Platzhalter für Profilbild

nonostar

Lesejury Star
offline

nonostar ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit nonostar über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2022

Butter

Butter
0

Der Fall von Manako Kajii war in allen Medien Tokios, die Serienmörderin hat (vornehmlich reiche, alte) Männer mit ihren Kochkünsten verführt und soll sie anschließend umgebracht haben. Mittlerweile ist ...

Der Fall von Manako Kajii war in allen Medien Tokios, die Serienmörderin hat (vornehmlich reiche, alte) Männer mit ihren Kochkünsten verführt und soll sie anschließend umgebracht haben. Mittlerweile ist das Interesse an dem Fall etwas abgeflaut, doch die 2. Verhandlung steht kurz bevor ud so beschließt die junge Journalistin Riko ein Exklusivinterview mit der Angeklagten zu ergattern. Sie besucht sie im Gefängnis und durch die Gespräche, die sich ausschließlich um Kajiis Kochkünste und Gerichte drehen, beginnt Riko sich zu verändern. Sie bekommt ein neues Gefühl für sich, ihren Körper und das Leben im Allgemeinen.

Ich muss gestehen, ich hatte nach dem Klappentext etwas anderes erwartet. Die erste Hälfte las sich, oberflächlich betrachtet, wie ein Kochbuch und eine Hommage an Butter und deren Geschmack. Die Figuren waren mir fremd und ich knnte keinen Zugang zu ihnen und ihren Handlungen finden. Dies führte dazu, dass ich die Lektüre als etwas langweilig empfand. Der Text wandelt sich jedoch mit jedem Schritt, den Riko zu sich selbst und ihrem neuen, echten, Ich geht. Sie beginnt über ihr Leben zu reflektieren und nimmt mehr und mehr Abstand von den Zwängen und Anforderungen, die die Gesellschaft den Frauen aufbürdet, dem Idealbild der schlanken, nachgiebigen Japanerin.

Vermutlich fehlt mir auch der Bezug und das Wissen über das japanische Leben und die Kultur um dieses Buch in seiner Gänze erfassen zu können. So war mir jedoch das Kochen und Essen zu sehr im Vordergrund und ich hätte mir mehr Auseinandersetzung mit den Gedanken der Figuren gewünscht. Riko wirkt oft seltsam passiv und distanziert, was es mir manchmal schwer gemacht hat. Dennoch war es eine interessante Lektüre, die Essen und Genuss im Allgemeinen als Weg zum eigenen Körperbewusstsein und damit einhergehendem Selbstbewusstsein und dem Befreien aus gesellschaftlichen Zwängen aufzeigt.

Veröffentlicht am 11.01.2022

Drei Leben

Zum Paradies
0

Drei Leben, drei Geschichten, doch sie alle sind verbunden durch ein Haus am Washington Square. Hanya Yanagihara schreibt über das was gewesen sein könnte, das was war und über das was noch sein wird: ...

Drei Leben, drei Geschichten, doch sie alle sind verbunden durch ein Haus am Washington Square. Hanya Yanagihara schreibt über das was gewesen sein könnte, das was war und über das was noch sein wird: 1893, 1993, 2093 - drei Jahrhunderte, in denen die Menschen ein Teil der Geschichte sind.

Gleich vorweg: "Zum Paradies" ist für mich kein Roman, es sind vielmehr drei mehr oder weniger getrennte Geschichten. Man merkt mit jedem Wort, mit jeder Zeile, dass Yanagihara schreiben kann, sie wählt ihre Worte gut und präzise, sie hat ein Gefühl für ihre Themen voll Einsamkeit und schmerzerfüllter Liebe. Ihre Geschichten drehen sich stark um gleichgeschlechtliche Liebe, um den Umgang damit, um die Ausgrenzung und Gefahr, die diese Liebenden erleiden. Die Autorin spielt mit der Geschichte, sie erdenkt sich Personen, sie lässt sie lieben und Familien gründen, um die Figurenkonstellation in dernächsten Geschichte durcheinander zu werfen, neu zu erfinden.

Und hier liegt auch mein größtes Problem mit diesem Buch, oder vielmehr diesen Geschichten. Ich hatte einen bewegenden, jahrhunderteumfassenden Roman erwartet, doch bekommen habe ich drei Geschichten, die sich in sich selbst verlieren. Die tragischen Lebensgeschichten bleiben kaum hängen, da es ihnen und den Figuren an nötiger Tiefe fehlt. Kaum fängt die nächste Geschichte an, hat man die vorherige schon fast wieder vergessen. Die Figuren bleiben austauschbar, wie Yanagihara ja selbst zeigt, mir blieb die Persönlichkeit zu sehr auf der Strecke. Obwohl alles aus der Perspektive der handelnden Personen selbst erzählt wird, fühlt es sich oberflächlich und nichtssagend an. Die angesprochenen Themen sind gut und wichtig, doch mir fehlte die Intensität der Gefühle. Auch die Handlung bleibt mir oft zu vage, die Enden so offen, dass man kaum von einem Ende sprechen kann.

Mir fehlte lange das Interesse diesen Personen in ihrem Leben zu folgen, was es bei knapp 900 Seiten wirklich erschwert weiter zu lesen. Die dritte Geschichte jedoch, hat mich irgendwann gepackt, das Szenario wurde interessanter, die Personen "echter". Meiner Meinung nach, waren die ersten beiden Geschichten nicht ausgereift, sie wirkten unfertig und hätten mehr Raum gebraucht. Die dritte Geschichte hatte diesen Raum um sich zu entfalten, doch das alleine reicht dann auch nicht. Ich hätte mir gewünscht, dass sich Yanagihara für eine Erzählung entscheidet und diese mit Leben füllt. In dieser Form jedoch, konnte mich "Zum Paradies" leider nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 20.11.2021

Harlem

Harlem Shuffle
0

Ray Carney handelt mit gebrauchten Möbelstücken und gelegentlich auch mit dem ein oder anderen Schmuckstück, dessen Herkunft er lieber nicht so genau wissen möchte. Doch eigentlich will er nichts mit den ...

Ray Carney handelt mit gebrauchten Möbelstücken und gelegentlich auch mit dem ein oder anderen Schmuckstück, dessen Herkunft er lieber nicht so genau wissen möchte. Doch eigentlich will er nichts mit den Betrügereien seines Cousins Freddy zu tun haben, weshalb er auch ausschlägt, bei dem großen Raub im Hotel Theresa dabei zu sein. Blöd nur, dass Freddy diese Absage nicht an den Boss weiter gibt und plötzlich zwielichtige Gestalten vor Carneys Tür stehen.

Anders als in vorherigen Büchern dreht es sich diesmal nicht um den Rassismus im Vordergrund sondern Whitehead nimmt die Leser mit ins Harlem der 60er Jahre. Carney ist ein herzensguter Mensch, kommt seinen Kunden immer wieder mit Ratenzahlungen und Rabatten entgegen, auch wenn dies bedeutet, dass es in seinem eigenen Leben an Geld mangelt. Dabei will er eigentlich nur seiner Frau und den Kindern ein gutes Leben bieten und eine schöne, ruhige Wohnung, raus aus dem engen und schmutzigen Haus. Doch die Stadt ist korrupt, nicht nur die Polizei wird geschmiert, auch die Kriminellen wollen einen Teil des Geldes. Das Harlem der 60er ist kein guter Platz für einen ehrlichen Menschen. Durch die Verstrickungen seines Cousins sitzt auch Carney plötzlich mittendrin in der Gaunerszene Harlems und sein groößtenteils ruhiges Händlerleben wird plötzlich zu einem echten Doppelleben, das ihn immer mehr belastet.

Wie gewohnt erzählt Whitehead gekonnt vom Leben seiner Protagonisten, er lässt das Harlem vergangener Tage mit all seinen Stars und Ganoven vor dem inneren Auge auferstehen. Drei Zeitpunkte im Leben Carneys stehen im Fokus: 1959 - 1961 - 1964; ein Zeitraum in dem aus dem gewöhnlichen Möbelhändler, ein Mann wurde, der endlich angekommen ist in der oberen Schicht, doch die Situaton in Harlem hat sich zugespitzt und gipfelt in Mord und Aufständen.

Vielleicht lag es am Hörbuch aber die Geschichte um Ray Carney konnte mich nicht so packen wie Vorgänger des Autors. Die Handlung empfand ich stellenweise als langatmig und manchmal schwer zu verfolgen. Die Personen hatten mir anfangs zu wenig Wiedererkennungsmerkmale, so dass ich manchmal überlegen musste, von wem gerade die Rede ist auch wenn ich sagen muss, dass Richard Barenberg wirklich fantastisch liest. Dennoch ist es eine gute Studie der damaligen Zeit, die durchaus wie von Whitehead gewohnt, sozialkritisch auf das Leben und die Lebensumstände und natürlich auch den immer vorherrschenden Rassismus. Polizeitgewalt, soziale Unterschiede, Diskriminierung, Drogen und Kriminalität sind die Hauptpunkte Carneys Geschichte, doch manchmal drängte sich mir das Ganovenleben zu sehr in den Vordergrund.

Harlem Shuffle ist eine sehr gut ausgearbeitete Milieustudie und Liebeserklärung an Harlem, das sich als Hörbuch wirklich angenehm hören lässt. Dennoch konnte mich die Geschichte um Ray Carney nicht 100% überzeugen.

Veröffentlicht am 30.09.2021

DAFUQ?

DAFUQ
0

Anja ist politisch aktiv, auf einer nichtgenehmigten Demo gegen Korruption in der Regierung wird sie verhaftet und anschließend zu 10 Tagen Arrest verurteilt. Mit ihr in der Zelle sind 5 andere junge Frauen, ...

Anja ist politisch aktiv, auf einer nichtgenehmigten Demo gegen Korruption in der Regierung wird sie verhaftet und anschließend zu 10 Tagen Arrest verurteilt. Mit ihr in der Zelle sind 5 andere junge Frauen, alle wegen mehr oder weniger kleinen wegen Ordnungswidrigkeiten.

Mit DAFUQ bringt Kira Jarmysch den Lesenden das Leben dieser 6 Frauen näher, wenn auch nur teilweise. Denn so richtig kennen lernt man sie nicht. Sie erzählen episodenhaft aus ihrer Vergangenheit, teilen ihre Ansichten miteinander und streiten auch des Öfteren darüber. Doch mir als Leserin kommen sie dabei irgendwie nicht näher. Es klingt immer wieder Kritik an der Politik Russlands und insbesondere der Arrestsituation an, auch die Unterdrückung der Frau und mitunter Willkür der machthabenden Männer werden thematisiert. Leider geht beides oft unter in vermeintlich witzigen Episoden und einem seltsamen Abdriften ins Übernatürliche. Auch den Sinn der Dreiecksgeschichte in Anjas Vergangenheit habe ich nicht wirklich verstanden, es scheint sie zu belasten, blieb mir beim Lesen aber zu vage und hätte ich nicht gebraucht. Generell waren die Szenen der Gegenwart interessanter als das was Anja in ihren Gedanken resümiert.

Kira Jarmysh ist Pressesprecherin und Assistentin des russischen Oppositionsführers Alexei Nawalny. Um Politik geht es hier jedoch eheram Rande, viel mehr sind es Ausschnitte aus dem Leben 6 Frauen, die in der Langeweile der Arrestzelle hauptsächlich in ihren vergangenen und aktuellen Liebschaften schwelgen und Episoden aus ihrer Vergangenheit darlegen. Zwischendurch erhascht man einen Blick auf den Alltag im Arrest und die Wachhabenden, die teils regelkonform, teils teilnahmslos ihrer Arbeit nachgehen.

Der Schreibstil ist recht nüchtern, was vermutlich auch dazu beiträgt, dass mich die Geschichte nicht so richtig packen konnte. Es passt zwar zur Eintönigkeit in der Arrestzelle, schafft es jedoch nicht mein Interesse zu wecken. Man kann es gut lesen aber zwischendurch, v.a. wenn Anja in Gedanken versinkt, war es auch sehr ermüdend.

Am Ende weiß ich nun nicht so recht, was ich mit diesem Buch anfangen soll und werde wohl gedanklich schnell zu einer anderen Geschichte weiter gehen. Was am Anfang ziemlich vielversprechend klang, lässt mich nach der Lektüre leider ernüchtert und etwas ratlos zurück.

Veröffentlicht am 10.09.2021

Der Wolf

Das Schwarze Lied
0

»Das Schwarze Lied« ist das Finale der neuen Dilogie rund um Vaelin Al Sorna und seine neuen Abenteuer. Die Stahlhorde hat das Ehrwürdige Königreich verwüstet und droht auch die anderen Reiche zu überrennen. ...

»Das Schwarze Lied« ist das Finale der neuen Dilogie rund um Vaelin Al Sorna und seine neuen Abenteuer. Die Stahlhorde hat das Ehrwürdige Königreich verwüstet und droht auch die anderen Reiche zu überrennen. Der Krieg zwischen Kehlbrand und Vaelin spitzt sich zu, beide sind hasserfüllt und suchen nach einer Möglichkeit den anderen endgültig zu besiegen. Doch Vaelin kämpft noch an einer anderen Front, denn sein wiedererwecktes Lied verändert ihn und wird immer fordernder.

Auch "Das Schwarze Lied" kommt in Ryans typischem Stil daher, auch wenn es hier weniger Kämpfe gibt als in manch anderen seiner Bücher. Ich habe diese in der Vergangenheit immer mit Begeisterung gelesen und auch hier habe ich wieder vieles davon wieder entdeckt. Doch ich muss auch sagen, dass mich "Das schwarze Lied" nicht ganz so in seinen Bann schlagen konnte, wie erwartet. Es zeigt doch immer wieder deutliche Längen, v.a. im Mittelteil und ich hatte oft das Gefühl, die Handlung tritt irgendwie auf der Stelle. Die Figuren sind überwiegend alte Bekannte, die ich gerne wieder auf ihren Wegen begleitet habe. Auch die Handlung rund um das neue Lied, das in Vaelin singt, fand ich sehr interessant und spannend zu entdecken.

Doch insgesamt fehlten mir etwas die spannungsgeladenen Szenen und actionreiche Kämpfe. Beim Lesen habe ich immer wieder gemerkt, wie ich gedanklich abschweife und der Handlung nicht so interessiert folgte, wie ich gewünscht hätte. Nichtsdestotrotz ist "Das schwarze Lied" ein gelungener Abschluss und für alle Fans ein Muss, denn es bietet wieder viele Intrigen, Pläne, ungeahnte Wendungen und einfach ein Wiedersehen mit liebgewonnen Charakteren. Als Tipp vielleicht noch am Schluss: Ich denke, es bietet sich an, die beiden Teile eher zeitnah hintereinander zu lesen, denn ich habe doch einige Seiten gebraucht, bis ich wieder wirklich im Geschehen angekommen war.