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Veröffentlicht am 13.03.2022

Magische Momente im Café Sonnigsüß

Zusammen sind wir wundervoll
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Wenn man den Duft frischgebackener Zitronentarte in der Nase hat, dann schmökert man vermutlich gerade in Marina Kirschners neuem Roman "Zusammen sind wir wundervoll". Denn man hat beim Lesen fast das ...

Wenn man den Duft frischgebackener Zitronentarte in der Nase hat, dann schmökert man vermutlich gerade in Marina Kirschners neuem Roman "Zusammen sind wir wundervoll". Denn man hat beim Lesen fast das Gefühl, sich direkt in Annas Backstube zu befinden.
Das Café "Sonnigsüß" in Salzburg - hier zaubert Anna verschiedenste Kuchen und Torten. Süße Leckereien, die einem magische Momente bescheren. Anna ist Anfang 30 und führt seit einigen Jahren mit Leidenschaft das Café ihrer Oma weiter. Es ist ein Ort, wo Menschen zusammenkommen, sich wohl und geborgen fühlen.
Wie zum Beispiel die 11-jährige Mira, die Wissen aufsaugt, wie ein Schwamm. Die Mathe und Physik mag - alles nachvollziehbar und beweisbar, im Gegensatz zu Gefühlen. Gefühle machen das Leben kompliziert, findet Mira. Sie ist nicht gerne zu Hause. Viel lieber trifft sie sich nach der Schule bei Anna mit Herrn Havel, einem verwitweten älteren Herrn, mit dem Mira wunderbar philosophieren kann.
Und dann ist da noch Marco. Ihn lernt Anna beim Einkaufen auf dem Schrannenmarkt kennen und lieben. Es trifft sie wie der Blitz, und Schuld ist eine Zitrone. Wobei sich das mit der Liebe erst mal schwierig gestaltet. Wie sich herausstellt, ist Marco nämlich Mitinhaber des neuen Bistros "Las Vegans" direkt gegenüber von Annas Café. Und dort gibt es eine unschöne Begegnung zwischen den beiden.

Auch wenn vieles vorhersehbar ist bei dieser Geschichte bzw. den vielen kleinen Geschichten, die miteinander verwoben sind, so entsteht beim Lesen doch ein großes Glücksgefühl und man beendet das Buch mit einem Lächeln im Gesicht.
"Zusammen sind wir wundervoll" ist ein schöner Wohlfühlroman über Freundschaft, Liebe und Füreinanderdasein, der sich schnell und leicht lesen lässt, und der gespickt ist mit leckeren Rezepten zwischen den einzelnen Kapiteln.

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Veröffentlicht am 30.11.2021

Spannende Familiengeschichte

Wir sind schließlich wer
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Anna von Betteray wird nach Alpen am Niederrhein beordert. Dort soll sie den erkrankten Pastor der Gemeinde vertreten. Den Bewohnern des Ortes ist dies nicht unbedingt recht, denn Anna ist geschieden, ...

Anna von Betteray wird nach Alpen am Niederrhein beordert. Dort soll sie den erkrankten Pastor der Gemeinde vertreten. Den Bewohnern des Ortes ist dies nicht unbedingt recht, denn Anna ist geschieden, adelig, jung und noch dazu eine Frau. Mit Skepsis begegnen ihr daher etliche Bürger des Ortes.
Aber nicht nur beruflich wird der jungen Pastorin einiges abverlangt, auch privat tauchen Probleme auf. Der Mann von Annas Schwester Maria, die immer die Vorzeigetochter der Familie war, wird verhaftet und sorgt somit für Schlagzeilen, Maria selbst hat ein Alkoholproplem und dann verschwindet auch noch ihr Sohn, Annas Neffe.

Die Journalistin und Autorin Anne Gesthuysen hat mit "Wer wir sind" erneut einen fesselnden Roman geschrieben, der einen ab der ersten Seite mitnimmt. Die Familiengeschichte besticht durch einen flüssigen Schreibstil, ist warmherzig, spannend und sehr bildlich erzählt. In einzelnen Kapiteln wird zwischendurch zurückgeblickt in die Vergangenheit von Anna, was der Geschichte zusätzlich Spannung verleiht. Die einzelnen Charaktere sind sehr treffend beschrieben. Jeder für sich hat sein Päckchen zu tragen.

"Wir sind schließlich wer" ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen und hat 416 Seiten - eine schöne Lektüre für zwischendurch, sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Der Gott des glücklichen Augenblicks

Kairos
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"War der Augenblick ein glücklicher, in dem sie damals, als neunzehnjähriges Mädchen, Hans traf?"
Das fragt sich Katharina, die Protagonistin in Jenny Erpenbecks neuem Roman "Kairos", als sie zwei Kartons ...

"War der Augenblick ein glücklicher, in dem sie damals, als neunzehnjähriges Mädchen, Hans traf?"
Das fragt sich Katharina, die Protagonistin in Jenny Erpenbecks neuem Roman "Kairos", als sie zwei Kartons bekommt - vollgepackt mit Aufzeichnungen aus ihrer Vergangenheit - und diese durchsieht.

Wir begeben uns zurück in die späten 1980er Jahre. Katharina ist 19, als sie in Ostberlin durch Zufall Hans begegnet. Er ist 53, verheiratet und hat einen Sohn. Es entsteht eine intensive Beziehung zwischen den beiden, die durch diverse Ereignisse zunehmend toxischer wird.

Vor dem Hintergrund der untergehenden DDR erzählt Jenny Erpenbeck, die selbst in Ostberlin geboren ist, meisterhaft und kraftvoll von dieser sehr speziellen Liebe zwischen den beiden Hauptfiguren und von einem Land, das dabei ist, auseinander zu brechen.

"Kairos" ist kein Roman, der sich einfach so dahinlesen lässt. Man muss sich auf die Lektüre einlassen, ganz langsam, Stück für Stück.

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Veröffentlicht am 06.10.2021

Keineswegs eine dumme Idee

Eine ganz dumme Idee
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Es gibt Bücher, die lese ich nicht zu Ende, weil sie mich einfach nicht erreichen. Dann gibt es Bücher, für die brauche ich einen zweiten Anlauf. Auch bei diesem hier habe ich nach dem ersten Viertel überlegt, ...

Es gibt Bücher, die lese ich nicht zu Ende, weil sie mich einfach nicht erreichen. Dann gibt es Bücher, für die brauche ich einen zweiten Anlauf. Auch bei diesem hier habe ich nach dem ersten Viertel überlegt, ob ich es abbrechen soll, um ihm vielleicht irgendwann mal noch eine zweite Chance zu geben. Ich habe dann aber doch einfach weitergelesen. Und das war auch gut so - sehr gut sogar - denn das Buch hat mich letztendlich richtig begeistert.

Der Roman "Eine ganz dumme Idee" erzählt von einem missglückten Banküberfall, von einer anschließenden Geiselnahme, die sich sehr ungewöhnlich entwickelt, von unterschiedlichen Menschen, die alle ihr Päckchen im Leben zu tragen haben.
Und überhaupt ist hier nichts, wie es scheint.

Fredrik Backmans Schreibstil ist etwas außergewöhnlich - skurril, witzig und gleichzeitig berührend und tiefgründig.
Die sehr unterschiedlichen Charaktere werden sehr treffend beschrieben. Durch die teilweise etwas flapsige Art der Protagonisten entstehen herrlich komische Situationen, die aber auf den zweiten Blick auch sehr anrührend sind.
"Eine ganz dumme Idee" steht derzeit verdient auf der Bestsellerliste. Es ist ein absolut gelungenes, kluges Buch, das ich jedem wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 06.10.2021

Eine Reise nach Marokko

Auf Basidis Dach
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Mona Ameziane ist Journalistin und moderiert unter anderem beim Radiosender 1Live.
Nun hat sie ihr erstes Buch geschrieben. "Auf Basidis Dach" erzählt von Marokko - dem Marokko, wie es Mona kennt und ...

Mona Ameziane ist Journalistin und moderiert unter anderem beim Radiosender 1Live.
Nun hat sie ihr erstes Buch geschrieben. "Auf Basidis Dach" erzählt von Marokko - dem Marokko, wie es Mona kennt und während einer Reise, die sie zusammen mit ihrem Vater unternimmt, noch intensiver kennenlernt.
Wie ist es, wenn man in zwei Ländern Wurzeln hat, in zwei Kulturen? Was bedeutet es, anders zu sein?
Das sind Fragen, die die Moderatorin aufgreift und über die sie sich Gedanken macht.

Ihr Vater kommt aus Marokko, ihre Mutter aus Deutschland. In Paris zu Studentenzeiten haben sich beide kennen und lieben gelernt.
Geboren und aufgewachsen ist Mona im Ruhrgebiet, wo die Familie lebt.
Die Autorin erzählt auf herrlich leichte Weise und gleichzeitig tiefgründig über ihre Wurzeln in Marokko, über den Alltag dort, die Gepflogenheiten, über Rituale und Feste.
Mit einer wunderbar bildlichen Sprache schafft es Mona Ameziane, den Leser mitzunehmen. Man hat das Gefühl, vor Ort zu sein, die Sonne auf der Haut zu spüren, den Duft der Märkte zu riechen. Man sieht die bunten Farben vor sich und ist mittendrin in der Medina, der Altstadt von Fès.

"Auf Basidis Dach" ist ein absolut geglücktes Debüt, das ich mit Vergnügen und großem Interesse gelesen habe  - gerne mehr davon!

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