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Veröffentlicht am 18.11.2021

Zauberhaft

Nordstern - Der Zauber der freien Pferde
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Mit diesem Abschluss der Nordstern-Trilogie hebt Karin Müller meiner Meinung nach das Genre Pferde-Jugendbücher auf eine neue Ebene. Nicht nur Pferde-, sondern auch Elfen-, Island- und Fantasyfans kommen ...

Mit diesem Abschluss der Nordstern-Trilogie hebt Karin Müller meiner Meinung nach das Genre Pferde-Jugendbücher auf eine neue Ebene. Nicht nur Pferde-, sondern auch Elfen-, Island- und Fantasyfans kommen hier voll auf ihre Kosten. Allerdings ist aus meiner Sicht nicht nur die Kenntnis der anderen beiden Bände, sondern auch der Nordlicht-Trilogie unbedingt erforderlich, um das volle Lesevergnügen zu haben. Ansonsten wäre vor allem das Ende einfach kein völlig runder Abschluss.

Aber sind wir hier wirklich schon am Ende angekommen? Es ergeben sich durchaus Anknüpfungspunkte für weitere Geschichtenfäden, die gesponnen werden könnten, was mir auch mir als schon lange erwachsenes "Pferdemädel" sehr recht wäre.

Der Fantasyanteil liegt im letzten Band noch einmal weitaus höher als in der bisherigen Erzählung. Mit Zeitreisen und verschiedenen Erscheinungsformen mancher liebgewordener Protagonisten wird es geradezu mystisch und ein ums andere Mal auch bittersüß. Werden Floki und Erla wieder zu einander finden, Menschen, Hulduvolk und Islandpferde vor vergangenen und möglichen künftigen Katastrophen retten können? Wieder einmal wunderschöner Bücherzauber von Karin Müller!

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Veröffentlicht am 07.11.2021

Leben im Zwischenraum

Ohne festen Boden
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Ich bin begeistert, was ich alles aus diesem hervorragendem Buch mitnehmen konnte. Ich war schon immer sehr auf Sicherheit bedacht und bin wohl auch ziemlich perfektionistisch veranlagt. Aber letztendlich ...

Ich bin begeistert, was ich alles aus diesem hervorragendem Buch mitnehmen konnte. Ich war schon immer sehr auf Sicherheit bedacht und bin wohl auch ziemlich perfektionistisch veranlagt. Aber letztendlich ist alle Kontrolle nur Illusion. Das macht Rike Pätzold hier anhand vieler Beispiele, wissenschaftlich untermauerter Fakten und aktuellem Bezug sehr deutlich. Sie selbst ist zu einer begeisterten Seglerin geworden und leitet jedes lesenswerte Kapitel mit einem Bericht aus ihrem Leben ein. Während mir Persönliches in manchem Buch schon zu viel wurde, findet die Autorin hier genau die richtige Mischung aus Anschaulichkeit und Theorie. Abgerundet wird das Buch mit Fußnoten und einem Literaturverzeichnis.

Es ist schon eine Kunsst, wenn es jemandem gelingt, in mir tatsächlich Lust auf das Ungewisse zu entfachen. Denn wenn alles ungewiss ist, wird gleichzeitig auch alles möglich. Warum wir nicht alles glauben sollten, was wir fühlen, hat Rike Pätzold mir anschaulich vermittelt. Wer selbst erfahren möchte, was man zum Beispiel von Mister Spock zum Thema lernen kann und Ungewissheit nicht länger mit Unsicherheit verwechseln möchte, sollte das Buch unbedingt lesen. Ich kann es nur empfehlen!

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Veröffentlicht am 24.10.2021

"Genug Boshaftigkeit, um den Himmel zu vergiften"

Der Tod und das dunkle Meer
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"Der Meister des Plott-Twists ist zurück", bewirbt der Buchrücken die Geschichte. Und tatsächlich hat sich Stuart Turton hier im Vergleich zu "Evelyn Hardcastle" selbst übertroffen. Noch einmal präsentiert ...

"Der Meister des Plott-Twists ist zurück", bewirbt der Buchrücken die Geschichte. Und tatsächlich hat sich Stuart Turton hier im Vergleich zu "Evelyn Hardcastle" selbst übertroffen. Noch einmal präsentiert er eine Story, die sich sturen Genre-Klassifizierungen entzieht. Diesmal haben mich seine Protagonisten, allen voran das Ermittler-Duo Arent Hayes und Sammy Phipps, sogar noch mehr in ihren Bann gezogen.

Mit einer düsteren Prophezeiung, ausgestoßen aus dem Mund eines Aussätzigen, der dann in Flammen aufgeht, beginnt das Abenteuer. Tatsächlich hat es schon bald den Anschein, als gehe ein gefährlicher Dämon um auf der Saardam, einem Frachtschiff auf der Reise vom exotischen Batavia nach Amsterdam. Ist es nur Zufall, dass sich ausgerechnet die beiden berühmten Ermittler an Bord befinden? Arent scheint auf seltsame Weise selbst in das Geschehen verwickelt, dabei ist der Zweck seiner Reise doch eigentlich seinen Freund und Auftraggeber Sammy Phipps zu beschützen. Kein leichtes Unterfangen, denn Sammy wurde für ein unbekanntes Kapitalverbrechen verhaftet und verbringt den Großteil des Tages in einer winzigen Zelle. Kann es unter diesen Bedingungen gelingen, die grusligen Vorgänge aufzuklären?

Neben atmosphärischer Dichte und wunderbar düsteren Metaphern wartet Turton auch mit starken Frauenfiguren auf. Wieder ein ungewöhnliches Lesevergnügen, das zu überraschen weiß und auch mit über 600 Seiten ruhig noch hätte weitergehen können. Mir wurde es nicht langweilig.

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Kann man verlorene Paradiese wiederfinden?

Die Wiederentdeckung des Glücks
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"Die Dinge sind dabei, sich zu ändern, es ist ein beunruhigender Prozess, als würde man sich verpuppen, um etwas Neues zu werden. Ich weiß nicht einmal, ob ich das will."

Dies sind die Gedanken von Nora, ...

"Die Dinge sind dabei, sich zu ändern, es ist ein beunruhigender Prozess, als würde man sich verpuppen, um etwas Neues zu werden. Ich weiß nicht einmal, ob ich das will."

Dies sind die Gedanken von Nora, die mit ihrem Vater Terje nach Madagaskar reist, auf der Suche nach einem ganz besonderem Duft für ein bahnbrechendes Parfüm. Terje war schon mehrmals dort, und wie sehr seine Reisen ihn beeinflusst haben, kann Nora nicht ahnen, da sie weitestgehend ohne ihren Vater aufgewachsen ist. Aber erzählt wird auch die Geschichte vom armen Straßenjungen Biscuit, der Terje in seiner Jugend begegnet ist und durch ihn seine Liebe zum Radsport entdeckte. Und von Maribelle, madegassische Tochter aus reichem Hause, die Biscuit schon in seiner Jugend herumkutschiert, die er wie eine Prinzessin verehrt und zur Liebe seines Lebens machen möchte. Aber es ist auch die Geschichte einer bettelarmen Insel und ihrer Probleme, wo Umweltzerstörung und Recycling das Leben bestimmen.

Antonia Michaelis' Romane sind stets vielschiechtig und oft von einer düsteren Märchenhaftigkeit, die sie zu einer meiner Lieblingsautorinnen gemacht hat. Wie im magischen Realismus verschwimmen Fantasie und Realität oft unmerklich ineinander, so dass die Bücher einen einzigartigen Zauber entfalten. Diese Geschichte um Elend, Fahradrikschas und Rennen kam naturgemäß erst sperriger daher, hat mich aber bald genauso eingefangen wie ihre anderen Romane. Das ist nicht nur der tiefgründigen Geschichte geschildert, sondern auch dem liebenswerten Protagonisten Biscuit, den ich besonders in mein Herz geschlossen habe. Wie er sich aus seiner schweren Kindheit herauskämpft zu einem Leben als erfolgreicher Radrennfahrer, ist einfach nur bewundernswert. Er könnte gut und gern selbst einem Märchen entstammen und braucht natürlich einen Antagonisten von besonderer Bösartigkeit, den die Autorin mit Bravour kreeiert. Dies macht das Buch auch noch außerordentlich spannend.

Antonia Michaelis hat selbst mit ihrer Familie einige Jahre auf Madagaskar gelebt, was man in jeder Zeile merkt. Die Story ist ebenso farbenprächtig wie ernüchternd. Ihren Verdienst aus dem Buch stellt sie völlig einer von ihr mitgegründeten madegassischen Schule und dem Straßenkinderprogramm zur Verfügung.

Die Geschichte wird noch lange in mir nachwirken, ebenso wie die aufgeworfene Frage, ob sich Glück ebenso recyceln lässt wie viele Dinge.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Tausendschön

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Wie schön ist es, wenn mir ein Buch begegnet, bei dem für mich einfach alles stimmt.

Da ist erst einmal die wunderschöne Umschlaggestaltung, die sich darunter auf dem Buch selbst und auch auf den Vorsatzseiten ...

Wie schön ist es, wenn mir ein Buch begegnet, bei dem für mich einfach alles stimmt.

Da ist erst einmal die wunderschöne Umschlaggestaltung, die sich darunter auf dem Buch selbst und auch auf den Vorsatzseiten fortsetzt, gekrönt vom farbigen Buchschnitt in meiner Lieblingsfarbe Blau.

Dann die märchenhafte Story um Matilda und Quinn, deren Welt gleich dreifach auf den Kopf gestellt wird. Matilda schwärmt schon lange für Nachbarsjungen Quinn, während er in ihr und ihren Cousinen nur die biblischen Plagen sieht und sie nicht einmal unterscheiden kann. Als Quinn dann, gejagt von seltsamen Wesen, einen schweren Unfall erleidet und sich im Rollstuhl wiederfindet, bittet Quinns Mutter durch ein Missverständnis ausgerechnet Matilda darum, Quinn auf andere Gedanken zu bringen. Während Quinn versucht, sich zurück in die Gesundheit zu kämpfen, erfahren Matilda und er immer mehr von einer Märchenwelt und deren Bewohnern, die in enger Verbindung zu Quinn zu stehen scheinen. Und dann sind da noch die Vorurteile übereinander, die sie Stück für Stück verlieren. Ist Quinn etwa gar nicht der arrogante Teufelsbraten und Matilda nicht das superfromme Grübchenface?

Die einfache Zusammenfassung wird der fantasievollen Story wirklich nicht gerecht. Kerstin Gier kreiert wieder einmal so sympathische, plastische Protagonisten, dass man ewig weiterlesen möchte. Selbst die Nebenfiguren, wie Matildas Cousin Leopold und Cousine Louise sind so lebensnah scheußlich und gleichzeitig grotesk lustig, dass man sie nur so aus den Seiten schütteln möchte. Überhaupt sprühen Dialoge und Erzählung vor feinem Witz.
Auch die Anderswelt, die hier erdacht wird, hat etwas ganz Eigenes und Unverwechselbares. Oje, ich glaube die drei geplanten Teile sind einfach nicht genug für diese Serie, erst recht nicht, wenn man noch so lange auf den nächsten Teil warten muss. Für mich ist die Serie nicht nur ein Vergissmeinnicht, sondern ein echtes Tausendschönchen!

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