnt, den Leser und auch Brunetti hinters Licht zu führen. Die bildhaften Beschreibungen sind glänzend und ein echter Genuss! Die aktuellen Themen werden auch gekonnt mit eingeflochten - so geht richtig gute Literatur!

Und Brunetti? Ich mag seine immer noch ruhige Art des ermittelns, seine innere Ausgeglichenheit, seinen Sinn für gutes Essen, gute Weine und die Familie und das er seinen Beruf als Berufung ansieht. Hier merkt man wieder ein Mal in den großen Worten von Donna Leon, das es auch eine Spur ruhiger und komprimierter geht. Mit leisen Worten löst Brunetti diesen verzwickten Fall wieder enorm gekonnt und nachvollziehbar, der Spannungsbogen ist richtig gut gespannt und dosiert . Dennoch muss man als Leser wieder gut mitdenken und nicht gleich auf die erstbeste Lösung sich ausruhen, denn auch hier gilt, typisch Leon: nichts ist, wie es scheint!

Von mir aus kann diese Reihe ewig so weiter gehen und wenn Donna Leon noch Lust hat und Ideen, sollte das doch kein Problem sein! Brunetti wird auch im Ruhestand nicht ruhig sitzen können, dafür treibt ihn seine Neugier dann doch immer wieder in die Abgründe der Italienischen Hafenstadt. 5 von 5 Sterne und auf weitere mindestens 30 Fälle!

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Die Wunderlichkeiten einer Ehe

Der Brand
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!ein Lesehighlight!



Klappentext:

„Rahel und Peter sind seit fast 30 Jahren verheiratet. Sie sind angekommen in ihrem Leben, sie schätzen und achten einander, haben zwei Kinder großgezogen. Erst leise ...

!ein Lesehighlight!



Klappentext:

„Rahel und Peter sind seit fast 30 Jahren verheiratet. Sie sind angekommen in ihrem Leben, sie schätzen und achten einander, haben zwei Kinder großgezogen. Erst leise und unbemerkt, dann mit einem großen Knall hat sich die Liebe aus ihrer Ehe verabschiedet. Ein Sommerurlaub soll bergen, was noch zwischen ihnen geblieben ist, und die Frage beantworten, wie und mit wem sie das Leben nach der Mitte verbringen wollen.“



Daniela Krien zählt für mich mittlerweile zu meinem festen Literatur-Stamm. Ihre Bücher besitzen enorme Kraft, genauso ihr aktuelles Buch „Der Brand“.

Die feinen, bedeutungschwangeren Details zwischen den Zeilen, ihre detaillierte Verwendung von Metaphern, ihre Beobachtungsgabe lassen diese Geschichte förmlich explodieren.

In einer Ehe wird man wunderlich, genau wie im Alter. So geht es auch den Hauptprotagonisten im Buch: Familie Wunderlich besteht aus Rahel und Peter, verheiratet und am Rand des ehelichen Verfalls, da die Infragestellung dieser nun präsent ist. Krien legt gekonnt Doppeldeutigkeiten und ich liebe diese zu entschlüsseln! Wer hier aufmerksam liest, bekommt ein echtes Buch-Highlight! Die Reise in den „vermeintlichen“ Urlaub (das hüten eines Hauses von Freunden in der Uckermark) soll nun die Wahrheit ans Licht bringen bzw. den beiden die Möglichkeit geben, über ihre „Probleme“ zu sprechen, jeder soll sich Luft machen, es knallhart herausbrüllen….Krien versucht ihre Protagonisten in eine Richtung zu stupsen und bringt dem Leser gewollt ungewollt einen gewissen Spannungsbogen. Diese Geschichte ist keine reine Beziehungskiste sondern zeigt tiefgründig und emotional, wie verletzlich und gebrechlich die Liebe, die Ehe und das Leben ist. Man beendet diese wahrlich bewegende und bedrückende Geschichte und bekommt Gedanken was die eigene Ehe betrifft…Ja, wir werden in einer Ehe wunderlicher, aus einem Schwelbrand kann ein großer Brand entstehen und alles zerstören was man mühevoll aufgebaut hat - Will man das? „Ehe“ bedeutet große Anstrengung und Führung beider Ehepartner und Daniela Krien macht dies hier in jedem Satz deutlich. Ihre Wortwahl könnte besser nicht sein - klar, deutlich, treffsicher und auch elegant führt sie den Leser hier durch eine Krise der heftigen Art. Krien hat ein extrem feines psychologisches Gespür und verpackt dies mit perfekten Worten!

Ich vergebe 5 von 5 Sterne, aber fest steht, diese Ansicht hätte weitaus mehr verdient!

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Wildtriebe sind Störenfriede!

Wildtriebe
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!ein Lesehighlight!

Klappentext:
„Für die alte Großbäuerin Lisbeth gibt es nichts Wichtigeres als den Hof, sein Erhalt ist ihr Lebenssinn. Nie hat sie die damit verbundenen Pflichten hinterfragt.

Doch ...

!ein Lesehighlight!

Klappentext:
„Für die alte Großbäuerin Lisbeth gibt es nichts Wichtigeres als den Hof, sein Erhalt ist ihr Lebenssinn. Nie hat sie die damit verbundenen Pflichten hinterfragt.

Doch mit Schwiegertochter Marlies kommt eine neue Frau ins Haus, die keineswegs klaglos und ohne eigene Wünsche das Leben einer Bäuerin führen will. Das Kaufhaus in der nächsten Stadt wird für Marlies zum Sehnsuchtsort im Wirtschaftswunderdeutschland, arbeiten möchte sie dort, einen Jagd- und Traktorführerschein machen, das Leben soll doch mehr zu bieten haben.

Die beiden Frauen tragen fortan stille Kämpfe aus, um Haushaltsführung, um Kindererziehung. Doch eigentlich werden viel größere Dinge verhandelt: Lebensmodelle, Vorstellungen vom Frausein, vom Muttersein. Und doch ist da ein verbindendes Element: Marlies’ Tochter Joanna, die ihren ganz eigenen Weg geht und nach dem Abitur nach Namibia aufbricht …“

„Wildtriebe“ von Ute Mank - ein extrem leises und dennoch gewaltiges Buch mit besonderen Protagonisten, die einen einnehmen, wenn man die Dornen vorher abstreift.
Wildtriebe muss man radikal bei Rosen bekämpfen. Warum? Die Hauptpflanze setzt enorm viel Energie dort hinein, Blüten werden nur spärlich gebildet, Krankheiten können sich schneller breit machen und der generelle Rest wird weniger „ernährt“. Kurzum: Wildtriebe gehören abgetrennt/abgerissen….und das nicht nur an Rosen. Wobei deren Dornen es einen manchmal sowieso schon nicht leicht machen.
Was hat das alles mit dem Buch zu tun? Eine ganze Menge! Dieser kleine botanische Ausflug spiegelt im Detail auch die Protagonisten wieder. Lisbeth ist der Hauptpunkt/ die Hauptschlagader auf dem Hof und es ist ihr das Wichtigste, das es alles rund läuft - der Ton, der für die „Dame“ hier gewählt wurde, war perfekt getroffen und hätte besser nicht sein können! Mit Schwiegertochter Marlies entsteht aber eine neue Generation im Haus, ein Wildtrieb wenn man so will, und nun ist es an Lisbeth, diesen entweder zu akzeptieren oder zu „entfernen“. Als Marlies dann noch Tochter Joanna das Leben schenkt, werden es viele Wildtriebe und ein gewisser Kampf der Frauen entpuppt sich leise aber manchmal auch mit einem lauten Knall. Die Parts, die Mank hier anspricht, sind genial aus der Realität gegriffen und beleuchten auf leisen Sohlen und feinem Sinn drei Damen mit völlig unterschiedlichen Lebensansichten, Lebensweisen und Zukunftsvorstellungen. Schnell wird deutlich, welcher Konflikt sich hier auftut und wie weit er gehen könnte, wenn der Anstand sich nicht einschalten würde.
Ute Mank hat hiermit ein extrem feines Gespür bewiesen Menschen zu beobachten und ihre „Unarten“ einzufangen und einen fein abgestimmten Roman mit noch ruhigerer Note verfasst, der beim „genießen“ des Inhalts explodiert, wie ein großes Feuerwerk - großartig von der ersten bis zur letzten Seite! 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 21.07.2021

Wenn die Libellen fliegen…

Das Haus der Libellen
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Klappentext:
„Nach Jahren kehrt die 28-jährige Sophie an den magischen Ort ihrer Kindheit zurück, die alte Villa der Nachbarsfamilie von Gutenbach. Hier verbrachte sie früher jede freie Minute mit den ...

Klappentext:
„Nach Jahren kehrt die 28-jährige Sophie an den magischen Ort ihrer Kindheit zurück, die alte Villa der Nachbarsfamilie von Gutenbach. Hier verbrachte sie früher jede freie Minute mit den ätherisch-schönen Geschwistern Noah und Emilia. Mit siebzehn wurden Noah und sie ein Paar, und Sophie erlebte ihre glücklichste Zeit – bis Noah fünf Jahre später von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben verschwand. Nun führt ein Brief Sophie zurück in das geheimnisvolle Haus, in dem Emilia nach dem plötzlichen Tod der Eltern allein wohnt: Noah ist erneut verschwunden, und seine Schwester bittet Sophie um Unterstützung. Sophie zögert, zu sehr schmerzt Noahs Verrat; dann allerdings sagt sie zu, schließlich war Emilia einst wie eine Schwester für sie. Aber die rätselhafte Schöne verhält sich seltsam, gibt sich wortkarg und verbringt die meiste Zeit mit ihrer Libellenzucht im exotischen Dschungellabor, das sie im Keller der Villa eingerichtet hat. Sophie ahnt, dass Emilia ihr etwas verschweigt. Doch ob mit oder ohne deren Hilfe: Sophie muss Noah finden. Vielleicht kann sie so endlich mit der Vergangenheit abschließen. Mitreißend, sinnlich und schillernd erzählt Emma Behrens eine Geschichte voller Spannung und großer Gefühle“

Allein das wunderschöne Cover des Buches „Das Haus der Libellen“ ist ein Augenschmaus und der Inhalt kann ebenso brillieren! Die Geschichte rund um Sophie hat einen gewissen Zauber inne, eine gewisse Mystik, ohne dabei sich zu verlieren oder abstrus zu erscheinen. Mit ihren 28 Jahren reflektiert sie die Zeit in der Villa von Gutenbach und wir Leser erhalten dadurch ein festes Bild und viele Informationen um Sophie zu verstehen, ihre Lage besser einzuordnen. Noah hingegen wirkt heimatlos und zerstreut sich selbst in alle Winde - dem nachzugehen wird ein kleines Leseabenteuer und der Lesesog ist schnell gegeben. Aber auch Emilia gibt Rätsel auf, die es gilt zu lösen. So it entsteht ein sehr gelungener Spannungsbogen, gefüllt mit Emotionen, Schicksalen und vielen Charakterzügen der Protagonisten. Autorin Emma Behrens zeigt dabei einen wunderbaren flüssigen Schreibstil. Die Aneinanderreihung ihrer Worte und ihr Ausdruck sind vorzüglich und nehmen den Leser gefangen. Schnell ist klar, wie bereits erwähnt, das hier kein Klamauk oder gar eine Fantasy-Geschichte den Leser erwartet - nein, hier passt alles sehr gut und der ein oder andere Leser wird sich in so manchen Charakteren vielleicht wiederfinden.
In meinen Augen ein sehr gelungenes Stück und genau deshalb gibt es ausgezeichnete 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Eine Farbexplosion in der Vogelwelt

Eisvogel ganz nah
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Klappentext:

„Außergewöhnliche Einblicke in die Welt der Eisvögel: Autor Ralph Sturm ist seit vielen Jahren von den schillernden Vögeln fasziniert und beobachtet sie mit den Augen des Biologen wie auch ...

Klappentext:

„Außergewöhnliche Einblicke in die Welt der Eisvögel: Autor Ralph Sturm ist seit vielen Jahren von den schillernden Vögeln fasziniert und beobachtet sie mit den Augen des Biologen wie auch als Fotograf. So nah wie er kommen nur Wenige den an Gewässern lebenden "heimischen Exoten", die bereits mehrfach zum Vogel des Jahres gekürt wurden….“



Allein durch seine grelle blaue Farbe im Gefieder fällt er auf, wenn man ihn mal zu Gesicht bekommt - der Eisvogel. In diesem Buch geht es rein um diesen Flugkünstler. Mit unglaublichen Bildern und intensiven Texten wird hier der Eisvogel gewürdigt. Hier werden Lebensraum, Brutverhalten, Paarsuche etc. genau beleuchtet und dem Leser sinnvoll und mit viel Gefühl weitergegeben. Die Texte sind leicht verständlich aber dennoch mit der nötigen Raffinesse an die Wissenschaft verknüpft. Die Fotografien strahlen in brillanter Farbenpracht und es scheint schier unglaublich was sich Mutter Natur bei diesem kleinen Vogel gedacht hat.

Dieses Buch ist ein echter Wissensschatz und sollte bei keinem (Hobby-)Ornithologen fehlen! 5 von 5 Sterne!

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