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Veröffentlicht am 16.06.2022

Der neue Gunnar Schwarz

Riechst du ihre Angst?
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„Und er sah, dass es gut war, sehr sehr gut“

Gunnar Schwarz kann gar nicht anders – sein neuester Thriller ist wieder fürchterlich brutal: Auch dieses Mal geht es wieder um einen durchgeknallten Serienmörder. ...

„Und er sah, dass es gut war, sehr sehr gut“

Gunnar Schwarz kann gar nicht anders – sein neuester Thriller ist wieder fürchterlich brutal: Auch dieses Mal geht es wieder um einen durchgeknallten Serienmörder. Er quält seine Opfer (weiblich) tagelang und er ritzt sie, bevor er sie brutal erwürgt. Daniela, das erste Opfer - Eau de Daniela. Ein brutaler Mörder, der seine Opfer leiden lässt – zu seinem Vergnügen. Und er lässt sie Schweiß produzieren, um diesen aufzufangen und als ‚Eau de Daniela' etc aufzufangen…Erinnert an ‚Das Parfüm‘ von Süßkind, „...ihren Schweiß zu genießen...“ Der Täter bekennt sich im online chat (moderne Version) zu seinen Gelüsten, natürlich anonym. Isa, Evelyn, Cheyenne… Alle (Polizei) tapsen im Dunkeln, doch die famose Frieda ahnt bereits etwas... herrlich, die Szenen mit ihr sind wunderbar. Sie besitzt so ein Wortgespür und durchschaut ihr Gegenüber. Das ‚Dreiecksverhältnis Marc – Frieda – Ella‘, (eigentlich gehören Marc und Frieda zusammen, eigentlich! Uneigentlich ist er jetzt mit Ella verheiratet, weil er ein guter Mensch sein wollte und die geschwängerte Ella geehelicht hatte, nicht unbedingt ein guter Heiratsgrund).

Kapitel 9 endet mit einem ‚cliffhanger‘, die dunkle Gestalt, die um das Haus von Marc schleicht. Ist das der Mörder, will er sich etwa Ella holen? Ist es ein Mörder, der sich mit dem Ermittlerteam auseinandersetzt? Das macht es schwierig zu warten bis das nächste Kapitel… ‚aufgeschlagen‘ wird…
Das zweite Opfer wird auf einem Floß abgelegt. Wie viele Frauen hatte Grenouille getötet? So viel ich mich erinnern kann, ganz schön viele… will das der Mörder nachmachen? Er ist ein Zwangsneurotiker (Fetischist). Die tote Isa ist drapiert, hält wieder ein Glas in der Hand, mit Silberklebeband umwickelt… alles arrangiert. Die Presse, vor allem Cheyenne Sturm, wird widerwärtig dargestellt: Es gibt solche wie die Sturm, Bildzeitung & Co. Keine seriöse Presse. Aber dann gibt es echt gute Journis, die serös schreiben (nicht Cheyenne Sturm).
Enorm spannender Aufbau. Doch bei Isas erstem Ehemann war doch klar, dass er es nicht ist. So einfach ließe sich der Mörder nicht überwältigen. Zumindest hat Frieda das Beste daraus gemacht und ihn ausgequetscht. Frieda traue ich am Meisten zu – zur Aufklärung. Cheyenne ist eine reichlich undurchsichtige und kaputte Persönlichkeit.

'Riechst du ihre Angst' ist wieder ein spannender Gunnar Schwarz: Spannungsgeladen verhindert Gunnar Schwarz, dass Frieda Hilfe rufen kann, du hast sechs Sekunden zu antworten, oder Cheyenne ist tot. Himmel, das ist so spannend, dass ich kaum aufhören kann zu lesen... so ist es mir bislang immer ergangen. Wenn ich einen 'Gunnar Schwarz' lese, dann muss ich von vorne herein einplanen, dass ich genügend Zeit habe zum Weiterlesen.

An Gunnar Schwarz - bitte weiterschreiben!

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Veröffentlicht am 12.06.2022

ein indischer 'Felix Krull'

Bekenntnisse eines Betrügers
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Widmung: "Für meine Familie, die schreckliche Angst hatte, dass das Buch von ihr handelt..." Allein schon durch diese Widmung wird der besondere Humor des Autors Rahul Raina deutlich

Teil eins des Buches ...

Widmung: "Für meine Familie, die schreckliche Angst hatte, dass das Buch von ihr handelt..." Allein schon durch diese Widmung wird der besondere Humor des Autors Rahul Raina deutlich

Teil eins des Buches beginnt mit: "Das erste Kidnapping war nicht meine Schuld. Alle weiteren - definitiv ich". Das macht natürlich sehr neugierig auf den Roman. Viele Lesende lesen den Beginn eines Buches und ein paar zufällig ausgewählte Zeilen, manche sogar den Schluss, um sich für ein Buch zu entscheiden. Mit diesem Einstieg hat einem der Autor im Griff. Definitiv!

Das Buch ist interessant: Ein abgehackter Finger und viele indische Begriffe. Das Glossar hinten ist äußerst nützlich, obwohl mir viele Begriffe bekannt sind, aber da ich nur rudimentäres Hindi spreche, schlug ich öfters Begriffe nach.

Das Titelbild ist ebenfalls nicht alltäglich: Ein sogenannter 'eye catcher' – knallig gelb zieht das 'Auge' an, der Titel darauf in einem metallic Blau. Ein Tiger (ja, in Indien gibt es Tiger und viele interessante Bücher, die mit indischen Tigern zu tun haben), Affen (sogar heilige Affen, die alles tun und lassen dürfen); der davon laufende Mann mit offenem (schreienden?) Mund wurde in Einzelteile verlegt. Genau das passt auch wieder zum Inhalt des Buches. Wer bin ich und wenn wie viele? (Um mit einem anderen Buchtitel zu kontern). Auffallend schön gemacht, Kompliment!

Der ganz spezielle Schweizer Verlag 'KEIN & ABER' macht besondere Bücher, die keine Durchschnittsware sind oder Bücher, die man mal in die Hand nimmt und sagt, es liest sich gut. Dieser Roman ist toll geschrieben, zeitgeistig, amüsant, aufweckend bezüglich der indischen Gesellschaft (also Gesellschaftskritik auf subtile Weise). Den Namen Rahul Raina muss man sich merken. Wie viel Rahul Raina in 'Bekenntnisse eines Betrügers (Originaltitel 'How to kidnap the Rich') steckt, lässt sich ahnen – in England hat er eine Beratungsfirma und in Neu-Delhi lebt er ebenfalls. Deswegen, um den Bogen zu schließen, war vermutlich die Ängste seiner Familie nicht unbegründet.

Definitiv interessant! Zum Lesen!

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Veröffentlicht am 12.06.2022

El infinito es un junco - Unendlich ist ein Schilf

Papyrus
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"Die Vergessenen - die Namenlosen: Täglich wagt sich eine kleine Armee von Pferden und Maultieren mit Satteltaschen voller Bücher die rutschigen Hänge und Schluchten der Appalachen hinunter. Die Reiter ...

"Die Vergessenen - die Namenlosen: Täglich wagt sich eine kleine Armee von Pferden und Maultieren mit Satteltaschen voller Bücher die rutschigen Hänge und Schluchten der Appalachen hinunter. Die Reiter dieser Truppe sind in Mehrzahl Frauen, literarische Amazonen".
Diese Frauen haben Bücher zu den Armen in den Bergen gebracht und wurden ihnen auf diese Weise wichtig. Schulungsprogramme, Lesen, Fortbildung gegen Arbeitslosigkeit.
"Das Programm beschäftigte in einem Jahrzehnt fast 1000 Bibliothekarinnen. 1943 endete die Finanzierung, die WPA (Works Progress Administration) wurde aufgelöst, die Kultur als Gegenmittel gegen die Arbeitslosigkeit durch den Weltkrieg ersetzt".

Am Anfang des Buches ritten Ausgeschickte, um Bücher zu finden für die größte Bibliothek aller Zeiten; am Ende des Buches ritten Buch - Amazonen, um Bücher und Wissen zu den Armen zu bringen.

Das wunderbare Sachbuch 'Papyrus' von Irene Vallejo, über die faszinierende Geschichte der Bücher, ihrer Sprache und der immens wichtigen Bedeutung von Literatur, erzählt im Epilog von dieser Begebenheit in den USA.
Im Untertitel heißt es: "Die Geschichte der Welt in Büchern" - es ist keine bloße Geschichte über Bücher, sondern die Verbindung der Geschichte der Welt mit der geschriebenen Sprache. Auf 745 Seiten, im handlichen und griffigen Format, auf dünnem Papier, erzählt uns die Autorin wunderbare Begebenheiten rund um das Buch. Weltgeschichte anders dargestellt. Dazu kommt ein einfaches, doch sehr schönes Umschlagsbild, mit einer gold-grünen Darstellung einer Papyruspflanze.

Als Auftakt steht die berühmte Bibliothek in Alexandria, ab dann führt das Buch in einer Jahrtausende langen Suche nach Büchern, Geheimnissen, Offenbarungen der Bücher (und ihrer Gefährlichkeiten) durch die Welt und die Weltgeschichte. Mittels lebendiger Geschichtsschreibung, witzigen Anekdoten und Anregungen für das weitere Lesen (auch der Klassiker) erweitert sich mein Repertoire an zitierfähigen Zitaten massiv. Erstes Einritzen auf Steintafeln, über Papyrus und Entwicklung des Alphabetes, der Druckmaschinen (Gutenberg) bis zu den eBooks, von den ersten Schriftstellern bis zur neueren Deutungen antiker Klassiker - Vallejo hat alles in ihrem Buch versammelt.

Ein umfangreiches Quellenverzeichnis und eine ebenso umfangreiche Auflistung weiterführender Literatur regt zum Weiterlesen an, wenn Vallejos Buch nicht genügt. Nicht umsonst ist dieses vergnügliche Buch preisgekrönt. Ein Lesevergnügen und Wissens- und Informationsreservoir. Ich kann nur sagen: Lesen!

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Manhattan, ungewöhnlich

Auf der Zunge
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Da ich ein New York Fan bin und selbst ziemlich viel durch Manhattan streifte, reizte das Buch... und ja, ich konnte 'mein New York' wiedererkennen. Es ist nicht das touristische New York.

'Auf der Zunge' ...

Da ich ein New York Fan bin und selbst ziemlich viel durch Manhattan streifte, reizte das Buch... und ja, ich konnte 'mein New York' wiedererkennen. Es ist nicht das touristische New York.

'Auf der Zunge' von Jennifer Clement, ungewöhnlich, es ist ein Buch, in dem Lyrik mit Prosa verbunden ist, auf raffinierte Weise. Die Worte sind so eindringlich, wortgewaltig, mit einem bestimmten Sog. Da zieht einem jedes Wort in den Sog des Romans. Die Hochzeit (eine jüdische, so wie die Rituale dargestellt werden)... und die Gedanken der Braut (da weiß warum ich das nie wollte).

Jennifer Clement versteht es in dem Roman Wortgebilde aufzubauen, Assoziationsketten zu erstellen, Gedankenabläufe so darzustellen (ja, dass ich durchaus meine, es könnten meine eigenen sein). Die Autorin führt geschickt durch den Ablauf der Geschichte, Rahmenhandlung, Leitfaden, Gedankenspiele.

Alles an diesem Buch ist außergewöhnlich - der Text, die Thematik, die Gestaltung, selbst das Umschlagsbild. Und ich - als Lesende - ich gehöre dazu.

Ungewöhnlich eben auch das Umschlagsbild - eine verschwommene Darstellung einer Frau, die auf der Straße dahin eilt... erregt Aufsehen, auf jeden Fall!

Keine leichte Kost. Lesen!

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Der Eiskeller - Mord

Mord in Montagnola
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Moira in ihrer Heimat - Tessin, beim Vater: Montagnola, der Hermann-Hesse Weg, ein Mord im Eiskeller (wo es sich natürlich kühlen lässt)... es liest sich sehr spannend und ist voller Lokalkolorit.

Ein ...

Moira in ihrer Heimat - Tessin, beim Vater: Montagnola, der Hermann-Hesse Weg, ein Mord im Eiskeller (wo es sich natürlich kühlen lässt)... es liest sich sehr spannend und ist voller Lokalkolorit.

Ein sehr schönes Buch, nennt man wohl 'cosy crime': Sehr logisch beschrieben mit Charakteren, die man liebgewinnt (der Vater, die Freunde von ihm, die Dorfbewohner, auch Moira). Dazu die schönen Ortsbeschreibungen. Das ist wieder ein Buch, bei dem ich sofort die Reisetasche packen wollte, um vor Ort zu sein (schon öfters gemacht bei interessanten Krimis mit tollen Lokalbeschreibungen)

Die italienische Heimat ist wieder greifbar und dazu der Jugendfreund, auch wenn dieser jetzt Polizist ist. Moira in der Sonderkommission (Chiara, Ferrone, was soll's, Leute auf der Arbeit sind halt nicht immer einfach).

Die Spannung bleibt, auch wenn der Krimi locker geschrieben ist... freue mich auf das nächste Buch der Reihe (hoffentlich).

Das Umschlagsbild dazu ist natürlich passend - ein Foto der Tessiner Bergwelt (Erinnerungen kommen hoch, doch - die Reisetasche ist schon gepackt! Der Hermann - Hesse - Weg wartet auf mich)

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