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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2022

schwächer als Teil 1

Papier & Blut
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Al MacBharrais ist Siegelagent, d.h. er erschafft mit besonderer Tinte mächtige magische Siegel, die ihm helfen, die magische Welt zu schützen und vor den Augen der Menschen zu verbergen. Nach einem Hilferuf ...

Al MacBharrais ist Siegelagent, d.h. er erschafft mit besonderer Tinte mächtige magische Siegel, die ihm helfen, die magische Welt zu schützen und vor den Augen der Menschen zu verbergen. Nach einem Hilferuf aus Australien, reist er zusammen mit seinem neuen Lehrling/Angestellten dem Hobgoblin Buck dorthin um sich auf die Suche nach seiner verschollenen Kollegin zu machen. Begleitet werden sie dabei von ihrer Schülerin, dem Eisernen Druiden Atticus, bzw. Connor wie er sich jetzt nennt, sowie einigen anderen magischen Kreaturen, die immer mal wieder auftauchen.

Al und seine Freunde haben wir im ersten Teil schon recht gut kennen gelernt, doch die unbeantworteten Fragen bleiben weiter unbeantwortet, sowohl für uns als auch für Al. Dafür lernt man dieses Mal noch mehr über den Eisernen Druiden und sein Leben, was ich richtig toll fand. Zusammen mit seinen Hunden hat er viel zu erzählen und aufgrund seines Alters auch schon so einiges erlebt.

Auch bei den Monstern hat sich Hearne wieder so einiges einfallen lassen und so fallen sie in Teil 2 noch um eine ganze Spur bizarrer aus als bei Teil 1. Es werden munter Tier- und Monsterarten gemischt, sowohl was Anordnung als auch Größe angeht. Wer diese Monster auf die Menschheit losgelassen hat bleibt lange unklar und ich muss sagen, dass ich die Auflösung dann auch etwas dürftig und an den Haaren herbeigezogen fand. Der Humor ist mit Teil 1 vergleichbar, teilweise ziemlich derb, was mich aber nicht weiter gestört hat. Allerdings fand ich ihn vergleichsweise bemüht. Auch der Aufbau des Buches hat mich nicht ganz so überzeugt, so fand ich die "Zischenspiele" und "Lagerfeuergeschichten" irgendwann nervig und habe sie eher überflogen.

Davon abgesehen hat mich auch Teil 2 aber durchaus gut unterhalten und ich werde die Reihe sicherlich weiter verfolgen. Insgesamt kann man jedoch sagen, dass ich mir für die Folgebände wieder etwas mehr unterhaltsame Fantasy wünsche, hier ging es doch eher um das Aufdecken des Drahtziehers und weniger um die magische Welt an sich.

Veröffentlicht am 08.03.2022

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Die Kinder sind Könige
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Mélanie ist mit dem Fernsehen und den darin gezeigten Reality-Shows aufgewachsen. Sie wollte schon immer selbst ein Teil davon sein, sie wollte berühmt sein, gesehen und v.a. geliebt werden. Der Erfolg ...

Mélanie ist mit dem Fernsehen und den darin gezeigten Reality-Shows aufgewachsen. Sie wollte schon immer selbst ein Teil davon sein, sie wollte berühmt sein, gesehen und v.a. geliebt werden. Der Erfolg blieb aus und so ist sie Jahre später Hausfrau, Ehefrau und Mutter zweier Kinder. Doch genau damit hat sie nun endlich den Durchbruch geschafft, sie ist mit ihrem Kinder-/Familienkanal die erfolgreichste Youtuberin in ihrer Sparte. Der Preis dafür ist das ständige Filmen und Zeigen ihrer beider Kinder. Doch diesen Preis zahlt sie gerne, denn alle haben ja so viel Spaß dabei. Als dann ihre kleine Tochter Kimmy beim Spielen spurlos verschwindet, kommt die ganze Tragweite der ständigen Beobachtung ans Licht.

Delphine de Vigan hat mit "Die Kinder sind Könige" ein hochaktuelles Thema aufgegriffen. Viele konsumieren den Content im Internet oder TV ohne zu hinterfragen, man lässt sich berieseln und nimmt mit großem Interesse und Sensationslust am Leben anderer Teil. Doch an die Menschen, die man dabei beobachtet, denkt man kaum. Mélanie ist getrieben von dem Drang nach Aufmerksamkeit, sie will ihrem tristen und für sie lieblosen zu Hause entkommen. Sie sehnt sich nach der Liebe von anderen und als da plötzlich Menschen sind, die ihre Videos sehen und kommentieren, sieht sie diese Liebe in greifbarer Nähe. Sie kann nicht begreifen, dass andere Menschen das nicht so sehen könnten und ist fest davon überzeugt, dass ihre Kinder das genau so sehr wollen wie sie. Schließlich ist sie eine gute Mutter die weiß was gut und richtig ist für ihre Familie.

Als Gegenstück zu ihr präsentiert de Vigan die Polizistin Clara. Sie ist weniger für die Ermittlungen zuständig als vielmehr dafür den Überblick zu behalten und die Berichte und Informationen in lückenlose und korrekte Form zu bringen. Sie sieht sich im Fall von Kimmys Verschwinden alle Posts und Videos der Familie an und kann nicht glauben, was sie sieht. Diese Welt der Zurschaustellung ist ihr unbegreiflich, sie sieht die Anzeichen bei den Kindern, die Mélanie nicht sehen will.

Ich hatte mich unglaublich auf den neuen Roman von Delphine de Vigan gefreut. Doch nun weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll. Sie kann ohne Frage sehr gut schreiben, doch der übliche Sog, den ihre Texte sonst ab der ersten Seite auf mich auswirken, blieb aus, das Interesse an der Handlung war lange Zeit sehr gering. Das liegt v. a. an den beiden Hauptfiguren, denn weder Mélanie als verzweifelte aber alles teilende Mutter noch Clara als zurückgezogen lebende Polizistin haben mir viel gegeben, ihre Charaktere haben für mich nur an der Oberfläche gekratzt. Lange Zeit liest sich dieses Buch fast wie ein Krimi, die psychologisch feinen Beobachtungen sind zwar da, doch mir fehlte die Intensität.

Diese kam erst im zweiten Teil des Buches auf, als de Vigan die beiden Kinder sprechen lässt. Es sind Jahre vergangen, die Kinder erwachsen, doch hier offenbart sich die Vergangenheit mit all ihren Folgen. Das hat mich berührt, das konnte ich erfassen, das hatte für mich das, was die Texte von Delphine de Vigan ausmacht. Nichtsdestotrotz ist "Die Kinder sind Könige" ein lesenswerter Roman, der den Blick auf ein viel zu wenig behandeltes Thema der heutigen Zeit wirft. Menschen die alles von sich teilen, die ihre Familie mit ins Rampenlicht ziehen um sich im Glanz der Aufmerksamkeit zu sonnen und dabei vielleicht das wesentliche aus den Augen verlieren. Auch, wenn mich diese Geschichte nicht so begeistern konnte, wie erhofft, zeigt de Vigan wie immer ein Gespür für die Sprache und Themen abseits des Altbekannten.

Veröffentlicht am 19.02.2022

Familiengeheimnisse

Dschinns
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Hüseyin kam vor 30 Jahren nach Deutschland, er hat immmer hart gearbeitet um seine Familie zu ernähren und ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen. Jetzt möchte er sich einen lang gehegten Traum erfüllen, ...

Hüseyin kam vor 30 Jahren nach Deutschland, er hat immmer hart gearbeitet um seine Familie zu ernähren und ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen. Jetzt möchte er sich einen lang gehegten Traum erfüllen, eine Wohnung in Istanbul, für die Zeit der Rente, für den Lebensabend wie man so schön sagt. Alles ist bereit, er steht kurz davor, seiner Familie endlich das neue zu Hause zu zeigen. Doch dann spürt er einen stechenden Schmerz ind er Brust, ein Herzinfarkt er stirbt. Zurück bleiben seine vier Kinder und seine Ehefrau, die jetzt nach Istanbul müssen um den geliebten Ehemann und Vater zu beerdigen. Doch das ist nicht so leicht, denn die Familie ist geprägt von Spannungen zwischen den Kindern und den Eltern.

Tja, was soll ich sagen. Ich hatte mir mehr erhofft. Fatma Aydemir schildert eine Familie, die geprägt ist vom Generationenkonflikt, vom Beharren auf Traditionen, die die Kinder so nicht leben wollen. Mit überaus dichter Präzision wirft sie den Blick auf die Familienmitglieder, auf ihre Gedanken, Wünsche und Ängste. Jedes der Familienmitglieder hat seine eigene Erzählperspektive, mit der es auf sich, die Familie und das Leben im Allgemeinen blickt Dabei entstehen durchaus sehr ergreifende Bilder, die mich berührten und bewegten. Von Ümit, der sich verliebt, aber dem alle sagen, dass es eine solche Liebe nicht gibt, nicht geben darf. Von Sevda, die alles erreicht zu haben scheint, doch die alleine dasteht mit ihrem Restaurant, ihren zwei Kindern und die um jeden Preis verhindern will, dass sie wird wie ihre Mutter. Einer Mutter, der sie vieles vorwirft, einer Mutter, mit der sie sich nicht mehr annähern kann. Peri, die wegging von der Familie, aber dabei eine Liebe verloren hat und die sich jetzt sehnt nach Hingabe und Zuneigung. Hakan, der immer wieder die falschen Deals macht, die falschen Freunde hat, der mitmachen will bei den großen Jungs und dessen Part doch am unerträglichsten zu lesen war. Und natürlich ist da noch Emine, die Ehefrau und Mutter, die nie nach Deutschland wollte, die nicht nur ihre Wurzeln in der Vergangenheit zurücklassen musste. Sie hat viel verloren, doch darüber sprechen kann sie nicht, sie vergräbt es tief in sich, die Kinder liebt sie und doch ist das Verhältnis schwierig, v.a. zu Sevda, mit der sie alles schlechte verbindet.

Diese Einzelperspektiven sind gut, sie sind toll, eindringlich geschrieben, man ist hautnah dabei. Doch dann kommt der Schnitt, die nächste Persektive, und man braucht seine ganze Aufmerksamkeit um sich auf die neue Person einzustellen. Das was vorher war, verblasst dabei erschreckend schnell und man hat rückblickend das Gefühl, eigentlich doch nichts von der Person zu wissen. Als Aneinanderreihung der Perspektiven bleibt mir dieses Konstrukt zu distanziert, es sind nur Momentaufnahmen, Bilder in einem Album, die sich nicht zu etwas Ganzem verbinden. Jede der Figuren scheint isoliert zu stehen, sowohl im Buch, als auch in der Familie, ein Gespräch ist schwierig, für mich als Leserin auch. Der titelgebende Dschinn, der böse Geist, der die Menschen befällt, lauert über allem, doch spielt er im Buch selbst eher eine Nebenrolle.

Alles in allem hatte ich nach zahlreichen begeisterten Rezensionen das Buch des Jahres erwartet, doch nach der Lektüre bleibe ich etwas ratlos zurück. Die Familiengeschichte hat für mich als kurzer Blick hinter die einzelnen Kulissen begeistert, doch als Roman funktioniert es für mich nicht. Hinzu kommt leider ein mMn ziemlich klischeehafter Schluss, dessen Twist ich nicht gebraucht hätte. "Dschinns" ist ein gutes Buch, solide geschrieben, dessen Lektüre sicher nicht schadet, das mir jedoch nicht lange im Gedächtnis bleiben wird.

Veröffentlicht am 14.02.2022

Butter

Butter
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Der Fall von Manako Kajii war in allen Medien Tokios, die Serienmörderin hat (vornehmlich reiche, alte) Männer mit ihren Kochkünsten verführt und soll sie anschließend umgebracht haben. Mittlerweile ist ...

Der Fall von Manako Kajii war in allen Medien Tokios, die Serienmörderin hat (vornehmlich reiche, alte) Männer mit ihren Kochkünsten verführt und soll sie anschließend umgebracht haben. Mittlerweile ist das Interesse an dem Fall etwas abgeflaut, doch die 2. Verhandlung steht kurz bevor ud so beschließt die junge Journalistin Riko ein Exklusivinterview mit der Angeklagten zu ergattern. Sie besucht sie im Gefängnis und durch die Gespräche, die sich ausschließlich um Kajiis Kochkünste und Gerichte drehen, beginnt Riko sich zu verändern. Sie bekommt ein neues Gefühl für sich, ihren Körper und das Leben im Allgemeinen.

Ich muss gestehen, ich hatte nach dem Klappentext etwas anderes erwartet. Die erste Hälfte las sich, oberflächlich betrachtet, wie ein Kochbuch und eine Hommage an Butter und deren Geschmack. Die Figuren waren mir fremd und ich knnte keinen Zugang zu ihnen und ihren Handlungen finden. Dies führte dazu, dass ich die Lektüre als etwas langweilig empfand. Der Text wandelt sich jedoch mit jedem Schritt, den Riko zu sich selbst und ihrem neuen, echten, Ich geht. Sie beginnt über ihr Leben zu reflektieren und nimmt mehr und mehr Abstand von den Zwängen und Anforderungen, die die Gesellschaft den Frauen aufbürdet, dem Idealbild der schlanken, nachgiebigen Japanerin.

Vermutlich fehlt mir auch der Bezug und das Wissen über das japanische Leben und die Kultur um dieses Buch in seiner Gänze erfassen zu können. So war mir jedoch das Kochen und Essen zu sehr im Vordergrund und ich hätte mir mehr Auseinandersetzung mit den Gedanken der Figuren gewünscht. Riko wirkt oft seltsam passiv und distanziert, was es mir manchmal schwer gemacht hat. Dennoch war es eine interessante Lektüre, die Essen und Genuss im Allgemeinen als Weg zum eigenen Körperbewusstsein und damit einhergehendem Selbstbewusstsein und dem Befreien aus gesellschaftlichen Zwängen aufzeigt.

Veröffentlicht am 11.01.2022

Drei Leben

Zum Paradies
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Drei Leben, drei Geschichten, doch sie alle sind verbunden durch ein Haus am Washington Square. Hanya Yanagihara schreibt über das was gewesen sein könnte, das was war und über das was noch sein wird: ...

Drei Leben, drei Geschichten, doch sie alle sind verbunden durch ein Haus am Washington Square. Hanya Yanagihara schreibt über das was gewesen sein könnte, das was war und über das was noch sein wird: 1893, 1993, 2093 - drei Jahrhunderte, in denen die Menschen ein Teil der Geschichte sind.

Gleich vorweg: "Zum Paradies" ist für mich kein Roman, es sind vielmehr drei mehr oder weniger getrennte Geschichten. Man merkt mit jedem Wort, mit jeder Zeile, dass Yanagihara schreiben kann, sie wählt ihre Worte gut und präzise, sie hat ein Gefühl für ihre Themen voll Einsamkeit und schmerzerfüllter Liebe. Ihre Geschichten drehen sich stark um gleichgeschlechtliche Liebe, um den Umgang damit, um die Ausgrenzung und Gefahr, die diese Liebenden erleiden. Die Autorin spielt mit der Geschichte, sie erdenkt sich Personen, sie lässt sie lieben und Familien gründen, um die Figurenkonstellation in dernächsten Geschichte durcheinander zu werfen, neu zu erfinden.

Und hier liegt auch mein größtes Problem mit diesem Buch, oder vielmehr diesen Geschichten. Ich hatte einen bewegenden, jahrhunderteumfassenden Roman erwartet, doch bekommen habe ich drei Geschichten, die sich in sich selbst verlieren. Die tragischen Lebensgeschichten bleiben kaum hängen, da es ihnen und den Figuren an nötiger Tiefe fehlt. Kaum fängt die nächste Geschichte an, hat man die vorherige schon fast wieder vergessen. Die Figuren bleiben austauschbar, wie Yanagihara ja selbst zeigt, mir blieb die Persönlichkeit zu sehr auf der Strecke. Obwohl alles aus der Perspektive der handelnden Personen selbst erzählt wird, fühlt es sich oberflächlich und nichtssagend an. Die angesprochenen Themen sind gut und wichtig, doch mir fehlte die Intensität der Gefühle. Auch die Handlung bleibt mir oft zu vage, die Enden so offen, dass man kaum von einem Ende sprechen kann.

Mir fehlte lange das Interesse diesen Personen in ihrem Leben zu folgen, was es bei knapp 900 Seiten wirklich erschwert weiter zu lesen. Die dritte Geschichte jedoch, hat mich irgendwann gepackt, das Szenario wurde interessanter, die Personen "echter". Meiner Meinung nach, waren die ersten beiden Geschichten nicht ausgereift, sie wirkten unfertig und hätten mehr Raum gebraucht. Die dritte Geschichte hatte diesen Raum um sich zu entfalten, doch das alleine reicht dann auch nicht. Ich hätte mir gewünscht, dass sich Yanagihara für eine Erzählung entscheidet und diese mit Leben füllt. In dieser Form jedoch, konnte mich "Zum Paradies" leider nicht überzeugen.