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Veröffentlicht am 20.01.2022

Unterhaltsame Geschichten rund um Prags berühmteste Brücke

Die Brücke der Ewigkeit
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In seinem historischen Roman „Eine Brücke für die Ewigkeit“, in dem es um den Bau der berühmten Karlsbrücke in Prag geht, nimmt der Autor Wolf Hector den Leser mit auf eine unterhaltsame Zeitreise ins ...

In seinem historischen Roman „Eine Brücke für die Ewigkeit“, in dem es um den Bau der berühmten Karlsbrücke in Prag geht, nimmt der Autor Wolf Hector den Leser mit auf eine unterhaltsame Zeitreise ins 14. Jahrhundert.
Prag, 1342. In einer stürmischen Gewitternacht wird die Judithbrücke, die über die Moldau führt von einem Hochwasser zerstört. Der damals 12jährige Jan Otlin muss dabei um das Leben seiner Mutter kämpfen, die in den Fluten zu ertrinken droht. In dieser Nacht gibt er einen Schwur ab: Sollte Gott seine Familie retten, so will er ihm eine neue Brücke bauen. Eine Brücke, die für die Ewigkeit sein soll.

Jahre später kann Jan diesen Schwur einlösen, als er sich um den Posten als Baumeister unter Kaiser Karl IV bewirbt. Doch Jan ist nicht der Einzige, der Bauleiter werden möchte. Allen voran ist da der missgünstige Rudolph von Straßburg, der sich um das Amt des Bauleiters betrogen fühlt. Ihm ist jedes Mittel recht doch noch der Baumeister dieses Jahrhundertwerks zu werden. Aber auch andere Figuren treiben ihre Intrigen und Machtspiele und es gibt zahlreiche Verwicklungen. Die Anzahl der Charaktere ist übersichtlich, zumal dem Buch zu Beginn ein Namensregister vorangestellt ist, aus dem auch hervorgeht welche Figuren fiktiv und welche historisch belegt sind. Dabei sind die Charaktere nicht unbedingt in Gut und Böse einzuteilen, sondern zeigen auch ihre Schwächen und haben so manchen Makel.
Schon der Anfang des Buches ist ungewöhnlich, denn es beginnt mit dem Ende. Natürlich wird nicht allzu viel verraten, aber doch so viel, dass man unglaublich neugierig darauf wird, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Anfänglich hatte ich zwar meine Probleme in das Buch hineinzufinden, da die Figuren erst etwas blass waren und ich mir kein rechtes Bild von ihnen machen konnte. Doch je tiefer man in die Geschichte eindringt umso spannender wird es. Im Mittelpunkt stehen vor allem Jan Otlin und sein Rivale, ein Straßenmädchen und ein sympathischer Mönch, der quasi zum Ersatzvater des Mädchens wird. Man leidet mit den einzelnen Protagonisten und freut sich mit ihnen, durchleidet Höhen und Tiefen. Im Nachhinein betrachtet möchte ich keine der 600 Seiten missen. Der Bau der Brücke ist zwar das zentrale Thema, doch der Autor langweilt seine Leser nicht mit trockenen Informationen zu dem Bau, sondern spickt die Handlung mit interessanten Geschichten, die genau so passiert sein könnten. Auch das Ende ist stimmig und lässt seinen Leser zufrieden zurück.

Ich freue mich immer, wenn ich von einem historischen Roman nicht nur gut unterhalten werde, sondern auch Wissenswertes mitnehmen kann, das mir das Leben zu der damaligen Zeit etwas näherbringt. So war es auch bei diesem Buch, bei dem ich das Gefühl hatte, dass der Autor, der hier im Übrigen unter einem Pseudonym schreibt, sich viel Mühe mit seiner Recherche gegeben hat.
Insgesamt also ein unterhaltsamer historischer Roman rund um Prags berühmte Brücke. Ein Lesevergnügen, dass ich nur empfehlen kann.


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Veröffentlicht am 02.01.2022

Gelungener Spannungsaufbau

Ein perfektes Paar
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Gemma und Danny scheinen das perfekte Paar zu sein. Gerade erst sind sie von London nach Bristol in ihr kleines Häuschen gezogen. Alles wirkt auf den ersten Blick idyllisch. Doch dann kommt Danny eines ...

Gemma und Danny scheinen das perfekte Paar zu sein. Gerade erst sind sie von London nach Bristol in ihr kleines Häuschen gezogen. Alles wirkt auf den ersten Blick idyllisch. Doch dann kommt Danny eines Tages nicht von der Arbeit nach Hause. Gemma macht sich Sorgen und meldet ihren Mann bei der Polizei als vermisst. Als DCI Helen Dickens ein Bild von Danny sieht, erkennt sie sofort die frappierende Ähnlichkeit zu zwei anderen Männern. Beide wurden erst kürzlich ermordet aufgefunden…

„Ein perfektes Paar“ ist nicht das erste Buch von Jackie Kabler, jedoch der erste Roman, der aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt wurde. Ein spannender Kriminalroman, der auch gerne als Thriller durchgehen kann. Zwei Erzählperspektiven machen die Handlung anfänglich unglaublich spannend. Da ist zum einen die Sicht der Polizei und deren Vorgehen und als zweite Perspektive Gemma als Ich-Erzähler. Gerade Gemmas Sicht verunsichert den Leser stark, weil sie eigentlich fast gegenteilig zu den Ermittlungen berichtet. Niemand außer ihr scheint Danny zu vermissen, Fotos auf ihrem Handy existieren plötzlich nicht mehr. Und so fragt man sich unwillkürlich: Darf man Gemma glauben? Wie zuverlässig ist sie als Informationsquelle? Der Anfang der Geschichte hat mich wirklich in den Bann gezogen und diese hohe Spannung hielt bis zur Mitte an. Ständig fragt man sich was mit Danny passiert ist, ob er noch lebt und wo er steckt. Man fiebert förmlich mit und ist total zwiegespalten. Soll man Mitleid mit Gemma haben oder belügt sie den Leser? Zahllose Ungereimtheiten lassen Gemma als Täterin immer mehr in den Fokus der Polizei rücken. Die beiden Ermittler DCI Helena Dickens und DS Devon Clarke sind zwar sehr sympathisch, doch die Arbeit der beiden wirkte eher stümperhaft.
Das Ende mag für den erfahrenen Krimileser zwar etwas vorhersehbar sein, doch die logische Begründung, war doch sehr überraschend. Begeistern konnte mich an dem Buch vor allem der Spannungsaufbau und die flüssige Erzählweise. Die Autorin versteht es wirklich den Leser zu faszinieren und ins Grübeln zu bringen. Insgesamt ein spannendes Buch mit vielen Wendungen und Irrwegen, das ich gerne empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 13.11.2021

Ein Stück Zeitgeschichte

Die Blankenburgs
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Mit dem „Schwarzen Freitag“ Ende 1929 stürzt die Weltwirtschaft in eine ihrer schwersten Krisen. Auch das Familienunternehmen Blankenburg, das seit über 150 Jahren berühmt ist für seine Porzellanproduktion, ...

Mit dem „Schwarzen Freitag“ Ende 1929 stürzt die Weltwirtschaft in eine ihrer schwersten Krisen. Auch das Familienunternehmen Blankenburg, das seit über 150 Jahren berühmt ist für seine Porzellanproduktion, wird davon mitgerissen. Durch den Verlust des Großteils des Vermögens sehen das Familienoberhaupt Adalmar und sein Schwiegersohn Richard die einzige Konsequenz im Freitod. Das Erbe fällt an die beiden Schwestern Ophelie und Elise. Die Zeiten sind hart und geprägt vom aufkeimenden Nationalsozialismus. Um das Unternehmen zu retten, müssen die beiden verfeindeten Schwestern neue Wege gehen und dabei auch über sich hinauswachsen.

„Die Blankenburgs“ erzählt die Geschichte einer Porzellandynastie. So zumindest der Klappentext. Doch wer glaubt nun viel über Porzellan, dessen Geschichte und die Unternehmerfamilie zu erfahren, der wird enttäuscht sein. Denn im Prinzip geht es in erster Linie nicht so sehr um die Blankenburgs, sondern eher um die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und die Gründe, warum die Menschen sich damals so für die Nazis begeistern konnten. Viele Firmen gingen bankrott und es herrschte eine hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland. Die Armut und leere Versprechen treiben die Menschen in die Arme der Nationalsozialisten. Aber natürlich spielen die Blankenburgs dabei auch eine Rolle. Ein verzweigter Stammbaum, der gleich zu Beginn des Buches zu finden ist, bildet dabei eine große Hilfe um den Überblick zu behalten. Denn Figuren gibt es jede Menge. Ein totgeglaubter Sohn taucht aus China wieder auf, ein weiterer unehelicher Sohn stellt Ansprüche auf das Familienunternehmen. Ein kunterbunter Haufen mit vielen eigenen Geschichten. Dabei fand ich die Charaktere alle gut ausgearbeitet und äußerst interessant. Dadurch, dass so viele Menschen und Geschichten angerissen wurden, hätte man noch hunderte von Seiten füllen können.
Die Kapitel selbst fand ich etwas zu lang. Zu Beginn eines Kapitels findet sich immer eine Zusammenfassung zu den politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen zu der entsprechenden Zeit, dies war sehr informativ und man ist praktisch angehalten, sich seine Gedanken über diese Zeit zu machen.

Insgesamt war es dennoch ein spannendes und interessantes Buch. Auch wenn ich nicht so viel über die Porzellandynastie erfahren habe, auf jeden Fall hat mir das Buch dieses Stück Zeitgeschichte etwas nähergebracht.

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Veröffentlicht am 01.11.2021

Getrennte Wege

Der rote Raum
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Es ist bereits der neunte Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss. Wobei man von einem UND gar nicht mehr sprechen darf, denn Stina hat das Team und Växjö verlassen. Sie ermittelt in einem Locked-Room-mystery ...

Es ist bereits der neunte Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss. Wobei man von einem UND gar nicht mehr sprechen darf, denn Stina hat das Team und Växjö verlassen. Sie ermittelt in einem Locked-Room-mystery nördlich des Polarkreises. Zu einer Zeit, in der die Sonne nie untergeht, denn es ist kurz nach Mittsommer. Ein Automechaniker wurde in einem geschlossenen Raum ermordet. Wie konnte der Täter aus dem abgeriegelten Raum entkommen?
Gleichzeitig haben Ingrid und ihr Team einen nicht minder rätselhaften Mord zu klären. Ein Mann wurde in einer Wohnanlage ermordet. Zudem wurde sein Herz entnommen und durch einen seltenen Stein ersetzt. Die Ermittlung laufen auf Hochtouren, kommen zunächst aber nur schleppend voran. Neu im Team ist die junge Sara, die die Männerwelt im Team gehörig aufmischt. Hugo und Lasse legen sich beide mächtig ins Zeug um der jungen Frau zu imponieren. Doch Sara ist tough genug und findet bald ihren Platz im Team.
Die Handlung springt ständig zwischen den beiden Fällen und den Ermittlerinnen hin und her. Und natürlich fragt man sich die ganze Zeit, ob und wann sich die beiden Handlungsstränge kreuzen werden. Dazu gibt es noch einen dritten Handlungsstrang, den man dem Ganzen zunächst überhaupt nicht zuordnen kann. Durch den ständigen Wechsel der Erzählperspektive kommt immerhin etwas mehr Spannung auf, ansonsten fand ich den mittleren Teil etwas langatmig. Beide Protagonistinnen haben mit den Dämonen ihrer Vergangenheit zu kämpfen und dies zieht sich durch das ganze Buch. Wurde in den vergangenen Bänden oftmals ein geschichtliches Thema miteingeflochten, so ist es dieses Mal eher eine Wissensergänzung. Man lernt etwas über das Volk der Samen und ihre Traditionen, aber auch modernere Wissenslücken über red rooms, die im Darknet zu finden sind werden geschlossen.
Das Ende wirkt etwas konstruiert und war so nicht vorhersehbar. Durch eine plötzliche Wendung liegen die Dinge auf einmal glasklar vor einem. Insgesamt war es dennoch ein spannender Fall mit einer etwas zähen Mitte. Ich freue mich auf eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Justizthriller der etwas anderen Art

Pirlo - Gegen alle Regeln
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Viele Jahre in einer renommierten Kanzlei und dann der Rauswurf. Rechtsanwalt Dr. Anton Pirlo ist erst mal ganz unten und suhlt sich im Selbstmitleid. Doch der Zustand währt nicht lange. Marlene von Späth ...

Viele Jahre in einer renommierten Kanzlei und dann der Rauswurf. Rechtsanwalt Dr. Anton Pirlo ist erst mal ganz unten und suhlt sich im Selbstmitleid. Doch der Zustand währt nicht lange. Marlene von Späth bittet Pirlo sie zu verteidigen. Sie wird verdächtigt ihren Mann zu Hause mit einem Messer getötet haben, sie selbst bestreitet die Tat. Kurzum gründet Pirlo bei sich zu Hause eine Wohnzimmerkanzlei. Unterstützung bei der Aufklärung und Verteidigung des Falles erhält Pirlo von der jungen Anwältin Sophie Mahler.
„Pirlo - Gegen alle Regeln“ unterscheidet sich ganz klar von den anderen Justizthrillern. Zum einen ist es die Sprache, die einem sofort ins Auge sticht. Viele kurze Sätze, die mich ein wenig an Don Winslow erinnerten, aber auch Sätze die im Grenzbereich des Vulgären liegen. Zudem ist die Herkunft und Familiengeschichte des Strafverteidigers Pirlo an sich selbst schon eine spannende Geschichte. Stück für Stück erfährt man etwas über die Identität von ihm, aber längst noch nicht alles.
Für die Klärung des Falles bewegt sich Pirlo an der Grenze des Legalen. Seine Mandantin steht ihm dabei nicht gerade hilfreich zur Seite. Und so sind einige Tricks notwendig, um ans Ziel zu gelangen.
Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen. Einmal während der Prozesstage, aber auch die Zeit davor, in der die beiden Anwälte alle Register ziehen, um den Fall zu gewinnen. Denn Pirlo hat Druck von seiner Familie, die dringend Geld benötigt.
Richtig warm werden konnte ich mit dem Protagonisten Pirlo nicht wirklich. Seine Familiengeschichte fand ich dafür umso spannender. Sophie Mahler hingegen habe ich sofort ins Herz geschlossen, sie ist einfach eine sympathische junge Frau, die sich gegen ihre eigene Familie behaupten muss.
Weiter geht es mit einem Folgeband, der im August 22 erscheinen soll. Ich bin schon jetzt neugierig auf den Fall, aber auch darauf mehr über Pirlo selbst zu erfahren.

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