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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2017

Was Machtgier und Fanatismus anrichten können

City of Glass
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Eine Geschichte darüber, was Machtgier und Fanatismus anrichten können, eine Geschichte über das Anderssein und eine Geschichte darüber, wie Liebe und Vertrauen die Welt retten können: die Chroniken-der-Unterwelt-Reihe ...

Eine Geschichte darüber, was Machtgier und Fanatismus anrichten können, eine Geschichte über das Anderssein und eine Geschichte darüber, wie Liebe und Vertrauen die Welt retten können: die Chroniken-der-Unterwelt-Reihe hat einiges mehr zu bieten als nur Romantik und Action. Spätestens beim dritten Teil wird einem das klar. Mir hat dieser Band bisher am besten gefallen, weil er so komplex ist und einfach alles hat, was ein gut durchdachtes Teenie-Fantasy-Abenteuer braucht. Der Schreibstil ist nach wie vor sehr leicht, kurzweilig und flüssig, die Dialoge sind durchdacht. Auch die Charaktere bleiben einfach sehr gelungen: vielschichtig, echt und einzigartig. Den Nebencharakteren, die im zweiten Teil schon stärker in den Vordergrund getreten sind, kommt jetzt noch mehr Bedeutung zu. Grandios ist die Kulisse im dritten Teil. Endlich kommen die Schattenjäger nämlich nach Idris. Ein Land, das Clare so märchenhaft schön und fantastisch exotisch entworfen hat. Gleichzeitig bietet Idris auch einen würdigen, kontrastreichen Schauplatz für die zum Teil sehr düstere Handlung. Die Geschichte ist gleich von Anfang an rasant und spannend – allerdings waren mir viele Dinge schon im Vorfeld klar. Das Ende kommt sehr in sich gekehrt, mit leisen Tönen daher. Allerdings war das Ende für mich auch sehr abgeschlossen und endgültig, weswegen ich mich jetzt frage, was denn da in den anderen Bänden noch auf einen zukommen soll bzw. kann. Bis hierhin kann ich die Chroniken-der-Unterwelt-Reihe aber jedem, sofern er Jugendfantasy mag, empfehlen.

Veröffentlicht am 05.06.2017

Bewegend, emotional, großartig

Ein Sommer wie dieser
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Normalerweise bin ich ja nicht so der Liebesroman-Typ. Doch obwohl „Ein Sommer wie dieser“ nichts anderes ist, hat mich das Buch extrem begeistert. Tatsächlich würde ich fast soweit gehen zu behaupten, ...

Normalerweise bin ich ja nicht so der Liebesroman-Typ. Doch obwohl „Ein Sommer wie dieser“ nichts anderes ist, hat mich das Buch extrem begeistert. Tatsächlich würde ich fast soweit gehen zu behaupten, dass der Roman einer der berührensten, schönsten, bewegensten und romantischsten ist, die ich je gelesen habe. Die Geschichte handelt von Klara und Stephan. Anfang der 80er Jahre lernen sich beide, damals noch junge Studenten, im Urlaub in Italien kennen und verlieben sich ineinander. Sie verbringen nur wenige, aber intensive Tage miteinander und werden durch eine unglückliche Verkettung von Umständen voneinander getrennt. Über 20 Jahre später begegnen sich die beiden durch einen Zufall wieder. Stephan ist mittlerweile Literaturprofessor und hat seine Affären. Klara ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Dieses Zusammentreffen stellt nun alles, was bisher im Leben der beiden passiert ist, in Frage und bringt alles durcheinander. Denn Klara und Stephan haben sich nie vergessen und auch ihre Liebe scheint nicht vergangen zu sein. Was dieses Buch vor allem ausmacht und was mich von Anfang an an das Buch gefesselt hat, ist der Schreibstil. Hohberg schreibt sehr gefühlvoll, auch ein wenig poetisch und exquisit, aber trotzdem angenehm. Das ganze Buch besteht im Endeffekt nur aus wunderschönen, immer treffenden Formulierungen, die alle sehr tief gehen und nie etwas Schmalziges an sich haben. Gelungen ist der Autorin auch der Plot. Viele Dinge sind eigentlich sehr vorhersehbar, doch der Roman legt es gar nicht darauf an, besonders spannend zu sein oder große Geheimnisse offenzulegen. Alles geschieht sehr schlüssig und die Geschichte ist zu keinem Zeitpunkt übertrieben oder kitschig. Auf der emotionalen Ebene hat mich der Roman auf jeden Fall gepackt. Ich habe gelacht, geweint, gebangt und hatte mehrmals Gänsehaut. Ganz große Literatur einer tollen Erzählerin.

Veröffentlicht am 05.06.2017

Über das Erwachsenwerden

Ich gegen Osborne
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Wie schon in „Vincent“ stellt Goebel in seinem neuesten Werk „Ich gegen Osborne“ wieder einen Außenseiter ins Zentrum des Geschehens. Goebel beschreibt in seinem Roman einen Schultag im Leben des Zwölftklässlers ...

Wie schon in „Vincent“ stellt Goebel in seinem neuesten Werk „Ich gegen Osborne“ wieder einen Außenseiter ins Zentrum des Geschehens. Goebel beschreibt in seinem Roman einen Schultag im Leben des Zwölftklässlers James Weinbach. James ist anders als die anderen Schüler, ein Sonderling. Er trägt gerne Anzüge, will Schriftsteller werden, begegnet seinen Mitmenschen mit ausgesprochener Höflichkeit und hört nicht Pop oder Hip-Hop sondern Jazz. Mit den meisten seiner Mitschüler kann er nichts anfangen, zu oberflächlich sind sie ihm, zu sehr auf Party, Sex und Drogen versessen. Nach dem Spring Break möchte James endlich Chloe, in die er verliebt ist, um ein Date fragen. Doch sie scheint sich in den Ferien verändert zu haben. Und generell wird nach diesem ersten Schultag nach den Ferien in James´ Leben nichts mehr so sein wie zuvor. Mir hat der Roman recht gut gefallen, vor allem der Aufbau hat mich fasziniert. Goebel kritisiert in seinem Roman zunächst in erster Linie die amerikanische Party- und Spaßgesellschaft. James dient ihm sozusagen als Gegenpool, als der einzige Vernünftige in einer hedonistischen Welt ohne Moral, Anstand und Klasse. Allerdings kreiert Goebel dann eine Wendung, die auch James´ Verhalten als nicht ganz korrekt entlarvt. Ein wunderbares Buch über das Erwachsenwerden, das uns vielleicht auch ein wenig lehrt, dass man nicht allzu kritisch auf andere herabsehen sollte, dass man erst versuchen sollte hinter die Maske eines Menschen zu blicken.

Veröffentlicht am 05.06.2017

Große Heimatliebe

Sommerfest
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Heimat bleibt Heimat, egal was kommt und egal wie sehr man sich selbst verändert: Mit „Sommerfest“ hat Goosen einen modernen Heimatroman vorgelegt – voller Wehmut, Sehnsucht und Sentimentalität. Die Geschichte ...

Heimat bleibt Heimat, egal was kommt und egal wie sehr man sich selbst verändert: Mit „Sommerfest“ hat Goosen einen modernen Heimatroman vorgelegt – voller Wehmut, Sehnsucht und Sentimentalität. Die Geschichte dreht sich um Stefan, der seiner Heimatstadt Bochum seit mehr als zehn Jahren den Rücken gekehrt hat. Er lebt jetzt in München, arbeitet dort als Theaterschauspieler und ist in einer Beziehung. Nun muss er unfreiwillig in die alte Heimat, um sein Elternhaus zu verkaufen. Nur ein Wochenende soll es werden, dann will er wieder im Zug zurück nach München sitzen, so Stefans Plan. Doch anstatt des Maklers trifft Stefan alte Freunde und Bekannte, seine geliebte Omma und zu guter letzt Charlie, zu der er ein ganz besonderes Verhältnis hatte. An einem Wochenende wird sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Goosens Schreibstil gefällt mir sehr. Niemand beschreibt das Leben mit all seinen Facetten auf eine so unbeschwerte und unterhaltsame Weise wie er. Mal tiefgründig, mal derb und lustig, mal melancholisch. Die Bilder, die er kreiert, stecken voller Nostalgie. Was ich auch toll fand: man merkt in dem Buch Goosens große Liebe zu Bochum. Ich selbst war noch nie im Pott und kenne mich mit den Städten dort überhaupt nicht aus. Nach dem Roman hatte ich plötzlich große Lust, mir mal Bochum bzw. ein paar Städte im Ruhrpott anzuschauen. Ein wunderbarer Roman voller Heimatliebe, nicht nur für Ruhrpottler.

Veröffentlicht am 05.06.2017

Absolute Leseempfehlung

Small World
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Suter mausert sich wohl immer mehr zu einem meiner absoluten Lieblingsautoren. Zumindest ist „Small World“ nun bereits das vierte Buch, das ich von ihm gelesen habe, und das mich restlos begeistert hat. ...

Suter mausert sich wohl immer mehr zu einem meiner absoluten Lieblingsautoren. Zumindest ist „Small World“ nun bereits das vierte Buch, das ich von ihm gelesen habe, und das mich restlos begeistert hat. Protagonisten des Romans sind der reiche Fabrikantensohn Thomas Koch und sein ärmlicher Freund Konrad Lang. Beide kennen sich aus frühesten Kindertagen und sind zusammen aufgewachsen. Konrad wurde sein Leben lang von Thomas Mutter finanziell unterstützt, dafür war Konrad immer zur Stelle, wenn Thomas ihn brauchte. Nun sind beide um die 60 Jahre alt und Konrad hat zunehmend Probleme mit seinem Kurzzeitgedächtnis. Schließlich die Diagnose: Alzheimer. Je mehr die Krankheit Konrads Neugedächtnis raubt, desto stärker erinnert er sich an Ereignisse aus seiner Jugend und frühesten Kindheit. Das passt aber Thomas Mutter, millionenschwere Alleinherrscherin des Familienunternehmens, überhaupt nicht. Großartig finde ich jedes Mal wieder Suters Sprache. Sie ist sehr präzise, ohne Schnörkel, trotzdem wird die Geschichte sehr einfühlsam erzählt. Faszinierend ist auch, wie feinfühlig Suter seine Figuren zeichnet, wie stilsicher er die Szenen entwirft. Die ganze Geschichte wird dadurch sehr stimmig, nichts ist zu wenig oder zu viel, jedes Wort, jeder Dialog sitzt. Am Ende gelingt Suter auch noch der Spagat zwischen Familiendrama, Thriller und einer medizinischen Fallstudie über Alzheimer. Ein tolles Buch, das einen sofort in den Bann zieht.