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Veröffentlicht am 07.11.2021

p U re Enttäuschung

U
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Anke Lohm ist auf dem Weg zu ihrer besten Freundin. Mit ihrem ratternden Rollkoffer steigt sie in die U-Bahn, der nervende andere Fahrgast will den Zug zum Glück gleich verlassen – und dann wird sie nach ...

Anke Lohm ist auf dem Weg zu ihrer besten Freundin. Mit ihrem ratternden Rollkoffer steigt sie in die U-Bahn, der nervende andere Fahrgast will den Zug zum Glück gleich verlassen – und dann wird sie nach wenigen Stationen endlich ankommen. Sie freut sich auf die Dusche und ein frisch bezogenes Bett. Aber wo bleibt nur die Station? Fährt der Zug nicht schon viel zu lange? Unbehagen befällt die junge Dame…

Mit einem ansprechenden Titelbild und einer interessanten Inhaltsangabe lockt dieses Buch, das aber sofort nach dem Aufschlagen der ersten Seite einer tiefen Enttäuschung Raum gibt.

Kurze Sätze, zum Teil nur aus einem einzigen Wort gebildet, aneinandergereihte Gedankenfetzen. Textsplitter jagen einander durch die Geschichte, deren Handlung und Aussagekraft mir als Leser bis zum Schluss verborgen bleibt.

Es mag Kunst sein, es mag Literatur sein. Ein Lichtblick sind für mich nur das Titelbild und die Kürze der Geschichte, sodass man selber recht schnell wieder aussteigen kann. Zuklappen, vergessen. Nächstes Buch.



Titel U

Autor Timur Vermes

ISBN 978-3-492-07104-8

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 160 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 28. Oktober 2021

Verlag Piper

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Veröffentlicht am 16.04.2021

Blaue Maus

Die vierte Schwester
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In einer heißen Sommernacht verschwindet die kleine Olivia, die jüngste von vier Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Als dreißig Jahre später Olivias Stoffspielzeug Blaue Maus gefunden ...

In einer heißen Sommernacht verschwindet die kleine Olivia, die jüngste von vier Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Als dreißig Jahre später Olivias Stoffspielzeug Blaue Maus gefunden wird, soll Privatdetektiv Jackson Nachforschungen anstellen. Allerdings ist dieses Unterfangen nicht ganz einfach und für alle Beteiligten von verlorenen Chancen, Träumen und Sehnsüchten geprägt.

Mit einer Rahmenhandlung von verschiedenen Vorgeschichten, die das Buch zu Beginn und am Ende umfassen, entwickelt sich im Hauptteil die Suche nach Vermissten. Nicht nur Olivias Drama, sondern auch andere Fälle werden zumindest gedanklich aufgerollt, verglichen und analysiert. Die Idee ist gut, allein die Umsetzung nicht recht geglückt.

So erfährt der Leser nicht nur von den Schwestern Land – Olivia, Sylvia, Amelia und Julia - sondern in den folgenden Kapiteln auch ganz andere Geschichten, die auf den ersten Blick keinen Zusammenhang erkennen lassen. Verbindungslos reiht sich eine Szene an die andere, eine Fülle von Namen prasselt auf den Leser ein, die Figuren dahinter bleiben oft vage und konturlos. Die Erzählungen schweifen immer weiter ab in Belanglosigkeiten, zu Randfiguren, die weder davor noch danach eine Rolle spielen.

Da jedes Kapitel den Schwerpunkt auf eine bestimmte Familie oder Person richtet, ist es schwierig, den Überblick zu behalten und in einem kontinuierlichen Lesefluss zu bleiben. Immer wieder fragt man sich: „Wer war das denn nun?“ Was ein gutes Stilmittel sein könnte, verhindert hier das Aufkommen jeglicher Spannung. Die Abschnitte sind langatmig, abrupte Szenenwechsel und Gedankensprünge führen nicht, wie man meinen könnte, zu einer erhöhten Dramatik, sondern nehmen jegliche Steigerung im Spannungsbogen schon wieder hinweg. Eine Trägheit wie die anfänglich beschriebene Hitzewelle legt sich bleischwer über das gesamte Buch und lässt schwerlich Euphorie zum Weiterlesen aufkommen. Nichtsdestotrotz war ich natürlich neugierig auf die Auflösung, die leider dann aber auch nur das bestätigte, was ich von Anfang an vermutet hatte.

Wer typisch britischen Humor mag, wird wohl von Atkinson begeistert sein, mich konnte dieses Buch leider gar nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Verzweiflung

Schwarz
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Eine junge Frau verschwindet in tiefschwarzer Nacht, eine frustrierte Buchverlegerin sieht nur noch im Mord einen Ausweg und ein kurz vor der Pension stehender Polizist will nichts außer seinen letzten ...

Eine junge Frau verschwindet in tiefschwarzer Nacht, eine frustrierte Buchverlegerin sieht nur noch im Mord einen Ausweg und ein kurz vor der Pension stehender Polizist will nichts außer seinen letzten Fall aufklären. Wie das alles zusammenpasst und ein großes Ganzes ergeben soll? Marc Mrosk liefert dazu einen skurrilen Abriss.

In den ersten Kapiteln stellt der Autor die einzelnen Protagonisten vor. Die Stimmung fühlt sich eher bedrückt, ja düster an. Von Alkohol und Koks ist die Rede, sodass man als Leser nicht immer unterscheiden kann, ob die Szenen echt sind oder nur Traum, ob die Realität mit der Phantasie verschmilzt oder tatsächlich Schlimmes passiert. Auch die Sätze erinnern in ihrem Aufbau an einzelne Gedanken, die rasch hingeschrieben werden, unabhängig voneinander, eine Szene in die andere fließen lassen, ohne Zeit, ohne Raum. Nach den anfänglichen Eindrücken, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die man erst nicht in einen Zusammenhang bringen kann, stellt sich für mich die Verzweiflung als Bindeglied dar, auch wenn der Zufall Regie führt und die drei ursprünglichen Handlungsstränge zu einem ebenso fulminanten wie überraschenden Ende verknüpft.

Mit einem sehr außergewöhnlichen Schreibstil führt Mrosk durch diese doch eher mysteriöse Geschichte, kurz und bündig werden recht nüchtern Tatsachen geschaffen, die Emotionen gedämpft. Leider erfährt man als Leser sehr wenig über die wahren Beweggründe der Personen, welche Vorgeschichten, welche Schicksale zu den eher dramatischen Wendungen führen. Alles bleibt zu stark an der Oberfläche, zeichnet nur ein sehr unzulängliches Bild. Vieles wird nur angedeutet oder bleibt überhaupt im Dunklen. Natürlich ist es spannend, wenn es nicht für jedes Detail eine Lösung gibt, dennoch fehlt am Schluss etwas.

Auch die Figuren selbst bleiben durchwegs stark distanziert, als ob man sie nur durch den Dunst von Alkohol und den Schleier von Drogen beobachten würde. Ihre Handlungen sind für den Außenstehenden unlogisch und nur schwer nachvollziehbar. Selbst der Polizist als Ordnungshüter benimmt sich mehr als stümperhaft. So steht der Leser zwar immer wieder vor Fragen, die die Neugier schüren, aber ein schlüssiges Ergebnis bleibt der Autor am Ende doch schuldig.

So interessant der Klappentext ist, so wenig zufriedenstellend ist das Buch selbst. „Schwarz“ konnte mich leider auf keiner Ebene überzeugen.

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