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Veröffentlicht am 20.07.2021

Emotionaler Roman aus der Nachkriegszeit

Wenn die Hoffnung erwacht
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Auf den neuen Roman von Lilli Beck habe ich schon hingefiebert. Bisher habe ich alle ihre Romane gelesen und auch der neuerste "Wenn die Hoffnung erwacht" hat mir sehr gut gefallen.

Die Nachkriegszeit ...

Auf den neuen Roman von Lilli Beck habe ich schon hingefiebert. Bisher habe ich alle ihre Romane gelesen und auch der neuerste "Wenn die Hoffnung erwacht" hat mir sehr gut gefallen.

Die Nachkriegszeit im amerikanisch besetzten Regensburg ist trotz Kriegsende nicht leicht. Noch immer hungern die Menschen. Auch Nora, die aus einem behüteten katholischen Apothekerhaushalt kommt, geht jeden Tag hingrig zu Bett. Als ihre beste Freundin Hedi sie zu einer deutsch-amerikanische Silvesterfeier einlädt, ist Nora begeistert. Endlich kann sie sich wieder einmal satt essen. Ihren Vater muss sie das Fest allerdings verschweigen, der streng über Nora wacht und die Amerikaner hasst. Gemeinsam mit Hedi genießt sie den Abend und lernt den interessanten US-Offizier William Bowman kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. So oft wie möglich versuchen sie sich zu treffen, was beim strengen und autoritären Vater schwer möglich ist - jedoch genügt, dass Nora schwanger wird. William will um ihre Hand anhalten, doch bevor es dazu kommt wird er kurzfristig abkommandiert. Nora muss sich dem Zorn ihres Vaters stellen. Die Schande ist groß! Ihr Vater verlangt von ihr einen anderen zu heiraten und gleichzeitig seine Schulden zu tilgen. Doch Nora hat William nicht aufgegeben und wartet auf seine Rückkehr...dabei kommt es zum Eklat!
Puh, was habe ich mit Nora mitgelitten! Der hartherzige Vater, der sich unmenschlich gegenüber seiner Tochter verhält, die furchtsame Mutter und der verschollene Verlobte - Nora büßt schwer für die wenigen Stunden Glückseligkeit.

In einem weiteren Handlungsstrang lernen wir die Familie Wagner kennen. Sowohl Wolf, als auch Helene fand ich sympathisch, obwohl beide ihre Macken haben und keinesfalls nur Gutmenschen sind. Zusätzlich haben sie schwere Schicksalsschläge hinter sich. Luis, der Neffe der Beiden, ist ein sehr lebenslustiger Kerl, der für die Fotografie und den Film lebt. Mit der Familie Wagner schnuppern wir ins damalige Verlagswesen und auch ein bisschen in die Welt des Films und der Fotografie. Ich fand die Entstehung der Illustrierten und die damaligen Themen sehr interessant. Wie die beiden Handlungsstränge letztendlich zusammengehören, erfährt man im Laufe der Geschichte.

Lilli Beck hat einen emotionsgeladenen Roman geschrieben, der mich beim Lesen richtig mitgenommen und auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt hat. Manchmal habe ich mich gar nicht getraut weiterzulesen, denn ich befürchtete das Schlimmste. Die Schilderungen der Nachkriegszeit und das damaligen Gesellschaftsbild sind von Lilli Beck wahnsinnig ausdrucksvoll und bildhaft erzählt.
Die Gegenüberstellung der damaligen Gesellschaftsschichten, denjeningen den es trotz des Krieges kaum an etwas mangelt und diejenigen, deren Häuser ausgebombt wurden oder aus dem Osten geflüchtet sind, kann größer nicht sein. Kinder, die im Schutt graben, sind das tägliche Straßenbild.

Nora fand ich anfangs ein bisschen naiv, allerdings war das vorallem ihrer Erziehung geschuldet. Sie durfte kaum das Haus verlassen und hatte absolut keine Ahnung vom anderen Geschlecht. In München trifft sie allerdings eine Entscheidung, die ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Die Entwicklung von Nora ist gewaltig. Sie wird zu einer selbstständigen Frau, die trotzdem oftmals an die Grenzen der damaligen Gesetze stößt. Frauen brauchen eine Bewilligung des Ehemannes oder des Vater, damit sie arbeiten oder den Führerschein machen dürfen. Ledige Mütter sind generell nur "Abschaum", erhalten weder eine Wohnung und oftmals nicht einmal das Sorgerecht für ihr Kind.
Mit der Familie Wagner hat Nora freundliche und hilfsbereite Menschen gefunden, die trotz schwerer Schicksalsschläge warmherzig geblieben sind.
Zum Ende hin werden alle Fragen beantwortet und Schicksale aufgeklärt.
Fazit:
Packend und emotional von der ersten bis zur letzten Seite. Ich war gefesselt von dieser Geschichte und gebe gerne fünf Sterne, auch wenn ich mit einer Entscheidung Noras sehr gehadert habe und sie nicht verstehen konnte. Trotzallem ein wahnsinnig tolle Geschichte - bewegend und ergreifend! Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 03.07.2021

Großartiger Roman auf zwei Zeitebenen

Die Bucht der Lupinen
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Schon lange habe ich keinen Roman mehr aus diesem Genre gelesen, der mich in allen Bereichen so überzeugt hat. Zusätzlich ist diese Geschichte auf zwei Zeitebenen ein Debütroman! Kaum zu glauben!
Meistens ...

Schon lange habe ich keinen Roman mehr aus diesem Genre gelesen, der mich in allen Bereichen so überzeugt hat. Zusätzlich ist diese Geschichte auf zwei Zeitebenen ein Debütroman! Kaum zu glauben!
Meistens bevorzuge ich ja bei Erzählungen mit zwei Zeitsträngen den Vergangenheitsstrang. Doch diesmal konnten mich beide Zeiten gefangen nehmen und ich habe die 480 Seiten im Nu inhaliert.

Im Prolog lernen wir Louise kennen, die in ihrem Haus in Seaborough, Neufundland, an ihr Leben zurückdenkt, denn ihr bleibt nicht mehr viel Zeit...
Nach ihrem Tod reisen ihre drei Enkelinnen Judith, Anna und Greta aus Deutschland, ihrer ehemaligen Heimat, an. Sie sollen das Haus entrümpeln, um es für einen Verkauf vorzubereiten. Zusätzlich muss die Trauerfeier organisiert werden, bis ihre Mutter Helene ebenfalls in Kanada ankommen wird. Zwischen Helene und Louise bestand seit Jahren keine gute Beziehung. Beide Frauen verweigern die Aussage, wenn es um die Vergangenheit von Louise geht. Das Schweigen lastet auf den Enkelinnen, besonders auf Anna, die eine ganz besondere Beziehung zu ihrer Großmutter hatte. Viele gute Kindheitserinnerungen verbinden die jungen Frauen mit ihrer Oma und doch war die Entfernung so groß, dass sie sie viel zu wenig besucht haben. Als Anna beim Aufräumen alte Fotos und ein Tagebuch findet, möchte sie mehr über die Vergangenheit ihrer Oma wissen. Es lässt ihr keine Ruhe, dass Louise und ihre Mutter so ein Geheimnis daraus machten.

Louise ist gemeinsam mit ihrer Schwester Hannah in Hamburg als Tochter eines jüdischen Arztes aufgewachsen. Wir schreiben das Jahr 1935 und wir alle wissen, was auf die Familie in den nächsten Jahren zukommen wird. Und diese Geschichte, die den Leser in diese dunkle Zeit zurückführt und man auf den nächsten Seiten lesen wird, geht wahnsinnig zu Herzen und berührt sehr. Ich bin komplett abgetaucht in diese Zeit voller Gefahren für Louise, die in Carl, den Sohn eines Fabriksbesitzers, ihre große Liebe findet. Doch sein Vater ist Mitglied der SS, der die Verfolgung der Juden mit voller Kraft unterstützt. Doch Louise gibt die Hoffnung nie auf...

Aber auch der Handlungsstrang in der Gegenwart hat mir sehr gut gefallen. Vorallem die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen haben in meinem Kopf sofort atemberaubende Bilder dieser rauen Gegend hervorgerufen. Gelungen sind auch die sehr unterschiedlichen Charaktere der Schwestern, die mir alle drei sehr ans Herz gewachsen sind. Die temperamentvolle Greta und die liebenswerte Anna mochte ich noch um einen Ticken mehr, als die ehrgeizige Judith. Auf Anna warten in Neufundland noch einige Veränderungen, die ihr Leben auf den Kopf stellen werden. Doch auch Judith und Greta müssen ihren Weg finden und sich über sich selbst klar werden...

Abwechselnd erzählt Johanna Laurin die Geschichte von Lou(ise) und ihren Enkelinnen auf zwei Zeitebenen. Dabei überrascht die Autorin den Leser immer wieder mit ungeahnten Wendungen. In dieser Geschichte ist nichts vorhersehbar und die Spannung immer vorhanden. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe die letzten Seiten mit Wehmut gelesen.

Der Schreibstil ist fesselnd, einnehmend und bildhaft. Die Figuren sind liebevoll gezeichnet und ich konnte mich in alle wunderbar einfühlen. Ich habe mit ihnen gebangt, geweint, gelacht und gezittert. Die Erzählweise der Autorin ist brilliant und zeigt ebenso von exakter Recherche.

Ein absolutes Lesehighlight, mit dem ich so überhaupt nicht gerechnet hatte. Eine grandiose Geschichte, die mich auf allen Ebenen begeistert hat. Von mir gibt es eine dicke Leseempfehlung!

Fazit:
Ein großartiger Roman mit Tiefgang und einer sehr berührenden Story, die wunderbar erzählt wird. Ich kann es nicht glauben, dass es sich hier wirklich um einen Debütroman handelt. Wunderbar erzählt auf zwei Zeitebenen, die mich beide gleichermaßen begeistern konnten. Ganz große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 31.05.2021

Kurzer Roman mit Tiefgang

Fünf Tage im Mai
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Dieser Roman liegt schon eine Weile auf meinem SuB und ist nun passend für den Monat Mai aus meinen Regal befreit worden. Außerdem habe ich ihn für die Subcolourchallenge auf Instagram und bei meiner 12für21 ...

Dieser Roman liegt schon eine Weile auf meinem SuB und ist nun passend für den Monat Mai aus meinen Regal befreit worden. Außerdem habe ich ihn für die

Subcolourchallenge auf Instagram und bei meiner

12für21 Challenge gelesen.

Die titelgebenden fünf Tage im Mai spielen sich nicht innerhalb einer Woche ab, sondern es sind Tage aus Illys Kindheit und aus ihren Tagen als Jugendliche, die ihr Leben sehr prägten. Wir befinden uns jeweils im Mai der Jahre 1986, 1996, 1998 und 2004. Sie werden nicht chronologisch hintereinander erzählt.
Und so begleiten wir zuerst Illy als Kind, die am liebsten ihre Zeit bei ihrem Urgroßvater Korbinian Hofer, genannt Tatka, verbringt. Der alte Mann ist der letzte Fassbinder Tirols und hinter seinem harten Kern versteckt sich ein sehr weiches Herz. Er ist stur, hat sein Haus beim Kartenspielen gewonnen und liebt seine Urenkelin Illy über alles - und sie ihn. Nach der Schule verbringt sie die meiste Zeit bei ihm in der Holzwerkstatt. Als Illy ihren ersten Atlas mit nach Hause bringt, freut sie sich sehr darüber. Damals wurden viele Schulbücher nicht neu gekauft, sondern sie wurden weitergegeben. Als Illy in ihrem Atlass den Namen Tristan entdeckt, ist sie zuerst enttäuscht. Noch ahnt sie nicht, dass genau dieser Tristan in ihrem Leben eine große Rolle spielen und sie die Konsequenzen daraus für immer begleiten werden.

Was für eine Geschichte! Ich muss zugeben, dass sie mich wirklich kalt erwischt hat! Dieser einfühlsame Roman, der ruhig beginnt und bei dem man sich anfangs noch fragt, wohin er führen wird, berührte mich zutiefst. Neben diesen schicksalträchtigen fünf Tagen im Mai bewegt vorallem die Verbindung zwischen Illy und ihrem Urgroßvater. Sie zeigt auf, dass diese Bindung auch Durststrecken aushalten und man sich trotzdem nahe sein kann.
Zu Beginn ist Illy noch ein Kind, ein kleiner Wildfang, der sich am liebsten in der Werkstatt ihres Großvaters aufhält. Die beiden teilen ihre Geheimnisse miteinander und haben ein sehr herzliches Verhältnis zueinander. Als Illy älter wird und sich verliebt, steht nur ihr Tatka hinter dieser Liebe. Ihre Eltern verbieten ihr den Umgang mit dem Außenseiter. Es wird fortan nur ihr Urgroßvater sein, der ihr weiterhin zuhört und Illy später einen wichtigen Teil seiner Vergangenheit preis gibt.

Diese 221 Seiten birgen sehr viel Tiefgang und Inhalt. Es beginnt leicht und mit einer Portion Humor, als Illy sich bei ihrer Erstkommunion übergibt, weil sie verbotener Weise schon vor dem Heiligen Sakrament eine Hostie gegessen hat und nun ihre Schuldgefühle sich auf den Magen schlagen. Danach erleben wir die rebellische Illy, die keine familiären Verpflichtungen eingehen will, sich erwachsen fühlt und ihren eigenen Weg gehen möchte. Doch die rosarote Brille der ersten Verliebtheit ist bald verschwunden und Illy erlebt sehr viel Schmerz, der ihr den Halt im Leben nimmt. Die Jahre vergehen und dann steht der 100. Geburtstag von Tatka an und Illy kommt nach längerer Zeit zurück in ihr Heimatdorf...

Die Figuren sind authentisch und großartig gezeichnet. Sie sind voller Wärme, haben Ecken und Kanten und sind mitten aus dem Leben gegriffen. Die Gefühle und der Schmerz werden so lebendig dargestellt, dass man sie durch die Zeilen spüren kann. Die wundervolle Sprache der Autorin berührt und die bildhaften Szenen fühlten sich an, als wäre ich mittendrin gewesen.
Manche Erlebnisse und Begegenheiten erinnerten mich an meine eigenen Teenagerjahre. Zusätzlich spielt die Geschichte in einem Dorf in Österreich, womit ich mich noch mehr identifizieren konnte, da ich selbst in einem lebe.
Die Freundschaft zwischen Urgroßvater und Urenkelin ist groß, warm und spürbar. Sie gibt diesem Roman einen ganz besonderen Charme und das gewisse Etwas. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

Fazit:
Eine herzerwärmende und ruhige Geschichte mit viel Tiefgang. Diese 221 Seiten lassen einem nachdenklich zurück und haben mir wunderbare Lesestunden gebracht. Ich empfehle diesen Roman sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Magische Geschichte, die überzeugt

Kleine Wunder um Mitternacht
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Ich hatte bei einer exklusiven Bloggeraktion Glück und habe als Vorab-Leseexemplar "Kleine Wunder um Mitternacht" von Keigo Higashino gewonnen. Auf Instagram könnt ihr auch mein Foto und eine kleine Beschreibung ...

Ich hatte bei einer exklusiven Bloggeraktion Glück und habe als Vorab-Leseexemplar "Kleine Wunder um Mitternacht" von Keigo Higashino gewonnen. Auf Instagram könnt ihr auch mein Foto und eine kleine Beschreibung dazu finden.

Ich war sehr neugierig auf diesen Roman, der mein erster des Autors ist. Normaler Weise schreibt Keigo Higashino Kriminalromane. "Kleine Wunder um Mitternacht" ist sein erster Roman abseits des Krimi-Genres und absolut gelungen.
Drei jugendliche Kleinkriminelle sind nach einem Raubzug auf der Flucht. Der gestohlene Wagen lässt sie im Stich, als Shotu auf die Idee kommt in einem ehemaligen Gemischtwarenladen Unterschlupf zu suchen und die nacht dort zu verbringen. Atsuya, Shotu und Kohei stellen jedoch bald fest, dass in diesem verlassen Haus etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann, als ein Brief durch den Türschlitz geworfen wird und sie keine Person weggehen sehen. In einer alten Zeitschrift aus den 1970igern, die sie im Inneren des Gemischtwarenladens finden, gibt es einen Bericht über den ehemaligen Inhaber Yuji Namija. Dieser wurde eine Art Kummerkasten, als er auf einem Schild im Laden Hilfe anbot. Aus den Anfangs kaum ernstzunehmenden Fragen von Kindern werden diese zunehmens ernsterer Natur. Deshalb entschließt sich Yuji seine Antworten in den Milchkasten zu hinterlegen und kann sich bald von Hilfesuchenden nicht mehr retten.

Atsuya, Shotu und Kohei lesen den Brief, der während ihrer Anwesenheit durch den Briefschlitz gefallen ist und beginnen darauf zu antworten. Doch kaum haben sie die Antwort in den Milchkasten gelegt, kommt ein weiterer Brief hereingesegelt. Sie wissen nicht, dass sie dabei sind, das Leben einzelner Menschen zu unterschiedlicher Zeiten zu beeinflussen. Haben mich die Zeitsprünge anfangs noch etwas verwirrt, hatte ich sehr schnell keinerlei Probleme mehr damit.
Der Roman besteht aus fünf weiteren Geschichten, in denen sich alle an Yuji Namija wenden und um Hilfe bitten. Zuerst dachte ich, es seien einzelne Kurzgeschichten, doch schon bald wird klar, dass alle irgendwie zusammenhängen und sich am Ende der Kreis schließt. Neben den einzelnen Schicksalen spielen auch die Beatles oder die Olympischen Sommerspiele in Russland 1980 eine größere Rolle, was dem Roman noch mehr Authenizität verleiht.
Welche Rolle dabei Kohei, Shotu und Atsuya spielen und wie sich ihr Leben durch diese wundersame Nacht im alten Gemischwarenladen verändern wird, erzählt Keigo Higashino in dieser wunderbaren und magischen Geschichte. Ihm gelingt es Wunder und Phänomene sehr realistsch zu beschreiben, so dass es auch mir als Nicht-Fantasyleser sehr gut gefallen hat.

Schreibstil:
Higashino schreibt sehr einfühlsam und leicht poetisch. Die Figuren sind sehr lebendig beschrieben. Vorallem in die Charaktere, die in ihren Briefen um Hilfe bitten, konnte ich mich sehr gut hineinfühlen. Aber auch die drei Jugendlichen, die ein ganz besonderes Abenteuer erwartet, fand ich richtig gut gezeichnet.


Fazit:
Eine herzerwärmende und etwas fantastische Geschichte, in der man sich ausgeprochen wohl fühlt und an kleine Wunder zu glauben beginnt. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für diesen zauberhaften Roman!

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Ein finsteres Dorf

Finsterdorf
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Was habe ich mich gefreut, dass ich einen neuen Autor kennen lernen darf, der noch dazu nicht weit weg von mir wohnt. Zusätzlich spielt die Geschichte im Krimi ebenso in meiner Umgebung...zwar schon etwas ...

Was habe ich mich gefreut, dass ich einen neuen Autor kennen lernen darf, der noch dazu nicht weit weg von mir wohnt. Zusätzlich spielt die Geschichte im Krimi ebenso in meiner Umgebung...zwar schon etwas "weiter" weg, aber der Bezirk Scheibbs, in dem hier das (fiktive) schaurige Dorf Schandau liegt, ist nur 15 km entfernt....

Peter Glanninger hat mich von der ersten Seite an überzeugt. Es geht richtig spannend und gruselig los, wobei ich nach dem Beenden das Wort Thriller statt Krimi passender finden würde. In "Finsterdorf" spielt zwar auch Polizeiarbeit eine große Rolle, die den Krimis vorbehalten wird, aber an Grusel und auch einigen Brutalitäten wird nicht gespart.
Thomas Radek vom Landeskriminalamt St. Pölten wird in den kleinen niederösterreichischen Ort Schandau im Bezirk Scheibbs geschickt. Er soll sich das mysteriöse Verschwinden und Wiederauftauchen einer jungen Frau vor Ort näher ansehen. Zusätzlich wird im Polizeibericht auch von Satanismus gesprochen. Seinen Kollegen ist diese merkwüdige Geschichte nur einen Lacher wert, die die zuständige Polizistin von der Polizeiinspektion Gresten an das LKA weitergeleitet hat. Thomas Radek ist aber froh endlich von der Schreibtischarbeit loszukommen und macht sich auf den Weg.
Radek stößt in Schandau jedoch auf eine Mauer des Schweigens. Die Vorkommnisse im Ort kommen ihm jedoch seltsam vor, denn die Menschen sind ängstlich und die Atmosphäre wirkt bedrohlich. Alle Einwohner wirken verstört und niemand wagt es offen mit ihm zu sprechen. Umso neugierer wird Radek und er hört schließlich doch noch von einigen merkwürdigen Vorgängen. Unter den Dorfbewohnern häufen sich die Verletzungen, wie Knochenbrüche. Außerdem war bereits eine weitere junge Frau einmal eine Woche verschwunden und sitzt seit ihrer Rückkehr in der Psychatrie.
Über dem Ort im Tal thront "der Baron", der größte Arbeitgeber der Region, der noch im letzten Jahrhundert stecken geblieben zu sein scheint. Er sieht die Einwohner "seines" Ortes als seine Untergebenen an. Auch Radek spürt bald seine korrupten Machenschachten und sein Netz bis in die höchsten Kreise....auch in Polizeikreise. Doch steckt hinter dem Verschwinden von Bernadette wirklich der Baron oder gibt es eine Gruppe von Menschen vor Ort, die sich einer satanischen Sekte angeschlossen haben?

Der Einstieg ins Buch ist heftig! Eine junge Frau aus dem Ort, Bernadette, wird entführt und in einem Kellerverließ gefoltert und festgehalten. Nach einer Woche kommt sie wieder frei und ist schwer traumatisiert. Danach flacht die Spannung etwas ab, denn Landeskriminalbeamter Thomas Radek sondiert erst einnmal die Lage in Schandau. Gemeinsam mit ihm rätseln wir was in dem Ort eigentlich vorgeht. Wovor haben die Menschen so große Angst, dass sie sogar Misshandlungen und Erpressung über sich ergehen lassen?
Zu Beginn ist man als Leser genauso ratlos, wie Radek. Erst nach und nach scheinen sich mehr und mehr Puzzlesteine zusammenzufügen. Das Gefüge der Dorfgemeinschaft ist nicht zu unterschätzen, denn viele sind voneiander abhängig. Überraschende Wendungen und die Spannung, die sich auf hohem Niveau hält, lassen den Leser trotz einiger kleinen überspitzten Figuren an der Geschichte kleben.

Geschickt und mit einem gewissen Gruselfaktor treibt Peter Glanninger die Aufklärung voran und erlaubt es dem Leser immer einen Schritt voraus zu sein. Obwohl mir doch relativ bald klar war, wer hinter all den Machenschaften steckt, ebbt der Spannungsbogen nicht ab und erst zum Ende hin erfährt man, ob man wirklich richtig vermutet hat. Dieses enthält ebenfalls noch eine kleine Überraschung bereit.

Peter Glanninger, der selbst Polizeibeamter war, hat mich mit seinen Krimi-Debüt tatsächlich umgehauen. Man merkt, dass er weiß wovon er in seinem Buch schreibt und versteht die mysteriöse Atmosphäre im Dorf perfekt darzustellen. Man spürt richtig die Angst der Einwohner und bekommt leichte Gänsehaut, wenn man gemeinsam mit Thomas Radek durch Schandau spaziert.
Die Figuren sind authentisch und gut gezeichnet. Den Ermittler Thomas Radek habe ich sehr schnell ins Herz geschlossen. Sehr gerne würde ich noch mehr Fälle mit ihm lesen und empfehle diesen Krimi/Thriller sehr gerne weiter!

Fazit:
Finsterdorf ist ein sehr atmosphärischer Krimi mit Gruselfaktor, der in meiner Gegend spielt. Nicht nur einige bekannte Locations, sondern auch die düstere Stimmung, hat mich richtig gefesselt. Ein spannender Krimi, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Leseempfehlung!

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