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Veröffentlicht am 14.10.2021

Atmosphärisch & historisch fesselnd mit kleinen Handlungs- und Charakterschwächen

Atelier Rosen
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Im ersten Band der neuen Historienreihe von Marie Lamballe nimmt uns die Autorin mit ins Kassel der 1830er Jahre und lässt uns die Sorgen, den Alltag, die gesellschaftlichen Herausforderungen und Gefühle ...

Im ersten Band der neuen Historienreihe von Marie Lamballe nimmt uns die Autorin mit ins Kassel der 1830er Jahre und lässt uns die Sorgen, den Alltag, die gesellschaftlichen Herausforderungen und Gefühle der Frauen aus dem Atelier Rosen erleben. Im Mittelpunkt der Handlung steht Elise Rosen - eine junge Frau und Putzmacherin, die sich mit großen Gefühlen, lebensverändernden Herausforderungen und der Suche nach ihrer Herkunft konfrontiert sieht.

Inhalt

Im Auftaktband "Atelier Rosen" der neuen Reihe von Autorin Marie Lamballe geht es um die junge Elise, die zusammen mit ihrer Mutter, ihrer Großmutter und zwei weiteren Damen ein kleines Putzmacher-Atelier im Kassel der 1830er Jahre betreibt. Die Kreationen des Ateliers und insbesondere Elises Fertigkeiten locken auch adelige Kundschaft an. So kommt es, dass Elise die junge Sybilla von Schönhoff ausstatten soll, eine Frau, die Elise entgegen der gesellschaftlichen Gepflogenheiten freundschaftlich behandelt. Doch das Bewegen in höheren gesellschaftlichen Kreisen birgt auch seine Gefahren: Als der Verlobte Sybillas sich unsterblich in Elise verliebt, stürzt dies nicht nur Elise in ein Gefühlschaos, sondern zieht weitreichende Konsequenzen für sie und ihre Familie mit sich ...

Meinung

Wie mir die Geschichte rund um Elise, Sybilla von Schönhoff, den Frauen aus dem Atelier Rosen und Johann Georg von Haynau gefallen hat? Die Antwort fällt nicht ganz eindeutig aus. Der Roman hat aus meiner Sicht mitreißend begonnen - insbesondere die detaillierten Beschreibungen des historischen Kassels und des Alltags im Jahr 1830 haben mich sofort gefesselt und mich gebannt die Seiten überfliegen lassen. Ich habe mich beim Lesen regelrecht wie auf einer kleinen Zeitreise gefühlt - hierfür also ein Riesenkompliment an die Autorin. Es muss unfassbar aufwendig gewesen sein, all diese Informationen und alltäglichen historischen Gegebenheiten zu recherchieren.
Auch der Schreibstil der Autorin hat mich begeistert - die Ausdrücke waren authentisch und passend zu der damaligen Zeit gewählt und mit schönen, altmodischen Redewendungen versehen. Das hat mir total gefallen und mich noch mehr in die damalige Zeit versetzt.
Dennoch habe ich meine anfängliche Begeisterung nach und nach etwas eingebüßt. Die Handlung war zwar durchweg spannend, doch stellenweise wirkte sie zu konstruiert oder zu weit hergeholt für mich. Auch Elise, die ich als mutige und dennoch authentische Frau ihrer Zeit und ihrer damaligen gesellschaftlichen Stellung empfunden habe, hat aus meiner Sicht im Laufe der Geschichte teilweise unlogisch und nicht ihrer Figur entsprechend gehandelt. Hier hätte ich mir teilweise mehr "Inneneinsichten" und mehr Raum für Elises Gefühle gewünscht. Damit wären manche Reaktionen auch eventuell nachvollziehbarer oder glaubhafter erschienen.
Gelungen fand ich jedoch im Großen und Ganzen die Darstellung der Nebencharaktere. Die Mitarbeiterinnen im Atelier Rosen oder auch Elises Ziehbruder haben der Geschichte Würze verliehen und eine familiäre Atmosphäre beim Lesen heraufbeschworen - Da ist es mir trotz der vereinzelten Schwächen am Ende doch schwergefallen, Abschied von den Figuren zu nehmen. Auch sind ja noch nicht alle Punkte geklärt - Was ich damit sagen will? Natürlich bin ich an der Fortsetzung der Geschichte interessiert. Dafür sind mir die Protagonistin und die Menschen rund um sie herum zu sehr ans Herz gewachsen.


Fazit

Ohne Frage ist es Marie Lamballe mit dem Auftakt ihrer neuen Historienreihe gelungen, ein lebhaftes und authentisches Bild der damaligen Zeit zu zeichnen und den Leser damit ins Kassel der 1830er und den Alltag zu versetzen. Ich habe mich beim Lesen weitestgehend gut unterhalten gefühlt und einen tieferen Eindruck von den damaligen Sorgen und Herausforderungen der Menschen erhalten. Trotz der leichten inhaltlichen Schwächen sind mir die Figuren ans Herz gewachsen und ich bin gespannt und hoffe darauf, mehr über ihre Schicksale zu erfahren (und wieder in dieses wirklich wunderbar beschriebene Setting einzutauchen). Für Fans von historischen Familiensagas auf jeden Fall lesenswert!

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Veröffentlicht am 08.05.2022

Roman mit schönem Lokalkolorit, aber leider vielen Unstimmigkeiten und Plotschwächen

Mord in Montagnola
1

INHALT In "Mord in Montagnola" kehrt Moira, frisch getrennt, zurück in ihre frühere Heimat ins Tessin, um ein Auge auf ihren kranken Vater zu haben und um selbst zur Ruhe zu kommen. Doch kaum in dem vermeintlich ...

INHALT

In "Mord in Montagnola" kehrt Moira, frisch getrennt, zurück in ihre frühere Heimat ins Tessin, um ein Auge auf ihren kranken Vater zu haben und um selbst zur Ruhe zu kommen. Doch kaum in dem vermeintlich idyllischen Örtchen Montagnola angekommen, wird in einem dort typischen historischen Eiskeller eine Leiche gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass der Mann keines natürlichen Todes gestorben ist. An den Ermittlungen ist auch Moiras frühere Jugendliebe Luca - inzwischen Rechtsmediziner - beteiligt, der sie als Übersetzerin für die Befragungen um Hilfe bittet. Bevor sie sich versieht, befindet Moira sich selbst mittendrin in der Ermittlungsarbeit. Schnell wird klar, dass der Schein der romantischen Dorfkulisse trügt ...

MEINUNG

Nach einem heftigen Prolog und einem konträr dazu sanften Einstieg in die idyllische Tessiner Gegend und dem ersten Kennenlernen sympathischer, uriger Charaktere, baut die Handlung aus meiner Sicht leider nach und nach ab. Zwar sind mir der grummelige Vater, der irgendwie ein alter Kauz und gleichzeitig doch noch recht vital und liebenswürdig ist, seine Katzen mit den skurrilen Namen, und natürlich Moira als selbstständige und emanzipierte Frau ziemlich schnell ans Herz gewachsen. Doch leider haben sich im Verlauf der Geschichte für mich einfach zu viele Ungereimtheiten und Fehler aufgetan. Der Roman hat definitiv die Reiselust geweckt und mich im ersten Drittel gut unterhalten, doch es wurde für mich zum Ende immer zäher. Damit möchte ich die Leistung der Autorin nicht schmälern, da es natürlich wahnsinnig viel und auch beeindruckende Arbeit ist, einen Roman zu schreiben und zu veröffentlichen. Dennoch bin ich enttäuscht, dass einige offensichtliche inhaltliche Fehler (inkonsistente Figurenbeschreibung) bei der Überarbeitung nicht entdeckt wurden. Es ist schwierig, wenn man auf der einen Seite ein bestimmtes Bild einer Person vermittelt bekommt und diese einige Seiten später durch weitere Beschreibungen nicht wiederzuerkennen ist. Auch unrealistische Reaktionen und teilweise zu unglaubwürdige, sprunghafte Charaktere haben das Lesevergnügen für mich schließlich deutlich gemindert. Der Schreibstil war an sich unterhaltsam und insbesondere bei der Landschaftsbeschreibung bildhaft und anschaulich - da kam durchaus Fernweh auf. Doch auch hier haben sich einige stilistische Mängel eingeschlichen (aus meiner Sicht wird bspw. der Name "Moira" zu oft erwähnt - Das ist vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber der Roman ist ja aus ihrer Perspektive (personal) erzählt, und dass ihr Name so wiederholt auftaucht, schafft für mich eine gewisse Distanz zur Figur und hemmt gleichzeitig den Lesefluss).

FAZIT

Insgesamt konnte mich der Krimi daher - trotz tollem Setting und Lokalkolorit und auch durchaus liebenswürdigen Figuren - nicht überzeugen. Da ich jedoch prinzipiell Potenzial in Moira als unkonventioneller Ermittlerin sehe und der Band der Auftakt einer Reihe war, setze ich darauf, dass die Folgebände damit noch "Luft nach oben" haben.

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