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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2022

Fakt oder Fake?

Fast ein Idyll
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Susanne Falk erzählt in 30 Kurzgeschichten Anekdoten, die so oder so ähnlich vielleicht stattgefunden haben könnten.

Den Reigen eröffnet Kaiser Franz Joseph, der auf einer seinen zahlreichen Jagden möglicherweise ...

Susanne Falk erzählt in 30 Kurzgeschichten Anekdoten, die so oder so ähnlich vielleicht stattgefunden haben könnten.

Den Reigen eröffnet Kaiser Franz Joseph, der auf einer seinen zahlreichen Jagden möglicherweise einen Flügeladjudanten erschossen haben könnte, was natürlich vertuscht worden ist. Dann dürfen wir über andere Prominente wie Thomas Mann oder Max Schmeling lesen. Manchmal, wie bei Erwin Schrödinger entpuppt sich der Name erst auf den letzten Zeilen, weil es sich die Geschichte aus der Jugend handelt.

Wer schon eine Biografie über Josephine Baker gelesen hat, wird wissen, dass sie eine Vorliebe für exotische Tiere hatte. Einem davon begegnen wir auch hier.

Natürlich darf auch das charismatischste Liebespaar der Welt, MM und JFK nicht fehlen.

Der Kreis der Promis schließ sich wieder, wenn wir Kaiser Franz Joseph und Katharina Schratt beim Verspeisen eines Gugelhupfs zusehen.

Meine Meinung:

Der Autorin gelingt es, mit Halb- oder Viertelwahrheiten ihren Lesern ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern, angesichts der aktuellen Weltlage eine gar nicht so einfache Sache.

Es bleibt viel Raum, um darüber zu spekulieren, was nun Fakt oder doch nur Fake ist.

Mir hat diese Idee sehr gut gefallen. Bei manchen G’schichteln habe ich allerdings den Eindruck, sie schon irgendwo gelesen/gehört zu haben. Also doch echt?

Das Buch eignet sich ob seiner gediegenen Ausstattung (Hardcover plus Lesebändchen) als perfektes Mitbringsel.

Fazit:

Gerne gebe ich diesen mit viel Charme und Witz erzählten Kurzgeschichten 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.05.2022

Liebesverwirrungen à la Shakespeare

Die Ladys von Somerset – Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich
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Schauplatz dieses Romans ist England. Man schreibt das Jahr 1807. Durch Napoleons Kontinentalsperre haben einige Wirtschaftstreibende ihr Vermögen verloren. So auch Emmas Vormund. Er landet im Gefängnis ...

Schauplatz dieses Romans ist England. Man schreibt das Jahr 1807. Durch Napoleons Kontinentalsperre haben einige Wirtschaftstreibende ihr Vermögen verloren. So auch Emmas Vormund. Er landet im Gefängnis und die theaterbegeisterte junge Frau auf der Straße. Kurz entschlossen nimmt sie eine Stelle als Gesellschafterin bei der verwitweten Lady Darlington an. Die Witwe beauftragt Emma ihre ältere Tochter Anthea mit dem reichen Gutsbesitzer Mr. Livingston zu verkuppeln. Allerdings begegnen sich die beiden mit gegenseitigem Desinteresse.

Weil Emma davon träumt, als Theaterdichterin Karriere zu machen, lässt sie Anthea und Mr. Livingston in ihrem selbst geschriebenen Theaterstück auftreten. Auch Antheas Schwester Frances und der zu Besuch weilende Frauenheld Ambrose Beauchamp erhalten ihre Rollen.

Doch die Proben entwickeln ein Eigenleben und so verliert Emma den Überblick, wessen Gefühle nun echt oder nur gespielt sind. Auch ihr eigenes Gefühlsleben gerät in Aufruhr.

Meine Meinung:

Üblicherweise lese ich Romane, die eine Ähnlichkeit mit jenen von Jane Austen haben sollen, nicht. Doch hier hat mich die Leseprobe ein wenig an Shakespeares „Sommernachtstraum“ erinnert - sowohl sprachlich als auch vom Inhalt her.

Ich habe es nicht bereut, denn ich habe ein Sittenbild der damaligen Zeit bekommen, das mir sowohl Amüsement als auch Kopfschütteln beschert hat. Amüsiert habe ich mich über die Irrungen und Verwirrungen der Protagonisten. Kopfschütteln musste ich über die Naivität der jungen Darlington-Sisters. Anthea macht im Laufe des Romans die größte Entwicklung durch, die man ihr anfangs so gar nicht zutraut.

Das Gehabe von Lady Darlington rund um ihren Mops Muzzle ist mir gehörig auf die Nerven gefallen, ist aber wahrscheinlich authentisch. Überhaupt ist Lady Darlington eine ziemlich überhebliche Person. Sie kann sich gut vorstellen, als Bäuerin über die Felder zu wandeln - allein dieser Satz zeigt, dass sie keine Ahnung vom richtigen Leben und da vor allem vom beschwerlichen Dasein der Bauern, die ja meistens Leibeigene oder Pächter sind, hat. Kleine Schafe mit einer blauen Schleife sind niedlich, große stinken. Nun ja, damit ist sie in guter Gesellschaft, hat sich ja auch Frankreichs Königin Marie Antoinette auch einen Bauernhof nachbauen lassen. Wohin das geführt hat, ist allseits bekannt.

Die einzelnen Charaktere sind die Summe ihrer Erfahrungen und leben in ihrer eigenen kleinen Welt. Was nicht sein darf, existiert einfach nicht.

Mir hat dieser Ausflug ins 19. Jahrhundert recht gut gefallen, was vor allem an der schönen Sprache liegt.

Fazit:

Ein Ausflug in das England des 19. Jahrhunderts in bester Tradition von William Shakespeare Komödien. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.05.2022

Fesselnde Einblicke

Die Macht der Geheimbünde
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Geheimbünde üben seit je her eine gewaltige Faszination auf jene Menschen aus, die kein Mitglied dieser Klubs sind. Je weniger Informationen über geheime Rituale oder die Mitglieder bekannt sind, desto ...

Geheimbünde üben seit je her eine gewaltige Faszination auf jene Menschen aus, die kein Mitglied dieser Klubs sind. Je weniger Informationen über geheime Rituale oder die Mitglieder bekannt sind, desto häufiger sprießen allerlei Verschwörungstheorien aus dem Boden.

Dem Autor und Journalisten Hannes Kohlmaier ist es gelungen, exklusiven Zutritt zu den Räumen diverser Geheimbünde zu erhalten. Er durfte auch an der einen oder anderen Zeremonie teilnehmen.

Welchen Geheimbünden war er nun auf der Spur? Und was ist die Quintessenz aus seiner Recherche?

In vier großen Kapiteln lässt er uns an seinem Insiderbericht teilhaben, wenn er über bekannte und weniger bekannte Geheimgesellschaften schreibt. Der wohl bekannteste Geheimbund sind wohl die Freimaurer sowie die Rosenkreuzer. Der Bund der Kabbala ist hauptsächlich durch das rote Bändchen, das Show-Größen wie Madonna an ihrem Handgelenk tragen, bekannt geworden. Im vierten Kapitel stellt Hannes Kohlmaier einige ziemlich unbekannte Gruppierungen vor. Oder hat irgendwer schon von den „Guglmännern“ gehört? Oder von den „Schlaraffen“? Manche dieser Geheimgesellschaften haben gerade einmal ein paar Dutzend Mitglieder. Damit kann kaum ein politischer Umsturz bewerkstelligt werden.

Meine Meinung:

Wer hier sensationslüstern Neues über die geheimen Rituale der Freimaurer oder Rosenkreuzer erwartet, wird ein wenig enttäuscht werden. Würden die Organisationen alle ihre Geheimnisse oder ihre Mitgliederlisten offenlegen, ginge der Nimbus des Geheimnisvollen verloren, der Teil des Mysteriums „Geheimbünde“ ist.

Apropos Mitgliederlisten: natürlich werden nur jene Namen genannt, die ohnehin bekannt sind wie Mozart oder Angelo Soliman.

Die viel zitierte Weltverschwörung der Freimaurer kann auch hier nicht nachvollzogen werden. Der Vorwurf, dass man einem Bruder hilft, der in Not geraten ist? Klaro, soll auch bei Freunden oder in anderen Kreisen wie z.B. Bei der Feuerwehr üblich sein. Wenn ich einen guten Handwerker brauche, frage ich auch Bekannte oder Freunde, ob sie wen kennen, der ordentliche Arbeit leistet, bevor ich das Telefonbuch oder Internet zurate ziehe. Das Verraten von Insiderwissen, das zu mehr Wohlstand führt? Solche Tipps orte ich eher im parteipolitischen Klüngel, als bei den Freimaurern. Postenschacher - hat wenig mit Geheimbünden als mit Seilschaften anderer Art zu tun.

Für Leser, die sich noch nicht mit den Freimaurern oder ähnlichen Klubs beschäftigt haben, ist dieses Buch ein gelungenes Einsteigerwerk. Für mich hat sich bis auf die „Schlaraffen“ wenig Neues eröffnet.

Die Fotos in der Mitte des Buchs geben einen Einblick in die eine oder andere Versammlungsstätte.

Fazit:

Für Einsteiger in die Materie ein gelungenes Buch, für jene, die sich schon länger mit dem Thema beschäftigen, ist die Öffnung dem Journalisten gegenüber vielleicht ein Novum. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 08.05.2022

Schauplatz Zürich

Der Kalmar
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In diesem 3. Fall für das Zürcher Privatermittler-Duo Marisa Greco und Bashir Berisha kreuzen sich ihre Wege nicht nur abermals mit Joy (der Prostituierten aus dem ersten Fall) sondern auch mit dem Auftragskiller ...

In diesem 3. Fall für das Zürcher Privatermittler-Duo Marisa Greco und Bashir Berisha kreuzen sich ihre Wege nicht nur abermals mit Joy (der Prostituierten aus dem ersten Fall) sondern auch mit dem Auftragskiller Herbert „Kalmar“ Russo. Der soll nämlich, nach Jahren des „Schläfertums“ den Mafioso Lorenzo Sposato, der in der Schweiz untergetaucht ist, eliminieren. Doch Russo scheint ein wenig aus der Übung zu sein, denn der umtriebige Sposato, der ohne sein Gesicht zu zeigen, in einer Kochshow auf You Tube kocht, entwischt ihm gleich mehrmals. Also Pleiten, Pech und Pannen für Russo, der um seine Familie fürchten muss, wenn es ihm nicht gelingt, seinen Auftrag auszuführen.

Es scheint, als hätte der Chef von Antonio Greco, Gelder der Mafia in Schweizer Immobiliengeschäften gewaschen und Marias Mann ist ihm auf die Schliche gekommen. Doch dann stirbt Antonio bei einem Autounfall und hinterlässt ein veritables Schlamassel. Marisa steht nun mit dem gemeinsamen Sohn Luca alleine da und muss die Scherben aufsammeln. Ihr zur Seite steht wie immer Bashir Berisha, ihr verlässlicher Partner der „Agentur für unliebsame Angelegenheiten“.

Werden sie Herbert Russo, dem Kalmar entkommen und schießt sich der Pechvogel selbst ins Knie?

Wer die Auflösung wissen will, muss diesen Krimi lesen.

Meine Meinung:

Wie es der geneigte Leser schon erahnen kann, war Antonio Greco den Mafia-Millionen auf der Spur. Es folgen mehrere Handlungsstränge, von denen einer den Umgang der ach so korrekten Schweizer mit illegalen Einwanderern pflegen: Ausgebeutet, zur Prostitution gezwungen und der Willkür der Besitzenden ausgeliefert - so sieht die „glamouröse Zukunft“ der Immigranten aus, die aus aller Herren Länder nach Europa kommen, um ein besseres Leben zu finden.

Manchmal musste ich schon recht schmunzeln, wenn dem „Kalmar“ sein Opfer wieder entwischt ist. Da klauen bekiffte Girlies sein Auto oder ein Partygast fuchtelt mit Russos Pistole herum. Doch angesichts der Lage von Joy und ihrer Schwester bleibt einem das Lachen im Hals stecken.

Ich werde mir noch die beiden Vorgänger („Der Schwur“ und „Das Gebot“) besorgen, denn dieser 3. Fall macht neugierig auf den Beginn der Reihe.

Fazit:

Ein Zürich-Krimi, bei dem man Schmunzeln kann, der aber auch ernste Töne beinhaltet. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 02.05.2022

Komplexer Krimi

Mord zur Apfelblüte
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Im Alten Land, dem riesigen Obstgarten von Hamburg wird die verstümmelte Leiche eines Mannes gefunden. Es dauert bis Berlotti und sein Team Anhaltspunkte für dieses Verbrechen finden. Die Spuren führen ...

Im Alten Land, dem riesigen Obstgarten von Hamburg wird die verstümmelte Leiche eines Mannes gefunden. Es dauert bis Berlotti und sein Team Anhaltspunkte für dieses Verbrechen finden. Die Spuren führen nach Leipzig in die Archive der Staatssicherheit und fördern gut gehütete Geheimnisse der ehemaligen DDR ans Tageslicht.

Die Ermittlungen werden durch rechtsextremistische Anfeindungen, denen Berlotti ausgesetzt ist, überschattet. Wer zieht hier die Fäden? Und warum?

Meine Meinung:

Das ist mein erster Krimi aus der Reihe Gabriele Berlotti. Berlotti stammt aus Italien, legt Wert auf die italienische Form seines Vornamens und hat privat mit allerlei Sorgen zu kämpfen. Da sind zum einem seine Eltern und zum anderen eine Vielzahl von Schicksalsschlägen, die wohl nicht ganz zufällig passieren. Wem ist Gabriele so auf die Zehen getreten, dass mehrer Anschläge auf sein bzw. die Leben seiner Lieben verübt werden? Hier in diesem zweiten Band wird das Geheimnis noch nicht gelüftet. Da müssen wir Leser wohl oder übel auf einen dritten Band warten.

Üblicherweise habe ich kein Problem, quer in eine Reihe einzusteigen, aber diesmal fehlen einfach die Hintergrundinformationen. Man erfährt nur, dass im ersten Fall („Tod im Alten Land“) während des Verhörs durch Berlotti ein Verdächtiger aus dem Fenster gesprungen ist, und dabei ums Leben gekommen ist.

Gabriele Berlotti ist ein Familienmensch. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum ein erwachsener Mann noch immer bei seinen Eltern wohnt. Hier scheint der Autor ein wenig mit dem Klischee der überbordenden italienischen Mamma zu spielen, die unbedingt ihrem Sohn die passende Frau aussuchen will. Das sorgt für Schmunzeln.

Der Kriminalfall selbst hat ein reales Vorbild, der an Tragik kaum zu überbieten ist, zeigt er doch das unmenschliche Regime der DDR.

Fazit:

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Ich muss unbedingt den ersten Band besorgen, um die Charaktere gut einordnen zu können. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.