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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2022

Ein unvergesslicher Tag im Sommer 1999

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
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Inhalt: Es ist der 31. August 1999 in Bodenstein, einem kleinen Ort in Bayern. Hier lebt der 15-jährige Pascal allein mit seiner Mutter, der Vater hat die Familie vor etwa fünf Jahren verlassen. Seit dieser ...

Inhalt: Es ist der 31. August 1999 in Bodenstein, einem kleinen Ort in Bayern. Hier lebt der 15-jährige Pascal allein mit seiner Mutter, der Vater hat die Familie vor etwa fünf Jahren verlassen. Seit dieser Zeit mag Pascal den Sommer nicht mehr, meidet das Schwimmbad und hat vielleicht sogar vergessen, wie man schwimmt. Er träumt viel vor sich hin und schreibt Geschichten in sein Notizbuch.
Diesen heißen Sommertag will er mit seinem besten Freund Viktor verbringen. Doch dann treffen sie das Zirkusmädchen Jacky. Jacky mit den roten Haaren, den blauen Augen und dem mutigen und selbstbewussten Auftreten. Und der Tag entwickelt sich zu einem großen Abenteuer, das Pascals Leben für immer verändert…

Meine Meinung: Durch die vielen sehr positiven Meinungen bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und hatte entsprechend hohe Erwartungen. Doch dann hatte ich Schwierigkeiten, in die Handlung hineinzufinden. Der Schreibstil von Christian Huber lässt sich leicht und sehr flüssig lesen, doch die häufig verwendete Jugendsprache war so gar nicht meins. Auch die Handlung hat mir nicht wirklich zugesagt und spätere Ereignisse fand ich teilweise überzogen und unrealistisch. Erst das letzte Viertel der Geschichte hat mich dann doch noch gepackt.
Pascal, genannt Krüger, mochte ich gern. Dass er ein Problem, bzw. ein Geheimnis hat, war sehr schnell zu erkennen. Sein Freund Viktor dagegen war mir von Anfang an unsympathisch. Auch an Jacky musste ich mich erst gewöhnen, doch dann gefiel sie mir wirklich gut. Alle drei haben aus verschiedenen Gründen keine leichte Jugend. Ich hätte sehr gerne mehr über ihre Erfahrungen, ihre Vergangenheit und ihre Gefühlswelt erfahren. Dafür hätte ich liebend gern auf andere Passagen (die Party und die Hunnen) verzichtet. Denn erst als zwischen Pascal und Jacky Vertrauen entstand, konnte der Roman mich endlich packen. Was die beiden sich gegenseitig anvertrauen hat mich sehr berührt. Leider kommt auch hier Jackys Geschichte meiner Meinung nach zu kurz.
Als ich das Buch beendet hatte, hatte ich das Gefühl, noch einmal von vorne beginnen zu müssen, weil ich jetzt einen ganz anderen, näheren Bezug zu den Protagonisten hatte. Ich habe dann tatsächlich kurz in das Hörbuch reingehört, das ganz toll von Robert Stadlober gesprochen wird.

Fazit: Ein Coming of Age Roman, der an nur einem einzigen Tag in den 90er Jahren spielt und bei sehr vielen Lesern auf große Begeisterung stößt. Vielleicht gehöre ich nicht mehr zur Zielgruppe, denn 1999 war ich schon erwachsen. Mich hat „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ leider nicht überzeugen können.

Veröffentlicht am 04.05.2022

Leider sehr langgezogen

Wer ohne Sünde ist
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Inhalt: Rebecka Martinsson ist Staatsanwältin in Kiruna in Lappland. Hier sind die Winter lang, eisig kalt und dunkel und nicht selten fällt im Mai noch Schnee.
Als der todkranke Gerichtsmediziner Lars ...

Inhalt: Rebecka Martinsson ist Staatsanwältin in Kiruna in Lappland. Hier sind die Winter lang, eisig kalt und dunkel und nicht selten fällt im Mai noch Schnee.
Als der todkranke Gerichtsmediziner Lars Pohjanen Rebecka bittet, einen längst verjährten Mordfall zu untersuchen, mag sie ihm diese Bitte nicht abschlagen. Nur ungern beginnt sie zu ermitteln, doch dann lässt ein aktueller Mordfall Zusammenhänge erkennen. Bei ihren Nachforschungen kommt Rebecka auch ihrer eigenen Vergangenheit näher.

Meine Meinung: „Wer ohne Sünde ist“ ist bereits der 6. Teil der Thriller-Reihe um die eigenwillige Staatsanwältin Rebecka Larsson und vor etwa zehn Jahren habe ich ersten fünf Teile mit Begeisterung gelesen. Allerdings hatten die ersten Bücher alle etwa 200 Seiten weniger und das hätte diesem Buch meiner Meinung nach auch gutgetan.
Ich mag den Schreibstil von Åsa Larsson sehr gerne. Vor allem ihre Landschaftsbeschreibungen sind einfach fantastisch, so dass man beim Lesen ein deutliches Bild vor Augen hat und die eisige Kälte, sowie die düstere Atmosphäre spürt. Sie erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen und aus verschiedenen Perspektiven.
Rebecka macht es dem Leser / der Leserin nicht immer einfach sie zu mögen. Sie ist eine starke und intelligente Frau, doch durch ihre spröde und abweisende Art, ist sie nicht überall beliebt. Zudem hat sie psychische Probleme und hadert mit ihren Fehlern und ihrer Vergangenheit. Ich mag sie trotzdem gern! Aber auch alle anderen Charaktere - sowie auch die Hunde, die in jedem Buch dabei sind - beschreibt die Autorin glaubwürdig und teilweise sehr ausführlich.
Die Thriller/Krimi- Handlung baut sich nur sehr langsam auf und auch Spannung habe ich etwas vermisst. Dafür gibt es sehr viele Nebenhandlungen und Einblicke in die Privatleben einiger Charaktere, die mir gut gefallen haben. Den Handlungsstrang in der Vergangenheit fand ich wesentlich schwächer, als den in der Gegenwart.

Fazit: Ich mag die Charaktere und auch den Schreibstil von Åsa Larsson wirklich sehr gerne, aber insgesamt war mir die Handlung doch zu langgezogen und es gab einige überflüssige Kapitel und Beschreibungen.

Veröffentlicht am 30.12.2021

Konnte mich nicht völlig überzeugen

Was damals geschah
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Inhalt: Kurz nach ihrem 25. Geburtstag erfährt die junge Libby durch einen Brief, dass sie ein Stadthaus im Ortsteil Chelsea geerbt hat. Sie wusste zwar, dass sie adoptiert wurde, doch nun erfährt sie ...

Inhalt: Kurz nach ihrem 25. Geburtstag erfährt die junge Libby durch einen Brief, dass sie ein Stadthaus im Ortsteil Chelsea geerbt hat. Sie wusste zwar, dass sie adoptiert wurde, doch nun erfährt sie vom tragischen Tod ihrer Eltern, deren Leichen vor fast 25 Jahren in diesem Haus gefunden wurden. Und dass Libby selbst - damals ein 10 Monate altes Baby - währenddessen zufrieden glucksend in ihrer Wiege lag. Von ihren Geschwistern fehlt bis heute jede Spur…

Meine Meinung: Lisa Jewell erzählt diese Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven. Zwei dieser Erzählstränge spielen in der Gegenwart, während der dritte Strang die Ereignisse Jahren 1988 - 1994 bis zu dem tragischen Ereignis beschreibt. Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen, doch die Handlung zieht sich in der ersten Hälfte des Buches ziemlich in die Länge und konnte mich leider nicht fesseln. Am besten gefiel mir noch Libbys Geschichte. Auch von den Charakteren mochte ich Libby, ihre Kollegin Dido und den Journalisten Miller am liebsten, die ehemaligen Hausbewohner fand ich alle nicht besonders sympathisch, aber für diese Geschichte gut gewählt. Nach den ersten ca. 200 Seiten nimmt die Geschichte dann mehr Fahrt auf, es kommt zu überraschenden Wendungen und die Handlungsstränge verbinden sich.
Die Ereignisse in der Vergangenheit - das Zusammenleben in dem Haus - sind ziemlich bedrückend. Absurd, aber durchaus vorstellbar.

Fazit: Nachdem ich bereits zwei andere Spannungsromane der Autorin gelesen hatte, waren meine Erwartungen an „Was damals geschah“ hoch, doch leider blieb die von mir erwartete Sogwirkung völlig aus.

Veröffentlicht am 17.11.2021

Die Folgen eines Traumas

Das Geheimnis
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Inhalt: 2020: Die knapp 60 jährige Ulla kehrt nach Jahrzehnten auf den Moarhof am Chiemsee zurück, auf dem ihre Mutter Helga Anfang der 70er Jahre in einer Kommune gelebt hat. Ulla, die bei ihrem Vater ...

Inhalt: 2020: Die knapp 60 jährige Ulla kehrt nach Jahrzehnten auf den Moarhof am Chiemsee zurück, auf dem ihre Mutter Helga Anfang der 70er Jahre in einer Kommune gelebt hat. Ulla, die bei ihrem Vater in München lebte, kam oft zu Besuch, doch dann, als sie 9 Jahre alt war, brach Helga den Kontakt plötzlich komplett ab. Sie wollte ihre Tochter nicht mehr sehen. Für Ulla ein großer Schock und sehr prägend für ihr weiteres Leben. Erst so viele Jahre später bekommt Ulla die Antworten auf ihre quälenden Fragen.
1975: Helga ist Künstlerin und lebt in einer Kommune auf einem Bauernhof. Sie ist bekannt für ihre verrückten und gefährlichen, ja selbstzerstörerischen Performances. Niemand weiß, von welchen traumatischen Erinnerungen sie gequält wird.

Meine Meinung: Ellen Sandberg erzählt die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven und auf zwei Zeitebenen. Der Schreibstil lässt sich wie immer flüssig lesen und auch das Thema gefällt mir ganz gut. Doch leider zieht die Handlung sich sehr in die Länge. Alles wird sehr ausschweifend beschrieben. Die Charaktere fand ich zwar nicht übermäßig sympathisch, aber ganz okay und auch überwiegend glaubwürdig. Gar nicht nachvollziehen konnte ich allerdings das extreme Verhalten von Sandra, Ullas Tochter.
Helgas Geheimnis wird nur nach und nach durch Rückblicke in die Vergangenheit und die Kassettenaufnahmen, die sie für Ulla gemacht hatte, aufgeklärt. Obwohl ich Ähnliches erwartet hatte, ist das, was sie erlebt hat, wirklich schockierend und hat mich mit einem Kloß im Hals zurückgelassen. Gegen Ende gibt es noch eine weitere Überraschung, die ich aber auch irgendwann zu erahnen war und die ich etwas zu konstruiert fand.

Fazit: „Das Geheimnis“ ist das 5. Buch, das ich von Ellen Sandberg gelesen habe und meiner Meinung nach das Schwächste. Ein Roman über die generationsübergreifenden Folgen eines Traumas.

Veröffentlicht am 10.11.2021

Die Nachkriegszeit in Hamburg

Der schwarze Winter
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Inhalt: Hamburg 1946/47: Nachdem die Schwestern Silke und Rosemarie Bensdorf im Krieg ihre Heimat Danzig verlassen mussten, wird den Flüchtlingen Arbeit und Unterkunft auf einem Bauernhof in Wulfskate ...

Inhalt: Hamburg 1946/47: Nachdem die Schwestern Silke und Rosemarie Bensdorf im Krieg ihre Heimat Danzig verlassen mussten, wird den Flüchtlingen Arbeit und Unterkunft auf einem Bauernhof in Wulfskate (SChleswig Holstein) zugewiesen. Dort müssen sie hart arbeiten und werden ungerecht behandelt und nachdem Rosemarie den Bauer in Notwehr niedergeschlagen hat, müssen sie erneut fliehen. Eine Zufallsbekanntschaft - Egon Tönnes - nimmt sie mit nach Hamburg, doch die Stadt liegt in Trümmern und es gibt einen Zuzugsstopp. Wohnungen, Arbeit, Heizmaterial und Essen sind knapp und nur über den Schwarzmarkt zu bekommen. Mit der Hilfe neuer Freunde beginnen Silke und Rosemarie sich langsam ein neues Leben aufzubauen - jede auf ihre Weise. Doch das Leben in Hamburg ist rau und nicht jedem gefällt der Erfolg der Frauen…

Meine Meinung: Die Schwestern Silke und Rosemarie sind sehr unterschiedlich. Silke ist 12 Jahre älter als ihre Schwester. Sie hat in Danzig das elterliche Tuchgeschäft geführt, ist ernst und gewissenhaft und fühlt sich für Rosemarie verantwortlich. Deshalb ist oft überbehütend. Rosemarie dagegen ist jung, impulsiv und lebenshungrig. Leider aber auch ziemlich naiv, so dass sie häufiger unüberlegt handelt und in Schwierigkeiten gerät.
In Hamburg lernen die Frauen Hans Meister und seinen engen Freund Gustav kennen. Hans hat viele Kontakte in Hamburg und unterstützt die Frauen sehr. Auch zu Egon Tönnes halten sie Kontakt.
Der Roman verdeutlicht die von Hunger und Kälte geprägte Nachkriegszeit. Das Leben mit den englischen Besatzern im völlig zerbomten Hamburg, die Wohnungsnot, die Schwarzmarktgeschäfte und das Verbrechen.
Der Schreibstil der Autorin lässt sich leicht und schnell lesen und obwohl das Buch mich ganz gut unterhalten hat, wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Viele Interessante und wichtige Themen werden nur kurz angerissen, genauso wie Geschehnisse aus der Vergangenheit, von denen ich zum besseren Verständnis gerne mehr gelesen hätte. Mir fehlte das gewisse Etwas an der Geschichte und sie kam mir unvollständig vor. Auch den Charakteren bin ich nicht so richtig nahe gekommen und das Ende war vorhersehbar mir leider auch zu kitschig.

Fazit: Leider konnte mich der Roman nicht ganz überzeugen.