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Veröffentlicht am 26.06.2022

Unterhaltsame Seifenoper

Gretas Erbe
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Als die Haushaltshilfe Marie unverheiratet schwanger wird und bei der Geburt stirbt, nimmt die Winzerfamilie, bei der sie angestellt ist, den Säugling Greta bei sich auf.
Eine Geste, die zunächst nach ...

Als die Haushaltshilfe Marie unverheiratet schwanger wird und bei der Geburt stirbt, nimmt die Winzerfamilie, bei der sie angestellt ist, den Säugling Greta bei sich auf.
Eine Geste, die zunächst nach großer Nächstenliebe klingt. Tatsächlich wird Greta jedoch nie wie ein eigenes Kind behandelt, sondern wie eine kostenlose Arbeitskraft. Lediglich die beiden Söhne Matse und Robert geben ihr Zuneigung.
Trotz der schweren Bedingungen wächst Greta zu einer ehrgeizigen jungen Frau heran, die ihren Mitmenschen offen und voller Mitgefühl begegnet. Sie ist auffallend intelligent, wodurch sie bei der Familie Hellert zusätzlich zum Außenseiter wird.
Der Schreibstil von Nora Engel lässt sich sehr angenehm und leicht lesen. Greta ist eine Person, die man schnell ins Herz schließt. Ich habe bewundert, mit welchem Eifer sie Wissen aufsaugt und trotz der körperlich schweren Arbeit sogar Klassenbeste wird.
Im Verlauf der Geschichte entwickelt sich die Handlung ein wenig in Richtung Groschenroman. Die Liebesschwüre, die Greta mit ihrem Robert austauscht, waren mir schon fast ein wenig zu schwülstig.
Teilweise kamen auch ein wenig Cinderella Vibes beim Lesen auf, denn die Hellerts lassen keine Gelegenheit aus Greta zu schikanieren, fast so wie die böse Stiefmutter und die Stiefschwestern in dem Märchen.
Sie wird als optisch sehr ansprechende Person beschrieben und so ziemlich jeder Mann, dessen Weg sie kreuzt, macht sich an sie heran, überwiegend auf sehr unangenehme Art.
Ein wenig lag es wahrscheinlich auch an der Zeit (die Geschichte spielt in den 70er Jahren) aber ich habe mich gewundert, mit welcher Feindschaft und Eifersucht die anderen Frauen Greta begegnet sind, selbst wenn sie Zeuginnen von übergriffigem Verhalten wurden.
Musik ist ein wiederkehrendes Thema in diesem Roman und durch die Erwähnung der damaligen Hits werden die 70er wieder lebendig. Allgemein gibt das Autorenduo einen guten Einblick in den damaligen Zeitgeist. Die Hellerts und viele andere sind noch immer sehr konservativ. Heiraten spielt eine wichtige Rolle und eine Karriere ist nur etwas für Männer. Auch Abtreibung, Hippies und Drogenkonsum werden in diesem Buch thematisiert.
Grundsätzlich bin ich beim Thema Spoiler nicht sonderlich empfindlich. Hier finde ich allerdings, dass der Titel zu viel verrät und auch eigentlich nicht passend ist, da das Erbe erst auf den letzten Seiten eine Rolle spielt, man sich aufgrund des Covers aber quasi von Anfang an vorstellen konnte, wo die Reise hingeht. Auch wer etwas vererben wird, war für mich vorhersehbar.
Insgesamt schwanke ich bei meiner Bewertung zwischen 4 und 5 Sternen.
Ich fand die Handlung teilweise überspitzt dramatisch und bei den Charakteren gab es nur gut oder böse, kein dazwischen. Gleichzeitig hat mich „Gretas Erbe“ wirklich sehr gut unterhalten und ich wollte es nicht aus der Hand legen. Man kann sich beim Lesen richtig gut vom Alltag erholen. Schön, dass der zweite Band schon bald erscheint, denn der Klappentext klingt nach einer Menge neuen Problemen!

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Veröffentlicht am 23.06.2022

Hoffentlich der Auftakt für eine neue Serie!

Das Letzte, was du hörst
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Ich höre gerne und regelmäßig Podcasts und so fühlte ich mich von Andreas Winkelmanns neuem Thriller „Das Letzte, was du hörst“ direkt angesprochen.
Im Zentrum der Geschichte steht der Mental Coach Marc ...

Ich höre gerne und regelmäßig Podcasts und so fühlte ich mich von Andreas Winkelmanns neuem Thriller „Das Letzte, was du hörst“ direkt angesprochen.
Im Zentrum der Geschichte steht der Mental Coach Marc Maria Hagen, auch der Frauenflüsterer genannt. Als sein Podcast in Verbindung mit einer Mordserie in den Fokus rückt, stellt sich die Frage, ob Hagen ein Coach, ein Betrüger oder gar ein Mörder ist.
Die ermittelnde Polizistin ist Carola Barreis. Carola ist eine Einzelgängerin, die durch ihre spröde Art sehr speziell ist. Sie zählt die Tage bis zur Rente und ich fand sie zu Beginn des Buches ziemlich lustlos und tendenziell eher unsympathisch. Doch je länger ich las, desto mehr begann ich ihr skurriles Wesen und ihre bissigen Sprüche zu lieben. Kommentare wie „Hier ist keine Leiche – und wenn, eine geht noch“ sind genau die Art von schrägem Humor, über die ich mich amüsieren kann.
Was mich allerdings irritiert hat war, dass Carola quasi ganz alleine vor sich hin wurschtelt. Der Fall ist brutal und sehr verzwickt und trotzdem scheint sich in diesem Präsidium niemand anderes dafür zu interessieren.
Gut gefallen hat mir der verbale Schlagabtausch mit dem Rechtsmediziner Paul.
Sollte dies der Auftakt zu einer Serie sein, würde ich mich total freuen.
Carola, Paul und die Journalistin Roya haben das Zeug, zu einem außergewöhnlichen Trio zusammenzuwachsen. Diese drei könnten sicherlich noch mehr Kriminelle zur Strecke bringen.
Den Fall selber fand ich zum Einstieg sehr temporeich. Verschiedene Handlungsstränge prasseln auf den Leser ein und jeder für sich macht neugierig.
Nach einer Weile fällt der Thriller in eine gediegene Spannung und pendelte sich bei vier Sternen ein.
Doch dann nimmt Winkelmann Anlauf zum Finale. Die letzten hundert Seiten überschlagen sich mit völlig wilden Entwicklungen, so dass für „Das Letzte, was du hörst“ nur eine Bewertung für mich möglich ist: nämlich 5 Sterne!
Mir gefällt es, wenn in einem Krimi völlig verrückte Dinge passieren und so fühlte ich mich hier bestens unterhalten.

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Veröffentlicht am 18.06.2022

Eine sehr lesenswerte schwedische Krimiserie

Finsterhaus
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Nachdem mich der Auftakt von Johanna Mos Krimiserie komplett überzeugt hatte, war ich auf Hanna Dunckers zweiten Fall sehr gespannt. Auch „Finsterhaus“ habe ich ausgesprochen gerne gelesen. Es gibt viele ...

Nachdem mich der Auftakt von Johanna Mos Krimiserie komplett überzeugt hatte, war ich auf Hanna Dunckers zweiten Fall sehr gespannt. Auch „Finsterhaus“ habe ich ausgesprochen gerne gelesen. Es gibt viele schwedische Krimiserien und diese hier halte ich für sehr lohnenswert und kann sie nur empfehlen.
Die Handlung bewegt sich in gemütlichem Tempo vorwärts, doch der Schreibstil ist bildhaft und packend.
Eine Mutter meldet ihren Ehemann und ihren kleinen Sohn als verschwunden. Was mir sehr gefallen hat war, dass der Fall bis kurz vor Schluss undurchsichtig und dadurch spannend bleibt. Johanna Mo legt zwischendurch falsche Fährten, so dass man meint, man hätte bereits alles durchschaut, bis man feststellt, dass die Theorie eine Endstation ist. Erst im letzten Viertel setzt sich das Puzzle zusammen. Es entfaltet sich eine tragische Geschichte, die den Leser bedrückt zurücklässt.
Johanna Mo kommt ohne detaillierte Gewaltbeschreibungen aus. Dafür schafft sie mit Thomas, Jenny und Lykke gleich drei Hauptcharaktere, die sehr suspekt wirken. Man mag diese Menschen nicht sonderlich, möchte aber unbedingt wissen, was passiert ist.
Wen ich dafür umso besser leiden kann ist Hanna Duncker. Sie lebt noch immer sehr zurückgezogen, empfindet die Einsamkeit mittlerweile häufig als belastend und sucht nach sozialen Kontakten. Ich habe mich sehr mit Hanna gefreut, wenn etwas positives in ihrem Leben passiert ist und wünsche ihr noch viele Glücksmomente.
Sehr angenehm finde ich auch das kollegiale und freundschaftliche Verhältnis unter den Kollegen im Präsidium. Die überwiegend düstere Stimmung wird hierdurch immer wieder aufgelockert.
Hinsichtlich des Verbrechens, welches Hannas Vater begangen haben soll, bekommt der Leser ein paar neue Brotkrumen hingeworfen. So richtig soll es hier wohl im dritten Band weitergehen. Dieser erscheint leider erst im März 2023. Eine lange Zeit, vor allem, da „Finsterhaus“ mit einem fiesen Cliffhanger endet. Ich freue mich auf jeden Falls schon sehr auf den nächsten Teil!

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Hat mich sehr gut unterhalten

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1)
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Als ich Cover und Klappentext von „Die Freundinnen vom Strandbad“ gesehen habe, fühlte ich mich total angesprochen.
Kaum hatte ich das Buch aufgeklappt, war ich völlig begeistert. Der Schreibstil ist ...

Als ich Cover und Klappentext von „Die Freundinnen vom Strandbad“ gesehen habe, fühlte ich mich total angesprochen.
Kaum hatte ich das Buch aufgeklappt, war ich völlig begeistert. Der Schreibstil ist so bildhaft und lebendig, es kam mir vor, als wäre ich mitten in die Geschichte, mitten ins Strandbad, hinein katapultiert worden. Dieses Gefühl hielt die kompletten 600 Seiten an. Ich habe den Roman wirklich sehr gerne gelesen. Die Handlung zieht einen in den Bann und die Seiten fliegen nur so vorbei.

Der Roman handelt von den drei 17-jährigen Mädchen Betty, Clara und Martha, die 1960 in Ostberlin leben. Die Grenzen sind noch offen, doch der Terror durch die DDR Regierung ist bereits allgegenwärtig. Vor allem Clara hat es nicht leicht. Ihre Eltern lehnen es strickt ab, der Partei beizutreten oder sich den Mund verbieten zu lassen. Clara ist nicht in der FDJ und so ist ihr Traum von einem Studium nur ein Traum, denn wer sich nicht unterordnet, hatte in der DDR keine Chance.
Martha kommt aus einem linientreuen Elternhaus und wurde quasi zu einem Spitzel erzogen. Je älter sie wird, desto mehr begehrt sie gegen die Regeln der Eltern auf.

Die drei Mädels sind jede für sich sehr unterschiedlich. Die Freundschaft entstand aus einem Zufall heraus, was die enge Bindung umso besonderer macht. Die drei sind füreinander da, egal was kommt. Selbst als Martha und Clara sich in den selben Jungen verlieben, ist die Freundschaft stark genug, um damit fertig zu werden. Ich fand dies sehr bemerkenswert. Denn gerade in diesem Alter, sind Rivalität und Eifersucht oft sehr ausgeprägt. Generell kamen mir die Mädels schon richtig erwachsen vor. Alle sind sehr selbständig und gereift, man hatte nicht das Gefühl, dass man ein Buch über Schüler liest.

Die Handlung umfasst ein Jahr. Teilweise konnte ich kaum glauben, dass nur 12 Monate vergangen sein sollen, denn es passiert unglaublich viel im Leben der Freundinnen. Aufregende Momente wie erste Küsse, Partys und der Schulabschluss aber auch wirklich schlimme Dinge, wie Tod, dunkle Familiengeheimnisse und die Frage, ob es in diesem Land überhaupt eine Zukunft geben kann.

Am Ende ließ mich der Roman sehr emotional bewegt zurück. Die Autorin beschreibt sehr anschaulich und dramatisch die Szenen des Mauerbaus und die jungen Mädchen müssen folgenschwere Entscheidungen treffen.
Der Schluss des Buches ist offen, denn es wird eine Fortsetzung geben, auf die ich mich schon jetzt sehr freue. Da wir die deutsche Geschichte kennen, wissen wir, dass noch viele Widrigkeiten auf die Freundinnen zukommen werden.

Ich fand „Die Freundinnen vom Strandbad“ richtig toll. Fünf Sterne hat das Buch sicher und ist außerdem Anwärter auf meinen Roman des Monats.

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Veröffentlicht am 30.04.2022

Eine junge Krankenschwester sucht ihren Weg

Sternstunde
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Nachdem mir „Die Farben der Schönheit“ sehr gefallen hatte, war ich erfreut, als ich gesehen habe, dass Corina Boman eine neue Serie veröffentlicht, die dieses Mal sogar vier Bände umfasst.
Der Schreibstil ...

Nachdem mir „Die Farben der Schönheit“ sehr gefallen hatte, war ich erfreut, als ich gesehen habe, dass Corina Boman eine neue Serie veröffentlicht, die dieses Mal sogar vier Bände umfasst.
Der Schreibstil der Autorin liest sich wieder flüssig. Manchmal sind Satzbau und Ausdruck etwas simpel gehalten, bleiben aber trotzdem jederzeit bildhaft und lebendig, so dass ich mich gut in das Buch vertiefen konnte.
Im Zentrum der Geschichte steht die junge Krankenschwester Hannah. Nachdem ihr der erste Weltkrieg den Verlobten genommen hat, hat sie beim Anblick von schwerverletzten Patienten mit Panikattacken zu kämpfen, was für ihren beruflichen Alltag natürlich mehr als hinderlich ist. Als sich ihr die Chance bietet, einen neues Krankenhaus in Zehlendorf mit aufzubauen, ergreift sie diese.
Für Hannah beginnt ein spannender Weg. Sie macht eine Ausbildung zur Röntgenschwester und lernt viele neue Leute kennen. Es entstehen Freundschaften, aber sie wird auch mit Neid und Intrigen konfrontiert.
„Sternstunden“ ist weniger ein Arztroman, sondern es geht fast ausschließlich um die Angestellten der Klinik Waldfrieden. Patienten kommen nur am Rande vor und bleiben namenlos.
Was ich interessant fand war, dass die Klinik von Adventisten geleitet wird. Eine Glaubensgemeinschaft, die mir eher unbekannt ist und so war es spannend über die verhältnismäßig strikten Regeln der Gemeinschaft zu lesen.
Hannah ist ein Charakter, den man als Leser schnell ins Herz schließt. Sie hat eine offene, freundliche Art und ist bei allem was sie tut, sehr verantwortungsbewusst. Für die Zeit, in der sie lebt, ist sie sehr modern. Ihr Lebensziel ist nicht die Ehe, sondern sie legt Wert auf Weiterbildung und beruflichen Erfolg. Eine Beziehung, nur um nicht alleine zu sein, kommt für sie nicht in Frage.
Was mir gut gefallen hat war, dass man zwar nach wenigen Kapiteln denkt, man wüsste, wie sich die Geschichte entwickeln wird, um dann später festzustellen, dass die Handlung nicht so vorhersehbar ist, wie man angenommen hat.
Corina Bomann schickt ihre Protagonistin auf einen langen Weg und je länger ich las, desto mehr habe ich meine Daumen gedrückt, dass eine bestimmte Sache für Hannah eintritt.
Als ich die letzte Seite gelesen hatte, konnte ich gar nicht fassen, dass ich nun am Ende bin und dass alles noch so offen ist. Der Klappentext der Fortsetzung klingt, als würde Hannah nicht mehr im Fokus stehen, aber ich hoffe trotzdem, dass wir im nächsten Teil erfahren, wie es mit ihr weitergeht, denn „Sternstunden“ endet quasi mittendrin.

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