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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.10.2021

Auftaktband mit vielen Überraschungen

Die Hüter der fünf Jahreszeiten, Band 1: The Lie in Your Kiss (Romantische Fantasy - So aufwühlend wie der Herbstwind, so unvergesslich wie ein Sommerabend.)
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Die Idee der Geschichte hat mir gut gefallen: Es gibt vier Jahrenszeitenfamilien, die über den Jahreszyklus wachen und die Jahreszeiten einleiten, damit alles seinen geordneten Gang geht. Diese Familien ...

Die Idee der Geschichte hat mir gut gefallen: Es gibt vier Jahrenszeitenfamilien, die über den Jahreszyklus wachen und die Jahreszeiten einleiten, damit alles seinen geordneten Gang geht. Diese Familien besitzen magische Kräfte, die auf die jeweiligen Eigenschaften der Jahreszeit angepasst sind. Verbindungen mit normalen Menschen werden nicht gern gesehen, ebenso Beziehungen zu den anderen Jahreszeitenhöfen.

Bloom ist ein Wintermädchen. Aber sie besitzt keine Kräfte und deshalb wurde sie bisher nicht unterrichtet und auch nicht für die Position einer Hütern vorbereitet. Das ganze System ist ihr verhasst. Sie fühl sich nicht richtig zugehörig, wird sie doch aus vielen Familienangelegenheiten ausgeschlossen. Dennoch genießt sie es, dass sie dadurch die Freiheit hat, eine öffentliche Schule zu besuchen.
Ein Vorfall innerhalb der Familie macht sie zur nächsten Hüterin. Mit allen Pflichten, die dazu gehören. Und mit plötzlich erwachenden Kräften, die Bloom nicht zu beherrschen weiß.
Zwar war mir Bloom nicht unsympathisch, ich habe sie allerdings oft als unnötig zickig und auch sehr naiv empfunden. Wenn ihr ganz offensichtlich jemand etwas verschweigt – was sie auch bemerkt –, geht sie darüber hinweg und schenkt demjenigen dennoch ihr Vertrauen. Mit fatalen Auswirkungen. Sie trifft Entscheidungen, ohne die Folgen komplett zu überdenken. Zu ihrer Verteidigung muss man natürlich sagen, dass sie viele Dinge nicht wissen kann, weil es ihr nie erklärt wurde. So richtig intensiv sucht sie aber auch nicht nach Antworten.
Da Bloom die Ich-Erzählerin ist, teilt sie mit den Leser/innen entsprechend auch nur ihr eingeschränktes Wissen, gibt aber viele Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle.

Das Buch entwickelt sich völlig anders, als der Klappentext zunächst vermuten lässt. Nur der Titel dienst hier quasi als kleiner Spoiler. Die unerfahrene Bloom ist das perfekte Opfer für eine Gruppe von Leuten, die das ganze System umkrempeln wollen. Dadurch gerät die 17-jährige unverschuldet zwischen die Fronten. Welche Seite Recht hat, vermag sie nicht zu sagen. Bloom versucht, das Richtige zu tun, gerät dabei aber immer wieder in neue Schwierigkeiten. Dadurch liegt durchweg eine gewisse Spannung über der Geschichte. Es gibt einige Wendungen, die mich überraschen konnten. Allerdings gab es auch einige Längen. Oft passiert gar nicht so richtig viel – weil Bloom nicht weiter weiß oder nichts tun kann. Sie denkt viel nach, dreht sich dabei aber auch oft im Kreis. Unnötigerweise gibt es auch etliche Wiederholungen bereits geschilderter Sachverhalte.

Zum Ende hin nehmen Spannung und Dramatik deutlich zu. Es kommt zu weiteren Überraschungen und traurigen Momenten. An einer besonders dramatischen Stelle endet das Buch und lässt noch viele Fragen offen.

Fazit

Auftaktband voller Wendungen, Intrigen und Geheimnisse. Die Idee der Story hat mir gut gefallen. Streckenweise empfand ich die Protagonistin als anstrengend, die aufgrund ihrer Naivität nicht ganz unschuldig von Problem zu Problem stolpert. Neben vielen spannenden und überraschenden Momenten hat die Geschichte aber auch einige Längen. Der Cliffhanger macht neugierig auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 24.10.2021

wendungsreich und voller Geheimnisse

Flame & Arrow, Band 1: Drachenprinz
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Drachenprinz Aiden wird an ein Collage in Dublin geschickt. Elfenkriegerin Kailey ebenfalls – allerdings nicht zum Studieren, sondern um den Drachen auszuspionieren. Denn ein Krieg zwischen beiden Völkern ...

Drachenprinz Aiden wird an ein Collage in Dublin geschickt. Elfenkriegerin Kailey ebenfalls – allerdings nicht zum Studieren, sondern um den Drachen auszuspionieren. Denn ein Krieg zwischen beiden Völkern scheint kaum noch vermeidbar. Jedes Wissen über den Gegner kann daher zum Vorteil werden. Doch Kaileys Auftrag steht von Beginn an auf wackeligen Beinen…

Von Sandra Grauer kenne ich bisher leider nur Band 1 von „Clans of London„. Das Buch fand ich super – fragt mich nicht, warum ich den zweiten Band bisher nicht gelesen habe. Tatsächlich wäre es nicht verkehrt gewesen, auch Teil 2 zu kennen, da Flame und Arrow zwar grundsätzlich eigenständig ist, die bekannten Figuren und ihre Geschichte aber dennoch darin vorkommen und es schon auch irgendwie um die Hexenclans geht.

Erzählt wird die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven, zwei in der Ich-Form, eine aus der personalen Perspektive (der Grund für diesen Unterschied erschließt sich mir nicht). Durch die Wechsel gibt es einen guten Überblick über das Geschehen an verschiedenen Orten und Einblicke in die Strukturen und Vorhaben beider Völker.

Die Fae und die Drachen sind verfeindet. Deswegen sind Aiden und Kailey auch Feinde. Einfach, weil es so sein muss. Nun ist es aber ihre jeweilige Aufgabe, das Vertrauen des anderen zu gewinnen, um den Gegner auszuspionieren. Dabei bekommen sie Einblicke ins Leben und Wesen des jeweils anderen, die sie immer wieder zum Nachdenken und Zweifeln bringen. Doch der drohende Krieg lässt nur wenig Platz für Zuneigung.
Beide waren mir sympathisch, auch wenn ich mit Kailey immer mal wieder gehadert habe, da sie sich sehr viel verbissener an die auferlegten Regeln hält, obwohl es einige Ungereimtheiten gibt.
Interessant sind vor allem die gemeinsamen Szenen der beiden, die geprägt sind von ihrem Versteckspiel und der angeborenen Abneigung zueinander. Neben einigen Wortgefechten gibt es actionreiche Momente und auch emotionalere Szenen.

Die Geschichte steckt voller Geheimnisse. Viele Hintergründe bleiben sehr vage, sodass ich nur über die Absichten beider Völker rätseln konnte. Dabei kommt es im Verlauf zu mehreren Wendungen und Überraschungen, viele Antworten gibt es aber dennoch nicht.
Das Ende ist ein ziemlich fieser Cliffhanger und zudem der einzige Moment, wo ich das Handeln einer Figur absolut überhaupt gar nicht nachvollziehen konnte. Warum…? Ich muss definitiv auch Band 2 lesen, um die Antwort darauf zu erhalten.

Der Schreibstil ist anschaulich und flüssig, die Figuren facettenreich ausgearbeitet. Ich mag das System der Drachen, Fae und Hexen, die durch verschiedene Vorfälle in der Vergangenheit feste Regeln und Gebiete haben. Auch die unterschiedlichen Lebensweisen der Völker fand ich sehr interessant und bin gespannt, mehr darüber zu erfahren.

Fazit

In Erinnerung bleibt: definitiv das schockierende Ende. Die Handlung mit ihren Spannungsmomenten, den vielen offenen Fragen und zahlreichen Wendungen konnte mich überzeugen. Die erschaffene Welt der Drachen, Fae und Hexen hat mir gut gefallen.

Veröffentlicht am 05.10.2021

Wiedersehen mit liebgewonnenen Charakteren

Auf und mehr davon
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3. Band der Neuberg-Romane. Zwar ist die Handlung in sich abgeschlossen, viele Figuren spielten aber bereits eine Rolle und das ganze Beziehungsgeflecht ist sicher nachvollziehbarer, wenn man alle Bücher ...

3. Band der Neuberg-Romane. Zwar ist die Handlung in sich abgeschlossen, viele Figuren spielten aber bereits eine Rolle und das ganze Beziehungsgeflecht ist sicher nachvollziehbarer, wenn man alle Bücher kennt.

Die ersten zwei Bände der Reihe mochte ich total gern, daher habe ich mich sehr auf die Geschichte von Milli gefreut. Nicht damit gerechnet habe ich allerdings, dass ihre Mutter im Roman genauso viel Raum einnimmt. Cordula passt irgendwie nicht mehr in ihr eigenes Leben. In Millis allerdings auch nicht…

In Band 1 noch ein Teenager ist Milli inzwischen erwachsen und studiert Tiermedizin. Sie ist eine herzliche, liebevolle Person, die sich um ihre Mitmenschen sorgt und sich fürsorglich um jeden tierischen Patienten kümmert. Während Milli zu ihrer Tante Kaya ein super Verhältnis hat, ist es zwischen ihr und ihrer Mutter eher schwierig.
Cordula liebt ihre Tochter, keine Frage, aber auch ich habe sie anfangs als eher gefühlskalt und unnahbar wahrgenommen. Dieser Eindruck hat sich aber mit dem Fortschreiten der Handlung verändert.

Die Geschichten beider Frauen laufen parallel ab, oft nebeneinander her, es gibt nur einige Berührungspunkte. Abwechselnd schildern beide ihre Erlebnisse, Gedanken und Gefühle in der Ich-Perspektive. Anfangs konnte ich mit Cordulas Passagen recht wenig anfangen und habe mir Milli zurückgesehnt, doch etwa ab der Hälfte des Buches, nach einigen eher unangenehmen Momenten, haben mir ihre Abschnitte ebenfalls sehr gut gefallen.
Während Milli halt Milli ist, fröhlich, freundlich, herzlich, macht Cordula im Verlauf eine große Entwicklung durch. Sie beginnt, sich ein wenig zu Öffnen und vertraut sich Menschen in ihrem Umfeld an.

Insgesamt verläuft die Handlung recht ruhig. Beide leben so vor sich hin, gehen einer Tätigkeit nach, begegnen hin und wieder einander und sie begegnen andern Menschen – Männern, um genau zu sein, sodass sich im Verlauf der Handlung zwei Liebesgeschichten anbahnen, deren Entwicklung interessant zu verfolgen ist.
Überraschungen gibt es dabei im Verlauf nur wenig, denn spätere Entwicklungen kündigen sich meist vorher an, dennoch macht es Spaß, das Buch zu lesen.

Eine Sache hat mich dann aber doch gestört. Immer wieder gab es zeitliche Lücken in der Handlung. Es ist, als würde man alle paar Wochen mal in das Leben und den Kopf der beiden schauen, dabei aber doch immer ein Stück ihrer Entwicklung und wichtige Ereignisse verpassen.
Auch das Ende bleibt vergleichsweise offen. Ja, die Figuren haben Pläne und es gibt ein paar neue Verstrickungen. Darüber erfährt man letztlich aber so gut wie gar nichts mehr. Die Geschichte ist schon in sich stimmig, dennoch hinterlassen die Auslassungen bei mir das Gefühl, dass etwas fehlt oder ich zumindest nicht so nah an Milli und Cordula dran war, wie es möglich gewesen wäre.
Zumindest ein Epilog, der ein wenig in die Zukunft blickt, wäre noch schön gewesen, um die Geschichte abzurunden.

Schön war das Wiedersehen mit all den bekannten Figuren und bisherigen Protagonistenpaaren bei den Besuchen in Neuberg, sodass man noch einen Eindruck davon bekommen hat, wie ihre Geschichte nach dem jeweiligen Happy End weiter verlaufen ist.

Der Schreibstil ist – wie schon bei den ersten beiden Büchern – sehr bildhaft und flüssig. Sehr liebevoll werden auch die Vierbeiner und der Umgang mit ihnen geschildert.

Fazit

Wiedersehen mit vielen liebgewonnen Figuren. Ich habe mich total auf Millis Geschichte gefreut, war aber überrascht über die Kombi-Geschichte mit ihrer Mutter. Nach Startschwierigkeiten konnten mich beide Frauen für sich einnehmen, sodass ich ihre Erlebnisse und ihre Entwicklungen gern verfolgt habe. Überrascht hat mich das Buch nur selten, was mich aber nicht gestört hat. Schade waren die vielen zeitlichen Sprünge, ich hätte gern noch mehr Einblicke in den Alltag und all die Momente gehabt, die ihre Entscheidungen beeinflussen oder ihr Herz höher schlagen lassen.

Veröffentlicht am 05.10.2021

Eigentlich total spannend, aber…

Underworld Chronicles - Gejagt
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Kurzer Rückblick zu Band 1 und damit auch ein Spoiler zum Vorgänger – aber wer den ersten Band nicht kennt, sollte ohnehin weder diese Rezension noch das Buch lesen:
Ich mochte die vielfältigen Wesen und ...

Kurzer Rückblick zu Band 1 und damit auch ein Spoiler zum Vorgänger – aber wer den ersten Band nicht kennt, sollte ohnehin weder diese Rezension noch das Buch lesen:
Ich mochte die vielfältigen Wesen und die wirklich tollen, schrägen Charaktere super gern. Allerdings hat mich gestört, dass Nora von jedem Kerl schwärmt und etliche Flirtereien so viel Raum einnehmen, während doch eigentlich gerade dringende Probleme gelöst werden müssen. Nora hat zwar eine gewisse Anziehung auf Männer, für die sie nichts kann, aber sie springt selbst auch irgendwie auf jeden Kerl an. Ich hatte gehofft, dass dies in Band 2 etwas weniger dominant ausfällt. Aber weit gefehlt. Es wird sogar noch „schlimmer“, denn hier gibt es kein Liebesdreieck mehr, sondern mindestens ein Drölfeck. So wenig Nora Einfluss auf ihre Außenwirkung haben mag, für ihr Handeln ist sie schon noch selbst verantwortlich und da gibt es hier einige Momente, wo ich ihr Verhalten nicht ganz nachvollziehbar fand. Auch schwärmt sie wieder unglaublich viel von allen möglichen Typen, wodurch für mich die drumherum wirklich spannende Handlung immer wieder Dämpfer erhält.

Dabei steckt Nora eigentlich wieder in einem riesigen Schlamassel. Der Werwolf-Clan bittet Nora um Hilfe. Sie ahnt nicht, welche Auswirkungen das auf sie haben wird und stolpert unwissend in eine große Gefahr hinein. Viele Drahtzieher und Hintergründe bleiben lange unklar, sodass Nora sich in ständiger Gefahr wähnt und sehr vorsichtig agieren muss. Für Spannung ist also gesorgt. Darüber hinaus gibt es dramatische und schockierende Szenen. Die verschiedenen magischen Rassen haben teils sehr grausame Regeln, mit denen Nora Bekanntschaft machen wird.

Die Geschichte bietet einige Wendungen, unerwartete Intrigen und auch ein paar witzige Momente. Die Handlung um den Werwolf-Clan habe ich sehr gern gelesen. Und auch sonst mag ich Noras Interaktion mit den verschiedenen Charakteren grundsätzlich schon, würde mir aber im nächsten Teil weniger Schwärmerei und auch weniger ausführliche Beschreibungen vom Aussehen jedes einzelnen Mannes wünschen.

Am Ende wird ein großes Geheimnis gelüftet, das bereits neue Probleme für den nächsten Band verspricht.

Fazit

Spannende Ereignisse, große Geheimnisse, viele Intrigen. Das Buch hat einige aufregende, emotionale und spaßige Momente zu bieten. Unterbrochen wird die tolle Handlung aber leider immer wieder von zu viel Geflirte und Geschwärme. Teils unnötiges, teils aber auch interessantes Liebesdrölfeck inklusive.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 17.09.2021

Demokratie kindgerecht erklärt

Wie du die Welt verändern kannst
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Im Buch wird das Prinzip von Demokratie und Föderalismus in einfachen Worten und mit vielen anschaulichen Vergleichen erklärt, sodass das Grundprinzip verständlich wird. Zudem werden ein paar historische ...

Im Buch wird das Prinzip von Demokratie und Föderalismus in einfachen Worten und mit vielen anschaulichen Vergleichen erklärt, sodass das Grundprinzip verständlich wird. Zudem werden ein paar historische Grundlagen genannt und auch ein vergleichender Blick auf Diktaturen geworfen.

Auch wie eine Wahl funktioniert, welche Stimmen es gibt, welche verschiedenen Wahlen und Regierungsebenen wir in Deutschland haben, wird im Buch erläutert. Damit ist es nicht nur für Kinder, sondern ebenso für „politikfaule“ Erwachsene geeignet, um sich im Begriffswust von Bundestag, Bundesrat und co zurechtzufinden.

Die Kinder werden als „DU“ direkt angesprochen. Vom kleinen zum großen Bereich wird Schritt für Schritt geschildert, wo und wie Kinder mitwirken können: zuhause in Verhandlungen mit Eltern, in der Schule über Klassensprecherinnen und Schülerinnenparlamente, in ihrer Stadt und dem ganzen Land mit Briefen an Politiker*innen, Demonstrationen oder Petitionen.
Dabei wird darauf hingewiesen, dass es nicht immer darum geht, am Ende wirklich etwas durchzusetzen – denn das kann, gerade auf Stadt- oder gar Bundesebene, natürlich ein schwieriger und langwieriger Prozess sein, Veränderungen überhaupt in Gang zu bringen. Und natürlich sind nicht alle Kinderwünsche umsetzbar und sinnvoll für Erwachsene und auch tatsächlich bezahlbar…
Aber es geht darum, den Mut und die Beharrlichkeit aufzubringen, es überhaupt zu versuchen. Sich für die eigenen Interessen oder den Planeten einzusetzen und sich Gehör zu verschaffen. Und vielleicht kommt ja auf lange Sicht etwas in Gang… Zuhause mit etwas Glück auch schon früher.
So werden den Kindern neben Anleitungen, wie Demonstrationen beantragt und Petitionen eingereicht werden, auch Tipps und Tricks für Verhandlungen an die Hand gegeben: für zuhause oder für die Schule. Und an dieser Stelle weist das Buch für mich ein paar Schwächen auf, denn hier werden Erwachsene teils für dumm verkauft. So wird darauf hingewiesen, sich in vielen Bereichen Hilfe von älteren Kindern oder Erwachsenen zu suchen (was beispielsweise Internetaktivitäten oder Anträge angeht). Aber bei einigen Aktionen wird empfohlen, die Jüngsten zu schicken, da diese gestresste Erwachsene besser um den Finger wickeln können…

Auch was die Tipps für die Verhandlungen mit Eltern angeht, finde ich zumindest die Art der Formulierung teils grenzwertig. Klar geht es immer wieder darum, Kompromisse zu finden, mit denen alle einverstanden sind, Zugeständnisse zu machen und sich auch in die Gegenseite hineinzudenken, um deren Sichtweise zu verstehen. Aber platt gesagt, werden die Kinder hier dazu aufgefordert, die Erwachsenen in ihren Verhandlungen auszutricksen. Und natürlich sollen sie den Erwachsenen diese Tricks nicht verraten, sonst klappen sie ja nicht mehr.

Dabei sind mir die Vorschläge, was sich Kinder wünschen könnten, teils etwas zu skurril und weltfremd: jeden Tag Pudding zum Mittag in der Schule, kostenloses Eis im Freibad… Allerdings wird zumindest in einigen Fällen auch erläutert, warum viele Dinge, die richtig cool wären, halt so leider nicht funktionieren können, weil verschiedene Parteien oder Kosten oder Jobs daran hängen.

Spannend sind die vielen Beispiele von Städten, Schulen und Projekten, wo Kinder etwas erreicht haben – eine demokratische Schule, in der man auch den ganzen Tag spielen dürfte, statt zu lernen, oder Kinderbürgermeisterinnen.

Das Buch ist ansprechend gestaltet. Es gibt viele einfach gehaltene Grafiken und bunte Kästen mit zusätzlichen Erläuterungen, die den Text auflockern. Und Text gibt es tatsächlich eine ganze Menge. Gut ist auch der „Kurz & Knapp“-Bereich am Ende vieler Abschnitte, der die wichtigsten Punkte, z.B. die Schritte der Wahl oder den Ablauf des Klassenrats, nochmal zusammenfasst.

Als nicht so gelungen empfinde ich die kleinen Quizfragen, die am Ende einen Lösungssatz ergeben: Die falschen Antworten sind nämlich durchweg lächerlicher Blödsinn, sodass es nicht wirklich eine Rolle spielt, ob der entsprechende Text gelesen, geschweige denn verstanden, wurde.

Fazit

Die Begriffe Demokratie und Föderalismus werden kindgerecht (und politikuninteressiertengerecht) erklärt. Auch das deutsche Wahl- und Regierungssystem wird in einfachen Worten und mit vielen anschaulichen Beispielen dargestellt. Auf dieser Grundlage zeigt das Buch verschiedene Beispiele auf, wo und wie Kinder mitwirken können, wobei auch ihre Chancen abgewogen werden – die in der Familie oder Schule natürlich besser stehen als in der Stadtpolitik, wo viel mehr Bereiche und Menschen in Entscheidungen einbezogen werden müssen. Kinder werden aber dennoch aufgefordert, den Mut zu fassen, sich für ihre persönlichen Wünsche ebenso wie für Belange, die ihnen am Herzen liegen, einzusetzen und sich nicht zu leicht abwimmeln zu lassen.

Die Tipps für die Verhandlungen mit Erwachsenen mögen aus Kindersicht ganz cool sein, ich empfinde sie – als Erwachsene – aber als teilweise grenzüberschreitend, da Erwachsene dabei an einigen Stellen als dumm hingestellt werden und den Kindern signalisiert wird, ‚mit diesen Handlungsweise und Argumenten kannst du deine Eltern in die Ecke drängen, sie veralbern und deinen Willen durchsetzen‘.

Durch viele verschiedenen bunten Infokästen werden die langen Textpassagen aufgelockert. Gar nicht gelungen empfinde ich die Rätsel, da die falschen Antworten überwiegend unsinnig (im Sinne von absolut albern) sind, sodass zur Beantwortung der Frage auch auf das Lesen des Buches verzichtet werden kann.