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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2022

Klingt noch eine Weile nach

Boy meets Girl
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Als Nora in der Reisetasche ihres Mannes einen fremden Damenslip entdeckt, läuft das Fass bei ihr über. Da ihr Mann beruflich sowieso einige Monate weg sein wird, hat sie Zeit, ihr Leben und ihre Ehe zu ...

Als Nora in der Reisetasche ihres Mannes einen fremden Damenslip entdeckt, läuft das Fass bei ihr über. Da ihr Mann beruflich sowieso einige Monate weg sein wird, hat sie Zeit, ihr Leben und ihre Ehe zu hinterfragen. Denn eines wird ihr plötzlich klar: Sie hat in ihrem Leben gar nicht sämtliche Chancen und Möglichkeiten genutzt und das, was sie nun hat, ist womöglich gar nicht das, was sie glücklich macht? Mitdem sie den jugen Lehrer Gregory trifft, beginnt sie eine gewisse Leichtfüßigkeit, sich treiben zu lassen und nur zu tun, worauf sie Lust hat. Und plötzlich ist auch Yann, ein alter Bekannter aus Unizeiten, wieder in ihrem Leben und bei Nora kommen alte Gefühle hoch.

Julia Holbe hat es geschafft, mich vollkommen mit Nora verbunden zu fühlen, all ihre Gedanken und Handlungen mitzufühlen und die verschiedenen Stimmungen zu spüren, durch die sie geht. Trotz Noras Leichtfüßigkeit, der immer wieder neue getroffenen Entscheidungen und ihrer Offenheit schweben eine gewisse Schwermut und Ratlosigkeit mit. Gleichzeitig habe auch ich parallel zur Lektüre einzelne Handlungen, Einstellungen, Gedanken und Konsequenzen in verschiedenen Beziehungen hinterfragt und habe während der Lektüre immer wieder gezweifelt, welche Entscheidungen und welche Beziehung für Nora nun die besten sind.

Ein berührendes Buch, das in mir noch lange nachklingt!

Veröffentlicht am 12.05.2022

Die Zeit nach der Reise

Wieder da und doch nicht hier
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Uta-Caecilia Nabert war selbst zwei Jahre auf Weltreise und widmet sich in "Wieder da und doch nicht hier" der Zeit, mit der die meisten Reiseberichte enden: der Rückkehr. In Form von Berichten lässt sie ...

Uta-Caecilia Nabert war selbst zwei Jahre auf Weltreise und widmet sich in "Wieder da und doch nicht hier" der Zeit, mit der die meisten Reiseberichte enden: der Rückkehr. In Form von Berichten lässt sie 23 Weltreisende sowohl von ihrer Reise, ihren Erfahrungen, aber vor allem von ihrer Heimkehr, den Gefühlen, der Verarbeitung und dem Umgang mit dem Fernweh erzählen. Während sich einige Aussagen decken, unterscheiden sich andere stark voneinander und bilden ein breites Spektrum von Weltenbummlern und Heimkehrern ab.

Was mir vor allem gefällt, ist die Offenheit und die Emotionalität, mit der hier berichtet wird. So konnte ich vieles direkt nachvollziehen, mich in die Menschen hineinversetzen und selbst überlegen, wie ich mit Reisen und meiner Heimkehr umgegangen bin oder welche Möglichkeiten es eventuell für die Zukunft gibt.

Uta-Caecilia Nabert hat neben kurzen Schlagworten zu den einzelnen Persönlichkeiten, Berufswegen und Publikationen am Ende sowohl eine Literaturliste als auch eine Liste mit hilfreichen Quellen zur Rückkehr und Wiedereingliederung zusammengestellt, die einigen sicherlich sehr nützlich sein werden.

Veröffentlicht am 09.05.2022

Sehr gelungener Coming-of-Age-Roman mit 90er Feeling

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
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In "Man vergisst nicht, wie man schwimmt" erzählt Pascal aus der Ich-Perspektive vom 31. August 1999 - von dem Tag, der nicht nur diesen Sommer beendete, sondern Einfluss auf sein komplettes Leben hatte.
Beginnend ...

In "Man vergisst nicht, wie man schwimmt" erzählt Pascal aus der Ich-Perspektive vom 31. August 1999 - von dem Tag, der nicht nur diesen Sommer beendete, sondern Einfluss auf sein komplettes Leben hatte.
Beginnend als ganz normaler Ferientag im bayerischen Kaff Bodenstein, wo nichts los ist, werden der 15-jährige Pascal und sein bester Freund Viktor Zeugen eines Diebstahls und lernen so Jacky kennen. Jacky, die nur noch diesen einen Tag in Bodenstein ist und mit dem Zirkus am nächsten Tag weiterziehen wird. Jacky mit den blauen Augen, der grazilen Art sich zu bewegen und der unkomplizierten Leichtigkeit, von der Pascal angezogen wird. Doch er darf sich nicht verlieben. Schon zu Beginn erfahren die Lesenden über ihn, dass er sich Geschichten ausdenkt, die niemand lesen darf, und dass niemand weiß, weshalb er Krüger genannt wird, sich niemals verlieben darf und vor allem nicht mehr schwimmen kann. Erst zum Ende hin deckt er dieses Geheimnis auf.

Bis dahin lässt Christian Huber die Lesenden an der Seite der drei Jugendlichen den letzten Tag des Sommers erleben, lässt sie die Langeweile des bayerischen Kafflebens spüren, die Komplexe und Unsicherheiten des Teenagerdaseins sowie die wichtigen Ebenen der Freundschaft und der Liebe. Mit seinem fesselnden Schreibstil, der authentischen Atmosphäre der späten 90er und der anschaulichen und berührenden Figurendarstellung hat er mich die knapp 400 Seiten im Nu lesen und in meine eigenen Jugendjahre zurückdenken lassen.

Ein Coming-of-Age-Roman, der mich so berührt hat wie lange kein Buch mehr. Absolute Empfehlung!

Veröffentlicht am 09.05.2022

Absolute Empfehlung!

New Moms for Rebel Girls
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In "New Moms" beleuchtet Susanne Mierau die vielfältigen Aspekte des Patriarchats, wie sie Mädchen und Frauen prägen und welche Konsequenzen dies für die Gesellschaft, das Zusammenleben und vor allem die ...

In "New Moms" beleuchtet Susanne Mierau die vielfältigen Aspekte des Patriarchats, wie sie Mädchen und Frauen prägen und welche Konsequenzen dies für die Gesellschaft, das Zusammenleben und vor allem die Erziehung und Aufklärung von Mädchen ist. Dabei geht sie hauptsächlich auf die Rolle der Eltern ein, schildert jedoch auch allgemein wichtige Handlungsstrategien und macht Mechanismen deutlich, die schon so tief verankert sind, dass wir unbewusst nach ihnen handeln.
Unterfüttert mit Erlebnisberichten geht sie auf Themen wie die
Abwertung von Weiblichkeit, Diskriminierung, geschlechterstereotypes Rollenverhalten, Strukturen in Partnerschaften und sexuelle Gewalt ein.

Ich habe mich schon vertieft mit den patriarchalischen Strukturen und feministischen Blickwinkeln, Bedürfnissen und Defiziten, die es bewusst zu machen gilt, auseinandergesetzt und konnte hier sehr viel mitnehmen - auch wenn ich keine Mutter bin und die Mutterschaft auch nicht plane.

Eine absolute Empfehlung für alle, die sich intensiv mit dem Patriarchat auseinandersetzen wollen und/oder die Erziehung ihrer Kinder bedürfnisorientiert, feministisch und reflektiert gestalten möchten.

Veröffentlicht am 09.05.2022

Guter englischer Cosy-Krimi

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Judith Potts, siebenundsiebzig Jahre alt, Kreuzworträtsel-Autorin und passionierte Nacktschwimmerin hört bei einem ihrer regelmäßigen Nacktschwimmrouten in der Themse einen Schuss. Schnell ist ihr klar, ...

Judith Potts, siebenundsiebzig Jahre alt, Kreuzworträtsel-Autorin und passionierte Nacktschwimmerin hört bei einem ihrer regelmäßigen Nacktschwimmrouten in der Themse einen Schuss. Schnell ist ihr klar, dass ihr Nachbar erschossen wurde und sie verständigt die Polizeit. Diese findet jedoch keine Leiche, glaubt Judith kein Wort und geht davon aus, dass ihr Nachbar schon wieder von allein auftauchen wird. Also ermittelt sie auf eigene Faust und findet in der Hundesitterin Suzie und Becks, der Frau des Pfarrers, tüchtige Unterstützerinnen.

Robert Thorogood hat hier drei schrullige Charaktere geschaffen, die wendenreiche Ermittlungen durchführen, mit humorvollen Dialogen überzeugen und mich bis zum Schluss gespannt haben miträtseln lassen. Der Schreibstil ist flüssig, die Atmosphäre Londons gut spürbar und Judith ist einfach eine gelungene Hauptfigur.

Eine Empfehlung für Liebhaber*innen von Cosy-Krimis mit britischem Humor.