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Veröffentlicht am 04.07.2022

Horrorszenario

Systemfehler
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„Systemfehler“ ist der neueste Thriller von Wolf Harlander. Die ungekürzte Hörbuchfassung wurde 2021 vom Argon Verlag produziert und wird von dem deutschen Hörbuchsprecher Uve Teschner gelesen. Die Geschichte ...

„Systemfehler“ ist der neueste Thriller von Wolf Harlander. Die ungekürzte Hörbuchfassung wurde 2021 vom Argon Verlag produziert und wird von dem deutschen Hörbuchsprecher Uve Teschner gelesen. Die Geschichte befasst sich mit der Frage was passiert, wenn das Internet ausfällt.

Als regelmäßiger Nutzer des Internets hat mich die Grundidee natürlich sofort angesprochen. Wer sich bereits mit diesem Thema beschäftigt hat, der weiß, wie abhängig wir vom Internet sind und was sich plötzlich alles ändert, wenn es tatsächlich passiert. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich mal zwei Tage ohne Internet auskommen musste, weil unser Internetanbieter Probleme hatte. Allein dieser sehr kurze Zeitraum hat mir vor Augen geführt, wie sehr das Internet meinen Alltag beeinflusst.

Das Szenario „Internetausfall“ dauert in der Geschichte natürlich deutlich länger als zwei Tage. Innerhalb weniger Kapitel wird klar was alles zusammenbricht, wenn das Internet nicht mehr funktioniert. Dem Autor ist es definitiv gelungen ein hochgradig spannendes Horrorszenario zu erschaffen, das mich sprachlos gemacht hat. Immer wenn ich dachte „noch schlimmer kann es nicht werden“ setzte Harlander noch eins drauf. Verstärkt wird die Spannung durch viele kleine Cliffhanger und unvorhersehbare Wendungen.

Mein einziger Kritikpunkt bezieht sich auf den Handlungsverlauf. Die Geschichte fängt sehr stark an. Es ist spannend und dem Autor ist es hervorragend gelungen die Grundidee umzusetzen. Zum Ende hin entwickelt sich die Handlung aber in eine Richtung, die mir überhaupt nicht zugesagt hat. Harlander konzentriert sich zunehmend auf ein Thema, das meiner Meinung nach sehr klischeehaft ist und nur mäßig mit der Grundidee zu tun hat. Hinzukommen ein paar unrealistische Situationen, bei denen ich nur noch mit dem Kopfschütteln konnte.

Ich werde nicht detailliert auf die einzelnen Charaktere eingehen, weil das nur unnötig spoilern würde. Dem Autor ist eine gute Mischung aus unterschiedlichen Charakteren gelungen. Sie haben eine erkennbare Persönlichkeit und zeichnen sich durch Ecken und Kanten aus. Sympathisch war keiner von ihnen.

Harlanders Schreibstil war angenehm. Die Wortwahl hat gut zum Genre gepasst. Das Buch wird aus unterschiedlichen Sichten erzählt. Die Kapitellänge war in Ordnung. Die Stimme von Uve Teschner war ein Genuss.

Fazit

Die gute Umsetzung der Grundidee kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung sich zum Ende hin in Klischees verliert.

Veröffentlicht am 03.06.2022

Reise nach Schottland

Sehnsucht nach Rose Cottage (Herzklopfen in Schottland)
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„Sehnsucht nach Rose Cottage“ erzählt die Geschichte von Ellen »Ellie« Bell. Einer jungen Frau, die auf der Suche nach sich selbst ist. Das Buch wurde von der deutschen Autorin Hanna Holmgren geschrieben ...

„Sehnsucht nach Rose Cottage“ erzählt die Geschichte von Ellen »Ellie« Bell. Einer jungen Frau, die auf der Suche nach sich selbst ist. Das Buch wurde von der deutschen Autorin Hanna Holmgren geschrieben und ist 2022 als eBook und Taschenbuch im FeuerWerke Verlag erschienen.

Zum Beginn der Geschichte steht Ellie am Scheideweg ihres Lebens. Sehr schnell wird klar, dass Ellie keinen Plan hat, was sie in ihrem Leben erreichen will. Im ersten Moment macht das einen Charakter spannend, wenn der Charakter aber fast das gesamte Buch brauch, um eine Lösung für seine Situation zu finden, dann ist das irgendwann nur noch nervig. Ellie ist Anfang dreißig, verhält sich stellenweise aber wie Anfang zwanzig. Dank ihrem widersprüchlichen Verhalten hatte ich große Probleme eine Bindung zu ihr aufzubauen. Hinzukommen ihre bisweilen sehr merkwürdigen Entscheidungen, die nicht immer Sinn ergeben haben. Für meinen Geschmack hatte sie zu wenige Ecken und Kanten, was ihr ein bisschen die Authentizität genommen hat.

Bei den Nebencharakteren ist der Autorin ein relativ breites Spektrum an Persönlichkeiten gelungen. Ellis Tante Rosemary »Rose« Bell ist ein sehr spannender Charakter, der für mich definitiv mehr Facetten als Ellie hatte. Im ersten Moment wirkt Rose wie eine zutiefst verbitterte alte Dame, die ständig schlechte Laune verbreitet und am liebsten ganz alleine ist. Ich gebe zu, dass ich eine Ewigkeit gebraucht habe, bis ich mit Rose warm geworden bin. In der zweiten Hälfte des Buches gewährt Rose dem Leser einen Blick hinter ihre Maske und plötzlich konnte ich ihr gesamtes Verhalten nachvollziehen.

Ein weiterer wichtiger Nebencharakter ist Graham Flynt. Graham ist Rose Nachbar und Ellies erste Liebe. Graham ist das komplette Gegenteil von Rose. Er ist farblos und hat so gut wie keine Facetten. Ecken und Kanten waren für mich nicht erkennbar, was ihn in meinen Augen austauschbar gemacht hat. Mit seinem Verhalten und seinen Entscheidungen fang ich gar nicht erst an. Beides war für mich überhaupt nicht greifbar. Ich kann mich nur in Charaktere hineinversetzen, wenn ich Einsicht in ihre Gedanken und Gefühle bekomme. Dank der Tatsache, dass die Geschichte ausschließlich aus der Sicht von Ellie erzählt wird, fehlt mir diese Einsicht.

Theoretisch bin ich ein großer Fan von Liebesgeschichten. Praktisch muss eine Liebesgeschichte bestimmte Komponenten aufweisen, damit sie mich anspricht. Ich lege großen Wert auf eine realistische Handlung und bin absolut kein Fan von Zufällen, weil sie die Geschichte sehr schnell konstruiert wirken lassen. Leider wurde „Sehnsucht nach Rose Cottage“ im letzten Drittel immer kitschiger und somit immer unrealistischer. Am Ende hätte ich mehr als zwei Hände gebraucht, um all die Zufälle aufzuzählen, die die Autorin in die Geschichte eingebaut hat. Genauso wichtig ist mir eine gute Portion Drama. Nicht zu viel aber auch nicht zu wenig. „Sehnsucht nach Rose Cottage“ enthält nahezu gar kein Drama, was die Geschichte irgendwie langweilig gemacht hat. Letzten Endes hätte das auch eine Jugendbuch sein können, weil abgesehen von ein paar Küsschen nichts passiert. Das Einzige was nicht ganz ins Bild passt, ist das Alter der beiden Hauptcharaktere.

Der Einblick ins Ellies und Grahams Vergangenheit hat mir dagegen außerordentlich gut gefallen. Ellie und Graham haben eine gemeinsame Vergangenheit. Der Leser bekommt mit diesen Kapiteln die Möglichkeit, die wichtigsten Erlebnisse aktiv mitzuerleben. Das hat der Liebesgeschichte wenigstens ein bisschen Spannung verliehen.

Der Schreibstil von Hanna Holmgren ließ sich flüssig lesen. Die Wortwahl hat halbwegs gut zum Genre gepasst. Die Geschichte wird aus der Sicht von Ellie erzählt. Das Buch wurde in der dritten Person geschrieben.

Fazit

Nette Liebesgeschichte für zwischendurch. Ich vergebe 3,5 von 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.11.2021

Wenn das Leben plötzlich kopfsteht.

Trust
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„Trust“ erzählt die Geschichte der jungen High School Schülerin Edie Millen, deren Leben nach einem Raubüberfall ins Chaos stürzt. Das Buch wurde von Kylie Scott geschrieben und ist 2018 als Taschenbuch ...

„Trust“ erzählt die Geschichte der jungen High School Schülerin Edie Millen, deren Leben nach einem Raubüberfall ins Chaos stürzt. Das Buch wurde von Kylie Scott geschrieben und ist 2018 als Taschenbuch und eBook im LYX Verlag (Bastei Lübbe Verlag) erschienen.

Edie Millen wirkt im ersten Moment wie die typische High School Schülerin, deren größtes Problem die alltäglichen Sorgen eines heranwachsenden Teenagers sind. Eines Abends ist Edie zur falschen Zeit am falschen Ort und plötzlich steht ihr komplettes Leben auf dem Kopf.

Mit Edie hat Kylie Scott eine wundervolle Protagonistin erschaffen, die mich von der ersten Seite an in ihren Bann ziehen konnte. Ich konnte ihr Ängste und Sorgen genauso gut nachvollziehen wie ihr Verhalten und ihre Entscheidungen. Edie hat an genau den richtigen Stellen Ecken und Kanten und wirkte daher sehr authentisch. Für mich ist sie ein starkes Mädchen, dass sich nach einem schweren Schicksalsschlag zurück ins Leben kämpft und dabei niemals aufgibt. Edie ist eine Protagonistin, mit der ich ohne Probleme mitfühlen konnte.

Der männliche Gegenpart ist John Cole. Ein junger High School Schüler, der im ersten Moment etwas Gefährliches und Mysteriöses an sich hatte. Mich konnte er von der ersten Seite an faszinieren, allerdings hatte ich Probleme sein Verhalten und seine Entscheidungen nachzuvollziehen. Wahrscheinlich liegt es an seiner fehlenden Sicht, denn so hatte ich keine Chance einen Blick in seine Gedanken zu werfen. Trotzdem ist es ihm gelungen mich von ihm zu überzeugen.

Das Buch wird ausschließlich aus der Sicht von Edie erzählt. Die deutsche Übersetzung von Kylie Scott Schreibstil ließ sich gewohnt locker leicht lesen und die Wortwahl hat für mich perfekt zur Geschichte gepasst. Das Buch ist in der Ich-Perspektive geschrieben.

Fazit

Kylie Scott ist mit diesem Buch eine Geschichte gelungen, die ich trotz kleinerer Makel keine Sekunde aus der Hand legen konnte und die ich gerne weiterempfehle. Ich gebe dem Buch 3,5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.08.2021

Hor­ror­sze­na­rio

Systemfehler
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„Systemfehler“ ist der neueste Thriller von Wolf Harlander. Das Buch ist 2021 als Taschenbuch und eBook im Rowohlt Verlag erschienen und befasst sich mit der Frage was passiert, wenn das Internet ausfällt.

Als ...

„Systemfehler“ ist der neueste Thriller von Wolf Harlander. Das Buch ist 2021 als Taschenbuch und eBook im Rowohlt Verlag erschienen und befasst sich mit der Frage was passiert, wenn das Internet ausfällt.

Als regelmäßiger Nutzer des Internets hat mich die Grundidee natürlich sofort angesprochen. Wer sich bereits mit diesem Thema beschäftigt hat, der weiß, wie abhängig wir vom Internet sind und was sich plötzlich alles ändert, wenn es tatsächlich passiert. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich mal zwei Tage ohne Internet auskommen musste, weil unser Internetanbieter Probleme hatte. Allein dieser sehr kurze Zeitraum hat mir vor Augen geführt, wie sehr das Internet meinen Alltag beeinflusst.

Das Szenario „Internetausfall“ dauert im Buch natürlich deutlich länger als zwei Tage. Innerhalb weniger Kapitel wird klar was alles zusammenbricht, wenn das Internet nicht mehr funktioniert. Dem Autor ist es definitiv gelungen ein hochgradig spannendes Hor­ror­sze­na­rio zu erschaffen, das mich sprachlos gemacht hat. Immer wenn ich dachte „noch schlimmer kann es nicht werden“ setzte Harlander noch eins drauf. Verstärkt wird die Spannung durch viele kleine Cliffhanger und unvorhersehbare Wendungen.

Mein einziger Kritikpunkt bezieht sich auf den Handlungsverlauf. Das Buch fängt sehr stark an. Es ist spannend und dem Autor ist es hervorragend gelungen die Grundidee umzusetzen. Zum Ende hin entwickelt sich die Geschichte aber in eine Richtung, die mir überhaupt nicht zugesagt hat. Harlander konzentriert sich zunehmend auf ein Thema, das meiner Meinung nach sehr klischeehaft ist und nur mäßig mit der Grundidee zu tun hat. Hinzukommen ein paar unrealistische Situationen, bei denen ich nur noch mit dem Kopfschütteln konnte.

Ich werde nicht detailliert auf die einzelnen Charaktere eingehen, weil das nur unnötig spoilern würde. Dem Autor ist eine gute Mischung aus unterschiedlichen Charakteren gelungen. Sie haben eine erkennbare Persönlichkeit und zeichnen sich durch Ecken und Kanten aus. Sympathisch war keiner von ihnen.

Harlanders Schreibstil ließ sich angenehm lesen. Die Wortwahl hat gut zum Genre gepasst. Das Buch wird aus unterschiedlichen Sichten erzählt. Die Kapitellänge war in Ordnung.

Fazit

Die gute Umsetzung der Grundidee kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung sich zum Ende hin in Klischees verliert. Ich gebe dem Buch daher nur 3,5 von 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2021

Wer ist hier Opfer und wer ist hier Täter?

Tiefer Fjord
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„Tiefer Fjord“ ist das Spannungsliteratur-Debüt der norwegischen Autorin Ruth Lillegraven. Die deutsche Übersetzung ist als Taschenbuch und eBook 2021 im List Verlag (Ullstein Buchverlag) erschienen. Im ...

„Tiefer Fjord“ ist das Spannungsliteratur-Debüt der norwegischen Autorin Ruth Lillegraven. Die deutsche Übersetzung ist als Taschenbuch und eBook 2021 im List Verlag (Ullstein Buchverlag) erschienen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Clara Lofthus. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann Haavard und ihren zwei Kindern in Norwegen und arbeitet als Juristin im Justizministerium. Clara arbeitet an einem neuen Vorschlag zur Gesetzesänderung, der eine bessere Lösung für das Problem „häuslichen Gewalt gegen Kinder“ schaffen soll. Ihr Leben steht plötzlich Kopf als ein Einwanderer erschossen aufgefunden wird und kurz darauf ihr eigener Ehemann unter Mordverdacht steht.

Auf dem Cover steht „Roman“ und das ist meiner Meinung nach das einzige Genre, in das man das Buch einsortieren sollte. „Tiefer Fjord“ ist weder ein Krimi noch ein Thriller. Am ehesten kann man dieses Buch wohl ins Subgenre Spannungsroman einordnen.

Clara war mir auf Anhieb unsympathisch. Von der ersten Seite an hatte ich ein ganz komisches Gefühl bezüglich ihrer Vergangenheit. Diese Frau ist so glatt und kalt, dass ich zu keinem Zeitpunkt eine Bindung zu ihr aufbauen konnte. Trotzdem ist sie für mich ein authentischer Charakter, der gut zur Geschichte passt.

Der Kriminalfall, der nicht wirklich einer ist, ist nur einer von vielen Handlungssträngen. Diese Gliederung sorgt leider dafür, dass die Geschichte erst ganz zum Schluss spannend wird und das auch nur in Maßen. Eine Auflösung gibt es nicht wirklich, weil das Buch mit einem offenen Ende aufhört. Trotzdem ist weit vor dem Ende bekannt wer der Täter ist und welches Motiv er verfolgt. Dadurch verliert das Buch zusätzlich an Spannung. Rückblickend betrachtet kann man die wirklich spannenden Stellen an einer Hand abzählen.

Bei „Tiefer Fjord“ handelt es sich um den ersten Band einer Trilogie. Ich bin mir Momentan nicht sicher, ob ich die beiden Folgebände lesen möchte. So richtig überzeugend fand ich das Buch nämlich nicht.

Der Leser erlebt die Geschichte aus der Sicht von Clara, Haavard und ein paar weiteren Charakteren. Die deutsche Übersetzung von Ruth Lillegravens Schreibstil ließ sich halbwegs flüssig lesen und die Wortwahl hat größtenteils zum Genre gepasst. Die kurzen Kapitel haben mir besonders gut gefallen.

Fazit

„Tiefer Fjord“ ist ganz anderes als ich es erwartet habe. Trotzdem ist das Buch irgendwie ein bisschen spannend und halbwegs unterhaltsam. Wirklich weiterempfehlen tue ich das Buch aber nur Lesern, die gerne ruhige Spannungsromane lesen. Von mir gibt es 3,5 von 5 Sterne.