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Veröffentlicht am 20.10.2021

Böses birgt noch mehr Böses

Der Tod und das dunkle Meer
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Arent Hayes begleitet und beschützt Samuel Pipps seit Jahren. Schutz brauch Pipps vor allem wegen seiner Tätigkeit als Ermittler. Man könnte ihn als Detektiv bezeichnen, auch wenn es diesen Begriff im ...

Arent Hayes begleitet und beschützt Samuel Pipps seit Jahren. Schutz brauch Pipps vor allem wegen seiner Tätigkeit als Ermittler. Man könnte ihn als Detektiv bezeichnen, auch wenn es diesen Begriff im Jahre 1634 noch nicht gegeben haben dürfte, als solcher hat er sich im Laufe der Zeit viele Feinde gemacht. Der Letzte Fall führte die beiden Freunde nach Indonesien, es galt ein wertvolles Objekt wieder zu beschaffen. Der Auftrag wurde erfolgreich zum Abschluss gebracht, trotzdem liegt Pipps nun in Ketten und soll an Bord der Sardam nach Amsterdam gebracht werden, um dort seinen Prozess zu bekommen. Schon vor Beginn der Fahrt geben mysteriöse Ereignisse Grund zur Sorge, die im Tod eines Aussätzigen münden. Seinen letzten Worten nach, wird die Fahrt keinen guten Verlauf nehmen. Arent sieht sich nun gezwungen auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen, um das Leben aller an Bord zu beschützen.

Das Buch ist als Kriminalroman gekennzeichnet, im Verlauf der Lektüre springen wir aber durch die verschiedensten Genre und eine eindeutige Zuordnung ist schwierig. Es gibt natürlich überwiegend Krimielemente, aber stark vermischt mit Grusel, Horror, Fantasy, selbst leichte Anklänge von Steam Punk kann man entdecken, denkt man nur an die geheimnisvolle Phantasterei, die an Bord des Schiffes mitgeführt wird. Filmisch gesehen bildet die Geschichte für mich eine Mischung aus Pirates of the Caribbean, Game of Thrones, Van Helsing und zum Ende hin sogar Lost. Wer die Filme und Serien kennt, wird mich nach der Lektüre sicher verstehen.

Normalerweise lese ich historischen Krimis eher selten. In diesem Fall war ich zu allererst von dem wundervollen Cover beeindruckt und dann hat mich der Klapentext gepackt, der eben diese Mischung auch anklingen ließ. Bis zur Mitte des Buches war ich auch voll in der Story, leider beginnt es im Mittelteil sehr sich zu ziehen. Die Ermittlungen verlaufen zäh, der Leser zieht teils schon Schlüsse, die den Figuren im Buch vollkommen verborgen bleiben und die Geschichte dümpelt ähnlich einer Flaute auf See mit Nebenschauplätzen vor sich hin. Ich vermute, der Autor will mit diesen Nebenhandlungen besonders die Integrität und das Wesen seiner Hauptfigur Arent festigen und erklären, für mich war das aber irgendwann zu bemüht. Der Leser wird mit aller Macht darauf gestoßen, das Arent hier den Part des Guten übernimmt, der quasi als Einziger das Böse auf dem Schiff besiegen kann.

Dieser Kampf Gut gegen Böse bildet quasi die Grundaussage des Buches, nicht neu, aber durchaus gut umgesetzt. Der Autor spielt geschickt mit der Macht des Aberglaubens und der Suggestion, der eben nur mit rationalem Denken beizukommen ist. Seine Figuren hat er teilweise sehr plakativ dargestellt, so dass man sie der jeweiligen Seite zuordnen kann, teilweise schafft er es aber auch bei einigen den Leser bis zuletzt aufs Glatteis zu führen. Die Frauenfiguren sehe ich etwas zwiegespalten. Einerseits sind sie sehr klug, kämpfen gegen das Korsett einer aufgezwungenen Ehe und wollen selbstbestimmt leben, andererseits lässt der Autor sie sich sofort in den sprichwörtlichen Ritter in schillernder Rüstung verlieben. Sicher ist hier der historische Kontext zu nennen, aber da hat sich der Autor in anderen Punkten ja auch nicht dran gehalten. Hier gibt es, nach meinem Empfinden, eine sehr männliche Sicht auf die Dinge. Vielleicht bin ich da aber auch grad nur etwas sensibilisiert, weil ich mich momentan mit dem Thema der Rolle der Frau in der Literatur befasse und unterstelle dem Autor hier etwas, dass gar nicht in seiner Absicht lag.

Die Auflösung seiner Geschichte ist überraschend, in Teilen durchaus logisch, leider dann aber auch sehr konstruiert. Interessant fand ich, wie zum Ende hin, dem Leser quasi alle Geschehnisse nocheinmal mit den entsprechenden Lösungen vor Auge geführt werden. Hier fühlte ich mich an die Methodik von Sherlock Holmes, oder Hercules Poirot erinnert, wo der Fall ja dann auch immer nochmal im richtigen Licht betrachtet wird. Mit dem Ende dürften sicher einige Leser, wie ich auch, hadern.

Sprachlich ist das Buch sehr gelungen, der Autor versteht es mit Worten umzugehen, Bilder und Spannung beim Leser zu erzeugen. Leider schafft er es nicht, das hohe Level während des ganzen Buches aufrecht zu halten, hier hätten ein paar Seiten weniger dem Gesamtwerk nicht geschadet. Was sehr verwirrend ist, ist die Unmenge an Figuren, die uns durch die Geschichte begleiten. Bedingt durch die teils ungewöhnlichen Namen ist es eh schon schwer den Überblick zu behalten und dann werden manche Figuren nur so am Rande erwähnt, dass man dann bei einem erneuten Auftritt erstmal grübeln muss, wer das jetzt war und welche Rolle er inne hat.

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Veröffentlicht am 21.09.2021

Steigert sich stetig

Die Chiffre
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Arne Stiller, Kryptologe der Dresdner Polizei, ermittelt in seinem zweiten Fall. Ein bekannter Musiker stürzt von seinem Balkon und landet auf einem Autodach. Da der Künstler gerade erst wegen psychischer ...

Arne Stiller, Kryptologe der Dresdner Polizei, ermittelt in seinem zweiten Fall. Ein bekannter Musiker stürzt von seinem Balkon und landet auf einem Autodach. Da der Künstler gerade erst wegen psychischer Probleme in einer noblen Privatklinik behandelt wurde, könnte man glatt an Selbstmord denken. Währe da nicht die Tatsache, dass der Tote an einen Stuhl gefesselt war und in seinem Mund ein lateinischer Text entdeckt wird. Viel zu tun für Stiller und seine Kollegin Inge, denn es gibt Parallel zu einem Fall, bei dem der Täter seit Jahren im Gefängnis sitzt.

Elias Haller hat mit Arne Stiller eine weitere Ermittlerfigur geschaffen und mit Dresden auch einen neuen Handlungsort etabliert. Seine Figuren sind immer speziell und polarisierend, bei Arne Stiller drängte sich mir erstmal der Begriff leicht verkorkst und langweilig auf. Keine Ahnung was seine Nachbarin an ihm findet. Tatsächlich hatte ich leichte Schwierigkeiten mich an ihn zu gewöhnen (ich habe den ersten Teil nicht gelesen) und er musste sich mein Interesse und meine Anerkennung erst im Verlauf der Story verdienen. Fast fand ich seine Kollegin wesentlich sympathischer.

Die Story ist gut konstruiert, ein aktueller und ein eigentlich abgeschlossener Fall werden miteinander verbunden. Der Autor stellt seinen Ermittler vor ein Rätsel mit Ähnlichkeit zu Dan Browns Robert Langdon. Die Nebenfiguren sind allesamt etwas schräg, aber liebenswert, auch wenn ihr Handeln teilweise nicht unbedingt klug ist. Die Spannung steigert sich im Verlauf stetig, ist sie anfangs eher an die gemütliche Art von Stiller angepasst, wird es zum Ende hin richtig gefährlich. Die Aufklärung erahnt der Leser ab einem bestimmten Punkt zwar, allerdings hat mich die Tarnung des Täters überrascht. In einigen Szenen glaube ich Bezüge zu einen Erik Donner Fall erkannt zu haben, da gab es auch mal eine psychiatrische Station, aber vielleicht interpretiere ich da auch zu viel rein.

Ich bin ein großer Fan der Thriller von Elias Haller und muss mich, glaube ich, erstmal an Arne Stiller gewöhnen, fällt er doch etwas aus dem Rahmen.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Tolle Zusammenarbeit

DIE FAHRT DER STEAMPUNK QUEEN
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Die Steampunk Queen ist ein prunkvoll ausgestatteter Raddampfer mit einer inovativen Technik. Lady Summers als Eignerin wohnt der Jungfernfahrt des Schiffes selbst bei und hat eine buntgemischte Gruppe ...

Die Steampunk Queen ist ein prunkvoll ausgestatteter Raddampfer mit einer inovativen Technik. Lady Summers als Eignerin wohnt der Jungfernfahrt des Schiffes selbst bei und hat eine buntgemischte Gruppe von Passagieren und Crew gleichermaßen dabei. Schon ab dem ersten Tag wird deutlich, dass die Jungfernfahrt unter keinem guten Stern zu stehen scheint, ereignet sich doch direkt ein mysteriöser Unfall, bei dem ein Erfinder ums Leben kommt. Er soll nicht der einzige Tote bleiben, trotzdem schippern die illustren Gästen unbekümmert weiter übers Meer.

Das Buch ist ein ganz besonderes Projekt. Zum Gedenken an Susanne Haberland, die mit Vorliebe Steampunk Geschichten geschrieben hat, trommelt Freundin und Autorin Marianne Labisch, Autorenkollegen mit ähnlichen Interessen zusammen. Das Grundgerüst der Geschichte wird vorgegeben, ebenso wie die Physiognomie der Figuren und dann verfasst jeder sein Kapitel zur Reise der Steampunk Queen. Entstanden ist so ein Episodenroman mit dreizehn sehr unterschiedlich Geschichten, die am Ende aber ein spannendes Ganzes ergeben.

Hier liegt es fast in der Natur der Sache, dass nicht jede Geschichte gleich gut gefällt. Es gibt jetzt keine, die ich gar nicht mochte, aber natürlich habe ich meine Favoriten, entsprechend auch meinen literarischen Vorlieben. Manche Geschichten nehmen Bezug auf die Vorigen, wogegen andere darauf verzichten. Mit der vorletzten Geschichte gibt es dann aber eine Zusammenfassung, in Form der Tagebucheintragungen eines Crewmitgliedes. Eine gut gelungene Form die einzelnen Geschichten und Ereignisse in den richtigen Kontext zu setzen. Das Bild wird so nocheinmal abgerundet.

Steampunk ist ursprünglich nicht unbedingt mein Genre, allerdings mag ich die einzelnen Komponenten ganz gern, die in den Geschichten vorkommen. Es gibt Elemente aus Horror, Sience-Fiction, Fantasy, Thriller. Zusammengesetzt ergibt sich eine interessante Welt voller anscheinend unvereinbaren Elemente, die aber total gut funktioniert, wenn man sich darauf einlässt.

Ich würde hier dem Interessierten tatsächlich die gedruckte Ausgabe ans Herz legen. Ich selber habe das Ebook gelesen und gerade die Illustrationen zu den einzelnen Geschichten kommen hier, je nach Modell, nicht ganz so rüber. Auch ist es für mich immer recht schwierig an bestimmte Stellen des Buches zu blättern und das ist hier wichtig, gibt es doch am Ende des Buches noch eine Liste mit Passagieren und Crewmitgliedern. Diese Liste enthält ebenfalls Illustrationen, wurde sich doch bei den Figuren an bekannten Schauspielern orientiert. Sehr interessant, die eigenen Bilder im Kopf mit den Vorstellungen der Autoren zu vergleichen.

Die Autoren huldigen mit ihrer Hommage einer liebe Freundin, die die Reise auf der Steampunk Queen sicher genossen hätte.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Heftig

Keine Ruhe in Montana
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Eigentlich hat sich Dave Robicheaux mit seiner Frau Molly und Kumpel Clete nach Montana zurück gezogen, um endlich etwas zu entspannen und Abstand zu bekommen zu den erschütternden Ereignissen rund um ...

Eigentlich hat sich Dave Robicheaux mit seiner Frau Molly und Kumpel Clete nach Montana zurück gezogen, um endlich etwas zu entspannen und Abstand zu bekommen zu den erschütternden Ereignissen rund um Hurrikan Katrina. Gleich zu Beginn gerät Clete allerdings mit den zwielichtigen Sicherheitsleuten eines exzentrischen Millionärs aneinander, die ihm immer wieder über den Weg laufen und ihn provozieren. Als später auch noch mehrere brutale Morde in der Nähe passieren stecken die Freunde schnell tief im Sumpf, jeder auf seine Weise.

Detectiv Dave Robicheaux bevölkert bereits 23 Thriller des hoch dekorierten Autors James Lee Burke, dieses Buch ist Band 17. Es wird explizit darauf hingewiesen, dass man das Buch gut einzeln lesen kann, allerdings hab ich schon des Öfteren Hintergründe vermisst, die mir die anderen Bücher geliefert hätten. Besonders zu den Figuren und ihrer Intention Dinge so zu tun, wie sie sie tun fehlen hier dann doch einige Details. Aber selbst schuld, wenn man immer quer in eine Reihe einsteigt.

Mit Lektüre der Vorgängerbücher wäre vielleicht auch meine Rezension zum Buch anders ausgefallen. Vielleicht käme ich dann besser klar mit der derben Sprache, den Kraftausdrücken, der sinnlos brutalen Gewalt, dem offenkundigen Sexismus, oder auch mit den verwendeten Stereotypen und Klischees. Vielleicht wäre ich dann aber gar nicht bis zu Band 17 gekommen.

Zweifelsohne ist der Autor, zu Recht, ein Meister seines Fachs. Was er hier sprachlich abliefert ist groß, kein Wunder also, dass die geschaffenen Bilder 571 Seiten füllen. Seine Figuren sind speziell, vielschichtig, aber leider auch durch die Bank weg unsympathisch. Eigentlich mag man sich gar nicht vorstellen, dass es solche Menschen im wahren Leben gibt, obwohl man es natürlich besser weiß. Einziger Lichtblick die wunderbare Nebenfigur Candace, die so herrlich naiv an das Gute im Menschen glaubt, leider aber damit wieder so ein Klischee bedient, dass es weh tut beim lesen.

Die Geschichte, ebenso die Figuren spiegeln genau das negative Bild, dass man oft mit Amerika in Verbindung bringt. Wer Geld hat hat Macht, kann sich alles erlauben, steht über dem Gesetz. Wer Gerechtigkeit will, nimmt diese selbst in die Hand, wobei der Satz "Auge um Auge, Zahn um Zahn" durchaus wörtlich zu nehmen ist. Oft fühlt man sich beim lesen in einen dieser uralten Western zurück versetzt, nur das man hier leider gar nicht weiß, wer am Ende die Guten sind.

Ich würde dieses Buch durchaus als Männerbuch charakterisieren. Es strotzt, genau wie seine Protagonisten nur so vor Testosteron, Frauen spielen nur als schmückendes Beiwerk, oder Opfer eine Rolle. Obwohl ich absolut nicht zartbesaitet bin hab ich mehr als einmal geschluckt angesichts der Gewaltbereitschaft und -verherrlichung. Wahrscheinlich habe ich aber einfach nicht verstanden, was der Autor versucht hat zu sagen. Wer weiß.

Über die Bewertung habe ich mir ziemlich lange Gedanken gemacht. Einerseits will ich authentisch wiedergegeben, wie das Buch als Einzelnes auf mich gewirkt hat, andererseits will ich dem Autor nicht Unrecht tun. Vielleicht war ich einfach nicht die richtige Leserin für James Lee Burke, aber damit kann ich leben. Geschmäcker sind schließlich und zum Glück verschieden. Darum am Ende auch drei, statt nur zwei Sterne.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Hinter der Fassade

Eine perfekte Ehe
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Zach, milionenschwerer Geschäftsmann ist vor kurzem mit Frau und Sohn nach New York gezogen. Während er seine Zeit im Büro verbringt, freundet sich Amanda mit zwei Frauen aus der Nachbarschaft an. Nach ...

Zach, milionenschwerer Geschäftsmann ist vor kurzem mit Frau und Sohn nach New York gezogen. Während er seine Zeit im Büro verbringt, freundet sich Amanda mit zwei Frauen aus der Nachbarschaft an. Nach Außen hin scheint jede der Freundinnen eine perfekte Ehe zu führen, doch perfekt ist hinter der roten Backsteinfassade der Brooklyner Brownstone Häuser eigentlich gar nichts und schließlich führt das zu einem Mord.

Das Buch erzählt seine Geschichte auf mehreren Ebenen. Der Leser begleitet Anwältin Lizzi in den Tagen nach dem Mord bei ihrer Arbeit, in ihrer Ehe und bei der Spurensuche, um Zachs Unschuld zu beweisen. Im Kontrast dazu erleben wir Amandas Tage vor dem Mord in Rückblenden. Lizzis Abschnitte sind dabei, anders als die um Amanda, in der Ich Form geschrieben. Eingestreut in die beiden Zeitstränge sind Vernehmungsprotokolle und Berichte über eine Cyber Attacke in einer anderen Schriftform.

Der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen, für einen Thriller aber unaufgeregt und eher auf unterschwellige Spannung gerichtet. Bei über 500 Seiten kann es da schon mal ein paar Längen geben. Über weite Strecken hinweg füttert die Autorin ihre Leser an, um dann nur ganz spärliche Hinweise, oder neue Erkenntnisse einzustreuen. Mich selbst hat das zuerst gar nicht wirklich gestört, konnte sich so doch mein Hirn die wildesten Theorien überlegen, je mehr es aber auf das Ende zuging fand ich diese Taktik leicht frustrierend.

Tatsächlich bildet sich relativ am Anfang eine Erwartungshaltung an das Buch. Aufgrund der Konstellation und der vermeintlichen Ähnlichkeiten z.B. zu "Gone Girl", glaubt man zu wissen in welche Richtung sich das Buch entwickelt. Die Autorin setzt hier sicher ganz bewusst auf diese Parallelen und schafft es dann, durch ihre eingebauten Wendungen, dass der Leser wieder bei Null steht. Leider hat sie, für meine Begriffe, hier etwas übertrieben und einfach zu viele Twists eingebaut. Letztlich fühlte ich mich an "Desperate Housewives" erinnert, wo innerhalb einer kleinen, begrenzten Gruppe so viele Themen eingebaut werden,dass am Ende die Glaubwürdigkeit darunter leidet. Eine Zeitlang ist das ganz amüsant, später wird es aber irgendwann anstrengend.

Für mich hat die Autorin viel zu viel Energie in die Ausarbeitung ihrer Wendungen gesteckt und diese Energie hat den Figuren am Ende gefehlt. Jede von ihnen bleibt flach und oberflächlich, selbst über Amanda, die sogar Tagebuch führt erfährt man nur wenig und das auch erst zur Auflösung hin. Möglicherweise nutz die Autorin das aber auch als Stilmittel, um den Effekt zu verstärken, dass man eben nicht hinter die Fassade sehen kann, dass Menschen uns nur das von sich sehen lassen, was sie wollen das wir sehen. Die Auflösung der Geschichte wird dann im Vergleich zum Rest recht flott erzählt, wobei einige lose Enden und Ungereimtheiten für mich bleiben. Ich empfand das Ende fast etwas zurechtgebogen, damit es dann rückblickend zur Story passt.

Ein durchaus unterschwellig spannender Roman, im Ansatz sicher auch Thriller, den man schnell weglesen kann und der es schafft einen zu überraschen, wenn man über kleine Ungereimtheiten hinwegsieht. Für mich ein Buch, dass mit der richtigen Besetzung, besser als Verfilmung funktionieren könnte.

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