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Veröffentlicht am 05.05.2022

Vergessene Persönlichkeit

Der große Fehler
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Andrew Green wird an einem Freitag den 13. direkt vor seiner Haustür erschossen, das erfährt der Leser schon auf den ersten Seiten des Buches. Nun beginnt die Spurensuche und erzählt dabei vom Leben des ...

Andrew Green wird an einem Freitag den 13. direkt vor seiner Haustür erschossen, das erfährt der Leser schon auf den ersten Seiten des Buches. Nun beginnt die Spurensuche und erzählt dabei vom Leben des Mannes, der New York entscheidend geprägt und gestaltet hat.

Jeder kennt natürlich den Central Park in New York, über seine Entstehung ist das Wissen dann aber wahrscheinlich nicht mehr so groß. Ein wenig erfährt man dann hier im Buch, ist Andrew Green doch der Schöpfer der Parkanlage im Herzen der Stadt. Ich hatte mir zu diesem Punkt irgendwie viel mehr erhofft, aber natürlich liegt hier kein Sachbuch vor und so gibt es die kleinen Einblicke nur am Rande, wenn es in die Geschichte passt. Auch der Mord, der ja eigentlich Anlass für das Buch ist, wird meiner Meinung nach viel zu sehr am Rande abgehandelt, aber es ist ja schließlich auch kein Krimi. Schwierig.

Das Buch lebt am ehesten von den Rückblicken in die Vergangenheit von Andrew Green und zeigt den oft steinigen Weg, hin zu der Person, die letztlich tot auf dem Gehweg liegt. Leider schafft der Autor es nicht mir diese Person sympathisch zu machen, aber vielleicht entspricht das ja auch nicht ihrem Wesen. Es gibt einige Begebenheiten im Leben des jungen Andrew, die durchaus mein Mitgefühl erregen, aber ihn mir dadurch nicht näher bringen. Schade.

Zu den Rückblicken in die Vergangenheit gibt es dann die Kapitel, in denen die Ermittlungen zur Tat im Vordergrund stehen. Wie schon bemerkt ist hier aber wenig Fokus gelegt. Man erfährt als Leser nur recht wenig zum Täter und seiner Motivation und auch die im Klappentext als brillant angekündigte Bessie Davis bleibt eher eine Randfigur während der mehr als merkwürdigen Befragung durch den ermittelnden Beamten. Als einziger Lichtblick bleibt mir die wunderbare Haushälterin im Gedächtnis.

Der Titel des Buches mag anfangs etwas merkwürdig erscheinen, erklärt sich aber sehr bald in der Geschichte und auch das Cover, der landkartenbedruckte Elefant findet seine Berechtigung, allerdings für mich in einer gewöhnungsbedürftigen Erklärung, aber ich bin ja auch nicht für derartige Entscheidungen zuständig.

Letztlich war ich doch etwas enttäuscht von diesem, als "bester amerikanischer Roman des Jahres" bezeichnetem Buch. Dabei liegt das am allerwenigsten am Schreibstil des Autors, denn der ist grandios, überbordend, bildhaft, verschwenderisch mit seinen Worten, aber eben leider dadurch oft auch anstrengend und schwer. Auch die ständigen Zeitsprünge, ohne jegliche Chronologie machen es dem Leser nicht unbedingt leicht mit der Geschichte in Fluss zu kommen. Während einige Abschnitte im Leben Greens bis ins Detail exerziert werden, werden andere lapidar abgehandelt, oder einfach ausgelassen. Ich bin mir nicht sicher, nach welchen Kritikpunkten der Autor hier seine Auswahl getroffen hat.

Natürlich ist das Buch ein Roman, keine Biografie und wenigstens hat der Autor es geschafft, mich für die vergessene Person Andrew Green und sein Schaffen zu interessieren.

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Interessante Einblicke

Little Book of Prada
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Meinen Modestil kann man allenfalls als nicht vorhanden beschreiben. Ich habe keine Ahnung von Trends, hinke da oft Jahre hinterher. Das Meiste, was gerade in zu sein scheint, finde ich im Normalfall ziemlich ...

Meinen Modestil kann man allenfalls als nicht vorhanden beschreiben. Ich habe keine Ahnung von Trends, hinke da oft Jahre hinterher. Das Meiste, was gerade in zu sein scheint, finde ich im Normalfall ziemlich schrecklich. Trotzdem kenne ich natürlich die Großen Namen und wenn man mehr darüber erfahren möchte, gibt es die kleinen Bücher von Eden Books.

Hier ist Prada Thema und der Leser erfährt, dass die Marke weit mehr ist als nur die mir bekannten Handtaschen. Es gibt einen kleinen Blick zu den Anfängen und geht dann direkt über zum Wirken von Miuccia Prada, der Enkelin eines der Gründer. Das Buch beschreibt ihren Weg zur Mode, nennt Beispiele für Kollektionen und Trends. Das Buch wirkt dabei allerdings zu gewollt wie ein Loblied auf Marke und Schöpferin, das ist manchmal etwas zu viel.

Unterstützt werden die kurzen Texte durch Fotos. Hier merkt der Leser aber schnell, dass alles etwas antiquiert wirkt. Grund dafür, wie man erst bei näherer Betrachtung erfährt ist, dass das Buch bereits aus dem Jahr 2012 stammt. Dies erklärt auch, warum man nichts zu neueren, aktuelleren Arbeiten erfährt. Gerade auch zur Thematik Pelz, oder Nachhaltigkeit im Bezug auf Verpackung der Kosmetika fehlen hier Bezüge zur aktuellen Firmenpolitik, stößt es dem Leser doch bitter auf von Ponyfellen an Jacken, oder Dachsfell auf Hüten zu lesen und die einzeln in Blister verpackten Pflegeprodukte sind aich nicht unbedingt zeitgemäß. Hier hätte, meiner Meinung nach, ein aktualisierter Nachtrag dem Buch gut getan, oder eine Zeitangabe auf dem Cover.

Das Buch an sich ist hochwertig gearbeitet, Kompliment an den Verlag. Die Fotos sind leider oft wenig aussagekräftig und wirken wie schon gesagt, fast etwas retro. Vergeblich sucht man große Abendroben, oder Pradatypische Designeklassiker. Erklären lässt sich dies wohl mit der Tatsache, dass es sich um eine unautorisierte, inoffizielle Ausgabe handelt.

Das Buch ist sicher ein nettes Mirbringsel für eine modeinteressierte Freundin und macht sich hübsch im Regal, oder auf einem Sideboard. Um wirkliche Hintergrundinformationen über die Marke zu bekommen ist es eher ungeeignet, da gibt es sicher tiefergehende Sachbücher.

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Verwirrend

Die dritte Hälfte eines Lebens
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Krimmwing, ein kleines Dorf in dem die Uhren noch ganz in althergebrachten Traditionen ticken. Ein Dorf in dem jeder jeden kennt, in dem einer Familie ein Fehltritt noch Generationen später angekreidet ...

Krimmwing, ein kleines Dorf in dem die Uhren noch ganz in althergebrachten Traditionen ticken. Ein Dorf in dem jeder jeden kennt, in dem einer Familie ein Fehltritt noch Generationen später angekreidet wird. Ein Dorf in dem es wichtig ist dazuzugehören und sich einzufügen, denn Anderssein, egal in welcher Form wird nicht toleriert. Ein Dorf, das lebt von Klatsch und Tratsch in dem jeder etwas zu erzählen weiß über den Nachbarn. Ob dieses Wissen der Wahrheit entspricht, oder der Phantasie des Erzählers entspringt spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.

Anne Herzig legt auf nur rund 130 Seiten ein sehr spezielles Debüt vor. Sie seziert mit chirurgischer Präzision die Einwohner ihres fiktiven Ortes und legt den Fokus dabei besonders auf das Anderssein von Menschen, auf das Nicht in die Norm passen. Dreh - und Angelpunkt ist dabei das Leben des kleinen Seppi, der durch seine dunkle Hautfarbe, Erbe seines südafrikanischen Vaters, schon optisch aus dem Rahmen fällt und so schon früh Opfer von Anfeindungen und Misshandlungen wird.

Die Thematik des Buches hat mich direkt angesprochen und da ich selbst aus einem kleinen Kuhkaff stamme, war ich neugierig, wie gut die Autorin hier beobachtet hat, um die verstrickten Strukturen zu durchschauen. An Beobachtungsgabe fehlt es der Autorin nicht, natürlich stellt sie Vieles etwas überspitzt dar, aber das ist Bestandteil der Inszenierung und macht beim Lesen durchaus Spaß. Weniger Spaß machte mir allerdings der Schreibstil. Die Autorin ist recht sprunghaft in ihren Gedankengängen und schreibt diese auch so nieder. Oft ist gerade der Zeitlinie nur schwer zu folgen, die Ereignisse werden teils ohne erkennbaren Zusammenhang aneinander gereiht. Zum Ende ergibt sich dann zwar ein erkennbares Gesamtbild, der Weg dorthin ist aber für mich eher schwergängig und verwirrend gewesen. Die Botschaft des Buches geht dadurch etwas unter.

Der Autorin gelingt zweifellos ein bemerkenswertes Debüt zu einem intensiven Thema, sei du selbst, lebe dein Leben, gib nichts auf das Gerede der Anderen. Ich fürchte allerdings, dass letztlich nur eine begrenzte Anzahl von Lesern auch Zugang zu ihrem Buch finden.

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Veröffentlicht am 18.11.2021

Interessant, aber anstrengend geschrieben

Schliemann und das Gold von Troja
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Ich bin ein großer Fan des Altertums, ich liebe seit meiner Kindheit die Geschichten um Odysseus, Herkules, die schöne Helena und all die unzähligen Helden aus der griechischen Mythologie. An den originalen ...

Ich bin ein großer Fan des Altertums, ich liebe seit meiner Kindheit die Geschichten um Odysseus, Herkules, die schöne Helena und all die unzähligen Helden aus der griechischen Mythologie. An den originalen Schauplätzen der Erzählungen zu wandeln, muss großartig sein. Ebenso fasziniert von der Antike, speziell von Homers Berichten war Heinrich Schliemann. Kaufmann, Weltenbummler, Schriftsteller und Hobbyarchäologe. Der Autor zeichnet in seinem Buch das Leben Schliemanns nach und seine Fixierung auf Troja.

Die Lebensgeschichte Schliemanns ist sehr interessant, das sprichwörtliche vom Tellerwäscher zum Millionär wird Realität. Doch wie erfolgreich Schliemann auch beruflich sein mag, privat wird er nicht glücklich und auch seine so innig ersehnte Anerkennung im Bereich der Wissenschaft, der Archäologie bleibt ihm verwehrt. Der Autor spürt all diesen Lebensstationen nach, sehr akribisch, sehr detailliert, immer mit Blick auf den wichtigsten Augenblick im Leben des Suchenden, die Entdeckung des sagenhaften Schatz des Priamos.

Auch auf die aktuelle Situation rund um den, nach dem zweiten Weltkrieg in Russland verschollenen Schatz wird eingegangen. Das Buch enthält Bilder und natürlich auch Nachweise zu den verwendeten Zitaten und Hinweise auf weiterführende Literatur.

Leider hat der Autor sich, meiner Meinung nach, zu sehr in seinen Details verloren. Die recht kurzen Kapitel sind voller Zahlen und Fakten. In die langen, verschachtelten Sätze sind oft noch original Zitate von Schliemann, seinen Wegbegleitern, oder anderen Personen eingebaut. Mir viel es oft sehr schwer, den Sinn des Satzes direkt, ohne nochmal nachzulesen, zu erfassen. Das ist anstrengend, ermüdend und stört den Lesefluss.

Die Arbeit des Autors in Hinsicht auf Recherche möchte ich nicht in Frage stellen. Auch die Beleuchtung der negativen Aspekte rund um die Figur Schliemann und seine teils zweifelhaften Methoden sind sehr spannend eingearbeitet. Letztlich ist das Buch natürlich ein Sachbuch, aber ich hätte mir dann vielleicht eher eine etwas rundere Ausarbeitung gewünscht.

Für am Thema interessierte Leser eine interessante Lektüre, die tief hinter die historische Figur Heinrich Schliemann und seine Manie blicken lässt, die vielleicht aber auch etwas den Mythos um Troja entzaubert. Nichtsdestotrotz haben Homers Epen nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Am Ende bleibt nur Dunkelheit

Universum
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Mike und seine Familie begeben sich an Bord des Raumschiffs Challenger, um ein neues Leben auf einer weit entfernten Kolonie zu beginnen. In sein altes Leben kann Mike nicht mehr zurück, denn ihn verfolgt ...

Mike und seine Familie begeben sich an Bord des Raumschiffs Challenger, um ein neues Leben auf einer weit entfernten Kolonie zu beginnen. In sein altes Leben kann Mike nicht mehr zurück, denn ihn verfolgt eine schwere Schuld aus seiner Zeit als Soldat. Die Reise zum Planeten Omicron ist ein kurzer Routinetrip für die Crew um Komandantin Christine Dillinger, aber bald wird klar, Routine ist hier gar nichts mehr.

Nach Vakuum war das das zweite Buch von Phillip P. Peterson für mich. Wieder entführt der Autor seine Leser in die unendlichen Weiten des Weltraums, wieder in einer bedrohlichen und nur schwer zu fassenden Situation. Wieder geht es letztlich ums Überleben, wenn auch diesesmal nur für eine kleine Gruppe von Menschen. Diese kleine Gruppe lernt der Leser leider nur recht kurz kennen, Einige bekommen nur wenige Zeilen zugewiesen, während Andere es auf ein paar Seiten schaffen. Letztlich dreht sich die Story hauptsächlich nur um einen kleinen Teil derer, die an Bord der Challanger sind. Im Prinzip tragen vier Personen die Geschichte, bleiben dabei aber doch recht flach und sehr in Stereotypen gefangen.

Während des ganzen Buches befinden wir uns mit den Figuren eingesperrt im engen Raumschiff. Die Enge und Beklemmung ist sehr gut spürbar. Der Autor schafft es gut die bedrückende Stimmung einzufangen, ebenso die Ängste der Figuren, die aus den Ereignissen heraus folgen. Leider wird aber auch hier nur auf wenige Personen näher eingegangen.

Wichtiger Bestandteil des Buches und der Geschichte sind verschiedenste wissenchaftliche Erkenntnisse. Der Autor erklärt mit ihnen zum Beispiel den Antrieb des Raumschiffs, die Geschwindigkeit und die Entfernung, die es letztlich zurücklegt. Hier geb ich ehrlich zu, keine Ahnung zu haben. Was davon jetzt Realität ist und was der Phantasie des Autors entsprungen, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall klingt es unvorstellbar und ich habe es auch nicht wirklich verstanden. Hier muss ich aber sagen, ich lese Sience-Fiction und kein Sachbuch, der Autor darf hier gern aus dem vollen Schöpfen. Solange er es am Ende schafft mir das Ganze als Möglich zu verkaufen, super und das hat er hier geschafft.

Der Autor zeigt hier ein spannendes Kammerspiel, das sich in groben Zügen zu einer Charakterstudie ausweitet. Er schafft eine ausweglose Situation, in der Menschen auf engstem Raum auf sich selbst zurückgeworfen werden und mit dem eigenen Tod, sowie dem ihrer Angehörigen konfrontiert sind. In diesem Kontext ist für mich aber noch viel Luft nach oben, da hätte man intensiver auf die Figuren eingehen können und weniger auf die technischen Details. Insgesamt gute, solide Science-Fiction, mit einigen Längen.

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