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Veröffentlicht am 20.10.2021

Wer wandert so spät durch Schnee und Wind?

SCHWEIG!
3

Das Cover des Thrillers „SCHWEIG!“ der Autorin Judith Merchant ist genau genommen recht schlicht gehalten, fast schon im Stile einer Traueranzeige. Erst bei genauerer Betrachtung erkennt man die Details ...

Das Cover des Thrillers „SCHWEIG!“ der Autorin Judith Merchant ist genau genommen recht schlicht gehalten, fast schon im Stile einer Traueranzeige. Erst bei genauerer Betrachtung erkennt man die Details - wie beispielsweise die Bäume, die aus einigen der Buchstaben des Titels ragen, von denen einer rot wie frisches Blut ist, und dass sich vom zentralen Buchstaben W ein Wurzelwerk nach unten erstreckt, ein paar unbedeutend kleine Krähen flattern durchs Bild. Der Rest des Buches ist, abgesehen vom Titel und vom Namen der Autorin weiß und kalt und still wie Schnee. Mit der Handlung des Buches verhält es sich irgendwie sehr ähnlich: Während das Narrativ der Geschichte sich recht einfach darstellt, wurzelt die wahre Bedeutung in den äußerst spannenden Charakterentwicklungen seiner Protagonisten.

Wäre es ein Film so gewönne der Zuschauer den ersten – aber wirklich nur den allerersten - Eindruck, dass es sich um eine low-budget Produktion handeln könnte oder, wie es in der Beschreibung zu „SCHWEIG!“ heißt, um ein Kammerspiel. Aber dieser erste Eindruck täuscht - und zwar täuscht er gewaltig. Der Plot selbst ist im Grunde genommen schnell erzählt: Die ältere Schwester, Esther, ist ein Familienmensch, ist verheiratet, hat zwei Kinder, arbeitet fleißig und trifft gerade die Vorbereitungen für das bevorstehende Weihnachtsfest, als ihr der Gedanke kommt, dass sie unbedingt, entgegen des Ratschlags ihres Mannes, noch vor Heilig Abend ihre jüngere Schwester Sue besuchen muss, die geschieden ist und der es nicht vergönnt war Kinder zu bekommen. Sue, von Esther seit einem Kindheitsereignis Schnecke genannt, lebt sehr einfach, abgeschieden und einsam in einem riesigen Haus von ihrem Ex-Mann mitten im Wald, muss nicht mehr arbeiten und möchte einfach ihre Ruhe. Durch Esther erfahren wir, dass Sue auch regelmäßig ihre Medikamente nehmen muss und dass sie sich hoffentlich nichts antun wird, gerade an Weihnachten und nach all dem, was vergangenes Jahr vorgefallen war.

Ja, was war eigentlich letztes Jahr vorgefallen? - Lange wird der Leser es nicht erfahren und wenn, dann immer nur in kleinsten Häppchen. Schnell wird dem Leser aber klar, dass Esther die aufopfernde, fürsorgliche Schwester ist, die sich liebevoll um alles kümmert und nur das Beste für ihre Familie und ihre Schwester möchte, Sue hingegen ist für den Leser eher der sympathische Versager. So sind also die Rollen nun mal verteilt. - Aber sind sie das wirklich? - Mitnichten: Denn einige Seiten später werden durch die geführten Dialoge und Rückblenden die Karten völlig neu gemischt und der Leser gewinnt durch die ständigen Perspektivenwechsel - dabei wird "Kammerspiel-artig" jeweils aus Sicht von Sue, Esther, Esthers Mann Martin und in Rückblenden von einem kleinen Mädchen erzählt - mehr und mehr das Bild, dass es Sue ist, welche die kluge, zufriedene und beherrschte Schwester ist und Esther hingegen überaus kontrollsüchtig und ungemein manipulativ und unehrlich, gegenüber ihrer Schwester, ihrem Mann, ihren Kindern und auch sich selbst. Was ist eigentlich mit Martin, Esthers liebevollen Ehemann, der keiner Fliege etwas zu leide tun kann? Natürlich, auch von ihm werden wir im Verlauf des Buches Details erfahren, die den Blick des Lesers auf ihn völlig verändern. Und so entwickelt sich ein großartiger Psychothriller, bei dem Judith Merchant sehr klug und elegant mit den Emotionen des Lesers spielt. Bis fast zum Schluss bleibt der Leser im Unklaren darüber, wer gut oder böse ist, wer wen liebt oder hasst … oder möglicherweise sogar ... umbringt?

Judith Merchants Schreibstil ist so flott und mitreißend, dass er dem Leser kaum eine Möglichkeit zu einer Verschnaufpause liefert. Gerade glaubt man mental die Szenerie erfasst zu haben, ändert sich bereits wieder das geistige Bühnenbild und der Leser kommt schon wieder ins Rätseln und wird seine Einschätzung zu den Protagonisten wieder ändern und neu anpassen – wieder und wieder und wieder. Selten ist es einer Autorin oder einem Autor gelungen mit meinen Emotionen so überzeugend zu spielen und meine Einschätzungen zu den jeweiligen Charakteren so erfolgreich zu manipulieren. Und all das, obwohl es im Wesentlichen nur um drei Personen geht und sich die gesamte Handlung lediglich in einem abgelegen Haus in der Wildnis oder in einer Wohnung in der Stadt abspielt. Das Hörbuch wird darüber hinaus hervorragend und ausdrucksstark von Christiane Marx, Ulrike Kapfer und Tim Gössler gelesen.

Fazit: Mit „SCHWEIG!“ hat Judith Merchant einen richtig klugen und hochspannenden Thriller über zwei Schwestern geschrieben, die von frühester Kindheit an ein ganzes Leben lang miteinander konkurrieren und deren Verhältnis von einer toxischen Hassliebe geprägt ist. Erst ganz zum Schluss kommt Licht ins Dunkel und dem von Anfang bis Ende manipulierten Leser wird klar, welche psychologischen Abgründe sich für alle Protagonisten im Lauf der Jahre aufgetan haben. Dennoch scheint das Ende versöhnlich, klar und voller Liebe … oder etwa doch nicht?

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Veröffentlicht am 04.10.2021

Exzellenter Thriller um Phagen, Antibiotika, multiresistente Keime ... und einen Ziegenfisch?

Probe 12
14

Nun, bei Actionfilmen fragt man sich oftmals, warum eigentlich bekommen die das in Hollywood so gut hin und wir hier nicht. Bei Büchern im Genre „Thriller“ war das früher vielleicht einmal ebenso, mittlerweile ...

Nun, bei Actionfilmen fragt man sich oftmals, warum eigentlich bekommen die das in Hollywood so gut hin und wir hier nicht. Bei Büchern im Genre „Thriller“ war das früher vielleicht einmal ebenso, mittlerweile aber stellt sich diese Frage nicht mehr. Inzwischen haben wir eine ganze Reihe von talentierten und großartigen Autor:innen, die mit David Baldacci, Tom Clancy, James Rollins, Frederick Forsyth, Stephen King, Robert Ludlum, Dan Brown, um nur einige dieser Thriller-Größen zu nennen, durchaus mithalten können. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist das Duo Kathrin Lange und Susanne Thiele, das mit „Probe 12“ einen hervorragenden und klug inszenierten Wissenschaftsthriller geschrieben hat, der bei der allgemein wohl-bekannten und gefährlichen Bedrohung des seit nunmehr zwei Jahren allgegenwärtigen Covid-19 und von MRSA-Keimen auf den Intensivstationen nahezu aller Krankenhäusern dieser Welt an Aktualität kaum zu überbieten ist. Von der ersten Zeile des Prologs bis zur letzten im fulminanten Showdown des Buches wird der Leser in den Bann der charismatischen und charakterstarken Protagonisten des Thrillers gezogen und an keiner einzigen Stelle läuft der Plot hierbei Gefahr hektisch, langatmig oder undurchdacht zu wirken. „Probe 12“ bietet über 496 Seiten hinweg packende Spannung und Unterhaltung pur und ist darüber hinaus beim Thema „Einsatz von Phagen gegen Bakterien und multiresistente Keime“ wissenschaftlich fundiert und überaus informativ – ein Glossar am Ende des Buches zu den verwendeten Fachbegriffen sowie ein Abschnitt zu weiterführender Literatur unterstreichen dies nochmals auf eindrucksvolle Art und Weise; zusätzlich wird dort im Nachwort eingeordnet, wo es sich im Thriller um Realität oder Fiktion handelt.

Worum geht‘s? - Der Thriller beginnt mit einer Reihe von unterschiedlichen Handlungssträngen, die im Laufe des Romans zunächst erst einmal etwas stärker verwoben und im zweiten Teil des Buches dann schlüssig zusammengeführt werden. Zum einen ist da Professor Georgy Anasias, der zusammen mit seiner Assistentin Maren in Georgiens Hauptstadt Tiflis Phagen-Forschung betreibt. Phagen sind spezielle Viren, mit denen man beispielsweise multi-resistente Keime bekämpfen kann. Nina, Georgys Ziehtochter und inzwischen Wissenschaftsjournalistin in Deutschland, kommt nach Tiflis, um die beiden anlässlich ihrer jüngsten Forschungsergebnisse zu besuchen. Protagonisten einer weiteren Handlungsebene sind der ehemals links-radikale Foodhunter Tom Morell und seine Noch-Ehefrau Isabelle, deren an Mukoviszidose leidende Tochter Sylvie in der Berliner Charité behandelt wird; nahezu unheilbar krank wurde Sylvie allerdings durch einen multi-resistenten Keim, den tragischerweise ausgerechnet ihr Vater von einer Reise nach Indien eingeschleppt hat. Zweifellos ist Sylvie der herzzerreißende, dramatische Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, bei der letztlich nur noch der Einsatz eben jener Phagen aus Tiflis über Leben und Tod entscheiden wird. Ein dritter Handlungsstrang wird um die Kommissarin Christina Voss und ihr Team gesponnen, das herausfinden muss, was die „Pandemic Fighters“-Bewegung, die u.a. für den Einsatz von Phagen wirbt, mit der kriminellen „Prometheus“-Organisation, die vermutlich für Vergiftungen in Krankenhäusern und Altenheimen verantwortlich ist und äußerst verdächtige Flugblätter in Umlauf bringt, zu tun hat. Ferner ist auf einer weiteren Handlungsebene unklar, wie Lobbyisten, Politiker und ein paar reiche Persönlichkeiten in das Geschehen verstrickt sind. Und zu guter Letzt ist dann auch noch ein anfangs zwei-, später drei-köpfiges russisches Killerkommando unterwegs, um jede Menge Unheil anzurichten. Ein vielschichtiger Wettlauf um das „Allheilmittel“ Phagen beginnt, bei dem jeder seine ganz eigenen Interessen verfolgt und manch einer seinen individuellen, zumeist finanziellen Vorteil daraus ziehen möchte.

Der Schreibstil der beiden Autorinnen ist unkompliziert, flüssig und sehr flott. Der Plot ist in drei Teile und diese wiederum in mehrere Kapitel unterteilt, von denen jedes mehrere Abschnitte enthält. Immer, wenn von einer Handlungsebene auf die nächste gewechselt wird, endet der Abschnitt mit einem Cliffhanger, wodurch ein gewaltiger Spannungsbogen aufgebaut wird und der Leser das Buch selbst zu später Nachtstunde nur schwerlich aus der Hand legen kann. Alle Hauptcharaktere des Buches wurden optimal gewählt und erfüllen perfekt die ihnen zugedachte Rolle.

Fazit: "Probe 12" ist ein großartiger Roman, erfrischend und spannend vom Anfang bis zum Ende. Alles, was man an einem Thriller schätzt und lesen möchte, kommt darin vor - jede Menge interessanter Protagonisten, vielschichtige Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen ihnen, gespickt mit allerlei unerwarteten Entwicklungen und Wendungen; kurz gesagt enthält „Probe 12“ alles, worauf es bei diesem Genre ankommt: Thrill, Action, Drama, Wissenschaft, Dynamik, Aktualität, wirtschaftliche und politische Verstrickungen, zwiespältige Lobbyarbeit, …, bis sogar hin zu einer Liebesbeziehung. All dies garantiert Unterhaltung und Spannung pur. Die Story hält in diesem Fall sehr beeindruckend, was das höchst-interessant gestaltete Buchcover verspricht. Für mich persönlich ist „Probe 12“ mit seinen vielschichtigen Handlungssträngen und seinem realen Bezug ein wirklich brillanter und außergewöhnlich authentischer Pageturner, bei dem sich der Leser durchweg zusammen mit den jeweiligen Protagonisten durch die verschiedenen Handlungsstränge bewegt, und der den Vergleich mit Größen dieses Genres keineswegs scheuen muss. Obwohl der Roman in sich komplett abgeschlossen ist, lässt das gleich auf mehreren Ebenen offene Ende den faszinierten Leser darauf hoffen, dass „Probe 12“ nur den Auftakt zu einer interessanten Serie darstellt, den die beiden Autorinnen mit weiteren, ebenso spannenden Thrillern fortsetzen könnten. Das Potenzial dazu scheint in jeglicher Hinsicht durchaus gegeben.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 15.09.2021

Können wir gemeinsam unseren Planeten noch retten oder ist es bereits zu spät?

Was, wenn wir einfach die Welt retten?
3

Normalerweise kennen wir Frank Schätzing als Autor von so großartigen und spannenden Romanen wie „Der Schwarm“ oder Mixturen aus historischem Geschichtswissen und faszinierendem Thriller wie in „Breaking ...

Normalerweise kennen wir Frank Schätzing als Autor von so großartigen und spannenden Romanen wie „Der Schwarm“ oder Mixturen aus historischem Geschichtswissen und faszinierendem Thriller wie in „Breaking News“. Mit „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ hat Schätzing nun das Schreiben eines weiteren solchen Thrillers eigens für das Verfassen des vorliegenden Sachbuches, welches zusätzlich den Untertitel „Handeln in der Klimakrise“ trägt, unterbrochen. Dies unterstreicht umso mehr, dass ihm das Schreiben eines so wichtigen Buches zum aktuellen Stand des Klimawandels und zur Rolle, welche wir alle dabei spielen und was wir tun können, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, eine absolute Herzensangelegenheit ist.

Schätzing beginnt sein Buch mit den an den Leser gerichteten Worten: „Wir sind in einem Thriller. Sie und ich. Nicht als Leser und Autor. Als Akteure.“ Und so nimmt er den neugierigen Leser im Thrillerstil auf eine flotte Reise durch die acht Kapitel des Buches mit, in denen er wissenschaftlich korrekt den aktuellen Kenntnisstand zum Klimawandel darlegt und durchleuchtet - keine der jüngsten wissenschaftlichen Entwicklungen und Möglichkeiten lässt er dabei unerwähnt. Er unterscheidet dabei zwischen dem natürlichen Klimawandel und dem durch den Menschen verursachten. Ohne zu fach-spezifisch zu werden, vermittelt er auch in für den Laien verständlicher Sprache das nötige Hintergrundwissen und die Grundlagen, um auch Leugnern des Klimawandels etwas entgegenhalten zu können. Schätzing führt äußerst informativ, sehr unterhaltsam und, wann immer angebracht, auch untermalt mit ironischem Humor seinen Lesern vor Augen, wo wir alle aus wirtschaftlichen Interessen, Bequemlichkeit, Gewohnheiten oder purem Egoismus große Fehler begehen und wo wir schlichtweg wegsehen und vergessen zu handeln; kurz gesagt, wo wir auf voller Linie versagen - nicht nur in der Politik, in der Industrie und der Wirtschaft, sondern auch im Verhalten jedes einzelnen von uns. Zu keinem Zeitpunkt kritisiert und mahnt er hierbei lehrmeisterhaft mit erhobenem Zeigefinger, vielmehr bezieht er sich selbst geschickt ebenso mit ein und gesteht auch seine eigenen Fehler. Dennoch ist klar erkennbar, dass er mit großer Hingabe seine Leser zu einem Umdenken und zum sofortigen Handeln motivieren möchte. Großartig legt er uns dar, dass unser Planet vermutlich noch zu retten wäre, wenn wir endlich und möglichst umgehend anfangen würden zu HANDELN und nicht mit allerlei guten Vorsätzen in Schockstarre verharrend mit einem Nichtstun nur einfach irgendwie so weiter machen wie bisher und die Welt an den Abgrund fahren … oder darüber hinaus. Jeder einzelne kann sich selbst in seiner alltäglichen Rolle und mit seinen jeweiligen Gepflogenheiten und Fehlern in dem Buch wieder entdecken und hinterfragen und wird dazu angeregt, umzudenken und schleunigst etwas zu tun. Vermöge seines mitreißenden Schreibstils gelingt es Schätzing, den Leser nicht nur zu unterhalten, sondern ihn tief in seinem Inneren zu erreichen und ihm völlig Vorwurfs-frei direkt ins Gewissen zu sprechen.

Das Buch wurde natürlich exakt zum richtigen Zeitpunkt geschrieben und bekommt zusätzliche Bedeutung dadurch, dass es aus der Feder eines so großartigen und bekannten Autors wie Frank Schätzing stammt. Alle wichtigen Themen wie Chaostheorie, Fake News, Corona, Bio-Produkte, ökologischer Fußabdruck, Kipppunkte, erneuerbare Energien, Treibhaus-Effekt, CO2-Verbrauch, künstliche Intelligenz und vieles mehr werden auf vielfältige Weise angesprochen und diskutiert. Es ist ein beeindruckendes und auch wichtiges Werk, das auch nochmal hervorhebt, welch enorme Bedeutung uns allen, aber insbesondere auch der jungen Generation unserer Kinder zukommt und welche Impulse durch Aktionen wie „Fridays for Future“ gesetzt wurden. In diesem Sinne sollte das Buch gleichsam für Leser ab dem Teenageralter, wie auch für Erwachsene hervorragend als Lektüre geeignet sein. Als kleines Manko möchte ich das letzte Kapitel nennen, in welchem Schätzing ein Bild von einer - für meinen Geschmack – zu abgefahrenen und zu spekulativen Zukunft malt. Dem hervorragenden Gesamteindruck des Buches tut dieses Kapitel jedoch keinerlei Abbruch.

Fazit: „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ von Frank Schätzing ist ein großartiges und wichtiges, populär-wissenschaftliches Sachbuch zur aktuellen Klimaproblematik, geschrieben vom Meister des Thrillers, durch welches jeder Leser motiviert wird zu überdenken, wie er/sie selbst zur Erhaltung unseres Planeten beitragen kann. Jedem sollte klar werden, wie nahe wir bereits am Abgrund stehen und dass sofortiges Handeln und Umdenken der Gesellschaft aber auch jedes einzelnen unabdingbar sind. Dem Weltall wird es vermutlich egal sein wie wir uns verhalten, aber unsere Kinder und deren Nachkommen werden es uns sicherlich danken. Meine persönliche Schlussfolgerung aus Frank Schätzings Buch: „Lasst uns versuchen die Welt zu retten und mit ihr un-zählbar viele Tier- und Pflanzenarten.“ Zumindest versuchen müssen wir es, ob es uns gelingt, wird sich zeigen.

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Veröffentlicht am 19.08.2021

Schläfst du noch ... oder mordest du schon?

Tief wirst du schlafen
4

Das Buch „Tief wirst du schlafen“ von Christian Kraus ist ein überaus spannender Psycho-Thriller über die „dunkle Seite“ der Hypnose, der vom Autor sehr intelligent aufgebaut ist. Zunächst beginnt die ...

Das Buch „Tief wirst du schlafen“ von Christian Kraus ist ein überaus spannender Psycho-Thriller über die „dunkle Seite“ der Hypnose, der vom Autor sehr intelligent aufgebaut ist. Zunächst beginnt die Geschichte mit einem Hypnose-Text und wird dann, wie in vielen Thrillern, mit einem handelsüblichen Mord fortgesetzt, wobei in diesem Fall die Mordwaffe ein Küchenmixer ist und die Art und Weise wie die Frau ihren Lebensgefährten um die Ecke bringt, nichts für schwache Nerven sein dürfte.

Christoph Kerber andererseits ist Gerichtsgutachter für forensisch-psychologische Fragestellungen. In dieser Funktion sorgt er zu Beginn des Buches mit seiner psychologischen Einschätzung eines Angeklagten für die Verurteilung des Bruders eines Mafiapaten, der im Gegenzug noch während der Gerichtsverhandlung versucht ein Attentat auf Kerber zu verüben. Nur knapp und mit gehörig Glück überlebt Kerber den Angriff. In einem weiteren parallelen Handlungsstrang wird die Escortdame Selina von einem Mann hinterhältig betäubt, in ein abgelegenes Studio gebracht und soll dort in einem Film von mehreren Männern vergewaltigt werden. Selina ist aber eigentlich Reporterin und erfahrene Kampfsportlerin hat die Gefahr antizipiert und die K.O.-Tropfen gar nicht eingenommen, die Situation stets unter Kontrolle und kann sich aus der Umklammerung ihrer Entführer befreien. Sie scheint überaus Risiko-bereit und scheint sich in der Vergangenheit für eine gute Story schon öfters solchen Gefahren ausgesetzt zu haben. Fast zeitgleich mit einem im Internet kursierenden Hypnose-Video taucht dann Kerbers alter Studienfreund 'Fish', mit dem er früher an der Optimierung von Hypnose (genau genommen dunkler Hypnose) experimentiert hat, auf und Kerber bekommt erste Schwierigkeiten in der Beziehung mit seiner schwangeren Lebensgefährtin Eva.

Der Leser wird hier also mit sehr vielen zunächst unabhängigen Handlungssträngen konfrontiert, die sich dann aber so nach und nach zu klären und zusammen zu fügen scheinen - man glaubt fest, der Nebel lichtet sich. Immer jedoch, wenn der Leser glaubt, das Geschehen nun zu verstehen und im Griff zu haben, folgt aber eine völlig unvorhersehbare Wendung und man fragt sich zusehends mehr, was in der Geschichte ist nun Realität und was ist Fiktion im Leben der Protagonisten, insbesondere von Christoph Kerber. Möglicherweise wird der Leser selbst durch wiederkehrende Anleitungen zeitweise hypnotisiert, in jedem Fall wird er vom Handlungsstrom unweigerlich mitgerissen und befindet sich ohne Unterbrechung im Bann dieses hervorragenden Thrillers.

Christian Kraus hat hier einen sehr klug inszenierten Psychothriller vorgelegt, der mir auf seine Art etwas ganz Neues in diesem Genre zu sein scheint. Sehr flott, spannend und überzeugend treibt der Autor die Handlung mit einer für jedermann verständlichen Sprache voran, führt die Protagonisten zusammen mit dem Leser nach Belieben in Klarheit oder in die Irre – umso mehr, je weiter man mit der Seitenzahl voranschreitet. Absolut passend dazu wurde ein eindrucksvolles und in jeglicher Hinsicht „wahnsinniges“ Buchcover gewählt – bei zu langer Betrachtung führt es den Leser vermutlich direkt in die Hypnose oder zu Wahnvorstellungen – ganz ohne besagtes Video.

Die Hörbuchversion wird zudem sehr überzeugend von Frank Stieren vorgelesen. Aufgrund der wiederkehrenden, authentischen Hypnose-Anweisungen und Frank Stierens für diese Hörbuch idealen Lesestils tendiere ich dazu, in diesem Fall das Hörbuch dem Buch sogar vorzuziehen.

Fazit: Christian Kraus hat mit „Tief wirst du schlafen“ einen hervorragenden Psychothriller geschrieben, der von der ersten bis zur letzten Seite zu überzeugen vermag. Kraus setzt dazu alle seine Fachkenntnis als Psychiater und Psychoanalytiker ein und verbindet sie mit seinem grandiosen Talent als Autor. Zu gu­ter Letzt wartet das Buch mit einem völlig überraschenden Finale auf, welches den Leser zum nochmaligen Lesen verleitet, ja letzteres aufgrund der offenen Fragen fast schon unabdingbar macht. Für mich zählt „Tief wirst du schlafen“ zu den spannendsten und interessantesten Büchern seines Genres. Chapeau, Christian Kraus!

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Veröffentlicht am 04.07.2021

Das beste Buch zur Deutschen Geschichte dieser Epoche

Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
4

Es ist nicht nur ein gutes Buch, es ist in jeglicher Hinsicht ein einzigartiges, herausragendes und absolut mitreißendes Buch. In unvergleichbarer Weise wird hier ausführlich auf alle Kapitel dieser Epoche ...

Es ist nicht nur ein gutes Buch, es ist in jeglicher Hinsicht ein einzigartiges, herausragendes und absolut mitreißendes Buch. In unvergleichbarer Weise wird hier ausführlich auf alle Kapitel dieser Epoche eingegangen. Es werden nicht nur historische Ereignisse und Fakten wiedergegeben, sondern alle Geschehnisse werden in den entsprechenden Kontext gestellt.

Darüber hinaus ist es aber nicht nur ein hervorragendes Geschichtsbuch, es ist auch sprachlich und literarisch ein Meisterwerk. Golo Mann hält hier in guter Familientradition der Manns alles, was dieser große Namen verspricht.

Für mich persönlich, das mit großem Abstand beste Geschichtsbuch zu dieser Epoche und ein großartiges und, in gewisser Weise, einzigartiges Stück (Welt-)Literatur.

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